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Normale Version: Unser Schulsystem
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(12.07.2015)HeavyMetalNeverDies! schrieb: [ -> ]Naja, ist halt deine Wahrnehmung. Ich kenne niemanden persönlich der mit dem aktuellen Schulsystem konform ginge. Vielleicht ist die Meinung in Österreich (oder auch nur in meinem Umfeld) auch eine andere als in Deutschland (oder deinem Umfeld).

In meinem Freundeskreis gehen die meisten mit mir d'accord, aber ich schließe nicht von meinem Umfeld auf die allgemeine Stimmung. Ich bin in vielen Foren aktiv und lerne durch mein Studium eben auch verschiedene Leute kennen, die dazu etwas zu sagen haben. Viele hängen immer noch dem elitären Gedanke an, der einen Wandel schwer macht.

Zitat:Ich kann mich nötigenfalls dann nur noch auf PISA-Ergebnisse und Erkenntnisse der Forschung stützen um zu untermauern, dass dieses Schulsystem gelinde gesagt "Schon längts in den Mülleimer gehört".
Um ehrlich zu sein fällt es mir schwer nachzuvollziehen, wie überhaupt wer ein Schulsystem aus dem Jahre Schnee unterstützen kann. Aber gut, wie gesagt, in meinem Umfeld merke ich ohnehin nichts davon, dass irgendwer zufrieden wäre mit dem Schulsystem. Shrug

Da kann ich dir nur zustimmen. Du wirst mir aber vielleicht zustimmen können,dass viele, die unzufrieden sind, gar nicht genau benennen können, was sich nun ändern soll.
(12.07.2015)Triss schrieb: [ -> ]In meinem Freundeskreis gehen die meisten mit mir d'accord, aber ich schließe nicht von meinem Umfeld auf die allgemeine Stimmung. Ich bin in vielen Foren aktiv und lerne durch mein Studium eben auch verschiedene Leute kennen, die dazu etwas zu sagen haben. Viele hängen immer noch dem elitären Gedanke an, der einen Wandel schwer macht.

Wie das die gesellschaftliche Elite sieht weiß ich nicht. Ich bin einer von jenen, die fluchend die Schule verlassen haben und bei denen gelandet sind, die fluchend die Schule verlassen haben. RD laugh

Mag sein, dass es auch welche gibt die in der Schule durchaus positive Erfahrungen gemacht haben (sowas geht über meinen Verstand). Ich habe mir schon überlegt dass Noten vielleicht in zweierlei Richtung wirken: Wenn man gute Noten bekommt, erlebt man das positiv und sieht es als Belohnung, bei schlechten Noten sieht man darin eine Bestrafung. Ich gehöre da eher zu letzterer Fraktion. Nicht nur dass mich der Stoff in der Schule großteils nicht interessiert hat, ich bin auch kein Lese-Lerntyp, noch bin ich ein Zuhör-Typ, sondern der Visuelle Typ. Da hat man in einer Schule voller Bücher und Gequatsche herzlichst das Nachsehen. Was mich gleich zum folgenden Punkt bringt:

Zitat:Du wirst mir aber vielleicht zustimmen können,dass viele, die unzufrieden sind, gar nicht genau benennen können, was sich nun ändern soll.

Ich hätte gerne einen, nach Lerntypen gesonderten Unterricht. Außerdem sehe ich nicht, was die ganzen "Auswendig-Lern-Fächer", eigentlich bringen sollen. Das lernt man nur für die Prüfung, nicht fürs Leben. Ich habe danach zumindest fast alles wieder vergessen. Auf Individuelle Interessen geht die Schule auch sehr schlecht ein. zB. Kinder die sich für Autos interessieren müssen Biologie oder Geschichte lernen. Warum? Sollen solche Kinder doch von Anfang weg technische Fächer forcieren. Dinge die einem nicht interessieren merkt man sich ohnehin nicht.
Weil es ja gerade aufkam: Ich habe dieses Jahr Abitur gemacht und bin mit dem Schulsystem zufrieden. Natürlich ist es stark verbesserungswürdig, für den Zweck ("Auf das Leben vorbereiten" zähle ich nur bedingt dazu) finde ich es aber ausreichend.

Und ich habe auch zu den Schülern gehört, die die Schule gehasst haben wie die Pest, hab mich im Unterricht mit allem außer dem Stoff selbst beschäftigt, mehr gefehlt als ich anwesend war und Aufgaben nur im allernötigsten Fall am Abend davor erledigt. War aber (fast) alles meine Entscheidung, hat mich ja keiner gezwungen so viel Mist zu machen.

Ich denke dass man sich da einfach durchbeißen muss. Wäre schön wenn jedem individuell der Stoff so beigebracht wird dass es jeder versteht und dass jeder gut abschneidet, aber da fehlt mir der einheitliche Maßstab. Ich bin auch beileibe kein Auswendiglerner, aber theoretisch weiß man, was man für eine gute Note tun muss. Darüber, wie viel diese Note letztendlich wert ist und was sie reflektiert kann man natürlich streiten. Wenn die Schüler im Unterricht aber regelrecht verhätschelt werden kann man sich die Noten auch sparen.

Übrigens habe ich von diesem Elite-Denken in meiner gesamten Schullaufbahn nichts mitbekommen, finde es erstaunlich was man teilweise darüber hört. Oo Generell habe ich manchmal das Gefühl eine komplett andere Schulform besucht zu haben. G8 war für mich ein Segen und Freizeit hatten bei uns auch alle, die sie haben wollten.
(12.07.2015)HeavyMetalNeverDies! schrieb: [ -> ]Ich hätte gerne einen, nach Lerntypen gesonderten Unterricht. Außerdem sehe ich nicht, was die ganzen "Auswendig-Lern-Fächer", eigentlich bringen sollen. Das lernt man nur für die Prüfung, nicht fürs Leben. Ich habe danach zumindest fast alles wieder vergessen. Auf Individuelle Interessen geht die Schule auch sehr schlecht ein. zB. Kinder die sich für Autos interessieren müssen Biologie oder Geschichte lernen. Warum? Sollen solche Kinder doch von Anfang weg technische Fächer forcieren. Dinge die einem nicht interessieren merkt man sich ohnehin nicht.

Es ist halt nicht immer abzusehen, wofür ein Mensch sich interessiert. Man stelle sich nur mal vor, man würde sein ganzes Leben lang nur das lernen, wofür man sich im Grundschulalter mal interessiert hat - wie soll man da Neues kennen lernen?
Die Schule sollte schon einen gewissen Allgemeinbildungscharakter erfahren aber, da stimme ich dir zu, nicht auf stumpfes Auswendiglernen fokussiert sein. Außerdem wäre eine Verschränkung der Fächer sinnvoll genauso wie ein übergeordnetes Thema, auf das man sich auf verschiedene Art und Weise annähern kann - auch, indem man etwas über Autos lernt zB .
(12.07.2015)Triss schrieb: [ -> ]Es ist halt nicht immer abzusehen, wofür ein Mensch sich interessiert. Man stelle sich nur mal vor, man würde sein ganzes Leben lang nur das lernen, wofür man sich im Grundschulalter mal interessiert hat - wie soll man da Neues kennen lernen?

Man sehe sich nur mal Kinder an, die von Natur aus neugierig sind (bevor sie von der Gesellschaft und dem Schulsystem abgestumpft werden). Ja wie soll man da neues kennen lernen? Ich würde es mal mit dem Gefühl der Neugier versuchen, dann lernen eh alle von sich aus. Nur dass halt nicht alle das selbe lernen wollen.
Das was man gut lernt in der Schule ist die "Ellenbogenmentalität".

Zitat:Die Schule sollte schon einen gewissen Allgemeinbildungscharakter erfahren aber, da stimme ich dir zu, nicht auf stumpfes Auswendiglernen fokussiert sein. Außerdem wäre eine Verschränkung der Fächer sinnvoll genauso wie ein übergeordnetes Thema, auf das man sich auf verschiedene Art und Weise annähern kann - auch, indem man etwas über Autos lernt zB .

Mag sein. In meinem Fall war aber stark offensichtlich dass ich mich fürs Zeichnen interessiere, dass ich all die Jahre die Hefte vollgeizeichnet habe soll nicht aufgefallen sein? Meine persönliche Präferenz hat mir aber nur Probleme eingebracht bis ich die scheiß Zeichnerei großteils aufgegeben habe.

