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Normale Version: Musikstreaming - EKEL?
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Hallo an allen,

ich bin heute auf einen Beitrag von einem Musikjournalisten gestoßen, der mich beim ersten Lesen sehr stark angesprochen hat. Diesen möchte ich mit euch teilen.

http://www.srf.ch/radio-srf-3/musik/musik-blog/musikstreaming-ekelt-mich-an?ns_source=web

Selbst komme ich nicht aus der Musikbranche, weiß aber, dass die "kreativ Wirtschaft" zunehmend darunter leidet, dass alles durchs Internet verzerrt wird. Viele Designer, die ich vom Studium kenne, wissen nicht wie sie ihre Sachen anbieten sollen ohne sich unter dem Wert zu verkaufen. So geht es auch vielen Musikern, Spotify ist da wirklich ein Konkurrent, der seines Gleichen sucht.
Genau aus diesen Grund finde ich diesen Aritkel ansprechen.
Und weil ich selber noch CDs sammle, was wirklich eine "altmodisch" scheint, wie der Autor es schon beschrieb.

Wie sieht es bei euch aus? Streaming oder materieller Ankauf?
Wie würdet ihr allgemein den Wandel bewerten und vielleicht auch gutheißen?

Grüße
Materieller Ankauf. Ich mag es etwas in der Hand zu haben und eine eigene Sammlung zu besitzen.
Heutzutage downloadet man mehr. Ich finde, man sollte sich mehr materielle Musik kaufen, statt sich was Digitales zu kaufen. Man kann die Alben ins Regal stellen und bestaunen. Ein digitales Album kann man schlecht bestaunen.  Derpy confused 
Aber jedem das Seine.
Weder noch. Ich unterstütze heutzutage lieber Kleinkünstler direkt vor Ort. Z.B. Bands oder DJ's die Live auflegen, oder Musiker direkt auf Youtube (z.B. dann über Bandcamp).

Musik als "Business" geht mir mittlerweile hart gegen den Strich.
Ich kaufe eigentlich alles physisch - nicht nur Musik, sondern auch Spiele, Bücher und Ähnliches.
Es gibt mir ein besseres Gefühl, wenn meine Sammlung greifbar ist und zu einigen Werken kann ich auch nur auf diese Weise ein emotionales Verhältnis aufbauen. Ich liebe es, mir das Zeug ins Regal zu stellen. Und ein Regal voller Medien wird immer eindrucksvoller sein als eine digitale Bibliothek.

Spotify kommt mir eigentlich nur insofern entgegen, dass ich vor dem Kauf mal reinhören kann, ob sich die Anschaffung lohnt. Dafür habe ich auch nur die Minimum Free-Variante installiert, mehr brauche ich nicht, um mich fix durch die Playlist zu blättern. Bei Gefallen wird das entsprechende Album dann als Retail gekauft.
spiele, filme und büche rkaufe ich mir in der regel nur physisch, aber bei musik nehme ich nur noch digital, weil das in bezug auf meine Sammlung platz spart. aber niemals Streaming, nur MP3
Man kann das veränderte Konsumverhalten durch das Internet und Streaming-Dienste durchaus kritisch hinterfragen, aber der Artikel ist für mich ziemlicher Blödsinn. Dort profiliert sich der Autor einfach nur darüber, dass er sich altmodisch vom Mainstream ablöst, und dramatisiert das mit nicht funktionierenden Metaphern und Wörtern wie "Ekel". Uahhhh, Streaming Dienste sind das böse!!1!1!!1 Auf das Andere voll individuelle Leute, die Streaming auch ablehnen, ihm folgen mögen...

Ein kritischer Artikel sieht anders aus als "ich find Streaming Dienste voll blöd!".

