29.04.2014
Moin
Ich beginne gerade, mich in die Thematik vom Nah-Ost-Konflikt zu arbeiten. So ganz genau wusste ich ja bislang nicht, was da Sache ist, nur dass manche auf Seiten Israels stehen und manche nicht, naja, egal.
Jedenfalls war das so, wenn ich das richtig verstanden habe:
Cut. Bis hier hin erstmal. Was nach dem Ausbruch des Palästina-Krieges geschah, soll bei meiner Frage erstmal nicht interessieren. Es geht um die Zeit davor.
Ich frage mich nämlich, ob die Juden/Israeliten - als Volk gesehen, nicht als Religionsgemeinschaft - überhaupt den Anspruch darauf hatten, sich einfach in diesem fremden Land anzusiedeln und einen eigenen Staat zu errichten.
Ich meine, zum einen wurde das ja mit historischem Recht bzw. Anspruch begründet. In Palästina war einst die Ur-Heimat der Israeliten gewesen, bis in die Antike hatten sie ja immer dort gelebt. Ihre ganzen heiligen Orte und Stätten befinden sich dort und irgendwie ist das Volk in seiner Kultur ja mit der Gegend verbunden. Außerdem ist Palästina doch daher das nahe liegendste, wenn man fragt, wo die in der ganzen Welt verstreuten Juden eigentlich ihr Heimatland haben...
Gleichzeitig ist das mit dem historischen Anspruch aber auch so eine Sache. Immerhin war Palästina seit dem Mittelalter von muslimischen Arabern bewohnt, und die waren nun im 20. Jahrhundert ebenso, wenn nicht noch mehr, mit und in dieser Gegend verwurzelt. Es lebten ja auch anfangs schlicht keine Juden dort, ansonsten könnte man mit der selben Begründung "Das war mal unsers, auch wenn keiner von uns mehr dort lebt!" als Deutscher doch auch Ostpreußen zurück verlangen, und das ist doch Schwachsinn...
Scheint mir also eine ganz komplizierte Sache zu sein. Ich meine, es ist doch falsch in ein fremdes Land zu gehen, die ansässige Bevölkerung teils zu vertreiben, einfach einen eigenen Staat zu gründen und somit den verbliebenen Ansässigen seine Regeln aufzudrücken. Gleichzeitig kann ich die Sehnsucht der Zionisten nach einer jüdischen Heimat verstehen, und das war nun mal originaler Weise Palästina - was doch aber ersteres nicht rechtfertigt, tut es bei anderen Staaten doch auch nicht... war der Anspruch an das Heimatland also nun nach 2000 Jahren verflogen, oder bestand er noch?
Vielleicht könnt ihr mir da Antworten geben.
LG, Hathagat
Ich beginne gerade, mich in die Thematik vom Nah-Ost-Konflikt zu arbeiten. So ganz genau wusste ich ja bislang nicht, was da Sache ist, nur dass manche auf Seiten Israels stehen und manche nicht, naja, egal.
Jedenfalls war das so, wenn ich das richtig verstanden habe:
Wie es zum Nah-Ost-Konflikt kam (Öffnen)
Seit der Antike waren die Israeliten ja aus der Region "Palästina" (die damals noch nicht so hieß, egal) vertrieben wurden oder ausgewandert und hatten sich in der ganzen Welt verstreut und angesiedelt. Seit dem Mittelalter war das Land von muslimischen, genauer gesagt arabischen, Stämmen besiedelt.
Im 19. Jahrhundert dann entstand unter den Juden in aller Welt allmählich die Bewegung des "Zionismus", der für diese Menschen einen eigenen Nationalstaat wollte - und zwar da, wo die Juden ja ihre Urheimat besessen hatten, im mittlerweile muslimischen Palästina. Dies gehörte zu der Zeit zum Reich der Osmanen, die selbst zwar auch Moslems, aber keine Araber waren.
Die ersten Juden zogen in der Zeit schon nach Palästina.