"Allgemeinbildungscharakter" ist etwas anderes als "Indoktrination". Ich habe die Schule immer als letzteres empfunden. Nicht mal im Kunstunterricht durfte man kreativ sein. Schule war einfach nur Dinge lernen und annehmen die einem nicht interessieren, sonst wird man abgestraft. Wie schön sind Schulen, wo man dafür abgestraft wird das zu tun, was einem am meisten begeistert?

Damals wollte ich die Schule am liebsten anzünden, wenn ich an diese Zeit zurückdenke, dann kommt mir die Wut hoch! Flutterrage
Zitat:Man sehe sich nur mal Kinder an, die von Natur aus neugierig sind (bevor sie von der Gesellschaft und dem Schulsystem abgestumpft werden). Ja wie soll man da neues kennen lernen? Ich würde es mal mit dem Gefühl der Neugier versuchen, dann lernen eh alle von sich aus. Nur dass halt nicht alle das selbe lernen wollen.
Das was man gut lernt in der Schule ist die "Ellenbogenmentalität".
Da muss ich dir aufgrund persönlicher Erfahrungen zustimmen. Als ich in eingeschult wurde, hatte ich mich bereits ein Jahr lang darauf gefreut, etwas lernen, dass ich schon immer wissen wollte. So kam es aber nicht. Gut, das ist eine recht häufige Erfahrung. Sonst würde die erste Klasse nur Wissen über Schlösser und Dampflokomotiven vermitteln. Die Schaffung einer allgemeinen Bildung ist also deswegen unumgänglich, weil Interesse auch daraus entsteht, dass man etwas lernt und eventuell daran interessiert ist, womit das zu tun hat, oder Interesse an einem bestimmten Bestandteil dessen entwickelt. Aber ich schweife ab. Ich habe meine Lehrerin recht oft nach etwas gefragt ("Was ist dann 7-14? Das muss doch etwas ergeben!"; "Wie kann ich mir denn die Höhe meines Taschengeldes anders darstellen?" Gut, damals habe ich es natürlich anders formuliert, aber wie ich das gesagt habe, weiß ich heute nicht mehr [Bild: pc-fblush.png] )
Jedenfalls wurde das von meiner Lehrerin direkt als "nervtötend", "besserwisserisch" oder gar "hibbelig" abgetan, Gott weiß wie sie auf Letzteres kam. SO ging das dann weiter, bis sie mir ein Lesebuch gab, um mich zu beschäftigen. Die anderen Kinder haben sich oft dumpf der pädagogischen Doktrin gebeugt.
Ich hielt mich für einen Einzelfall, bis ich nach drei Jahren in der Oberstufe, die de facto gleich verliefen, an eine Schule für Hochbegabte kam. Da erzählten mir so ziemlich alle Kinder das Selbe. Gut, das lässt sich recht flott als Spezialfall abtun, aber ich habe oft am Rande von anderen Kindern erfahren, die sich recht oft interessiert und neugierig gezeigt haben. Und die waren DEFINITIV nicht hochbegabt. Das unterstützt HMNDs Aussage so ziemlich. Auch die Ellenbogenmentalität kann ich nur bestätigen. Beliebt waren immer die Kinder, die sich als besonders mitfühlend, heuchlerisch und gefügig inszeniert haben. Auf zurückhaltende oder scheue Kinder wurde oft nicht eingegangen, oft waren sie sogar das Ziel derber Zoten seitens der Lehrer.

Zitat:Die Schule sollte schon einen gewissen Allgemeinbildungscharakter erfahren aber, da stimme ich dir zu, nicht auf stumpfes Auswendiglernen fokussiert sein. Außerdem wäre eine Verschränkung der Fächer sinnvoll genauso wie ein übergeordnetes Thema, auf das man sich auf verschiedene Art und Weise annähern kann - auch, indem man etwas über Autos lernt zB .
Die Idee geht leider in die Hose. An meiner alten Schule hatten sie Unterricht nach dem "Marchtaler Plan". Dessen Konzept stand unter dem Zeichnen der übergeordneten Thematik, scheiterte aber an der schieren Chaotik der Planung und mangelnder Ausbildung der Lehrkräfte. Am Ende wussten wir praktisch weniger.

Zitat:Mag sein. In meinem Fall war aber stark offensichtlich dass ich mich fürs Zeichnen interessiere, dass ich all die Jahre die Hefte vollgeizeichnet habe soll nicht aufgefallen sein? Meine persönliche Präferenz hat mir aber nur Probleme eingebracht bis ich die scheiß Zeichnerei großteils aufgegeben habe.

"Allgemeinbildungscharakter" ist etwas anderes als "Indoktrination". Ich habe die Schule immer als letzteres empfunden. Nicht mal im Kunstunterricht durfte man kreativ sein. Schule war einfach nur Dinge lernen und annehmen die einem nicht interessieren, sonst wird man abgestraft. Wie schön sind Schulen, wo man dafür abgestraft wird das zu tun, was einem am meisten begeistert?

Nun, das habe ich bereits an früherer Stelle bestätigen können. Dafür braucht man zumindest Zusatzangebote. Keine verpflichtenden, sondern solche, die sich nach den Schülern richten. Weniger AGs als vielmehr Interessensgruppen. Das mit den persönlich Interessen, die nicht im Einklang mit dem Lehrplan stehen, werden ja oft als "Lernunwilligkeit" abgewertet. Zeichnung sind z.B. ein Zeichen für ADS. N'importe qoui, würde der Franzose sagen.
"Indoktrination" halte ich für eine krasse Bezeichnung, die mir dennoch angemessen scheint. Ich könnte es aber leider auch nicht anders formulieren. Sehen wir uns doch einmal grob den soziologischen Hintergrund an. Das "aktuelle" Bildungskonzept geht auf eine Zeit zurück, in der sich Wirtschaft und Gesellschaft an Werten wie "Pflicht", "Ordnung" und "Fleiß" orientierten. Der sogenannte Materialismus, wenn wir nach der Wertewandeltheorie von Ronald Inglehart gehen, die sogar eine über recht gute empirische Basis verfügen. Die besagt nämlich einen Wandel hin zu "postmateriellen" Werten, also "Selbstentfaltung/-verwirklichung", "Gerechtigkeit", "Umweltschutz" etc. Ob da ein solches System, in dem Bildung rein linear erfolgt, noch zeitgemäß ist, wage ich zu bezweifeln. Doch da kommt die Lösung herangedonnert wie ein Geschwader Kampfjets: Die Gesamtschule. Reformpolitiker in der rot-grünen Landesregierung Baden-Württembergs haben das als die Endlösung (Ja, blöde Wortwahl! [Bild: pc-flushy.png]) an Land gezogen wie eine verfressene Forelle aus dem Angelteich der populären Bildungsreformen. Die Metapher passt sogar: Die offenkundigen Nachteile, also die wenig schmackhaften Organe, nehmen sie raus. Aber sie vergessen, den Fisch sauber zu filetieren. Und wenn dann die Gesamtschule Wirklichkeit wird, sind überall unangenehme kleine Gräten. Eine ganz große ist das, was HMND und ich lamentieren. Und daran wird Grün-Rot am Ende ersticken. Das gehört aber wiederum an eine Stelle. Obwohl AJ hmm nicht mal unbedingt. Denn vielleicht zeigt ja das Scheitern einer von allen Seiten als progressiv bezeichneten Regierung am Bildungssystem die eigentlich offenkundigen und dabei so fundamentalen Fehler unseres Bildungssystem auf.
Vielleicht lässt es sich durch eine Spezialisierung der Schulen lösen. Vielleicht auch nicht. Ich nehme mich da als Sonderfall in der Pädagogik als zu distanziert vom "Regelbetrieb", um mich da eindeutig für eine Lösung aussprechen zu können, jedenfalls zu diesem Zeitpunkt.
(12.07.2015)HeavyMetalNeverDies! schrieb: [ -> ]Mag sein. In meinem Fall war aber stark offensichtlich dass ich mich fürs Zeichnen interessiere, dass ich all die Jahre die Hefte vollgeizeichnet habe soll nicht aufgefallen sein? Meine persönliche Präferenz hat mir aber nur Probleme eingebracht bis ich die scheiß Zeichnerei großteils aufgegeben habe.
Das hättest du nicht tun dürfen. Ein bisschen Rebellieren muss schonmal drin sein. Wahrscheinlich hast du gerade durch diese Form der Unterdrückung, ich vermute mal das sind deine angesprochenen Probleme, Talente in den Sand gesetzt.

