Zitat:Der Anfang der Geschichte gefällt mir beispielsweise überhaupt nicht. Er wirkt überzeichnet, wird vom Momentum her immer schneller und erinnert vom Gedankengang an das Klischee des wirren Albtraums, an dessen Ende der Protagonist schweißgebadet in seinem Bett aufwacht. Der... "Gruppenleiter" fungiert dabei als Erzähler und führt das Gespräch an. Ich schätzte mal das sollte verwirrend auf den Leser wirken, bedrängend. Ich finde es jedoch etwas zu sehr... wie soll ich es sagen... "mitten ins Gesicht". Es ist gar nicht mal das alte Show don't tell (das du hier ja explizit erzählst ist gewollt), sondern einfach die Direktheit. Du stellst Neigh nicht nur in diesen paar Sätzen vor, sondern brichst die ganze Moralschiene von einem Extrema "Wir wollen dir helfen, wir sind sowas wie Freunde" zu "du bist ein Monster, wir bringen dich um" runter. Zu schnell, zu direkt!
Dem entgegen stelle ich, dass ich genau das erreichen wollte. Dieses schneller werdende Momentum ist wiederum der Wörtervorgabe geschuldet. Ich wollte einen Aufhänger haben, an den ich die Geschichte knüpfe. Der Einstieg mit der Selbsthilfegruppe, die im Traum Platz findet, ist für mich das eindeutige Anzeichen, dass Neighly seiner Krankheit zumindest irgendwo in seinem Oberstübchen bewusst ist, was er im realen Leben ja konsequent ausblendet.
Das Wechseln der Extrema war in dieser Härte unvermeidlich, ich nenne zwei Gründe: Zum einen wollte ich es im Rahmen einer Kurzgeschichte belassen und den eigentlich unwichtigen ersten Part nicht überstrapazieren, zum anderen wollte ich dem Leser einen Schwupps kaltes Wasser ins Gesicht schmeißen, damit er merkt, dass hier ganz entschieden etwas nicht stimmt. Das war vor allem deshalb wichtig, weil zu Beginn des eigentlichen Hauptteils ja für einige Zeit nicht sehr viel geschieht.
Ich stimme dir aber insofern zu, dass es zu direkt war, und im Falle einer Fortführung würde ich diese Übergänge etwas sanfter, wenn auch nicht minder strukturiert gestalten.
Zitat:Hier musste ich ernsthaft mit den Augen rollen. D: Ich mag das Setting eines schizophrenen Mörders sehr gerne, aber ich will es nicht ins Gesicht geklatscht bekommen. Das raubt die Nähe zum Charakter. Man erfährt einfach von außen, dass er der böse Kerl ist der alle umbringt, nicht von innen. Das Interessante daran geht verloren: Die beiden konträren Seiten der Schizophrenie!
Neighly ist nicht der Mörder und auch kein böser Kerl. Das sagt er selbst und es stimmt. Wer die Ponys umbringt, ist der Krieger, nicht Neighly. Wenn wir über einen gespaltenen Geist reden, dann darfst du die beiden nicht vermischen, weil es zwei verschiedene Persönlichkeiten unter einem Hut sind. Jedenfalls Neighly ist sich nicht oder nur kaum im Klaren, dass der Krieger tatsächlich in ihm ist. Sie gleichzusetzen, ist daher ein Fehler, der vermieden werden sollte.
Zitat:Wehe wenn du in dieser Kurzgeschichte Fight Club und Memento verwurstest! >: (
Nichts liege mir ferner. Ich hatte nur schon vor langer Zeit gut Lust, einen Charakter zu entwickeln, der teilweise einfach nur Blackouts hat.
Ich weiß, ich mach mir jetzt bei dir keine Freunde, aber: ich habe "Fight Club" nie gesehen. "Memento" wiederum fand ich einfach großartig, tatsächlich hatte ich diesen Film beim Schreiben aber nicht im Sinn. Ähnlichkeiten sind von daher ungewollt.
Zitat:Interessant finde ich, dass du die Anführungszeichen weggelassen hast. Dadurch weiß man nicht, ob er das tatsächlich sagt, da es - rein äußerlich - aussieht, wie der Text, den der Erzähler wiedergibt. Was die Vermutung nahelegt, dass er der Erzähler ist und die verschiedenen Figuren, die genannt werden nur seine anderen Seiten.
Komisch. Du bist bisher der Erste, der darauf eingeht. Das allerdings gefällt mir sehr
Hat es doch einen durchaus wichtigen Aspekt, dass ich bewusst keine Anführungszeichen einfügte. Du hast da schon einige Gedanken geäußert, die in die richtige Richtung gehen. Ich habe es aus einem einfachen, für mich aber klaren Grund getan:
Wenn Neighly schon nicht weiß, welche Bahnen die richtigen sind, warum sollte es der Leser wissen?
Ich bringe den Leser quasi auf eine Stufe mit ihm. Er hat, ohne es wirklich zu wissen, zwei Untermieter im Kopf und wechselt zumindest zu einem davon am laufenden Band, dass ihm der Wechsel schon gar nicht mehr auffällt. Indem ich direkte und indirekte Rede gleichsetze, schaffe ich so gesehen einen Gleichstand. Was in meinen Augen nur fair ist.
Freut mich wirklich sehr, dass du darauf eingehst.
Zitat:Funfact: ...
Funfact: Es geht hier um Ponys. Mit Fell and stuff