Dann kam der 1. Weltkrieg. Die Osmanen waren Verbündete von Deutschland und Österreich-Ungarn, während die Araber - die ihre Unabhängigkeit vom osmanischen Reich wollten - zusammen mit den Briten kämpften, die in der Gegend koloniale Interessen hegten, und natürlich Feinde Deutschlands und Österreichs waren. Die Briten versprachen also den Arabern für deren Unabhängigkeit zu sorgen, wenn sie mit ihnen kämpfen würden.
Gleichzeitig gab es da eine relativ schwammig formulierte Erklärung (die sog. "Balfour-Deklaration") der britischen Regierung, die den Juden Unterstützung bei der Besiedelung in Palästina zusprach. Die Zionisten sahen das als Versprechen auf einen jüdischen Staat.
Zum Ende des Krieges hin hatten die Briten mit Hilfe der Araber das osmanische Reich weitestgehend erobert und entmachtet. Während erstere weiterhin die ganzen Gebiete besetzt hielten, beriefen zweitere schon mal eine vorläufige Regierung in ihren Landen ein.
Auf einem Friedenskongress gab diese vorläufige arabische Regierung den Zionisten das Versprechen, dass sie einen jüdischen Staat in Palästina errichten dürfen - unter den beiden Voraussetzungen, dass 1. die Moslems weiterhin über ihre Heiligtümer dort bestimmen durften und 2. die ganze Aktion erst los gehe, wenn die Araber ihre endgültige Unabhängigkeit hätten. Denn noch waren diese ganzen Gebiete ja von den Briten besetzt...
Doch diese arabischen Regierungen waren wohl etwas vorschnell gegründet wurden, denn 1920 kam der Völkerbund daher und gab erstmal den Briten die Herrschaft über Palästina, anstatt den Arabern.
In den 20ern, 30ern und während des Holocausts siedelten immer mehr Juden nach Palästina, das von arabischen Palästinensern bewohnt, aber von den Briten beherrscht wurde. Das sorgte natürlich für Konflikte, da natürlich Misstrauen gegenüber den Fremden herrschte, aber auch viele Araber von ihrem von Juden aufgekauften Grund vertrieben wurden.
Nach dem Krieg wollten die Briten Palästina nicht mehr haben. Sie ließen die UNO entscheiden, was mit dem Gebiet passieren sollte. Diese beschloss einen Teilungsplan: Manche Teile Palästinas sollten arabisch bleiben (dazu zählt der Gaza-Streifen und West-Jordan-Land), ein unabhängiger palästinensischer Staat, wie ihn sich die dortigen Araber schon lange gewünscht hatten. Wieder andere Teile Palästinas sollten zum neuen jüdischen Staat (Israel) werden, wie ihn sich die Zionisten schon lange gewünscht hatten. Jerusalem lag mitten drin, und weil es für Juden und Moslems gleichermaßen wichtig war, sollte es zu keinem Staat gehören, sondern von den vereinten Nationen verwaltet werden.
Manchen gefiel dieser Teilungsplan, vielen anderen nicht. Zionistische Hardliner fanden, dass die Gebiete für die Juden zu klein waren. Dagegen waren die Araber, vor allem die in den israelischen Gebieten, unglücklich mit dem Plan, denn sie fühlten sich vernachlässigt - waren sie doch immer noch in der Überzahl in diesem jüdischen Staat. Zudem meinten die Araber, dass die jüdischen Staats-Gebiete qualitativ hochwertiger seien - und die ganze Verteilung daher ungerecht verlief. Es kam also zu immer mehr und heftigeren Spannungen zwischen Juden und Arabern...
Am 14. Mai 1948 legten die Briten ihre Herrschaft über Palästina endgültig ab. Für die beiden neuen palästinensichen Staaten - den jüdischen und den arabisch/muslimischen - war dies also quasi der Gründungsmoment. Im jüdischen Israel begründete man die Eigenständigkeit des Staates "Kraft des natürlichen und historischen Rechts des jüdischen Volkes und aufgrund des Beschlusses der UNO-Vollversammlung".