Zitat:"Allgemeinbildungscharakter" ist etwas anderes als "Indoktrination". Ich habe die Schule immer als letzteres empfunden. Nicht mal im Kunstunterricht durfte man kreativ sein. Schule war einfach nur Dinge lernen und annehmen die einem nicht interessieren, sonst wird man abgestraft. Wie schön sind Schulen, wo man dafür abgestraft wird das zu tun, was einem am meisten begeistert?
Indoktrination würde ich jetzt nicht unbedingt mit dem Lehrplan in Verbindung setzen, aber mit dem Schulsystem. Beispielsweise, wenn den Schülern, trotz der Klassengesellschaft in Haupt-, Realschule und Gymnasium, irgendwas (unterschwellig) suggeriert wird, sodass sie am Ende mit diesem Schulsystem nicht nur zufrieden sind, sondern dieses dann verteidigen, weil es die einzige, zufriedenstellende Lösung für die Gesellschaft darstellt, obwohl die Alternativen besser und gleichwertiger sind.
Ich bin an einer Gesamtschule und finde meine Schule gut. In der Zukunft soll es so bleiben wie es ist. Ich habe für das Leben viel gelernt und weiß immer noch was ein Boxplot ist. 
Das Einzige was man noch ändern könnte, sind die Kopfnoten.   Derpy confused
(13.07.2015)Magic Twilight schrieb: [ -> ]Ich bin an einer Gesamtschule und finde meine Schule gut. In der Zukunft soll es so bleiben wie es ist. Ich habe für das Leben viel gelernt und weiß immer noch was ein Boxplot ist. 
Das Einzige was man noch ändern könnte, sind die Kopfnoten.   Derpy confused

Wie waren denn deine Erfahrungen mit der Gesamtschule? In welchem Bundesland war das?
Werde doch bitte etwas genauer. Mich würde es auf jeden Fall interessieren, wie Gesamtschüler ihre Schule wahrnehmen...
Das deutsche Schulsystem ist so ziemlich die schlimmste Bildungsinstitution, die ich in meinem Leben kennenlernen durfte. Durch ihren Charakter wird nicht nur das sinnvolle Wissen minimiert, das vermittelt wird, es wird auch die natürliche Neugier der Kinder und Jugendlichen zerstört - viele assoziieren Lernen und Ausbilden fortan mit etwas negativem.

Psychologisch ist die Schule ein zweischneidiges Schwert, durch den "rechtsfreien Raum" (als Kind/Jugendlicher wie auch als Lehrer darf man sich ja eh alles erlauben ohne juristisch zur Rechenschaft gezogen zu werden - mit ausnahme von Raubkopien) und das ausgeprägte Gegeneinander zwischen Schülern und Lehrern (und jeweils untereinander) werden Menschen einerseits traumatisiert, andererseits fürs Leben abgehärtet.

Was man anders machen kann?
Im kleinen bietet sich natürlich an, seine Kinder nicht auf öffentliche Schulen zu schicken. Wie so vieles, so ist auch der Bildungsmarkt für Kinder heute global, und Institutionen rund um die Welt können entsprechende Dienstleistungen anbieten, die durchaus in Sachen Effizienz mithalten können mit entsprechend bekannten Angeboten für Erwachsene (von der Uni bis zu beruflichen Fortbildungen).
Gesellschaftlich von Nachteil ist allerdings, daß dies idR nur Kindern aus wohlhabenden Familien offensteht.

Stichwortartig, was sich in den Schulen ändern müßte:
- ausgebildete Lehrer (in dem Sinne, daß sie auch die nötigen Fähigkeiten, Wissen und ein gewisses Auftreten mitbringen)
- überarbeitete Lehrpläne, die Schüler auf Leben und Ausbildung vorbereiten, sowie ein Mindestmaß an Allgemeinwissen vermitteln.
- aussagekräftige, gerechte, nichtwillkürliche Benotung die sich als Feedback zur erbrachten Leistung eignet
- sowohl Lehrern als auch Schülern sollten die sozialen Standards abverlangt werden, die später im Leben üblich sind
- Beschleunigung des Unterrichts - viele Schwierigkeiten kommen ja daher, daß Schüler unterfordert sind
- Neugier und Tatendrang der Kinder und Jugendlichen sind zu fördern
Harald Lesch äußert sich zum Schulsystem:





Finde ich gut was der Mann zu sagen hat. Könnte nicht mehr zustimmen. Pinkie approved
Der Thread muss wohl an mir vorbeigegangen sein; sonst hätte ich die Fragen gerne schon früher beantwortet. Najo. Dann werde ich es jetzt mal tun, da der Threadersteller sich sehr für unterschiedliche Erfahrungen zu interessieren scheint!



1. Mit welchem Schulsystem seid ihr vertraut? Wie ist es aufgebaut? Welche Stufen habt ihr durchlaufen?
Mein schulischer Werdegang ist leider mehr als durchwachsen.

-> Ich wurde mit 6 Jahren (also im Jahr 2000) eingeschult und habe dann 4 Jahre die Grundschule besucht. Dort wurden die Grundfächer Deutsch und Mathe unterrichtet; sowie Sport, Sachkunde, Musik, Religion, Kunst, Englisch. An mehr Fächer kann ich mich gerade nicht erinnern. Habe den Unterricht als sehr kindgerecht in Erinnerung und vor allem Englisch fand ich super, da sowohl schriftlich als auch sprachlich geübt wude.

-> Danach, ab 2005, besuchte ich ein reines Gymnasium. Es hat hier einen recht guten Ruf. Bemerkenswert ist hierbei, dass Latein ab der 5. Klasse unterrichtet wurde, jedoch kein Englisch. Englisch kam erst ab der 6. Klasse wieder hinzu. Ab der 7. oder 8., das weiß ich nicht mehr genau, musste man noch eine Fremdsprache wählen. Ich hatte mich für Französisch entschieden.
Leider lief es hier alles andere als gut. Das lag aber auch an meinen persönlichen Lebensumständen. Ich musste dann 1 Jahr wiederholen, was jedoch alles andere als vorteilhaft verlief - ich bin von G9 in G8 gerutscht. Dementsprechend kam ich dann überhaupt nicht mehr mit. Die Lehrer waren in dieser Klasse auch nicht sehr motiviert; ständig hieß es "wer nicht mitkommt, hat eben Pech gehabt; ich bin ja sowieso bald im Ruhestand. Ist nicht meine Angelegenheit, ob ihr das schafft". Auch wurde hier kein bisschen geübt, wie man sich bewerben sollte o.ä. - eine Vorbereitung auf das Leben sieht anders aus.

-> 2010 bin ich dann auf eine Gesamtschule in den Realschulzweig gewechselt. Die Leute in der Klasse und auch die Lehrer, das will ich betonen, waren VIEL umgänglicher als auf dem Gymnasium. Ich halte daher gar nichts von Vorurteilen bezüglich bestimmter Schulzweige! Auf der Realschule war der Unterricht in Ordnung. Es wurden Betriebe besucht, Bewerbungen geübt und der Unterricht war viel eher auf das "echte Leben" abgestimmt. Ich möchte meinen, dass ich hier die wichtigen Dinge gelernt habe und mir im Vergleich dazu das Gymnasium echt in die Haare schmieren konnte... Traurig aber wahr. Meine mittlere Reife hatte ich dann 2011.

-> Ab 2013 besuchte ich die Berufsschule im Bereich Wirtschaft und Verwaltung. Manche Lehrer sind hier wirklich kompetente Ansprechpartner; andere wiederum nehmen ihren Beruf kaum ernst. Wir hatten da Fälle, dass Lehrer so gut wie nie zum Unterricht erschienen sind; unsere Arbeiten verloren oder verlegt hatten... Also das kann man wirklich nicht gerade loben. Doch die engagierten Lehrer, die wir in den wichtigsten Fächern zum Glück hatten, haben guten Unterricht gemacht. Bald bekomme ich mein Abschlusszeugnis, das auch sehr gut ausfallen wird. Der Berufsschulunterricht war absolut okay.

