Ich musste meine Reise mit Fedora leider frühzeitig abbrechen. Und was muss ich sagen, es hat alles Andere als einen guten Eindruck bei mir hinterlassen. Für's Protokoll, diese Erfahrungen tat ich mit einem 2015er-MacBook Pro.
Die Installation am Anfang war immerhin kurz und schmerzlos. Ein bisschen die (etwas unterdimensionierte) Festplatte verkleinert und dann Fedora in den leeren Platz eingesetzt. Die Oberfläche war zudem ziemlich scharf und recht gut für hochauflösende Monitore geeignet, Skalierung funktionierte an manschen Stellen besser als unter OS X, welches ohne Rücksicht auf Verluste die "dargestellte" Auflösung mal 4 nimmt.
Ich hatte vor einiger Zeit mal folgendes Argument gelesen:
(06.09.2015)Pulse Wave schrieb: [ -> ]Währenddessen kannst du das Live-System nutzen, um z. B. dich im Netz rumzutreiben oder auch Dokumente zu bearbeiten, die du auf USB-Stick oder so hast.
Ja, stimmt, konnte man. Allerdings frage ich mich weiterhin, wozu. Die Änderungen, die während der Installation am System vorgenommen werden, werden eh nicht übernommen und es ist grenzwertig unmöglich, dass irgendjemand Zeit genug hat, ein Betriebssystem zu installieren, aber nicht genug Zeit hat, um während besagter Installation mal nicht an irgendwelchen Dokumenten rumschreiben zu müssen.
Als die Installation dann durch war, landete ich auf einer DOS-ähnlichen Liste, wo ich zwischen Fedora und OS X wählen konnte. Nur, die Einträge für OS X funktionierten nicht. Wollte ich also nun auf OS X booten, müsste ich die Alt-Taste beim Start gedrückt halten, um in's UEFI zu gelangen. Nun gut, gibt schlimmeres und ich wollte es eigentlich eh vermeiden, auf OS X zu booten.
Ich wählte die Cinnamon-Oberfläche, da sie die größte Menge an für mich brauchbarer Software mitgebracht hatte, auch wenn mir persönlich die KDE-Oberfläche immer noch besser gefällt. Was ich allerdings umgehend änderte waren die ständigen Geräusche, die die Oberfläche gemacht hatte, und eine Invertierung der Scrollrichtung auf dem Trackpad, damit man eine Seite "schiebt" und nicht "zieht". Was sich leider nicht abschalten lies, war das für das Force Touch-Trackpad bekannte simulierte Klickgeräusch, welches ich unter OS X maximal leise gestellt hatte. Die Funktionstasten wurden jedoch korrekt angesprochen, sogar die Tastaturhelligkeit konnte ich regulieren.
Die Reise auf Fedora ging ganz okay los, vor allen Dingen gibt es Google Chrome für Linux, was mich dann doch überrascht hatte. Ich musste die Installation zwar zweimal ausführen, aber okay, danach ging es.
Kaum war das durch, gingen die ersten Probleme los. Ich habe mich schon vor Jahren auf OneDrive standardisiert, da ich dort insgesamt 130GB an möglichem Speicher zur Verfügung habe. Es fand sich zwar ein Tool, das Onedrive einbinden würde, allerdings musste ich hierfür in das Terminal. Die Installation funktionierte zudem nicht einmal nach dem vierten Ansatz und ich gab mich dann mit der Weboberfläche zufrieden. Strike 1.
Als nächstes wollte ich Steam installieren. Geht aber nicht, dafür muss man erstmal ins Terminal, um RPM Fusion zu installieren. Steam selbst musste ich dann auch als Paket über das Terminal ziehen. Dieselbe Tour jeweils bei Keepass und VLC. Immerhin konnte man dann Spiele über Steam problemlos laden und 78 Spiele in meiner Bibliothek waren Linux-kompatibel. Allerdings skalierte die Oberfläche nicht, weswegen sämtlicher Text winzig war. Half-Life 2 lud dann aber korrekt und lief bei mittleren Einstellungen und 2560x1600 bei 60 FPS. Auf OS X konnte ich es noch bis auf Hoch einstellen, bevor die Bildrate abfiel. Na gut, wie gesagt, Linux ist nicht zum Zocken gedacht und die Sache war eher als Test gemeint.
Weitere Ärgernisse waren die ungewöhnlich stark aufdrehende Lüfter und ständig aufploppende Fehlermeldungen, welche in ihrer Detailreiche etwa so waren:
Mir wurde zwar gesagt, dass dnf schwieriger zu bedienen war als apt, aber nach einigen Malen
sudo dnf install <Paket> ging es dann doch.
Ab hier ging es dann richtig los. Ich hatte vor, nächste Woche den Mac mit Fedora zur Uni zu nehmen. Ich klappte das Gerät zu und ging zu Abend essen. Als ich es wieder aufklappte, war die Funkverbindung weg. Ganz. Ich musste den Computer neustarten, damit das Wifi-Modul wieder anging. Jemand sagte mir dann zwar, dass dies damit zusammenhinge, dass es für das Wifi-Modul in MacBooks keine freien Treiber gäbe, es dafür jedoch eine Anleitung gäbe. Bitte was? Das Wifi-Modul ist von Broadcom! Mir wurde zwar auch gesagt, dass sich Macs generell für Linux schlecht eignen würden, allerdings kontere ich die Aussage damit, dass sich die Community hier das Apple-Prinzip zum Vorteil machen könnte: Sie wissen genau, was für Teile in den Macs steckt, dafür kann man optimieren. Sind teils nur leicht abgewandelte Off-the-Shelf-Teile. Ein Mac ist strenggenommen ein stinknormaler Wintel-PC, der Windows teils besser und zuverlässiger ausführen könnte als ein normaler PC.
Ach ja, die Reparatur muss über's Terminal durchgeführt werden und funktionierte auch nach mehreren Anläufen nicht, was bedeutete, dass ich keinen Internetzugang mehr hatte und nun faktisch das Betriebssystem neu installieren müsste. Strike 2.
Aber damit nicht genug, Fedora musste sich auch noch ungemein ins System klemmen, weil seine Partition als LVM definiert war. Möglicherweise kombiniert mit der durch FileVault verschlüsselten OS X-Partition war ich letztendlich gezwungen, die ganze Festplatte plattzumachen und OS X aus einem glückerweise aktiv gewarteten Time Machine-Backup wiederherzustellen, weswegen ich keinerlei meiner Daten verloren hatte. Strike Out.
Ganz ehrlich, wenn das die Linux-Erfahrung sein soll, dann wundert mich die winzige Verbreitung des Systems kein Stück. Vielleicht funktioniert es mit generischeren PCs oder anderen Distros besser, aber Linux hat bei mir erstmal einen ziemlich bitteren Beigeschmack hinterlassen. Die ganze Geschichte lehrte mich das "It just works"-Prinzip von OS X nochmal richtig schätzen zu lernen. Wenn man erstmal ein Betriebssystem bändigen muss, bevor man es sich so zusammenbauen kann, wie man das will, dann läuft irgendwas falsch.