Der Musikkonsum hat sich verändert, das ist richtig. Zitate wie "Nie werde ich meinen ganz eigenen Stil entwickeln können und meine Identität finden, weil in diesem Kleiderladen immer alles so ausgestellt wird, wie es der Laden ausstellen möchte und nie so, wie ich meinen Kleiderschrank einräumen würde." sind aber völlig aus der Luft gegriffen. Heute hat man durch Streaming Dienste sogar die Möglichkeit deutlich freier auf Musik zuzugreifen, selbstständiger zu recherchieren und so deutlich besser seinen Stil heraus zu kristalisieren, als zu Zeiten des Radios, wo man einfach etwas häufig gleichförmiges vorgesetzt bekommen hat und die Auswahl an eigener Musik durch das Geld begrenzt war, was man für CDs ausgeben konnte - was in meinem Fall nicht viel ist.

Ich bin nicht mal ein riesen Fan von Streaming Diensten. Wenn mir eine Band gefällt, stelle ich mir gerne auch den physischen Datenträger ins Regal, durchstöbere das Booklet und freue mich einfach darüber, aber die Vorteile des Streaming mit einem "das ekelt mich an" wegzuwischen, ist einfach falsch. Im besten Fall nutzt man Beides einfach seinen Vorteilen entsprechend und erhält so das Maximum an Komfort beim Musik hören.

Kritisch ist diese Entwicklung natürlich für Kleinkünstler, die ihre CDs nicht mehr an den Mann bringen können und so finanziell Schwierigkeiten bekommen. Allerdings werden auch für diese Künstler mehr und mehr andere Finanzierungsmodelle interessant (Crowd Funding fürs nächste Album, Werbung,...). Kleinkünstler haben über CDs nie die Masse an Einnahmen bekommen, da der Anteil an einer CD, die ein Künstler erhält, ziemlich gering ist. Viele Künstler finanzieren sich auch viel über Merch und Konzerte. Die Kleinküstler müssen aber zugegebenermaßen durchaus kreativer werden, wenn es um Einnahmen geht, als früher. Wobei man fairerweise sagen muss, dass Leute, die viel Musik abseits des "Mainstream" hören, häufig auch eher bereit sind, eine CD zu kaufen.

Was ich auch beobachte ist der Verlust von Einfluss den Musik auf den Zeitgeist hat, auch wenn das nichts per se schlechtes ist. Heute hört halt jeder, was er mag. Es gibt keine dominierende Musikrichtung und nichts, was dazu konträr steht (deshalb sind Radioprogramme auch so stumpf geworden). Große Dinger wie die neue deutsche Welle, der Einfluss des Punk, die Flowerpower Bewegung hatten immer starke Wechselwirkungen zur entsprechenden Musik. Heute beobachte ich sowas weniger. Wenn man in 10 Jahren Musikrückblicke auf die verschiedenen Jahrzehnte macht, wird diese Zeit wohl weniger musikalische Identität als die 70er, 80er, 90er haben, weil Musikhören im privaten Rahmen statt findet, weniger öffentlich ist und so weniger Einfluss hat. Finde ich schade, ist aber wohl nicht mehr dem Zeitgeist entsprechend. [Bild: pc-rdowner.png] Naja, fuck it, ich geh in die 80er [Bild: rd-rarity5.png]
(10.06.2015)LittleMissDevil schrieb: [ -> ]Wenn man in 10 Jahren Musikrückblicke auf die verschiedenen Jahrzehnte macht, wird diese Zeit wohl weniger musikalische Identität als die 70er, 80er, 90er haben, weil Musikhören im privaten Rahmen statt findet, weniger öffentlich ist und so weniger Einfluss hat.
Vergangene Epochen haben tatsächlich die Musiklandschaft in verschiedenen Jahrzehnten geprägt. Es kamen Buddy Holly, Woodstock, Boogie-Woogie und Michael Jackson.