-> Parallel dazu machte ich neben der Berufsschule mein Fachabitur. Da es wie eine Art Abendschule organisiert war, hatten wir verhältnismäßig wenig Unterricht. Es wurden auch nur die drei Hauptfächer, Deutsch - Mathe - Englisch, unterrichtet.
Ich kann hier leider nicht behaupten, großartig etwas dazugelernt zu haben. In Deutsch war das Niveau doch eher gering, da die meisten Mitschüler (wir waren nur ein kleiner Kurs von am Ende 6 Leuten) nicht einmal die Grundkenntnisse der Rechtschreibung beherrschen... Großartig gefordert fühlte ich mich also nicht. In Englisch hatten wir einen äußerst merkwürdigen Lehrer. Eigentlich ein Muttersprachler, der jedoch seinen Beruf nicht gerade ernst nahm. Ich habe das Gefühl, dass meine Englischkenntnisse sich nicht merklich verbessert haben. Mathe war auch eine Katastrophe: 2 1/2 Jahre hatten wir einen sehr alten Lehrer, der kaum etwas mit uns gemacht hat, während wir im letzten halben Jahr mit der neuen Lehrerin dann versucht haben, alles aufzuholen. Nicht gerade effizient. Aber alles in allem der einfachste Weg, an diesen Schulabschluss zu kommen. *shrug*

2. Wie nahmt ihr damals Änderungen der Bildungspolitik wahr?
Am gravierendsten, muss ich sagen, habe ich die Auswirkungen von G8 gespürt. Ich war zwar bloß ein Jahr in so einer Klasse; aber da ich eh schon Lücken hatte (aufgrund krankheitsbedingter Fehlzeiten), war es mir unmöglich, dem Unterricht dort zu folgen.

Ich will da nicht komplett ein Urteil fällen - sicherlich mag es an anderen Schulen vielleicht besser organisiert gewesen sein und die jenigen, die von Anfang an in so einer Klasse waren, kannten es nicht anders. Aber für mich war es ein kompletter Reinfall und ein verschwendetes Jahr, zu dem mich die Direktorin regelrecht gezwungen hat. Sie wollte auf Biegen und Brechen, dass ich auf der Schule bleibe. Und das, obwohl es für mich eine gänzlich falsche Entscheidung war.

Das habe ich nach meinem Schulwechsel gespürt. Denn dies war die vernünftigste Entscheidung für mich - alles andere wäre nur unnötige weitere Quälerei gewesen.

3. Wie seht ihr die Chancen eines Schülers, der beispielsweise diesen Monat seinen Abschluss hinter sich gebracht hätte? Ist er eurer Meinung nach auf das (Berufs-, Studien-)Leben vorbereitet?
Ich kann das so pauschal nicht beantworten. Wie man anhand meiner Erfahrungen merkt, war mein schulischer Werdegang alles andere als ideal. Zum Glück habe ich es geschafft, trotz der blöden Umstände noch einen ganz guten Weg einzuschlagen. Aber ich könnte mir vorstellen, dass andere in meiner Situation das eventuell nicht so gemeistert hätten.

Basierend auf meinen eigenen Erfahrungen kann ich nur unterstreichen, dass das Schulsystem für meinen Geschmack deutlich am eigentlichen Leben vorbeigeht. Gerade das Gymnasium.

Wichtig ist es doch vor allem, Schüler auf das vorzubereiten, was sie dringend für ihr Leben brauchen: Die Fähigkeit, sich auf Stellen zu bewerben; Bewerbungsprozesse zu durchlaufen und im beruflichen Leben zu bestehen. Gerade dann, wenn jemand sich gegen ein Studium entscheidet. Auf meinem Gymnasium wurden diese Voraussetzungen kein bisschen vermittelt. Leider. Mag woanders sicherlich auch besser laufen; ich will hier wie gesagt nicht alle Schulen über einen Kamm scheren.

4. Haltet ihr das aktuelle Schulsystem für zeitgemäß oder gar zukunftsfähig? Was würdet ihr ändern?
Ich würde viele Dinge ändern. Ich halte einige Fächer für absolut unnötig, während wichtige Inhalte komplett verloren gehen.

Was wir dringend benötigen, wären meiner Ansicht nach folgende Inhalte:
- Wie ernährt man sich richtig? Worauf ist zu achten? Wie sorge ich für meine Gesundheit am besten?
- Wie verhält man sich umweltbewusst? (Mülltrennung, Konsumverhalten...)
- Wie verhält man sich in bestimmten Situationen? Damit meine ich vor allem, dass Zivilcourage gefördert werden sollte. Aber auch die Fähigkeit, eine fundierte Meinung zu bilden und diese zu äußern. Wir brauchen in unserer Gesellschaft Persönlichkeiten!
- Eine vernünftige und möglichst frühzeitig beginnende berufliche Orientierungsphase. Wie viele Leute verlassen heutzutage die Schule und haben keinerlei Ahnung, was sie mit sich und ihrem Leben anfangen sollen? Da kenne ich allein schon aus dem persönlichen Bekanntenkreis viel zu viele.

Das sind so die Kernpunkte, die mir spontan einfallen - aber es gibt noch so viele mehr. Ich halte es auch nicht für richtig, Schüler so früh in irgendwelche festen Systeme zu stecken: Haupt- & Realschule sowie Gymnasium. Ich halte es wiederum für unterstützenswert, Schüler länger gemeinsam zu unterrichten und nach Möglichkeit individueller zu fördern.

Doch hier in Deutschland gibt es solche Systeme scheinbar auch, wenn man Glück hat: Eine Freundin berichtete mir jedenfalls, dass es auf ihrer Schule so gehandhabt wurde, dass die Klasse längere Zeit gemeinsam unterrichtet und erst später "getrennt" wurde, je nach Fähigkeiten der Schüler.
Entschuldigt bitte, dass ich gerade nicht in der Stimmung bin meine akademische Lebensgeschichte hier niederzuschreiben. Ich denke, über das Deutsche Schulsystem und seinen ganzen Macken ist auch schon das meiste gesagt worden. Ganz kurz: Ich bin in Bayern auf dem Land aufgewachsen und war auf einer ländlichen Grundschule und dann Gymnasium.

Letzteres habe ich mit durchschnittlichen Noten bestanden. Natürlich kommt es auf die individuelle Schule und Lehrer an, aber von dem was ich so gehört habe war nicht nur mein Gymnasium relativ schlecht was den Unterricht und das Bildungssystem betrifft. Klar gab es hin und wieder einen guten Lehrer der Inhalte ausgezeichnet vermitteln konnte, im besten Fall sogar Schüler inspirieren konnte, aber insgesamt war meine Erfahrung äußerst negativ.

Da ich in den USA studieren wollte habe ich zusätzlich zum Abitur auch noch das International Baccalaureate Diploma absolviert und bin dazu an ein College in England gegangen. Ich sag's euch, es war wie eine Erleuchtung. Das IB ist zwar grundsätzlich auf internationalität getrimmt, aber trägt logischerweise immer das Gewand des Landes in dem man es studiert.

Großbritannien ist ja gerade für das gute Bildungssystem bekannt, und ich kann verstehen warum. Die Lehrer konzentrieren sich auf die Bedürfnisse des einzelnen Schülers und sind alle äußerst kompetent. Selbst der schlechteste Lehrer an meinem College war besser als der beste Lehrer an meinem Gymnasium. Die Lehrmethoden sind modern und holistisch, so dass jeder Schüler, egal wie intelligent oder nicht, ihr volles Potenzial entlocken können. Alles ist viel strukturierter, durchsichtlicher und objektiver. Den Schülern wird klar gemacht, wo und warum sie evtl. in einem Test nicht gut abgeschnitten haben und es wird ihnen deutlich erklärt, wie sie sich verbessern können. Sogenannte "mark schemes" versichern auch dass kein Lehrer willkürliche Noten vergeben kann. Selbst für essays gibt es mark schemes, an die sich die Lehrer halten. Diese sind nicht nur für Lehrer gut, auch Schüler können so ganz klar und ohne Gelaber sehen, was von ihnen verlangt wird und wie sie gute Noten erreichen können. Anders als in Deutschland fühlt man sich nicht so, als hätte der Lehrer das letzte Wort.

Auch die Atmosphäre unter den Schülern ist eine komplett andere. Alle sind viel freundlicher und unterstützen sich gegenseitig viel mehr. Gleichzeitig ist auch das Konkurrenzgefühl viel ausgeprägter, selbst bei Schülern die evtl. keine so guten Noten haben. In einem Deutschen Schulsystem würden diese einfach weiter Motivation verlieren und tiefer sinken, aber irgendwie passiert in England das Gegenteil.

Außerschulische Aktivitäten werden unfassbar groß geschrieben. Noch nie in meinem Leben war in während meiner Schulzeit in so vielen Clubs verwickelt. Ich war sogar im Model UN Club und bin nach New York geflogen um dort am Model UN teilzunehmen! Sowas findet man an den meisten Deutschen Schulen einfach nicht. An meinem Gymnasium gab es nicht mal Clubs. OK klar, das liegt auch ein bisschen an der Kultur, in Deutschland ist es üblich dass man selber dafür sorgt, an "außerschulischen" Aktivitäten teilzunehmen indem man sich bei Vereinen einschreibt, aber wie viele Kinder machen das? Und selbst wenn, verfolgt man meistens nur ein oder zwei Aktivitäten. Dutzende Clubs direkt in der Schule zu haben wo man auch seine Freunde und Mitschüler treffen kann ist wirklich extrem fördernd für die Entwicklung eines Individuums.

