(18.01.2015)zer0x schrieb: [ -> ]Und wenn man es dann doch mal jemanden Vorführt, der es professionell einschätzen kann um zu sehen wie gut man wirklich ist?
Wenn man es immer nur dem Durchschnittshörer vorführt, ist das produktive Feedback gleich 0.
Das Feedback zum Aufnahmeprozess vielleicht. Aber wer in seinem Bekanntenkreis ein paar Demos verteilen will, der macht das nicht, um seine technischen Fähigkeiten zu verbessern, sondern um die Komposition des Songs und die Fertigkeit am Instrument zu demonstrieren. Und, um einfach nur zu zeigen, was man in seiner Freizeit so macht.
Da geht es nicht darum, ein "die oberen Mitten stechen zu sehr hervor" oder ein "die Transienten auf der Spur könnten stärker betont werden" zu bekommen, sondern einfach nur ein "Du kannst toll singen" oder ein "Cooler Song". Es soll keinen großen audiophilen Ansprüchen gerecht werden, sondern eher simulieren, wie es klingen würde, wenn man es dem Zuhörer direkt vorspielt. Da passt ein schnödes Wohnzimmer mit seinen Fehlern besser als eine authentisch gefaltete Nachbildung der Royal Albert Hall.
Die Affinität für Recording-Equipment kommt bei den meisten Musikern erst deutlich später, wenn überhaupt. Aus meinem persönlichen Umfeld kenne ich viele Musiker, die es so ziemlich gar nicht interessiert, ob sie ihre Band nun mit zwei Singstar-Mikrofonen, einem Tascam-Feldrecorder oder ordentlich mikrofonierten Drums, Verstärkern etc. aufnehmen. Hauptsache, sie können es weiterverschicken.
Hier kennen sich einige mit Equipment wirklich aus, aber man sollte dabei nicht außer Acht lassen, dass die eigenen Ansprüche sich über die Jahre entwickelt haben und nicht mit denen eines Anfängers zu vergleichen sind, der das Hobby des Musikmachens nicht mit der gleichen Intensität betreibt und vielleicht auch nie betreiben wird.
(18.01.2015)zer0x schrieb: [ -> ]Der Vorteil von höherwertigen Interfaces sind die extrem geringen Latenzen, die zum Aufnehmen von Instrumenten extrem wichtig sind und das DSP, welches dir viel mehr Möglichkeiten zum Routing und Monitoring gibt. Brauch man als Anfänger vielleicht nicht, aber später wünscht man sich sowas dann doch.
Mit vorhin erwähnten Interfaces lassen sich auch über USB 2.0 ohne Probleme Latenzen von 10-15ms erreichen, was - wir sprechen immerhin von etwa einem Hundertstel einer Sekunde - niedrig genug sein sollte.
Ob man für komplexe Routing-Möglichkeiten so viel Verwendung findet, sei mal dahingestellt. Für externe Effekte hätte es seinen Sinn, aber im Amateurbereich greifen die meisten lieber auf Plug-Ins zurück, anstatt sich ein Effekt-Rack zusammenzustellen und das dann entsprechend zu verkabeln. Das ist bequemer und angesichts der Effekte, die man mit den meisten DAWs bekommt oder sonstwo abstauben kann, meistens auch deutlich günstiger.
Vor ~10 Jahren war die Rechenleistung eines Durchschnitts-PC noch deutlich niedriger als heute, so dass es sich auch lohnte, rechenintensive Reverbs und Ähnliches auf externe Geräte auszulagern. Aber mit einem einigermaßen modernen PC macht das heutzutage nicht mehr so viel aus, wenn da im Hintergrund ein paar Plug-Ins mehr oder weniger werken.
Zumal man bei der Aufnahme selbst auch CPU-hungrige Plug-Ins ausschalten und die Last nur auf das nötigste reduzieren kann. Beim Mischen, wo die Latenz relativ egal ist, kann man das Ganze dann ja wieder einschalten.
(18.01.2015)zer0x schrieb: [ -> ]Also geht es gar nicht mehr um "Tipps für Anfänger", sondern "Tipps für Bedroom-Producer".