Doch auch das Heute zeigt musikalische Prägungen, welche man mit einem Begriff zusammenfassen kann. In 30 Jahren wird man die 2010er wahrscheinlich mit den elektronisch verzerrten Klängen des Hardcores und des Dubsteps identifizieren, eventuell gelten wir als die Pioniere der Roboter-Musik, obwohl es schon einige vorher gemacht haben.
Aber das Revival der elektronischen Musik (welche sich selbstverständlich anders anhört, als damals Kraftwerk) kommt nicht von ungefähr: Die 2010er sind das Jahrzehnt der Unterhaltungselektronik und des Smartzeitalters, passend dazu etablierten sich die verzerrten Klänge. Einzig, dass nicht Jung+Alt, sondern vor allem Jung die 2010er prägt, macht den Eindruck, als würde dieses Jahrzehnt unbesonders sein.

Zum Thema selbst kann ich atm sonst nicht viel beitragen, aufgrund eines technischen K.O.s.
Was du schilderst, ist sicher richtig. Vermutlich empfinde ich den von mir beschriebenen Effekt auch einfach stärker, weil ich mit der älteren Musik mehr anfangen kann. Da ich mich mehr mit den 80ern und 90ern identifiziere, wirkt diese musikalische Generation auf mich irgendwie platt, einfach weil der allgemeine Einfluss auf die Gesellschaft auch geringer geworden ist. Das würde ich dabei gar nicht unbedingt der Orientierung an "jung" zuschreiben, denn die Teenager haben schon immer musikalische Trends am ehesten mitgemacht und mitgeprägt. Seien es Hip Hop, Punk oder Grunge, waren da doch immer zuerst die Teenager dran, oder irre ich mich? AJ hmm
In den 60ern und teilweise 70ern waren es eher die älteren Konsumenten, die nicht zuletzt auch durch ihren Kauf die Musiklandschaft etabliert und einen Trend zum Kult etabliert haben, wobei ich die Jugend hier nicht explizit ausschließen möchte, da die Jugend generell Trends folgt. :>

Edit:
Wobei ich mir atm schon erste Gedanken gemacht habe, aufgrund der Verschiebung des Mediums. Schellackplatten waren in den 50ern der totale Burner. Irgendwann kamen aber die Kassetten, dann kamen die CDs, und letztendlich das Streaming, bzw. digital.
Ob man damals auch herumgemeckert hat, wie anscheinend im Link im Startpost zu sehen, als das neue Medium "CD" herauskam? Musste man doch die schönen Plattenspieler wegschmeißen...
(10.06.2015)Meganium schrieb: [ -> ]Doch auch das Heute zeigt musikalische Prägungen, welche man mit einem Begriff zusammenfassen kann. In 30 Jahren wird man die 2010er wahrscheinlich mit den elektronisch verzerrten Klängen des Hardcores und des Dubsteps identifizieren, eventuell gelten wir als die Pioniere der Roboter-Musik, obwohl es schon einige vorher gemacht haben.
Aber das Revival der elektronischen Musik (welche sich selbstverständlich anders anhört, als damals Kraftwerk) kommt nicht von ungefähr: Die 2010er sind das Jahrzehnt der Unterhaltungselektronik und des Smartzeitalters, passend dazu etablierten sich die verzerrten Klänge. Einzig, dass nicht Jung+Alt, sondern vor allem Jung die 2010er prägt, macht den Eindruck, als würde dieses Jahrzehnt unbesonders sein.

Nö, die 2010er wird man aus Sicht der Medien mit dem Schmarn verbinden den es im Radio rauf und runter trällert und das ist zu 99% Pop-Musik, auch wenn ab und an mal David Guetta dazwischen läuft. Nicht weil es sich irgendwer so aussucht, sondern weil Mainstrem-Medien den Stoff der Mainstream-Medien wieder beleben und einfach die Chartlisten aus Jahr sowieso hernehmen.

Aus Sicht des Individuum ist es sehr davon abhängig in welcher Szene man sich bewegt. ich werde die 2010 garantiert nie mit elektronischen Klängen verbinden, weil ich so ein Zeug nicht höre und keine Ahnung habe, was es da überhaupt gibt. Genau so wie so manch anderer die 2010 nicht mit Metal verbinden wird, wenn er es nicht hört.