Natürlich hängt das alles auch mit dem IB zusammen, welches wirklich vorbildlich aufgebaut ist und ein sehr breites Spektrum an Anforderungen an den Schüler stellt. Ich kann wirklich jedem empfehlen statt dem Abitur das IB zu machen. Wenn ihr nicht so abenteuerlich seid wie ich könnt ihr das IB auch in Deutschland machen. Hier gibt es natürlich auch entsprechende Schulen die das anbieten. Ich würde euch aber stark empfehlen es im Ausland zu machen, das ist wirklich nochmal ein ganz anderes Erlebnis und öffnet euch den Verstand ungemein.

Wenn das Wetter in England nicht so schlecht und alles nicht so überteuert wäre, hätte ich mich vermutlich für eine UK Uni entschieden. Obwohl auch hier nicht alles perfekt ist und es durchaus Kritiker gibt die das Schulsystem bemängeln (die britischen A-levels sind z.B. ein bisschen veraltet, werden aber re-designed), so kann ich aus der Sicht eines ehemaligen Deutschen Schülers wirklich nur Lobeshymnen singen.
(13.01.2018)Jandalf schrieb: [ -> ]Richtig. Echte Bildung bekommt man nur auf der Youtubeuniversität. Aber nicht einfach jedes Video gucken! Man muss die nehmen, die möglichst viele Leute für Bullshit halten. Sonst kann man ja gar nicht so tun, als wäre man viel schlauer als die Schlafschafe.

Also bitte. Nichts gegen YT. Da gibt es genügend gute Dokus und Vorträge, nur bekommen das diejenigen die sonst nur Katzenvideos, Tech-Reviews und Gameplays schauen dank des YT-Algorithmus nie zu Gesicht. Wer was kritisches zum Bildungssystem sucht, der ist mit dem Dokumentarfilm "Alphabet" gut beraten. Außerdem mit Vorträgen von Gerald Hüther, Manfred Spitzer, Harald Lesch oder auch Noam Chomsky.

(13.01.2018)Merlight schrieb: [ -> ]Okay, da muss ich HMND zustimmen. Das Bildungssystem ist in einigen Fächern echt grottig.
Gerade in Politik und anderen Geisteswissenschaftlichen Fächern wird indoktriniert was das Zeug hält.

Eigentlich meinte ich eher, dass die Indoktrination darin besteht, dass man Zeug selbst dann lernt, wenn es einem selbt zuwider ist, nur um am Ende dafür belohnt / nicht bestraft zu werden.

Deutsch ist mMn. das beste Beispiel für ein absolutes Nonsens-Fach. Kein Mensch braucht grammatikalische Regeln um richtig reden oder schreiben zu können, weil das Gehirn die Regeln der Sprache selbstständig ermitteln und anwenden kann. Im Deutschunterricht, wird man aber spätestens ab der Hauptschule ausgebildet wie ein Sprachwissenschaftler.
Mathematik fast das selbe: Man lernt unzählige Formeln auswendig obgleich es genügen würde Kindern beizubringen, wie die Grundlagen der Mathematik funktionieren. Danach könnte jeder jede Formel selbstständig anwenden. Englisch: Basiert viel zu sehr am Deutschunterricht. Viel zu viel Grammatik. Dazu noch die super Lern-Audio-CDs mit einer Ausdrucksweise die man eigentlich nur von Nordkoreanischen Propagandalautsprechern erwarten würde, aber von keinem normalsprechendem Menschen. Turnen ist ein absolutes Scheissfach, wo unsportliche Kinder schon von Haus aus benachteiligt sind und wo sie dafür bestraft werden, dass sie sich nicht mit den Sportskanonen messen können, weil sie eben sind wie sie sind...

Anyway. Wenn man dann acht Stunden absolute Höllenqualen endlich runtergebogen hat, soll man den Hausaufgaben-Dreck auch noch machen, so dass man noch lernt in Abwesenheit der Autoritätsperson ebenfalls Gehorsam auszuüben.

Zitat:Wer in Physik oder eigtl. auch nur Mathematik auch nur halbwegs aufgepasst hat, kann schon die halbe Bibel mit der Wissenschaftlichen Methodik widerlegen

Wofür braucht man dazu wissenschaftliche Methodik? Dazu reicht schon normaler Hausverstand. Oder reicht der normale Hausverstand dazu nicht mehr aus? Weil dann ist man davon abhängig gesagt zu bekommen was man glauben kann und was nicht bzw. muss sich immer an vorgegebene Denkmuster halten. Und schon ists vorbei mit dem mündigen, selbst-denkenden Bürger. Eeyup

Ich würde btw. jedem empfehlen mal einen Vortrag von Hans Peter Dürr angesehen zu haben. Schüler von Werner Heisenberg, Quantenphysiker, später Direktor am Max Planck Institut - Der Mann ruhe in Frieden. Der kritisierte die wissenschaftliche Methodik und die daraus entstehenden eingeengten Blickwinkel.

Beitrag hierher verschoben ~ Railway Dash.
(13.01.2018)HeavyMetalNeverDies! schrieb: [ -> ]
(13.01.2018)Merlight schrieb: [ -> ]Okay, da muss ich HMND zustimmen. Das Bildungssystem ist in einigen Fächern echt grottig.
Gerade in Politik und anderen Geisteswissenschaftlichen Fächern wird indoktriniert was das Zeug hält.

Eigentlich meinte ich eher, dass die Indoktrination darin besteht, dass man Zeug selbst dann lernt, wenn es einem selbt zuwider ist, nur um am Ende dafür belohnt / nicht bestraft zu werden.
Lernen musst du es nicht.
Wir hatten im Laufe meiner Schullaufbahn auch ienige Verweigerer und die kriegen dann halt eine schlechtere Note.
Arbeitsverweigerung an sich wurde also nicht bestraft, spiegelte sich nur in der Note wieder.
Ich habe das ganze Abitur lang in Deutsch --NICHTS-- gemacht.
Die Arbeiten nach bestem Wissen und Gewissen mitgeschrieben und gut wars. Hatte 5 Punkte im Zeugnis (Glatte 4) und gut ist. Ich reize auch meine 30% Fehlstunden für jedes Fach aus, wenn Themen da sind die mich nicht interessieren.
Und wiegesagt. Es spiegelt sich in der Note wieder, aber bestraft wurde ich nicht.
(13.01.2018)HeavyMetalNeverDies! schrieb: [ -> ]Deutsch ist mMn. das beste Beispiel für ein absolutes Nonsens-Fach. Kein Mensch braucht grammatikalische Regeln um richtig reden oder schreiben zu können, weil das Gehirn die Regeln der Sprache selbstständig ermitteln und anwenden kann.
Geh mal auf Youtube und les dir Kommentarsektionen durch. Nicht jedem fällt das so einfach wie dir.
Und gerade Sprache und Schrift gehen weit auseinander. Während ich in der 5. Klasse noch nicht mal eine vernünftige Handschrift hatte geschweige denn Rechtschreibung beherrschte, konnte ich schon dank Englisch seit der 2. Klasse und meinem Interesse für Computer Englisch halbwegs fließend sprechen und lustigerweise hatte ich in Englisch auch eine bessere Rechtschreibung (Naja hat weniger mit Schule zu tun und muss am vielen Programmieren liegen. Das verzeiht keine Rechtschreibfehler)
Dafür konnte ich rein vom Sprechen her Deutsch besser als viele anderen in meinem Jahrgang und habe schon angefangen die Sprache zu analysieren, was ich auch heute noch gerne mache.