Noch am nächsten Tag begann der "Palästina-Krieg". Die Spannungen zwischen Juden und Arabern eskalierten und die ebenfalls arabischen Staaten Ägypten, Irak, Libanon, Transjordanien und Syrien sowie arabisch-palätinensische Freiwillige gingen nun militärisch gegen das jüdische Israel vor...
(Quelle: Wikipedia) Wenn etwas falsch ist und es von Wichtigkeit ist, ruhig korrigieren
Im 19. Jahrhundert dann entstand unter den Juden in aller Welt allmählich die Bewegung des "Zionismus", der für diese Menschen einen eigenen Nationalstaat wollte - und zwar da, wo die Juden ja ihre Urheimat besessen hatten, im mittlerweile muslimischen Palästina. Dies gehörte zu der Zeit zum Reich der Osmanen, die selbst zwar auch Moslems, aber keine Araber waren.
Die ersten Juden zogen in der Zeit schon nach Palästina.
Dann kam der 1. Weltkrieg. Die Osmanen waren Verbündete von Deutschland und Österreich-Ungarn, während die Araber - die ihre Unabhängigkeit vom osmanischen Reich wollten - zusammen mit den Briten kämpften, die in der Gegend koloniale Interessen hegten, und natürlich Feinde Deutschlands und Österreichs waren. Die Briten versprachen also den Arabern für deren Unabhängigkeit zu sorgen, wenn sie mit ihnen kämpfen würden.
Gleichzeitig gab es da eine relativ schwammig formulierte Erklärung (die sog. "Balfour-Deklaration") der britischen Regierung, die den Juden Unterstützung bei der Besiedelung in Palästina zusprach. Die Zionisten sahen das als Versprechen auf einen jüdischen Staat.
Zum Ende des Krieges hin hatten die Briten mit Hilfe der Araber das osmanische Reich weitestgehend erobert und entmachtet. Während erstere weiterhin die ganzen Gebiete besetzt hielten, beriefen zweitere schon mal eine vorläufige Regierung in ihren Landen ein.
Auf einem Friedenskongress gab diese vorläufige arabische Regierung den Zionisten das Versprechen, dass sie einen jüdischen Staat in Palästina errichten dürfen - unter den beiden Voraussetzungen, dass 1. die Moslems weiterhin über ihre Heiligtümer dort bestimmen durften und 2. die ganze Aktion erst los gehe, wenn die Araber ihre endgültige Unabhängigkeit hätten. Denn noch waren diese ganzen Gebiete ja von den Briten besetzt...
Doch diese arabischen Regierungen waren wohl etwas vorschnell gegründet wurden, denn 1920 kam der Völkerbund daher und gab erstmal den Briten die Herrschaft über Palästina, anstatt den Arabern.
In den 20ern, 30ern und während des Holocausts siedelten immer mehr Juden nach Palästina, das von arabischen Palästinensern bewohnt, aber von den Briten beherrscht wurde. Das sorgte natürlich für Konflikte, da natürlich Misstrauen gegenüber den Fremden herrschte, aber auch viele Araber von ihrem von Juden aufgekauften Grund vertrieben wurden.
Nach dem Krieg wollten die Briten Palästina nicht mehr haben. Sie ließen die UNO entscheiden, was mit dem Gebiet passieren sollte. Diese beschloss einen Teilungsplan: Manche Teile Palästinas sollten arabisch bleiben (dazu zählt der Gaza-Streifen und West-Jordan-Land), ein unabhängiger palästinensischer Staat, wie ihn sich die dortigen Araber schon lange gewünscht hatten. Wieder andere Teile Palästinas sollten zum neuen jüdischen Staat (Israel) werden, wie ihn sich die Zionisten schon lange gewünscht hatten. Jerusalem lag mitten drin, und weil es für Juden und Moslems gleichermaßen wichtig war, sollte es zu keinem Staat gehören, sondern von den vereinten Nationen verwaltet werden.
