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Normale Version: EU-Kommission will Zwei-Klassen-Internet
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Sopp... Hier passt das soweit ganz gut rein.

Ich habe vorhin erfahren das die EU-Kommission hat vor einigen Tagen geplant das ein Zwei-Klassen-Internet geplant. Darin wird den Anbietern gestattet das sie gegen Bezahlung den Nutzern eine schnellere Leitung zur Verfügung stellen. Abgesehen das ich bei sowas recht Schreibfaul bin und die wichtigsten Infos im Link sind (Internet sein Dank) halte ich mich einfach mal kurz.
Da es ein neuer Vorschlag ist und die EU dafür bekannt ist bei sowas recht schwammig zu sein ist meine Frage:

Was haltet ihr davon und wie würde sich sowas sich bei euch auswirken?
Eine schnellere Leitung für mehr Geld gibts schon seit langem, sowohl für Internetnutzer als auch Seitenbetreiber, jedoch haben schon seit längerem einige ISPs den Plan, bzw. tun es bereits, auch für die Durchleitung der Daten zum Kunden zusätzlich Geld zu verlangen.

(Ich hab den Spiegel Online Beitrag nicht gelesen, aber vermutlich steht so was ähnliches drin, wie ich schreibe)
Eine größere Diskussion dazu in Deutschland begann ja schon März-April, als die Telekom ihre Pläne bekanntgab, DSL-Tarife nur noch mit Volumenlimit anzubieten, aber gleichzeitig über den Umweg der "Managed-Services", einer Art "Premium-Parallelwelt-Internet", bestimmte Services von der Drosselung auszunehmen. Im mobillen Internet ist das schon seit einiger Zeit der Fall.
Solche Services sind prinzipiell auch nicht schlecht, aber da letztlich alles ums Geld geht, muss es auch einen "Anreiz" geben, diese zu nutzen, und den gibt es nur, wenn man die "nicht-zahlenden" Internetseiten und Nutzer entsprechend durch Drosselungen oder ähnliche Limits (wie bereits im Mobilfunk) diskriminiert.

In Deutschland gab es vor kurzem eine recht erfolgreiche Petition zur "Verpflichtung der Internetanbieter zur Netzneutralität", die noch nicht fertigdiskutiert ist.
siehe dazu auch im Thread: Telekom plant die verknappung des Internets den Beitrag von mir: http://www.bronies.de/showthread.php?tid=10965&pid=2255211#pid2255211

Derzeit ist es so, dass die EU zwar eine Festschreibung der Netzneutralität plant, diese jedoch nur für das "Best-Effort-Internet" gelten soll und "Managed Services" davon eben nicht betroffen sind.



Das worst case scenario wäre demnach, dass man nicht mehr frei auf sämtliche Informationen im Internet zugreifen kann, sondern abhängig vom Internetanbieter und Tarif nur ein "eingeschränktes" Internet hat.
Das EU-Parlament hat eine äusserst Schwammige Gesetzesvorlage zur Netzneutralität Verabschiedet, worüber sich die Telekom sofort gefreut hat.
Diese Lamentiert bereits über Umsatzbeteiligungen an Unternehmen, die hohe Datenmengen Versenden wie bspw. Steam oder Onlinegaminganbieter Twilight: No, Really? .
Netzneutralität: Europaparlament beschließt umstrittene Internet-Regeln
Netzneutralität: Telekom plant Internet-Maut
Zitat:Im Mai wird das Parlament neu gewählt, Albrecht hofft danach auf einen neuen Vorschlag

Das einzig demokratisch direkt vom Volk gewählte Organ der EU, das Parlament, wird demnächst neu besetzt. Eventuell erinnert sich dann noch der eine oder andere, welche Abgeordnete tatsächlich welche Einstellung zu diesem Thema vertreten (haben) und lässt dies in die eigene Entscheidung einfließen.

Die Mehrklassen-Gesellschaft im Internet gab es schon immer, gegen nötiges Kleingeld bekommt man als Unternehmen schnell eine garantierte Bandbreite z.B. zwischen Firmenstandorten oder Rechenzentren, ohne selbst Leitungen legen zu müssen. Hierfür werden dann auch wirklich eigene Datenpakete bevorzugt bei Verstopfungen an Knotenpunkten der ISPs durchgeleitet.

Wie sich Telekom und Co. vorstellen, überhaupt diese bevorzugte Weiterleitung zum Endkunden am Telefonanschluss zu Hause technisch umzusetzen, frage ich mich allerdings doch. Entgegen vordefinierter Routen zwischen festgelegten Knotenpunkten mit vorhersehbaren Datenraten wäre dies ein immenser technischer und organisatorischer Aufwand. Jeder offizielle und inoffizielle Proxy (diverse ISPs haben solche, um sich Bandbreite bei populären Streams/Videos zu sparen) müsste bekannt und entsprechend konfiguriert sein, um in dem ansich primitiven Netzwerk namens Internet als "zu bevorzugend" markiert und verarbeitet werden zu können.

Man stelle sich vor, die teuer verkaufte "Bevorzugung" des Traffics von Youtube ist nachweisbar nicht vorhanden für viele Internetanschlüsse, nur weil diese auf einer anderen Route liegen, hinter Proxys der selben oder anderer ISPs etc?