Es ist nicht mehr so wie damals, dass man einen gewissen Trend auf der Straße wahrnehmen würde. Heute schaut jeder in sein Smartphone, somit trägt jeder seine eigene Community mit sich herum, so dass er überall und immer in seiner eigenen Community eingebunden ist, während der "Rest der Welt", unbemerkt an ihm vorüberzieht. Das ist also so eine Art Isoliert-Sein des Individuums, gegenüber gewissen Trends, weshalb sich Trends heute und in Zukunft auch nicht mehr so klar herauskristallisieren, wie in Zeiten wo die Leute tatsächlich noch miteinander reden mussten, da es keine umfassende Telekommunikation gab.
"Isoliert Sein" ist genau das richtige Stichwort.

Von meiner Seite aus, könnte ich auch keinen Trend mehr benennen, wenn ich gezwungen bin Radio zu hören, dann hört sich alles nach eine Pop-Brei an, der mit Queen und AC/DC anderen früheren Ikonen vermixt wird. Wenn ich dagegen eine Generation zurückblicke, dann war z.b. mein Vater und sein ganzer Geschmack von AC/DC geprägt.
Wahrscheinlich ist der größte Vorteil unsere Zeit, dass durch die digitale Verbreitung von Musik, jeder sich alles zusammen suchen kann. Dabei muss in Kauf genommen werden, dass Trends nicht mehr so spürbar sind.
Es wird wahrscheinlich jeder einen eigene Mischung haben.
Als ich mich noch zu einer Szene zugehörig fühlte, habe ich strickt nur diese Richtung gehört, was heute für mich auch nicht mehr denkbar ist, da ich gerne Sachen nach meiner eigenen Stimmung verbinde.

Der Autor, des angegebenen Artikels, polemisiert sehr stark.
Ich glaube keiner ist so stark disorientiert in seiner eigenen Geschmacksfindung, als dass er sich völlig heimatlos findet.
Aber ich denke aus der Sicht der Produziernden(Musiker, Designer etc.) besteht ein großes Unbehagen gegenüber den gesamten Kontext des Digitalen Zeitalters. Klar, ist durch Crowdfunding oder andere Plattform eine neue Form der Finanzierungen gefunden, aber wie findet man genügend Fans, wenn alle nur ein bisschen reinhören wollen?
Ich glaube den Heiligen Gral der Aufmerksamkeitökonomie des Internets hat noch keiner bestimmen können.
Zunächst: Ich liebe Streaming.
Ich bin zwar kein Nutzer von Spotify, nutze aber Napster (Same Shit - Different Name).

Ich glaube ich nutze den Service jetzt schon seid 2 Jahren und hab dadurch so viel tolle Musik kennengelernt. Natürlich "gehört" mir die Musik nicht so wie bei einer CD, aber solange ich keine wirkliche Bindung zu dem Künstler habe, brauche ich den physikalischen Besitz nicht.

Ich kaufe auch trotzdem sehr gerne mal ne CD, wenn ich weiß, dass der Künstler auch tatsächlich was von dem Geld sieht (beispielweise wenn ne Nachwuchsband selber CDs machen lässt, statt von nem großen Label).

