So, endlich zu Hause, nun kann ich auch wieder Romane schreiben.
Zum Thema mittelalterliche Hexenverbrennung habt ihr ja schon alles mögliche rausgesucht. Generell sei noch zu erwähnen, dass Teufelsmale und dergleichen mehr auch auf Männer angewendet wurden und man sich so auch mal schnell unliebsame Widersacher oder nicht Regierungskonforme vom Hals schaffen konnte. Für Homosexuelle brauchte es übrigens weder Inquisition noch Hexenhammer. Dort berief man sich auf Bibelstellen im Alten Testament und hat sie auch schon vorher wegen Sodomie hingerichtet.
Ich glaub, wir können uns darauf einigen, dass die damalige Hexenverfolgung und seltsame Ausartungen welcher Kirche auch immer Erscheinungen von Gier, Macht und Einfluss waren und mitnichten mit irgendwas wie wirklicher Angst vor Magie und Teufelei zu tun hatten. Diese Begründung war für eine im Durchschnitt extrem ungebildete, breite Armenschicht als Rechtfertigung ausgelegt, wurde geglaubt und in grausamer Selbstjustiz umgesetzt.
Dergleichen galt die arabische Medizin, eine hochentwickelte Kunst im damaligen Mittel- und Westeuropa, ebenfalls als Hexenwerk. Ich erinnere mich noch gut an den Beispieltext im Geschichtsunterricht, wo ein arabischer Arzt eine Frau mit Migräne mit ausgekochter Weidenrinde erfolgreich therapiert (der natürliche Vorläufer der nun chemisch hergestellten Acetylsalicylsäure). Ein ortsansässiger Pfarrer widersprach dem Mann, berief sich auf die Bibel und verkündete, die Frau sei besessen, woher ihre Schmerzen im Kopf kämen. Man schor ihr die Haare, schnitt mit einem Messer ein Kreuz in die Kopfhaut und rieb Salz hinein, um den Teufel auszutreiben. Die Frau verstarb an Schock und Herzversagen. Der arabische Arzt wurde dann als Hexer aus dem Dorf gejagt, da er mit seiner Teufelei dem Dämon erst ermöglicht haben sollte sich fest zu setzen.
Derartig deutlich fortschrittlichere Länder konnten über sowas halt nur traurig den Kopf schütteln.
Magie war schon immer das, was man nicht erklären konnte oder erklären wollte. Eine einfache Möglichkeit den Zugewinn von Wissen zu blockieren, indem man mit einer völlig unsinnigen Sackgasse jede weiteren Denkwege verhinderte. Ein Wissenszugewinn hätte/hat die Kirche immer mehr in Frage gestellt und das Machtgleichgewicht deutlich verändert.
Der Begriff Hexe ist auch nur einer von vielen, um Menschen zu beschreiben, die Unerklärliches taten, also Magie wirkten.
Blitze rufen, Wunderheilungen und derartige Wirrnisse versuchen Leute heute noch zuhauf. Daran kann ich als Schulmediziner einfach nicht glauben. Traurigerweise erschwert oder verhindert es oft sogar sinnvolle klinische Therapien. Dennoch kann die Kraft des Glaubens tatsächlich 'Magie' wirken. Klingt nun esotherisch. Und wie?
Das Zauberwort heißt: Placebo. Der Begriff ist gängig und meist recht negativ behandelt. Dennoch wird er medizinisch zum Vorteil eingesetzt. Allein die Form und Farbe der Medikamente kann ihre Wirksamkeit durch simples Glauben an bessere Wirkung deutlich erhöhen. Auch gibt es reine Placebotherapien für idiopathische (Ursache nicht bekannt) Erkrankungen oder bei Psychotherapien. Hier heißt das Wunder zwar Biochemie, ist aber schon bemerkenswert. Leider nicht ganz die Zauberei, die manche gerne hätten
Die Selbstheilungsmöglichkeiten des Körpers sind durchaus stärker als man bisher annahm. Es gibt eine wissenschaftliche Erklärung, man versteht die Zusammenwirkung der einzelnen Bestandteile und kann dies zumindest über Placebo, sprich das Betrügen der Wahrnehmung, in eine Richtung lenken.
Für mich ist das biologisch-biochemische Zusammenspiel dieser Art eine ganz eigene Art von Magie. Erklärbarer Magie, kein Blitzegeschleuder oder Handauflegen, aber nichtsdestotrotz phänomenal. Geht man dann in die Tiefe der pharmakologischen Wirkungen, hat man in der Medizin quasi sein eigenes Repertoire an Zaubern samt Nebenwirkungen
Na ja, genug geschwärmt.
Ich glaube auch selbst nicht an den reinen Zufall in allem. Dafür sind manche Wahrscheinlichkeiten zu unwahrscheinlich um mal eben so durch Zufall alle auf einen Haufen zusammen zu wirken, auch und besonders beim biologischen Geschehen
Ich kann auch nicht behaupten es gäbe keine Magie, denn es wurde kein Beweis erbracht, dass sie nicht existiert. Der Beweis,
dass sie existiert fehlt zwar auch, aber solange besteht halt die Möglichkeit. Und Möglichkeiten auszuschließen macht engstirnig.