Derzeitige Lage:
Frage: Kinder brauchen Märchen?
Meine Antwort: Ja.
Brauchen bedeutet etwas benötigen, um sein Leben aufrecht zu erhalten oder zu verbessern.
Märchen Wikipediadefinition:
Märchen (Diminutiv zu mittelhochdeutsch maere = „Kunde, Bericht, Nachricht“) sind Prosatexte, die von wundersamen Begebenheiten erzählen. Märchen sind eine bedeutsame und sehr alte Textgattung in der mündlichen Überlieferung (Oralität) und treten in allen Kulturkreisen auf. Im Gegensatz zum mündlich überlieferten und anonymen Volksmärchen steht die Form des Kunstmärchens, dessen Autor bekannt ist. Im deutschsprachigen Raum wurde der Begriff Märchen insbesondere durch die Sammlung der Brüder Grimm geprägt.
Kommen wir zu meinen Argumenten:
1. Märchen können als pädagogischer Ratgeber betrachtet werden. Die Gebrüder Grimm weisen darauf hin, dass ihre Sammlung als Erziehungsbuch dienen soll. Die Märchen haben viele rezipiente Morallehren.
In Märchen existieren soziale Konstellationen, die für die heutige Zeit auch typisch sind und somit Identifikationswerte bieten.
2. Kaum ein Märchen beschreibt eine "ordentlich funktionierende" Familie. Viele Familien sind auseinandergerissen und neu zusammengesetzt. Wie zum Beispiel bei Aschenputtel. Solche Lagen sind vielen Kindern heutiger Zeit sehr bekannt, was weitere Identifikationsmöglichkeiten bietet.
3. Märchen als Lehrmittel an Schulen. In Märchen finden sich viele sprachliche Stile, wie zum Beispiel Metaphern. So lassen sich diese Mittel schneller verstehen und finden. Auch sind fachübergreifende Aspekte dabei. Dazu habe ich ein Beispiel gefunden:
Am Beispiel von Hänsel und Gretel, die sich im Wald verirren und sich selbständig in der Natur zurechtfinden müssen, können Fragen zum Sachunterricht gestellt werden: "Wo geht die Sonne auf/unter? Welche Pflanzen kann man essen, welche nicht?" und so weiter.
Märchen und Tod, Folter und Gewalt. An fast jedem Ende eines Märchens werden die Bösewichte oder der Bösewicht durch Tod und Gewalt bestraft. Kinder handhaben ein solches geschehen ganz anders als Erwachsene. Sie lernen sozusagen das Böse erst kennen. Es ist nicht schädlich für das Kind, sondern notwendig für die psychische Stabilität des Kindes. "Das kindliche Weltbild braucht nach Bettelheim die Zuordnung zu Gut und Böse und die Ausmerzung des Bösen, um das Chaos in seinem Innern zu ordnen und persönliche Sicherheit zu gewinnen. " Bedeutet, dass das Kind eigene Ängste und Sorgen auf das Böse projiziert, was dann durch die Kräfte des Guten, mit denen das Kind sich identifiziert, vernichtet wird.
Mögliche Argumente einer Gegenbewegung:
Märchen dienen nur Kinder zu Gehorsamkeit, Anpassung, Weltfremdheit und Passivität zu erziehen.
Kinder werden oft in Märchen misshandelt.
Sie sind Opfer von Repression, indem die Eltern den Druck der Gesellschaft auf das Kind übertragen.
Es gibt eine besondere Kritik am Rollenverständnis der Frauen und Mädchen.
Die Autorität, insbesondere der Eltern, insbesondere die des Vaters bleiben unangetastet.
Meine Antwort: Märchenfiguren sind kaum passiv, weltfremd, gehorsam oder passen sich der Gesellschaft an. Sie ziehen ihr eigenes Ding durch. Sie gehen eher auf Wanderschaft oder auf eine Reise und bestehen Abenteuer, statt sich Zuhause mit einer nicht-intakten unfairen Familie rumzuschlagen. Die Welt draußen wird aber auch nie als "Schlaraffenland" gezeigt, sonder als "Reich der Aufgaben, des Handelns und des Geschehens". Die Helden sind also eher mutig und optimistisch.
Zum Thema der Frau lässt sich sagen, dass diese auch nicht passiv sind. In "Hänsel und Gretel", sowie in "die Schneekönigen" rettet die Frau, bzw. das Mädchen den Jungen. Auch in "Aschenputtel" und "Schneewitchen" handeln fast nur weibliche Personen.
Die Frauen in Märchen könnten Vertreterinnen der Emanzipation gelten.
Kinder brauchen Märchen, um Fantasie zu entwickeln. Sie sind ein Hilfsmittel, um sich in die Gesellschaft hinein zu finden. Leider sitzen heutzutage Familienmitglieder zu selten zusammen und erzählen sich Geschichten, sondern die Kinder sitzen vor dem Fernseher oder vor dem iPad und zocken, weshalb sie oftmals gar keine Märchen kennen. Das soziale Miteinander wird so nicht gefördert, aber die Fantasie auch nicht.
Ich stimme Pedda zu, dass Kinder Erziehung brauchen, jedoch mithilfe von Märchen.
Ich würde mich um noch mehr Gegenargumente oder konservative Kritik freuen, die ich dann noch in meine Arbeit einarbeiten und wiederlegen kann.
Danke