Das Problem bei solchen Berichten ist immer wieder dasselbe. Der Reporter geht a) komplett ahnungslos und b) vorbelastet an das Interview ran.
a) heißt, er schlaut sich
nicht vorher über die Serie und das Bronytum auf. Er weiß nicht mal, daß es von
My Little Pony unterschiedliche Generationen gibt, geschweige denn, daß die Bronies sich praktisch ausschließlich für die vierte und letzte Generation interessieren. Er weiß nicht, daß Bronies sich primär für die Trickserie interessieren, das Spielzeug als Merch für die Serie erachten und meist auch nur das kaufen, was showakkurat ist. Er weiß nicht mal, daß es eine Trickserie gibt. Er kennt nur die Plastikponys der Altgenerationen und auch die nur vom Hörensagen oder von der kleinen Schwester oder was weiß ich. Im Grunde geht er auch nicht wirklich von Fakten aus, sondern von Klischees.
Und bitte, etwas so "Lächerliches" wie
My Little Pony muß man doch nicht vorher recherchieren, oder? Ich meine, was kann man da schon groß Neues erfahren?[/Sarkasmus]
b) resultiert daraus. Er erzeugt sich aus dem, was er zu wissen glaubt, ein völlig falsches Bild von den Bronies. Sprich, von klassischen Ponysammlern scheinen wir uns nur dadurch zu unterscheiden, daß wir überwiegend männlich sind und keine riesigen Ponysammlungen vorführen, sondern meist höchstens ein bestimmtes Lieblingspony. Ansonsten sind wir praktisch dasselbe. Und weil wir überwiegend männlich sind, macht uns das zu noch größeren Freaks. Und Freaks verkaufen sich gut, die Leute™ wollen Freaks sehen.
Basierend auf dieser totalen Fehlleitung stellt der Reporter dann seine Fragen. Der Interviewpartner beantwortet sie brav – und sagt vorher herzlich wenig. Meines Erachtens aber sollte man als Interviewpartner von vornherein davon ausgehen, daß da jemand vor einem sitzt und einen ausfragt, der eine völlig falsche Wahrnehmung vom Bronytum hat und im Prinzip nur will, daß der Brony, den er interviewt, seine falschen Vorstellungen bestätigt.
Wenn mich mal jemand interviewen sollte – und ich gehe davon aus, daß das aus gewissen Gründen früher oder später passieren wird –, dann werde ich demjenigen noch vor dem Interview klarmachen: Alles, was er über
My Little Pony weiß oder zu wissen glaubt, ist – frei nach Tommy Lee Jones – komplett für den Arsch.
Dieses ganze Süßliche, Niedliche, Aufgehübschte, Prinzessinnenhafte, das der Interviewer vor seinem geistigen Auge hat, das hat er auch nur vor seinem geistigen Auge, weil er das da haben will, weil er glaubt, das ist so. Ist es aber nicht. Das ist nämlich genau der Kram, der Lauren Faust vor nicht ganz 30 Jahren schon auf den Zeiger ging, und der Lauren Faust heute, wo sie engagierte Feministin (!) ist, noch viel mehr auf den Zeiger geht – und den sie, soweit irgendwie möglich, aus ihrer Inkarnation von
My Little Pony rausgeschmissen hat.
Ich meine, die Serie hat Action, die hat Drama, die hat Popkultur-Anspielungen noch und nöcher, die Charaktere haben Tiefgang und entwickeln sich über die Serie hinweg sogar weiter, was man von so mancher Disney- oder Anime-Serie nicht behaupten kann. Aber außer den Bronies sieht niemand je über die Fassade der bunten Ponys mit den großen Kulleraugen hinweg, weil keiner glaubt, daß hinter dieser Fassade was Sehenswertes ist.
Reporter gehen also von etwas aus wie G1 oder G3. Und den Grund fürs Bronytum suchen sie bei den Bronies, daß also bei denen irgendwas "komisch" sein muß, weil sie bei den Ponys vom in ihrem Hirn eingebrannten Status quo ausgehen. Genau da liegen sie falsch, aber das wird ihnen nie wirklich beigepult, nie. Denn das muß man ihnen mit dem Holzhammer beipulen, damit sie es auch wirklich begreifen und entsprechend schreiben. Der Grund liegt in der neuen Generation, in der Serie.