Und ich finde Deutsch ist mindestens bis zur 6. Klasse sinnvoll.
Ab dann, da gebe ich dir recht, sollte das höchstens ein Wahlkurs sein.
(13.01.2018)HeavyMetalNeverDies! schrieb: [ -> ]Im Deutschunterricht, wird man aber spätestens ab der Hauptschule ausgebildet wie ein Sprachwissenschaftler.
Das ist der Teil der mich stört.
Sprachwissentschaften fände ich ja noch halbwegs gut und Sinnvoll mal zum Reinschnuppern.
Also einfache Sachen wie zum Beispiel Tatsachen wie, dass wir kein einziges Wort haben, dass in der Aussprache mit einem Vokal (a, e, i, o, u) beginnt und wie man die meiste Deutsche Rechtschreibung ableiten kann (Das hat mir auch viel bei anderen Sprachen geholfen)

Stattdessen mussten wir gemeinsam in der Klasse Bücher lesen, Charakter auseinandernehmen, Sprachliche Besonderheiten aufzählen etc.
Ätzend und höchstens für ein Germanistikstudium hilfreich.
(13.01.2018)HeavyMetalNeverDies! schrieb: [ -> ]Mathematik fast das selbe: Man lernt unzählige Formeln auswendig obgleich es genügen würde Kindern beizubringen, wie die Grundlagen der Mathematik funktionieren. Danach könnte jeder jede Formel selbstständig anwenden.
Finde ich so nicht ganz richtig. Bzw glaube ich, dass deine Schulzeit einfach ein wenig zurückliegt.
Also wir mussten auch nur Grundprinzipien und Grundformeln auswendig lernen.
Ab der 7. Klasse hatten wir eine Formelsammlung, die wir auch in Arbeiten in Mathematik und Physik nutzen durften.
Das ist quasi genau das was du forderst. Allerdings geschieht dies nur im Gymnasium so umfangreich.
Evtl. hättest du mal so eins besuchen sollen.
Wir haben eine Formelsammlung, im Unterricht werden uns einige erklärt, wie man sie anwendet etc. In der Arbeit müssen wir dann diese und weitere Formeln selber anwenden können.
(13.01.2018)HeavyMetalNeverDies! schrieb: [ -> ]Englisch: Basiert viel zu sehr am Deutschunterricht. Viel zu viel Grammatik. Dazu noch die super Lern-Audio-CDs mit einer Ausdrucksweise die man eigentlich nur von Nordkoreanischen Propagandalautsprechern erwarten würde, aber von keinem normalsprechendem Menschen.
Auch hier weiß ich ja nicht wann du zur Schule gegangen bist, aber auch hier hat die Rotgrüne Pädagogik Einzug gehalten.
In Arbeiten werden nurnoch originale Mitschnitte aus dem Fernsehn oder Radio bzw. von Hörbüchern benutzt. Kein Künstliches Englisch mehr.
(13.01.2018)HeavyMetalNeverDies! schrieb: [ -> ]Turnen ist ein absolutes Scheissfach, wo unsportliche Kinder schon von Haus aus benachteiligt sind und wo sie dafür bestraft werden, dass sie sich nicht mit den Sportskanonen messen können, weil sie eben sind wie sie sind...
Abermals falsch.
Das lernt jeder Sportlehrer im Studium:
Man bewertet nicht nach Sportlichkeit. (Bist du vor 1980 zur Schule gegangen? RD laugh )
Man bewertet nach Teamgeist und Verbesserung.

Beispiel 6. Klasse. Am Schuljahresbeginn macht jeder Schüler eine Bestandsaufnahme. Werfen, Sprint, Ausdauerlauf und Weitsprung glaube ich.
Das Schuljahr lang wird dann trainiert und am Ende des Schuljahres nochmal das selbe.
Dann bewertet der Lehrer in wieweit man sich verbessert hat und am Unterricht teilgenommen hat.
Da hatte ich Lauch der schon am Anfang fast 5m geschafft hat den Nachteil, weil ich mich nicht mehr wirklich steigern konnte.
Während ein "Unsportlicher" sich damals von 2,50 auf 3,75m verbessert hat und dafür eine Eins bekommen hat, habe ich eine 3 in dem Punkt erhalten.
Natürlich zählt die Absolute weite auch noch mit in die Note, weswegen wir beide(!) eine 2 im Zeugnis hatten.

Ist also fair. Wobei ich das ehrlich gesagt relativ blöd finde.
Schule ist kein Wettbewerb sondern ein Messen der Leistungen. Wenn du nunmal nicht so sportlich bist, solltest du keinen Beruf ergreifen für den du eine 2 in Sport brauchst.
(13.01.2018)HeavyMetalNeverDies! schrieb: [ -> ]Anyway. Wenn man dann acht Stunden absolute Höllenqualen endlich runtergebogen hat, soll man den Hausaufgaben-Dreck auch noch machen, so dass man noch lernt in Abwesenheit der Autoritätsperson ebenfalls Gehorsam auszuüben.
In Vielen Bundesländern fällt auch das mittlerweile Weg.
Bremen hat mittlerweile fast Flächendeckend Ganztagsschulen zumindest bis zur 10. Klasse.
Mehr Schule, weniger Hausaufgaben.

Dieses Authoritätsgehabe verstehe ich aber auch immer nicht.
Ich habe Schule nie wirklich gemocht (Mehr ein notwendiges Übel).
Trotzdem hat sich unsere "Authoritätsperson" immer für uns eingesetzt, und das Verhältnis war auch gerade auf Ausflügen und Klassenfahrten sehr Freundschaftlich. Vor allem in den höheren Jahrgängen.
Zuletzt in Prag sind wir auch mit unseren Lehrerinnen und Lehrern trinken gegangen und haben über Gott und die Welt geredet.
(13.01.2018)HeavyMetalNeverDies! schrieb: [ -> ]
Zitat:Wer in Physik oder eigtl. auch nur Mathematik auch nur halbwegs aufgepasst hat, kann schon die halbe Bibel mit der Wissenschaftlichen Methodik widerlegen

Wofür braucht man dazu wissenschaftliche Methodik? Dazu reicht schon normaler Hausverstand.
Das IST Wissentschaftliche Methodik.
Hausverstand: Wenn Kain und Abel die Söhne der ersten Menschen waren,
wie konnte Kain dann mit einem "Schandmahl" durch die Welt ziehen und Länder bereisen? -> Widerlegt
Wissentschaftliche Methodik: Wenn Kain und Abel die Söhne der ersten Menschen waren,
wie konnte Kain dann mit einem "Schandmahl" durch die Welt ziehen und Länder bereisen? -> Widerlegt
(13.01.2018)HeavyMetalNeverDies! schrieb: [ -> ]Oder reicht der normale Hausverstand dazu nicht mehr aus? Weil dann ist man davon abhängig gesagt zu bekommen was man glauben kann und was nicht bzw. muss sich immer an vorgegebene Denkmuster halten. Und schon ists vorbei mit dem mündigen, selbst-denkenden Bürger. Eeyup
Verdammt was geht mit dir RD laugh Das hört sich fast nach Verschwörungstheorie an RD laugh
Die Grundlegende Wissentschaftlichen Methodiken sind Sachen wie
"Wer die Behauptung aufstellt muss einen Beweis erbringen, nicht der andere den Gegenbeweis" oder
"Der Beweis muss immer zu widerlegen sein. Ein Kreisbeweis ist nicht gültig". Was ist daran auszusetzen?
(13.01.2018)HeavyMetalNeverDies! schrieb: [ -> ]Ich würde btw. jedem empfehlen mal einen Vortrag von Hans Peter Dürr angesehen zu haben. Schüler von Werner Heisenberg, Quantenphysiker, später Direktor am Max Planck Institut - Der Mann ruhe in Frieden. Der kritisierte die wissenschaftliche Methodik und die daraus entstehenden eingeengten Blickwinkel.
Ich verstehe nicht was du gegen die Methodik hast.
Ich möchte mir dazu keinen Stundenlangen Vortrag ansehen, da ich mir bei dieser einen Sache ziemlich sicher bin, dass es nonsense ist. Erkläre es mir doch einfach in 1-2 kurzen Sätzen warum und gut ist.
(13.01.2018)HeavyMetalNeverDies! schrieb: [ -> ]
Beitrag hierher verschoben ~ Railway Dash.
(14.01.2018)Merlight schrieb: [ -> ]Das lernt jeder Sportlehrer im Studium:
Man bewertet nicht nach Sportlichkeit. (Bist du vor 1980 zur Schule gegangen?  RD laugh )
Man bewertet nach Teamgeist und Verbesserung.
[...]
Während ein "Unsportlicher" sich damals von 2,50 auf 3,75m verbessert hat und dafür eine Eins bekommen hat, habe ich eine 3 in dem Punkt erhalten.
Natürlich zählt die Absolute weite auch noch mit in die Note, weswegen wir beide(!) eine 2 im Zeugnis hatten.
Was ist das für ein Käse?

Also auf der Schule wo ich war wurde die Note von Sport bewertet wie gefühlt in jedem anderen Fach (je besser die Leistung, desto höher die Note). Und meine Schulzeit liegt noch nicht so weit zurück. Vllt. liegt es daran das ich auf einer Hauptschule und nicht auf dem Gymnasium war.