Ich sehe "Bedroom-Producer" als Sammelbegriff für jeden, der in seinem Zuhause regelmäßig Musik macht und aufnimmt oder komponiert, um daraus letzten Endes hörbares Material zu machen. Sei es nun ein Metalgitarrist, eine Folk-Sängerin oder ein Synthfreak. Dass man es zuhause macht, spricht für den Hobby-Status, also nichts Professionelles und im wahrsten Sinne des Wortes etwas, das von Amateuren betrieben wird.
(18.01.2015)zer0x schrieb: [ -> ]Ein Anfänger hat vielleicht auch ein Schlagzeug, oder Freunde, die gerne mal zusammen spielen und etwas aufnehmen würden.
Wenn man nur ganz alleine Musik mit nur einem Instrument macht, reicht sowas natürlich vollkommen.
Schlagzeug und Band habe ich ja bewusst ausgenommen, da man dafür deutlich mehr Eingänge braucht. Aber die Erfahrung im Equipment-Thread hat mir gezeigt, dass Musiker mit solchen Aufnahme-Zielen hier in der Minderheit sind. Der Großteil sind Gitarristen, von denen nicht wenige auch Bass spielen, dazu einige Sänger/innen, ein paar Keyboarder/Pianisten und sonstige klassische Instrumente, Geige, Flöte etc. In einem größeren Musiker-Forum, indem ich auch angemeldet bin, geht der Trend in eine ähnliche Richtung. In meinem persönlichen Umfeld das selbe.
(18.01.2015)zer0x schrieb: [ -> ]Die Erfahrung.
Ich bin kein Musiker. Ich bin der Typ zu dem Musiker kommen, wenn sie etwas aufnehmen oder bearbeitet haben wollen (zumindest in der Theorie).
Mittlerweile habe ich auch ein Mischpult mit 48 Kanälen, 8 Submixes, 6 Aux-Wegen und unendlich vielen Routing-Möglichkeiten (aber leider kein digitales) bei mir stehen. Und ein Großteil davon ist schon gut verplant.
Ich denke, die wenigsten Musiker, die einfach mal etwas aufnehmen wollen, haben eine solche Laufbahn vor sich. Nicht wenige sehen das Aufnehmen und weitere Bearbeiten vermutlich eher als lästig im Vergleich zum eigentlichen Musizieren.
Wer
Tontechniker werden will, der wird den Weg vielleicht gehen und entsprechendes Equipment mal brauchen können. Aber Hobby-Musiker, die vor allem sich selbst aufnehmen wollen, werden solche Dimensionen nicht annähernd erreichen.
(18.01.2015)HeavyMetalNeverDies! schrieb: [ -> ]Man, ich muss mich hier mal einmischen. Gesang bei Raumklang aufnehmen habe ich probiert. Ganz ehrlich, das klingt einfach wie der letzte Müll. Zumindest würde ich die absoluten Mindestmaßnahmen treffen um kritische Bereiche akustisch zu optimieren. Es muss ja nicht gleich ein Toter Raum sein und mit sicherheit eignen sich einige Räume aufgrund ihrer Form und ihrer Einrichtung besser als andere Räume. Demnach könnte man mal durch die Wohnung / das Haus durchgehen und schauen wo es am besten klingt. Aber gar nichts zu machen halte ich die reinste Zeitverschwendung da was aufzunehmen. Es bringt sich schon was wenn man Handtücher an die Wand hängt, die schlucken einiges an Reflexionen, das habe ich bei meinem Kasten getestet.
Du bist allerdings meines Wissens nach auch weder Anfänger, noch der Typ Musiker, der sich einfach mal akustisch aufnimmt, um das seinen Nächsten zu zeigen. Vermutlich bist du hier im Forum sogar derjenige, der am meisten Wert auf HiFi legt. Was so ziemlich am Ende der Anspruchs-Skala liegt, deren Anfang ich eingangs mit den Hobby-Musikern, die einfach mal für ihren Freundeskreis etwas aufnehmen wollen, beschrieben habe.