18.05.2013
Ponyville Confidantal ca. 19:28
Schreibmaschinen, sind, wie wir dank der Folge Ponyville Confidential wissen, womit Ponies arbeiten, womit Ponys noch immer schreiben.
Und auch bei uns dominierten diese über hundert Jahre mechanischen, später elektromechanischen Geräte die Textproduktion im kleinen Rahmen, nicht im privaten, handschriftlichen, auch nicht im großen Stile der Massenproduktion und trotzdem verdanken wir so vieles diesen einst in jedem Haushalt vorhandenen Geräten, sei es an Literatur, an wirtschaftlichen Aufschwung, an Fortschritt in Forschung und Technik. Vieles war nur ermöglicht worden, durch die Möglichkeit mit sauberen Typen Texte zu produzieren.
Schreibmaschine von Hermann Hesse
Selbst unsere heutige Standardtastaturanordnung QWERTY geht nur darauf zurück, dass bei der Anordnung der Typenhebel darauf geachtet werden musste, dass selbst beim schnellen Tippen die Hebel sich möglichst selten miteinander verkeilten. Eine Voraussetzung, damit überhaupt erst schnell getippt werden konnte.
Mit dem Aufkommen der Elektronik, mit den Computern, den Rechnern, verschwanden die Schreibmaschinen nach und nach, unterlagen der nächsten Generation verständlicherweise durch ihre immanenten Nachteile, des Produktionsaufwandes – wegen dem heute weltweit keine Schreibmaschinen mehr produziert werden – des höheren Wartungs- und Pflegeaufwandes, der Beschränkung auf einen Typensatz, eine Schriftgröße, den Einschränkungen in gestalterischen Mitteln.
Und natürlich allen aufführbaren Gründen vorweg: Die fehlende Möglichkeit zur schnelle und einfachen Korrektur.
Ja, die Elektronik hat sie verdrängt, aber noch immer gibt es sie da draußen, noch immer gibt es ein paar, klackern, klicken und klingeln vor sich hin beim Tastenanschlag, beim Erreichen des Seitenendes, funktionierend ohne Strom, nur einen Bogen Papier benötigend um nachvollziehbar, sichtbar, verständlich ihren Dienst zu tun:
Ein Druck auf eine Taste setzt einen Hebel in Gang, der mit Geschwindigkeit, Kraft und Druck auf ein Farbband trifft und von diesem an erhöhten Stellen der Type ein gespiegeltes Abbild aus Tinte auf das eingespannte Papier drückt, wo man hier und heute, bei der Elektronik, durch einen Tastendruck nur noch in geradezu unheimlicher Geisterhaftigkeit die Buchstaben plötzlich auf dem Bildschirme erscheinen sieht.
Eine gute Schreibmaschine hält ein Leben lang.
(Nur neue Farbbänder zu bekommen, ist ein Problem.)
Inspiriert durch Threads wie Alte Waffen, frage ich nun, nach dieser lange, langen Einleitung:
Wer kennt sie noch?
Wer hat noch eine?
Und wer benutzt sie noch?
Oder kennt ihr noch jemanden der sie benutzt?
Meiner einer besitzt zwei Schreibmaschinen, der spätesten Generationen, noch rein mechanisch, aber bereits durch die lange, lange Erfahrung ausgetüftelt ohne Ende:
Eine Brother Deluxe 879 (ca. 1972):
Spoiler (Öffnen)
Spoiler (Öffnen)
Und eine Hermes Baby (irgendwann zwischen 1935 und 1989)
Ein kleines, recht bekanntes Schreibmaschinemodell. Ernest Hemingway schrieb unter anderem auf einer Hermes Baby. Meine ist fest in dem Koffer integriert.
Spoiler (Öffnen)
Spoiler (Öffnen)
Auch im Studium sind sie mir noch einmal begegnet, in Form von Formatierungsrichtlinien für Hausarbeiten. Tatsächlich gibt es dort bei uns am Deutschen Institut noch bestehende anzuwendende Regeln für diesen Fall einer auf Schreibmaschine verfassten Hausarbeit.
Anmerkung:
Als ich überlegte dieses Thema zu erstellen drängt sich mir die Frage auf, wohin damit – Es ist kein Smalltalk, garantiert kein Spaß und Sonstiges, zwar Technik, sogar irgendwie Kommunikationstechnik aber keine Technik im Sinne des Internet & Technik-Bereichs.
Dann las ich die Beschreibung des Bereiches von Musik & Literatur: Lieder, Bücher, Comics, Instrumente, DJs, Bands und Autoren – und es war klar hier gehört dieses Thema hinein, denn was ist denn die Schreibmaschine anderes, als das Instrument der Schrift schlechthin?
Und tatsächlich sind sie auch ein Instrument, wie Leroy Andersen bereits bewies:
The Typewriter - Leroy Anderson (Öffnen)