Zitat:Bzgl. Freihandelsabkommen möchtest du dich vielleicht über "NAFTA" informieren und was das "gebracht" bzw. gekostet hat?
Über NAFTA bin ich mir durchaus im Klaren. Wie die meisten Dinge gibt es dort Vor- und Nachteile, wobei letztere sich weitaus größerer Bekanntheit erfreuen. Dieses Abkommen ist weder Thema in diesem Thread noch für uns Europäer von direkter Relevanz, aber wenn du etwas bestimmtes meinst, dann tu dir von mir aus keinen Zwang an mir deinen lieblings NAFTA-Nachteil zu nennen.
Zitat:Bisher haben wir ja noch kein Freihandelsabkommen.
Ich nehme mal an, dass hier ein Missverständnis vorliegt. Denn obwohl wir mit den USA kein Freihandelsabkommen haben, haben wir diese mit einer ganzen Reihe von anderen Ländern. Übrigens sind das auch Partner mit wesentlich geringeren Standards als in Europa, wie Mexiko, Marokko, oder Kolumbien. Aber da sind auch Taiwan und Südkorea beispielsweise schon dabei. Mit dem größten Teil der restlichen Welt stehen wir in irgendwelchen Verhandlungen, kurz davor, oder was weis ich noch alles. Seit einer halben Ewigkeit versuchen wir zum Beispiel einen Deal mit Australien klar zu machen, aber das scheitert bislang an den Agrarsubventionen, weil die im Outback Angst haben mit staatlich gefördertem Euro-Rind in Grund und Boden gestampft zu werden.
"Freihandelsabkommen" kann eine ganze Reihe von Maßnahmen umfassen, mehr will ich damit nicht sagen. Da kann auch was schlechtes drunter sein, aber man sollte nichts verdammen, was noch garnicht existiert.
Zitat:Wahrscheinlich weil diese Abkommen in erster Linie der Industrie nützen und nicht etwa den Bürgern, wodurch es schon im Vorfeld unten durch wäre / ist.
Du machst hier einen weit verbreiteten Fehler. Du denkst ausschließlich "Industrie vs. Bürger", was aber weder der Fall sein muss, noch der Fall ist. Die Industrie sind letztlich auch Bürger wie du und ich. Selbstständige, Arbeitnehmer, manchmal auch Beamte, die ihr Geld verdienen. Es kann sein, dass ein Abkommen für einen Industriezweig gut und für andere schlecht ist, da muss man im Einzelfall Schaden und Nutzen abwägen, aber es gibt keine grundsätzliche Grenze, dass Industrielle immer gegen Otto-Normalverbraucher arbeiten würden.
Zitat:Du hast wohl überlesen dass TiSA scheinbar eine Klausel enthält, welche vorsieht dass dieses Abkommen bis fünf Jahre nach der Ratifizierung (oder dem Nichtzustandekommen des Vertrages) geheim gehalten werden sollte. Davon hätten wir bis 2020 also nichts gewusst, selbst wenn es 2015 durchgewunken worden wäre.
Falsch! In dem Text steht, dass US-Forderungen bis zu fünf Jahre geheim gehalten werden sollten. Nicht das Abkommen als solches.
Auch sagt das kleine Wörtchen scheinbar eine ganze Menge über die Sache aus. Die einzige Angabe zu dieser Klausel ist der PSI-Bericht. Ein Bericht der von einer Gewerkschaft kommt und die sind mit die professionellsten Lobby-Organisationen die du finden kannst. Da wäre sogar Lüge drin, wovon ich aber einfach mal nicht ausgehen möchte.
Hast du dir den Bericht des PSI aber mal angesehen? Da steht vieles drin, was letztlich aber alles auf Quellen außerhalb der Verhandlungstexte basiert. Die haben in Wissenschaftsartikeln, Pressetexten und sonstigem recherchiert. Ist ja auch klar, schließlich sind die Verhandlungen geheim. Aber da ist eine ziemlich lange Spur zurück zur Quelle zu verfolgen. Je mehr Schritte die Beweisführung braucht, desto wahrscheinlicher sind auch einfach Missverständnisse. Zudem haben Gewerkschaften die Angewohnheit nur zu hören, was sie hören wollen und nur zu sagen, was andere Menschen glauben müssen.
Vielleicht will die USA einfach nicht, dass klar wird, wo sie im Rahmen der Verhandlungen Zugeständnisse machen mussten? Aufgrund der langen Beweiskette und der inhaltlichen Schwammigkeit des Satzes in dem Artikel ist das durchaus denkbar und daher für mich kein Grund für eine grundsätzliche Vorverurteilung.
Zitat:Der Punkt ist der dass wir es uns nicht leisten können Fehler zu machen. Wenn der Mist steht, dann steht er. Ist das gleiche wie mit dem Europäischen Sklaven Mechanismus
Praktischerweise gibt es keinen "Sklavenmechanismus" in Europa, auch nicht in Amerika, jedenfalls keinen der Bestandteil eines Abkommens oder öffentlicher Rechtsprechung sein könnte.
Ich mache im übrigen auch ungerne Fehler, aber zugegeben fehlt mir der Glaube in deine Kompetenz Fehler in diesem Bereich zu vermeiden. Da spüre ich eher den Wunsch bei dir, einfach grundsätzlich zu blocken, anstatt konstruktive Kritik abzugeben.
Kann natürlich auch sein, dass ich deinen volkswirtschaftlichen Wissensstand oder deine juristische Expertise maßlos unterschätze, aber wie bereits erwähnt wird es eine Ratifizierung dieses und anderer Abkommen brauchen. Dann gibt es auch die Möglichkeit auf Abgeordnete etc. einzuwirken und Petitionen zu unterzeichnen bis dir das Handgelenk abfällt. Wer weis, vielleicht schließe ich mich dann sogar an, wenn klar ist wogegen man eigentlich sein kann ohne sich lächerlich zu machen. Handlungen auf der Basis von Gerüchten sind ein Pokerspiel auf welches ich mich nicht einlassen will.