(29.05.2013)Baron von Toll schrieb: [ -> ]Stolz, der
a) ausgeprägtes, jemandem von Natur mitgegebenes Selbstwertgefühl
b) Selbstbewusstsein und Freude über einen Besitz, eine [eigene] Leistung
Stolz beschreibt also einerseits eine Charaktereigenschaft (Das natürliche Selbstbewusstsein) und andererseits einen Status (Selbstbewusstsein und Freude über etwas).
Man muss es entsprechend getrennt betrachten, da die Bedeutungen trotz Parallelen doch unterschiedlich sind.
Erstere ist sehr wichtig und wohl in bei jedem Menschen vorhanden. Es kommt darauf an wie stark der Stolz nun ausgeprägt ist, aber ein Selbstbewusstsein ist grundsätzlich eine gute Sache und hilft für die eigene Zufriedenheit, das Durchsetzungsvermögen, die Ausstrahlung etc. Ein gesundes Maß an Stolz ist also erstrebenswert. Sowohl zu wenig Stolz (=> mangelndes Selbstbewusstsein) als auch zu viel Stolz (=> Selbstüberschätzung) sind im Endeffekt schädlich und bieten Konfliktpotential. Stolz als grundsätzlich schlecht anzusehen halte ich entsprechend für falsch.
Zweitere Bedeutung ist genauso im Grunde etwas gutes: Freude und Selbstbewusstsein durch Leistungen / Besitz. Wieso sollte man das den Menschen nehmen, wenn es doch gute Eigenschaften sind. Hier gilt nur dasselbe wie oben: Zuviel Stolz führt zur Selbstüberschätzung und Missschätzung anderer. Da dies auch ein Kollektivstolz zulässt (Stolz über den selben Besitz / selbe Leistung) führt es auch zu einer Zusammengehörigkeit was bei zu großen Stolz zur Ausgrenzung anderer führen kann.
Kann man Stolz auf Nationalität etc sein? Per Definition (und Praxis) ja, Nationalität zählt in weiteren Sinne zum Besitz (Deutsche Staatszugehörigkeit z.b.), das selbe gilt also auch für Stolz auf seine Kinder, sein Geschlecht, sein Aussehen...
Ist es falsch stolz darauf zu sein? Wieso sollte es falsch sein, Stolz ist etwas ganz normal menschliches und eigentlich jeder ist stolz auf solche Dinge, nur in unterschiedlichen Maße. Auch hier gilt: Extremas sind nie förderlich.
Falscher Stolz ist wie Staubi auch sagte Schwachsinn. Wenn ich auf etwas stolz bin kann es noch so hirnrissig sein, solange ich darauf stolz bin, bin ich halt stolz darauf.
Ersteres würde ich ja noch gelten lassen. Selbstwertgefühl ist etwas Gutes, solange man niemanden dabei herabwürdigt.
Die zweite These hingegen würde ich nicht gelten lassen. Denn Ausgrenzung ist Teil jeder Art von Stolz. Denn Stolz basiert ja, zumindest nach meiner Definition, auf dem "Ich hab es und du nicht Effekt".
Natürlich gibts es stärkeren und größeren Stolz, mit dem stärkere und größere Probleme einhergehen als bei weniger starken Stolz.
Aber dieses Grundproblem der Ausgrenzung wohnt im Stolz. Er gibt einen ein positives Gefühl, weil man sich als etwas besonderes durch Individualität oder Kollektivität fühlt, man grenzt aus zugunsten des eigenen Wohls.
Nimmt man dem Stolz die Ausgrenzung und fügt dem Streben nach dem Allgemeinwohl hinzu, kommt Selbstlosigkeit heraus.
Um das mal klar zu machen ein Beispiel:
Ich bin Autor und veröffentliche ein Buch.
Bin ich stolz darauf, dann hebe ich mich durch meine Fähigkeit, gut zu schreiben über andere hinweg. Ich grenze sie aus.
Freue ich mich selbstlos darüber, dann bin ich glücklich, einen Dienst an meinem Mitmenschen geleistet zu haben.
Ersteres ist schädlich für das miteinander, zweiteres ist positiv für das Miteinander.
Warum also stolz auf etwas sein, wenn ich ein Glücksgefühl haben kann, das genauso stark ist und andere mit einschließt? Es ist aus egoistischen Gründen genauso positiv. Und für alle anderen besser.