Wenn einer der 3,75 m packt genau die gleiche Note bekommt wie einer der 5 m packt ist die Note in Sport für den A.
Naja 50% der Note war dafür wieviel man sich verbessert hat, und die anderen 50% waren für die absolute Leistung.
Aber ja, fand ich auch für den A.
Die Art wie HMND anklagt, finde ich da sogar besser.
Ich hatte auf meinem Gymnasium das Glück, dass die Sportlehrerin nach dem bemühen bewertet hat. Sie hat zwar die guten, die auch im Verein gespielt haben, oft gelobt und als Vorzeige-Schüler gezeigt, aber sie hat sich nach jeder Stunde die Zeit genommen, zu sagen, wer sich sehr bemüht hat. So wurde ich ab und zu auch mal genannt und man fühlte sich wirklich toll so.
Dass das aber leider nicht die Norm ist, steht außer Frage.
(14.01.2018)Merlight schrieb: [ -> ]Es spiegelt sich in der Note wieder, aber bestraft wurde ich nicht.

Schlechte Note = Bestrafung. Natürlich gepaart mit der Tatsache dass die Note die Grundlage für alles weitere im Leben ist, was mich zum nächsten bringt:

Zitat:Schule ist kein Wettbewerb sondern ein Messen der Leistungen

Kann ich nicht bestätigen. Schule ist ein Wettbewerb. Wer mit schlechten Noten heimgeht bekommt gesagt er solle mehr wie andere sein und dass er ein Taugenichts ist. Und auch hier: Wer am erfolgreichsten (mit den besten Noten) aus der Schule hervorgeht, hat die besseren Aufstiegschancen.

Zitat:Geh mal auf Youtube und les dir Kommentarsektionen durch. Nicht jedem fällt das so einfach wie dir.

Das ist ein Versäumnis der Eltern, nicht der Schule. Selbst fünfjährige können schon korrekte Sätze bilden, ohne jemals eine einzige Grammatik-Regel gehört zu haben. Voraussetzung hierfür ist, dass genug mit ihnen geredet wurde. Was Rechtschreibung angeht: Wenn man die Wörter oft genug gelesen und geschrieben hat, dann braucht man hier auch kein Grammatikverständnis mehr um beispielsweise zu wissen, wo man "dass" mit Doppel-S schreibt und wo nicht.

Das Problem heutzutage ist, dass Kinder gerne sich selbst überlassen werden und dann mehr im Internet herumhängen, wo sie überwiegend mit gleichaltrigen kommunizieren, anstatt dass sie in ein Erwachsenenumfeld eingefügt werden.

Es gab da einen ziemlich guten Vortrag darüber von einer wiener Kindertherapeutin / Autorin... Oh gott, wenn mir der Name jetzt nur einfallen würde. Nachdem du aber mich schon danach fragst unten vorgeschlagene Vorträge auf zwei Sätze runterzubrechen, nehme ich mal an, dass du ohnehin kein Interesse an derartigen Vorträgen hast.

Kinder und Computer / Smartphones / Internetzugang ist wieder ein anderes Thema, dessen Auswirkungen wahrscheinlich völlig unterschätzt werden. Die Langzeitauswirkungen wird man aber erst sehen, weil das ein relativ neues Phänomen ist.

Zitat:"Das lernt jeder Sportlehrer im Studium:
Man bewertet nicht nach Sportlichkeit. (Bist du vor 1980 zur Schule gegangen?  RD laugh )
Man bewertet nach Teamgeist und Verbesserung."

Turnen gehört überhaupt nicht bewertet, genau so wenig wie jedes andere Fach. Kinder sind ja keine Produkte auf Amazon 1-5 Sterne, die dann als Kaufempfehlung herangezogen werden. Wenn Zeugnise als reines Feedback überhaupt glaubwürdig sein sollen, dann müssten alle Arten von Noten streng vertraulich gegeben werden und Arbeitgeber dürften keine Zeugnisse mehr verlangen.

Zitat:Dieses Authoritätsgehabe verstehe ich aber auch immer nicht.
Ich habe Schule nie wirklich gemocht (Mehr ein notwendiges Übel).
Trotzdem hat sich unsere "Authoritätsperson" immer für uns eingesetzt, und das Verhältnis war auch gerade auf Ausflügen und Klassenfahrten sehr Freundschaftlich. Vor allem in den höheren Jahrgängen.
Zuletzt in Prag sind wir auch mit unseren Lehrerinnen und Lehrern trinken gegangen und haben über Gott und die Welt geredet.

Vermutlich meinen wir hier was anderes. Was ich meine ist, dass der Lehrer praktisch dein Vorgesetzter ist. Egal ob der nett oder ein Arschloch ist. Der sagt dir welche Aufgaben du durchzuführen hast. Wenn du die ordnungsgemäß durchführst bekommst du Belohnung eine gute Note, wenn nicht, bekommst du zur Bestrafung eine schlechte Note. Ich rede hier sicher nicht davon, dass Kinder die den Mathetest verhauen zehn Peitschenhiebe erhalten, oder was auch immer du in meinen Beitrag reininterpretierst. Mir geht es alleine um das erhalten einer Bewertung für die vorher ausgeführte Arbeit.

Zitat:Die Grundlegende Wissentschaftlichen Methodiken sind Sachen wie "Wer die Behauptung aufstellt muss einen Beweis erbringen, nicht der andere den Gegenbeweis" oder "Der Beweis muss immer zu widerlegen sein. Ein Kreisbeweis ist nicht gültig". Was ist daran auszusetzen?

Das mag in der Wissenschaft legitim sein, da ist die Sachlage ziemlich eindeutig, aber dir als Wähler würde das reichlich wenig nützen um zu entscheiden wen du in die Regierung wählst. Ich nehme da als Beispiel nur mal Trump gegen Clinton. Der Wahlkampf wurde in einer Art und Weise geführt, dass der jeweils andere Out-Of-Context zitiert wurde, so dass am Ende die eigentliche Bedeutung nicht mehr ersichtlich war. Dann sah man in Trumps Spots etwa Aufnahmen die Hillary zeigten, wie sie sagte: "Wir haben durch unsere Umweltpolitik tausende Jobs in der Kohleindustrie vernichtet!". Der Beweis dass sie das sagte war durch den Videoausschnitt erbracht. Was nicht rüberkam waren vorhergehende Sätze: "Wir werden neue Jobs im Umweltsektor schaffen müssen, weil wir haben durch unsere Umweltpolitik tausende Jobs in der Kohleindustrie vernichtet!". (So oder so ähnlich.)

Wer Hausverstand hatte, der hat sich angesehen wie oft die beiden Kandidaten in der Vergangenheit gelogen haben, der wusste auch dass sie vermutlich wieder lügen, auch wenn es natürlich keinen Beweis dafür gab, dass sie dieses Mal nicht die Wahrheit gesagt hätten.

2003 hat die US-Regierung ein verpixeltes Satellitenfoto als Beweis dafür vorgelegt, dass Saddam Hussein angeblich Massenvernichtungswaffen hatte. Daraus erging ein Völkerrechtswidriger Krieg. Ein jeder Mensch der auch nur einen Hauch Common Sense zu dem Zeitpunkt hatte, der wusste dass diese Fotos als Beweis vollkommen ungeeignet waren. Natürlich stellte sich später heraus dass er keine Massenvernichtungswaffen hatte.

Die Leute verlassen sich viel zu sehr auf Beweise. Gutgläubig wie sie sind, denken sie, sie werden schon nichts falsches vorgesetzt bekommen und vor allem, dass sie alle relevanten Informationen erhalten. Danach wundern sie sich dass nichts besser wird, weil sie natürlich nur unwichtigen Nonsens und völlig aus dem Kontext gerissene Tatsachen aufgetischt bekommen und dann darauf ihr Weltbild aufbauen.
(14.01.2018)HeavyMetalNeverDies! schrieb: [ -> ]Turnen gehört überhaupt nicht bewertet

All of my THIS!

Ich weiß ja nicht, ob das heute immer noch so ein Essig ist... bei mir war es so: ich bin 1983 in die Schule gekommen. Nun altere ich zwar, allerdings deutlich langsamer als der Durchschnittsmensch (genetisch bedingt, liegt bei mir in der Familie), heißt: im Wachstum war ich auch immer hinterher, zeitweise mehrere Jahre. Mit 10 hatte ich den Körper eines 7-, höchstens 8-jährigen. Allerdings wurde diese verzögerte körperliche Entwicklung erst viel später offiziell erkannt und dann auch anerkannt.