Ich verstehe also, warum sich manche lieber CDs kaufen, finde aber den Artikel echt albern und auch nicht wirklich gut geschrieben.
Ich habe persönlich nichts gegen Streaming. Vor allem ist es nützlich, um Bands kennen zu lernen, da sich bei vielen Bands die bekannteren Lieder stark von ihren restlichen Stücken unterscheiden. Zudem vermeide ich so Fehlkäufe, seit ich mir mal aus Versehen zwei Alben mit Thrash Metal gekauft habe, weil ich sie für Death Metal hielt. Da sind wir aber schon beim Punkt: Langfristig mag ich CDs einfach mehr; ich fühle mich ehrlicher, weil ich den Einzelhandel unterstütze FS grins
Woran ich jedoch bei CDs häufig denke, ist der Rohstoffverbrauch. Andererseits benötigt man Strom, um einen Stream aufrecht zu erhalten. Dazu kommt, dass Downloads und Streams mir recht intransparent erscheinen, was die Gewinnverteilung angeht, zumal viele Streaminganbieter Werbung schalten. Ich bin einfach ein Feind der Werbefinanzierung (es lebe der öffentlich-rechtliche Rundfunk)
und kann es einfach nicht einsehen, die Musiker so zu "betrügen".
Vor allem ist es aber schade, dass es bald obligatorisch ist, seine Musik für den Streamingbereich freizugeben, was für mich eine Einschränkung des Urheberrechts ist, zumindest moralisch gesehen.
(10.06.2015)HeavyMetalNeverDies! schrieb: [ -> ]Nicht weil es sich irgendwer so aussucht, sondern weil Mainstrem-Medien den Stoff der Mainstream-Medien wieder beleben und einfach die Chartlisten aus Jahr sowieso hernehmen.
Mainstream-Medien sagst du also? In den 60ern war Hippie-Musik das Mainstream-Medium schlechthin, und damals sind die Leute nicht zum nächsten Plattenladen gelaufen, weil die Radiostationen die Lieder rauf und runter gespielt haben. Geschweige denn, war das Radio zur damaligen Zeit mit viel höherem Wortanteil behaftet, sodass Charts und enge Rotationen dafür nicht tauglich waren.
(11.06.2015)Meganium schrieb: [ -> ]Mainstream-Medien sagst du also? In den 60ern war Hippie-Musik das Mainstream-Medium schlechthin, und damals sind die Leute nicht zum nächsten Plattenladen gelaufen, weil die Radiostationen die Lieder rauf und runter gespielt haben. Geschweige denn, war das Radio zur damaligen Zeit mit viel höherem Wortanteil behaftet, sodass Charts und enge Rotationen dafür nicht tauglich waren.

Ich hoffe inständig wir reden jetzt nicht aneinander vorbei, weil mindestens die Hälfte deines Posts erschließt sich mir nicht ganz.

Ich bezog mich darauf, dass wenn die Medien, etwa im Jahr 2030 einen Rückblick machen, die alten Chartlisten von 2010 wieder ausgraben werden und nicht etwa anfangen, in Musikarchiven in Genres herumzusuchen, welche zwar für dementsprechende Szenen bekannte Titel beinhalten, welche an der breiten Masse aber völlig unbekannt sind bzw. waren.

Ich glaube nicht dass elektronische Musik für die 2010er repräsentativ werden wird, weil im Mainstream (sofern man das Pop-Gedöns nicht dazuzählen möchte), nicht wirklich viel elektronische Musik vorkommt. Zumindest wäre mir das noch nicht aufgefallen, die letzten paar Jahre.

Wenn du 2030 eine Sendung über Elektronische Musik ansiehst, dann werden die dir, die für die 2010er typische elektronische Musik vorsetzen. Wenn du ne Sendung über Metal ansiehst, bekommst du die dementsprechenden Metal-Bands vorgesetzt, aber an dem Pop-Mainstreamgedöns wird so ziemlich alles spurlos vorbei gehen, was nicht Pop-Mainstreamgedöns ist.

Außerdem solltest du damals nicht mit heute vergleichen. Den Fehler machen irgendwie die meisten Leute. Vor dreißig Jahren gab es kein Internet, Handies oder sonst was. Die gesamte Medien-Dynamik nahm einen komplett anderen Lauf als heute. Da kosteten die Tonträger noch um einiges mehr und waren nur vorselektiert im Plattenladen erhältlich. Heute hörst du Internetradio vom anderen Ende der Welt und kannst auf iTunes die unpopulärsten Interpreten beziehen, die man sich überhaupt vorstellen kann. So mancher wird heutzutage über Youtube berühmt. Gab es damals alles nicht.