Die eigentliche Sensation sind nicht die gestandenen Mannsbilder, die kleine bunte Ponys lieben. Die eigentliche Sensation ist, daß diese kleinen bunten Ponys
komplett umgepflügt worden sind, daß im ganzen
My Little Pony-Franchise praktisch nichts mehr so ist, wie es mal war, und erst recht nicht mehr so, wie die Leute™ (Reporter inklusive) glauben, daß es so sei. Auch der UniSPIEGEL-Bericht erwähnt das natürlich mit keinem Wort.
Ich würde also einem Reporter von vornherein klarmachen, daß er da was vor seinem geistigen Auge hat, das mit der Realität nichts zu tun hat. Daß er, wenn er wirklich von Süßlich-Kindischem ausgeht, komplett auf dem Holzweg ist, daß auch die Leser alle komplett auf dem Holzweg sind, und daß ich es begrüßen würde, wenn er die Leser regelrecht mit der Nase drauf stößt, daß und wie sehr sie auf dem Holzweg sind.
Ich sage jetzt nicht, daß Mc. Hoof oder sonst irgendjemand was falsch gemacht hat. Ich sage nur, wie ich das gemacht hätte. Und ich möchte das als Anregung für zukünftige Interviewpartner so stehenlassen.
(26.07.2014)Truncatus schrieb: [ -> ]Ich habe nicht einmal bei Interviews mit Menschen anderer Fanszenen erlebt, dass man die "negative" Seite näher ins Licht bringen sollte, als normal. Ich kenne Animefans, die normal über ihre Animes reden können, ohne, dass über Hentai, R34, etc gesprochen wird, weil es eben so nebensächtlich ist, wie alles andere auch. Warum müssen Bronies immer einen Riesenwirbel drum machen und herumposaunen:"Hey. Wir haben Schmuddelkram.".
Ist sowieso sinnlos, weil Rule 34 das schon abdeckt.
Für die, die es immer noch nicht verstanden haben: Rule 34 ist nicht ein anderer Ausdruck für Porno. Rule 34 besagt, daß es von allem, was es gibt, auch Pornos gibt.
Und richtig, das muß man nicht ständig irgendwelchen Unkundigen unter die Nase reiben. Schon deshalb nicht, weil die Unkundigen die Bronies dann auf Pornos reduzieren und als pädo- oder zoophil abstempeln.
(26.07.2014)Truncatus schrieb: [ -> ]Warum muss man also es so hinstellen, als wäre die Pornografie ein Teil des Brony-Daseins, obwohl das nichtmal stimmt?
Es gibt genügend Bronies, für die das exakt so ist. Nicht nur sind sie Bronies nur wegen der Pornos, sondern für sie definiert sich ein Brony
ausschließlich dadurch, daß er sich über Schmuddelbilder z. B. von Rainbow Dash einen nach dem anderen runterholt. Und wenn du sagst, dem ist nicht so, dann wirst du angeschnauzt, daß du ja keine Ahnung hast, klar ist das so, und zwar für alle Bronies, blafasel. Hab ich in der Art tatsächlich schon erlebt.
Und dann gibt's schon seit Anbeginn der Zeit, als sich die Medien für die Bronies in Deutschland interessierten, diejenigen, die wollten, daß
jeder Bericht über Bronies für Ponyporn regelrecht Werbung macht. Die waren nicht zufrieden, wenn ein Bericht die Pornos gar nicht erwähnte. Die waren auch nicht zufrieden, wenn ein Bericht die Pornos in ein irgendwie negatives Licht rückte. Nein, von der Clopperei mußte unbedingt als eines der wichtigsten Dinge im Bronytum überhaupt berichtet werden, und zwar ohne irgendwelche negativen Aspekte, Untertöne oder was weiß ich.
Mach das in einem Bericht zur GalaCon, und die Massenmedien werden dem Hansel auf der Straße, der besagte Massenmedien konsumiert, suggerieren, in Ludwigsburg treffen sich 1000 Ponyficker.
(28.07.2014)Pandorra schrieb: [ -> ]Das ist alles nicht wirklich falsch, aber ein Außenstehender kann das nicht richtig einordnen. Ich wäre einfach erwachsener an das Thema herangegangen.
Das stimmt schon, aber kaum ein Reporter hat die Bronies je ernstgenommen, weil sie alle ihre G1-bis-G3-Klischees vor ihrem geistigen Auge mit Epoxidharz festgeklebt haben, und weil es immer wieder versäumt wird, ihnen einzubleuen (oder ihnen
überhaupt mal zu erklären), daß die Ponys sich fundamental verändert haben.