Die einzigen technisch umsetzbaren Vorschläge der Telekom sind die bereits genutzten "fast lanes" zwischen definierten IPs/Systemen von Firmen, bereits jetzt gegen Bezahlung zu erhalten und sehr sinnvoll, z.b. für Inter-Banken-Datenverkehr oder Verbindung zu Backup-Rechenzentren großer Unternehmen. Oder die Drosselung von Internetzugängen rein basierend auf Datenvolumen, wie es ebenfalls offenbar in manchen Ländern gängige Praxis ist. Alles andere ist mMn. nur der Versuch eine nicht messbare/durchführbare Leistung Unternehmen aufzuzwingen in der Hoffnung deren Gewinne mitzuschneiden (anteilsmäßige Beteiligung am Gewinn, are you serious? Disgust )
(30.10.2015)Evenprime schrieb: [ -> ]Alles andere ist mMn. nur der Versuch eine nicht messbare/durchführbare Leistung Unternehmen aufzuzwingen in der Hoffnung deren Gewinne mitzuschneiden (anteilsmäßige Beteiligung am Gewinn, are you serious?  Disgust  )

Die Telekom faselt in ihrer Ausführung von Umsatz, nicht von Gewinn.
Für Unternehmen, die zwar viel Umsatz machen, aber gerade so noch eine Schwarze Zahl beim Gewinn Aufweisen eine Katastrophe.
(30.10.2015)Evenprime schrieb: [ -> ]Die einzigen technisch umsetzbaren Vorschläge der Telekom sind die bereits genutzten "fast lanes" zwischen definierten IPs/Systemen von Firmen, bereits jetzt gegen Bezahlung zu erhalten und sehr sinnvoll, z.b. für Inter-Banken-Datenverkehr oder Verbindung zu Backup-Rechenzentren großer Unternehmen.

Oder für Telefonie ... die wird ja auch nicht mehr wirklich separat geroutet.
Hmm, wenn man diese Entscheidung rein technisch betrachtet, ist die eigentlich gar nicht so schlimm - es ist z.B. in der Tat sinnvoll, dem Datenverkehr, der auf niedrige Latenzzeiten angewiesen ist, wie VOIP, Online-Spiele oder SSH/RDP/VNC eine höhere Priorität zu geben, als den Applikationen, bei denen Latenzzeiten nicht so wichtig sind (wie FTP/WebDAV/HTTP). Aber so was darf auf keinen Fall durch Regierung geregelt werden - QoS soll eine interne Angelegenheit jedes Diensteanbieters sein, die mit den Kunden vereinbart werden soll.

Idealerweise soll auf dem Router, der beim Kunde zu Hause steht, die entsprechende QoS-Labels gesetzt werden, so dass die Hardware auf der Seite des Anbieters die Priorität des Datenverkehrs anhand dieser Labels bestimmt. Das wäre meiner Meinung nach fair. Für die Benutzer, die nicht so fortgeschritten sind, kann man ja auch immer die Standardeinstellungen reinprogrammiern.

(30.10.2015)Evenprime schrieb: [ -> ]Wie sich Telekom und Co. vorstellen, überhaupt diese bevorzugte Weiterleitung zum Endkunden am Telefonanschluss zu Hause technisch umzusetzen, frage ich mich allerdings doch.
http://www.cisco.com/c/en/us/support/docs/quality-of-service-qos/qos-policing/19645-policevsshape.html
https://kb.juniper.net/library/CUSTOMERSERVICE/technotes/350141.pdf
Man kann sich immer mit seinen Upstream/Downstream-Kollegen auf bestimmte QoS-Labels und ihre Bearbeitung eignen. Vergesse auch nicht, dass Telekom bei den Endkunden Circuit-Switching einsetzt, wo die Reglung von Datenraten relativ einfach implementiert werden kann.

(30.10.2015)Evenprime schrieb: [ -> ]Jeder offizielle und inoffizielle Proxy (diverse ISPs haben solche, um sich Bandbreite bei populären Streams/Videos zu sparen) müsste bekannt und entsprechend konfiguriert sein, um in dem ansich primitiven Netzwerk namens Internet als "zu bevorzugend" markiert und verarbeitet werden zu können.
Was haben bitte Proxys damit zu tun? Shaping und Policing implementiert man auf Routers. Sogar chinesische DLinks unterstützen shaping/policing/qos, geschweige von den Spielzeugen wie Cisco/Juniper, die bei den ISPs eingesetzt werden.
(31.10.2015)bisty schrieb: [ -> ]Idealerweise soll auf dem Router, der beim Kunde zu Hause steht, die entsprechende QoS-Labels gesetzt werden, so dass die Hardware auf der Seite des Anbieters die Priorität des Datenverkehrs anhand dieser Labels bestimmt. Das wäre meiner Meinung nach fair. Für die Benutzer, die nicht so fortgeschritten sind, kann man ja auch immer die Standardeinstellungen reinprogrammiern.

... Dir ist schon klar, daß das nur dazu führt, daß die "schlauen" Kunden dann die Priorität aller Pakete auf maximal setzen? Das klappt mit Telefonie und IPTV ja nur deshalb, weil das in andere VPNs geht, mit denen der Kunde nix anderes anfangen kann.