Vor allem aber musste man damals noch mit den Leuten reden die mit einem am Tisch saßen. Heute diskutiert am einen Ende des Tisches der Josef mit seinem Freund in hundertfünfzig Kilometern Entfernung über Aquaristik, während am anderen Ende des Tisches der Hans mit seinem Freund in achthundert Kilometern Entfernung über Autos diskutiert. Während Josef über Telekommunikation etwas über Goldfische dazulernt, lernt Hans am selben Tisch wie man einen Ölfilter wechselt. Diese Situation ist bisher beispiellos, das gab es in zehntausend Jahren Menschheitsgeschichte noch nicht, sondern hat sich erst im letzten Jahrzehnt derart entwickelt. Von daher würde ich aus der Vergangenheit auch keine Rückschlüsse ziehen wie es "wieder sein wird!", weil so wie vor zehn oder fünfzehn Jahren wird es schlichtweg nicht mehr sein.
Zitat:Ich glaube nicht dass elektronische Musik für die 2010er repräsentativ werden wird, weil im Mainstream (sofern man das Pop-Gedöns nicht dazuzählen möchte), nicht wirklich viel elektronische Musik vorkommt. Zumindest wäre mir das noch nicht aufgefallen, die letzten paar Jahre.
Siehst du: Es ist dir nicht aufgefallen. Mir ist es aber aufgefallen, und ein Blick in die Charts der letzten Jahre zeigt die doch deutliche Etablierbung von mindestens Dance Pop, übergehend in immer weiter reichende, elektronische Musik, bis eben hin zum Dubstep. Die Grenzen sind nahezu fließend. Nicht zuletzt, weil ich die letzten vier Jahre immer wieder auf Schülerfahrten irgend so eine verzerrte Mucke (nicht die 90er-Technos, wobei Eurodance das Genre der 90er sind), unfreiwillig mithören darf.

Diese Form von Musik ist einfach herzustellen, sie ist massentauglich, sie wird irgendwann zu einem Symbol. Ein Genre wird ausnahmslos immer herausstechen. Der Messzeiger stellt der Konsument dar, und nur weil es jetzt das Internet und Plattformen gibt, bedeutet es nicht, dass dies Ergebnisse in irgendeiner Form verfälscht. Die Medien verschieben sich einfach nur; hier macht es auch keinen Unterschied, ob nun einige tausend Musiker existieren, oder mehrere Millionen, schließlich wird es immer eine Art Top 15 geben, die den Ton angeben, und die nicht zuletzt auch durch den Konsumenten, eine Ära einleiten, bzw. eingeleitet haben.
Ursprünglich fand ich Musikstreamingdienste gar nicht mal schlecht, jedoch dafür als Abo zahlen würde ich nicht.
Ein Grund ist der, dass viele der Musiker, die ich höre, auf den Streamingplattformen gar nicht zu finden sind und viele Titel auch (offiziell) kostenfrei zum Hören verfügbar sind. Zum Entdecken neuer Interpreten finde ich die Streamingplattformen auch nicht wirklich geeignet, da dort unbekanntere Musiker genauso in der Masse untergehen wie überall anders - wenn sie dort überhaupt ihre Musik anbieten.
Der andere Grund ist, dass ich, wenn möglich, viel lieber etwas kaufe, was ich dann „besitze“ und nach Belieben auch offline geräteunabhängig konsumieren oder für jemand anderen kopieren kann, als nur für eine „Höroption“ zu bezahlen, die nur so lange gilt, wie ich auch dafür bezahle. Ein „anfassbares“ Medium wie eine CD ist natürlich besonders toll, jedoch sind Dateien im MP3- oder FLAC-Format doch deutlich kompakter, flexibler und können praktisch nicht kaputt gehen.
Bei Filmen ist es etwas anders, da sehe ich das Streaming als Alternative zum Ausleihen eines Videos in der Videothek (aber keine zu DVDs/BDs), aber bei Musik würde ich nicht auf die Idee kommen, mir ein Album zu leihen/mieten.
(11.06.2015)Meganium schrieb: [ -> ]Siehst du: Es ist dir nicht aufgefallen. Mir ist es aber aufgefallen, und ein Blick in die Charts der letzten Jahre zeigt die doch deutliche Etablierbung von mindestens Dance Pop, übergehend in immer weiter reichende, elektronische Musik, bis eben hin zum Dubstep. Die Grenzen sind nahezu fließend. Nicht zuletzt, weil ich die letzten vier Jahre immer wieder auf Schülerfahrten irgend so eine verzerrte Mucke (nicht die 90er-Technos, wobei Eurodance das Genre der 90er sind), unfreiwillig mithören darf.