Das heißt: die Anforderungen in Sport konnte ich nie erfüllen. Natürlich hatten wir in der Schule aber auch Sport. Die Bewertungen gingen nur rein nach objektiven meßbaren Leistungen: Zeit für die 60 oder 100 Meter Sprint, Weite beim Weitsprung, Höhe beim Hochsprung usw. - also nur anhand meßbarer Fakten. Ihr glaubt nicht, wie unfaßbar frustrierend das für mich war Facehoof Ich war einer der Kleinsten meiner Klasse - und natürlich hatten die, die größer waren, da automatisch Vorteile, die sackten gemütlich ihre Einsen und Zweien ein, ich fraß eine 4 oder 5 nach der anderen Facehoof Egal, wie sehr ich mich abmühte - es hat schlicht NIE gereicht. Folge: ich habe dieses Fach inbrünstig gehasst, das war für mich ein Horror, und irgendwann habe ich mir auch keine Mühe mehr gegeben - wozu, es brachte ja doch nichts. Dazu kommt: in allen anderen Fächern, in denen ich mit dem Kopf arbeiten konnte, hatte ich stets nur Einsen und Zweien (außer Kunst, das lag mir auch nie wirklich, malen / zeichnen konnte ich auch nie), aber immer wieder hat Sport alles versaut Facehoof Auf den Zeugnissen bekam ich immer nur die Gnaden-4 (in der DDR ging es nur bis zur 5, eine 5 auf dem Zeugnis bedeutete aber automatisch: keine Versetzung; das haben die Lehrer dann natürlich aber auch nicht gemacht, einen nur wegen Sport sitzen lassen, zumal alle anderen "geistigen" Fächer ja bestens aussahen). Dabei war ich nicht der stereotype fette Nerd, der sich nie bewegt, im Gegenteil, ich habe mich immer gerne bewegt - aber das Benotungssystem für Sport hat mir jede Freude an diesem Fach dauerhaft vergällt.

Das änderte sich erst etwa Mitte der 6. Klasse: wiedermal Sport, dieses Mal flog ich vom Reck. Ergebnis: ein wunderbarer Verdrehungsbruch des linken Ellenbogens (Luxationsfraktur Ellenbogen links), glaub zwei oder drei Wochen Krankenhaus deswegen. Eine Operation blieb mir nur erspart, weil dadurch, daß ich so dünn war, die Ärzte (natürlich unter Vollnarkose) die Bruchstücke durch die Haut hindurch ertasten und wieder an ihren Platz schieben konnten. Daraufhin hatte sich Sport auf ärztliche Anweisung bis zum Schuljahresende komplett erledigt. Ich wurde untersucht, es wurde offiziell festgestellt, daß ich körperlich um Jahre zurück lag und die - auf den Durchschnittsmenschen meines Alters ausgelegten - Anforderungen gar nicht erfüllen konnte, damit hatten sich auch doofe Sprüche der Lehrer, ich müßte nur mehr trainieren, mich mal mehr anstrengen und mehr üben, auch erledigt. Überflüssig zu erwähnen, daß diese Sprüche mich nur noch mehr gefrustet hatten; wenigstens ein Lehrer hatte nach der Untersuchung aber immerhin die Größe, sich dafür bei mir zu entschuldigen.

7. - 10. Klasse: zwar mußte ich offiziell weiterhin mitmachen, aber ohne Bewertung. Das war dann schon besser - das, was ich absolut nicht konnte, brauchte ich nicht auf Krampf und Gewalt mitmachen, dafür habe ich dann "Hilfsarbeiten" wie etwa Messen, Zeiten stoppen oder Krimskrams holen / wegschaffen gemacht. War wie gesagt gleich deutlich besser, damit verringerte sich meine Abneigung. In der 10. bekamen wir eine neue und relativ junge Lehrerin (Studium also noch nicht sehr lange her), die wunderte sich, daß ich manche Aktivitäten scheinbar einfach nicht konnte... sie bot mir an, statt einer Mathe-Doppel-Übungsstunde, die ich absolut nicht brauchte, in ihrer Freistunde mal ein persönliches Training zu machen. Habe ich gemacht, sie sah sich das in Ruhe an - Ergebnis nach mehreren Tests: zusätzlich zum langsameren Altern habe ich eine ziemlich selten vorkommende Links-Rechts-Koordinationsschwäche. Die ist ebenfalls angeboren und beeinträchtigt mich im Alltag absolut nicht, aber sie macht mir bestimmte Übungen beim Geräteturnen oder beim Bockspringen usw. schlicht unmöglich. Das bekommt man auch durch Üben nicht weg, weil bei dieser Schwäche das Gehirn einfach nicht in der Lage ist, beide Körperhälften mit der nötigen Präzision absolut synchron zu steuern. Das wäre also direkt der nächste Grund für eine Zensurenbefreiung gewesen.

Und was soll ich sagen - diese "Privatstunden" machten mir sogar Spaß! Einfach, weil der Leistungsdruck dahinter weg war!

In der 11. und 12. war ich dann der einzige der gesamten Jahrgangsstufe, der Sport offiziell abwählen durfte, eigentlich war das ein nicht abwählbares Pflichtfach. Da ich aber sowieso keine Punkte bekommen konnte und es fürs Abitur vergeudete Zeit gewesen wäre, durfte ich es abwählen - mußte nur durch andere Fächer ersetzen, damit die Gesamt-Wochenstundenzahl wieder stimmte, aber das war für mich nun absolut kein Problem. Tschüß, Sport! Habe dann gesehen: die meisten Kurse hatten das irgendwann nachmittags in der 9. und 10. Stunde Facehoof - jaaaaa, klar, da ist man doch noch richtig fit und zu Höchstleistungen fähig und absolut motiviert Facehoof War dreimal froh, daß ich den Essig los war.

Berufsschule: im 1. Lehrjahr war keine Rede davon. Ab dem 2. Lehrjahr sollten wir auf einmal dort auch wieder Sport haben Rarity shocked Ich bin stehenden Fußes zu meiner Hausärztin und habe mir direkt eine Befreiung ausstellen lassen, die 5 DM waren mir da nicht zu schade. Immerhin: es war ja bereits die Berufsschule, da geht es ja durchaus schon um was. Frißt man dort schlechte Noten, wird der Ausbildungsbetrieb hellhörig und kann unter Umständen sogar das Ausbildungsverhältnis kündigen, sprich: einen rauswerfen. Das konnte ich nicht brauchen, deshalb: Sportbefreiung her, die habe ich dem Direktor der Berufsschule (er hieß eigentlich Adler, unter uns aber nie anders als "Geier" - warum wohl... Facehoof "Arrogantes Riesenarschloch" wäre für den noch ein Kompliment gewesen) hingeknallt, hat ihm sichtlich nicht gepaßt, aber da war er machtlos. - Sport als Berufsschulfach kam dann warum auch immer doch nicht... war auch nicht böse drum.



Meinem Onkel väterlicherseits ging es zu seiner Schulzeit so: er ist von Natur aus völlig unmusikalisch und hat auch kein Talent zum Malen, dafür hat er technisches und allgemein naturwissenschaftliches Verständnis wie kaum ein Zweiter. Nützte ihm aber nichts: gerade weil er nicht singen konnte, wurde er in Musik immer und immer wieder nach vorn geholt zum Singen Facehoof In Kunst war es nicht viel besser. Klar, daß er diese beiden Fächer so gehasst hat wie ich dann später Sport... wobei sein Klassenlehrer aber wohl auf dem Standpunkt stand: "Malen und Singen kann keiner erzwingen", und ihn natürlich wegen dieser beiden Fächer auch nicht sitzen ließ (sehr zum Frust des übrigen Lehrerkollegiums, wie ich später erfahren habe).

Gibt also durchaus Fächer, in denen eine Benotung tatsächlich einfach nur unsinniger Müll ist Twilight: not bad Aber mach das - gerade hier in Deutschland! - mal einer diesen "hochwohlgeborenen" (will heißen: völlig abgehobenen) Kultusministern klar. Egal, ob in der DDR (da hatten wir davon nur eine, "Miss Bildung", die Volksbildungsministerin Margot Honecker) oder in der BRD (mit Kultusministern für jedes einzelne Bundesland, damit es auch jaaaa keine Vergleichbarkeit gibt). Solche Fächer, die man einfach nur auf persönliche Veranlagung hin überhaupt sinnvoll bewältigen kann, sollten tatsächlich von jeder Benotung ausgenommen werden - weil eine wirkliche objektive Benotung unter gerechter Berücksichtigung der Möglichkeiten des Einzelnen schlicht nicht möglich ist.

Weiß nicht, ob wir da inzwischen ein wenig weiter sind mit dem Schulsystem als damals zu meiner Zeit. Zu wünschen wäre es den heutigen Schülern.
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