Manchen gefiel dieser Teilungsplan, vielen anderen nicht. Zionistische Hardliner fanden, dass die Gebiete für die Juden zu klein waren. Dagegen waren die Araber, vor allem die in den israelischen Gebieten, unglücklich mit dem Plan, denn sie fühlten sich vernachlässigt - waren sie doch immer noch in der Überzahl in diesem jüdischen Staat. Zudem meinten die Araber, dass die jüdischen Staats-Gebiete qualitativ hochwertiger seien - und die ganze Verteilung daher ungerecht verlief. Es kam also zu immer mehr und heftigeren Spannungen zwischen Juden und Arabern...
Am 14. Mai 1948 legten die Briten ihre Herrschaft über Palästina endgültig ab. Für die beiden neuen palästinensichen Staaten - den jüdischen und den arabisch/muslimischen - war dies also quasi der Gründungsmoment. Im jüdischen Israel begründete man die Eigenständigkeit des Staates "Kraft des natürlichen und historischen Rechts des jüdischen Volkes und aufgrund des Beschlusses der UNO-Vollversammlung".
Noch am nächsten Tag begann der "Palästina-Krieg". Die Spannungen zwischen Juden und Arabern eskalierten und die ebenfalls arabischen Staaten Ägypten, Irak, Libanon, Transjordanien und Syrien sowie arabisch-palätinensische Freiwillige gingen nun militärisch gegen das jüdische Israel vor...
(Quelle: Wikipedia) Wenn etwas falsch ist und es von Wichtigkeit ist, ruhig korrigieren
Cut. Bis hier hin erstmal. Was nach dem Ausbruch des Palästina-Krieges geschah, soll bei meiner Frage erstmal nicht interessieren. Es geht um die Zeit davor.
Ich frage mich nämlich, ob die Juden/Israeliten - als Volk gesehen, nicht als Religionsgemeinschaft - überhaupt den Anspruch darauf hatten, sich einfach in diesem fremden Land anzusiedeln und einen eigenen Staat zu errichten.
Ich meine, zum einen wurde das ja mit historischem Recht bzw. Anspruch begründet. In Palästina war einst die Ur-Heimat der Israeliten gewesen, bis in die Antike hatten sie ja immer dort gelebt. Ihre ganzen heiligen Orte und Stätten befinden sich dort und irgendwie ist das Volk in seiner Kultur ja mit der Gegend verbunden. Außerdem ist Palästina doch daher das nahe liegendste, wenn man fragt, wo die in der ganzen Welt verstreuten Juden eigentlich ihr Heimatland haben...
Gleichzeitig ist das mit dem historischen Anspruch aber auch so eine Sache. Immerhin war Palästina seit dem Mittelalter von muslimischen Arabern bewohnt, und die waren nun im 20. Jahrhundert ebenso, wenn nicht noch mehr, mit und in dieser Gegend verwurzelt. Es lebten ja auch anfangs schlicht keine Juden dort, ansonsten könnte man mit der selben Begründung "Das war mal unsers, auch wenn keiner von uns mehr dort lebt!" als Deutscher doch auch Ostpreußen zurück verlangen, und das ist doch Schwachsinn...
Scheint mir also eine ganz komplizierte Sache zu sein. Ich meine, es ist doch falsch in ein fremdes Land zu gehen, die ansässige Bevölkerung teils zu vertreiben, einfach einen eigenen Staat zu gründen und somit den verbliebenen Ansässigen seine Regeln aufzudrücken. Gleichzeitig kann ich die Sehnsucht der Zionisten nach einer jüdischen Heimat verstehen, und das war nun mal originaler Weise Palästina - was doch aber ersteres nicht rechtfertigt, tut es bei anderen Staaten doch auch nicht... war der Anspruch an das Heimatland also nun nach 2000 Jahren verflogen, oder bestand er noch?
Vielleicht könnt ihr mir da Antworten geben.
LG, Hathagat