Also mir kommt es nicht viel elektronischer vor, als sonst auch. Den einzigen Trend den ich feststellen konnte ist, dass wieder mehr deutsche Lieder rauf und runter geträllert werden. Meist begleitet von ner Akustik-Gitarre und so zeug. Vielleicht sind da die deutschen Charts aber auch ein bisschen anders als die österreichischen, wobei es dann natürlich noch von Radiosender zu Radiosender variiert. Auf Krone-Hit spielts eher das Rap-Gedöns, auf FM4 eher elektronisch, auf Ö3 eher die deutschsprachige Mainstreammucke.

Wir sollten also von vorne herein sicherstellen, dass wir auch die gleichen Radiosender hören bzw. unfreiwillig mithören. Andernfalls gehe ich weiter davon aus, dass es DIE Chartliste gar nicht gibt, sondern dass die je nach Medium auch etwas im Genre variiert. Dann höre ich 2030 eben auf Ö3 im Rückblick, was 2010 auf Ö3 gespielt wurde und das sind meiner Beobachtung nach immer noch deutschsprachige Lieder mit Gitarrenbegleitung während ich auf Krone-Hit im Jahr 2030 vorgesetzt bekomme, was Krone-Hit 2010 so gespielt hat - und da liegen Welten zwischen den beiden Sendern. Wenn ich Rock Antenne aufdrehe, dann werde ich 2030 wohl nicht den Rückblick auf die Krone-Hit-Hitliste 2010 bekommen.

Zitat:Diese Form von Musik ist einfach herzustellen, sie ist massentauglich, sie wird irgendwann zu einem Symbol. Ein Genre wird ausnahmslos immer herausstechen. Der Messzeiger stellt der Konsument dar, und nur weil es jetzt das Internet und Plattformen gibt, bedeutet es nicht, dass dies Ergebnisse in irgendeiner Form verfälscht. Die Medien verschieben sich einfach nur; hier macht es auch keinen Unterschied, ob nun einige tausend Musiker existieren, oder mehrere Millionen, schließlich wird es immer eine Art Top 15 geben, die den Ton angeben, und die nicht zuletzt auch durch den Konsumenten, eine Ära einleiten, bzw. eingeleitet haben.

Mag ja alles sein aber letztenendes entscheidet sich immer noch der Konsument ob er einen Trend überhaupt wahrnehmen will oder nicht. Wir haben die Wunderbare Möglichkeit die Gegenwart vollkommen auszublenden wenn wir das wollen. Da braucht man nur Kopfhörer aufsetzen, dann kann ich am Smartphone Metal-Blogs lesen, während ich mir das neuste Nightwish-Album reinziehe. Jetzt ausgehend davon dass etwa 10.000 Metalheads genau das selbe tun, weil niemand den Schmarn im Radio erträgt, schafft es eine ganze Szene die aktuellen Trends gänzlich zu ignorieren.

Ich sehe das so, dass wir einfach keine einheitliche Realität mehr haben. Die Technik erlaubt es die Wahrnehmung auf Dinge zu richten, die nicht Teil der Gegenwart sind. Letztenendes kommen dann Gruppierungen zu stande, denen zB. Zeichentrickponies wichtiger sind als alles andere und wo sich einige sogar in Zeichentrickponies verlieben etc. Die Grenzen zwischen Realität und Virtualität verschwimmen immer mehr und die Aufmerksamkeit verlagert sich immer weiter in den virtuellen Raum, so dass dann etwa der Nickname oder das Profil ein erweiternder Teil der eigenen Persönlichkeit wird.

Heute kann ich es mir aussuchen in welcher Szene ich sein will und meine Vorliebe mit Leuten teilen, die hunderte Kilometer entfernt sind. Da bin ich nicht darauf angewiesen dass in meiner Region ein Trend oder eine Szene existiert, von daher kann mir egal sein was Ö3 2030 für Rückblicke macht, was Kronehit für Rückblicke macht oder jeder andere Sender. Jenem den Elektronische Musik nicht interessiert, der wird von der Chartliste, die Radiosender X hunderttausend mal wiederholt, nicht mehr das geringste mitbekommen. Von daher kann man fast sagen, dass heutzutage jedes Individuum in einer eigenen Realität mit einer eigenen Geschichte und eigenen Schwerpunkten lebt und wo einige Dinge dann gar nicht darin vorkommen.
Aufgrund ihrer Kostenschwelle beziehe ich klassische Streamingservices wie Spotify oder Google Music gar nicht, sowas eignet sich meiner Meinung nach höchstens für Filme und Serien. Außerdem käme hinzu, dass ich die dort erhaltenen Musikdateien nicht einmal ansatzweise besitze wie etwa der nie abklingenden Lizenz für einen Download, wie man ihn auf Steam oder iTunes findet. Läuft das Abo aus, sind die Dateien futsch. Wobei man dieses Argument auch auf Videostreaming-Plattformen anwenden könnte. Wobei es auch dort (meist etwas aufwendige) Methoden gibt.

Digitalen Musikdateien hingegen empfinde ich keinerlei Ekel gegenüber, da mein primäres Ausgabegerät eh ein Smartphone ist, das ich mit MP3 oder M4A-Dateien befülle. Diese beziehe ich teilweise aus CDs, teilweise aus kostenlosen Downloads (sei es weil der Interpret dies anbietet oder über die Grauzone YouTube, was gemischte Resultate haben kann) und selten auch mal aus bezahlten Downloads. Dasselbe gilt für Videos.
Ausschließlich CD-Kauf. Die CDs werden anschließend eigenhändig zu FLACs gerippt und sorgfältig getaggt. Oder vielleicht noch Webradio.

Gezieltes Streaming halte ich für grenzwertig. In meiner Musiksammlung sind zumeist genau die Titel, die ich will, in genau den Versionen, die ich will. Und das ist zumeist Material, das 25 Jahre oder älter ist. Ob Streaming das hinkriegt?

Noch dazu ist Streaming unterwegs fragwürdig. Vielleicht nicht in der Großstadt, aber wenn man mit dem Zug über Land fährt und 20 Minuten oder länger nur GPRS hat, also kein Breitband, oder gar überhaupt kein Netz, dann hat man ein Problem. Trägt man die Musik aber bei sich, hat man das Problem nicht. Und selbst wenn man ständig optimales Netz hat, verursacht sogar Streaming in sogenannter "CD-Qualität" (MP3, 128 kb/s CBR) ein immenses Datenvolumen, das jede Mobilflat irgendwann sprengt. Von verlustfreier Kompression ganz zu schweigen.

Ich bin übrigens in der Lage, meine gesamte Musiksammlung mitzunehmen. Mein Player ist kein Smartphone, sondern überspitzt ausgedrückt eine Laptop-Festplatte mit Audioausgang.
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