Probleme, Friedhöfe zu besuchen, hab ich nun gar keine. Im Gegenteil: im Urlaub, egal ob im Ausland oder auch innerhalb von Deutschland, besuchen wir (Familie) sogar regelmäßig Friedhöfe. Nicht aus morbider Faszination, nein, sondern einfach, weil man dort seine Ruhe vor Touristen-Massen oder irgendwelchem Trubel hat, und weil es einfach mal interessant ist, wie Friedhöfe lokal unterschiedlich gestaltet sind - sogar schon innerhalb von Deutschland, schon hier gibt es lokal große Unterschiede. Im Ausland kommt oft der praktische Aspekt dazu: wie bestatten die Menschen anderswo ihre Verstorbenen, vor allem in Gegenden, die zwar erzkatholisch sind, aber auf Felseninseln liegen, wo es also schon durch die Landschaft bedingt keine "Erdbestattung" wie bei uns geben kann...? Und wie sieht das Gedenken (Teil der Kultur) anderswo aus? Mancherorts deutlich schlichter als bei uns, andernorts wiederum sehr viel kitschiger - jedenfalls mal ganz interessant zu sehen.
Ich selber gucke dann auch manchmal, wie alt die Leute eigentlich so geworden sind, welche Namen sie zu welcher Zeit hatten... bei Friedhöfen, auf denen noch sehr alte Steine oder Eisenkreuze stehen, ist das besonders interessant (sofern es noch zu entziffern ist), wie alt die Leute eigentlich früher mal geworden sind.
Fotos der Personen stören mich nun überhaupt nicht - hab zu denjenigen ja sowieso keine Beziehung.
Ehrlich gesagt, würde es mich nicht mal stören, mich mitten in der Nacht auf einem Friedhof aufzuhalten. Angst vor Geistern? Nö. Gruselig / unheimlich? Nicht mehr als ein normaler Wald auch. - Vor denen, die da liegen, brauche ich keine Angst mehr haben, die tun mir garantiert nichts mehr - wenn, dann muß ich mich vor den Lebenden in acht nehmen
Interessant war: ich hatte doch Biologie-Leistungskurs. In der 11. Klasse bestellte uns unser Lehrer mal an einem Frühlingsmorgen (war glaub im April gewesen) auf den ortsansässigen, relativ großen Friedhof - allerdings nicht wegen irgendwas, was mit Menschen (tot oder lebendig) zu tun gehabt hätte, sondern wegen was sehr Lebendigem: Singvogel-Stimmen! Es ging einfach darum, mal live in der Natur verschiedenste Singvogel-Arten zu hören - die singen nun mal oft nur morgens, nicht in der krachenden Mittagshitze; und viele Vogelarten singen tagsüber erst gar nicht mehr, die hört man nur von etwa einer Stunde vor Sonnenaufgang an. Warum nun auf dem Friedhof? Einfach, weil es diese Singvogelarten dort alle gibt, weil sie dort Ruhe und Platz haben, Reviere, die groß genug sind, weil sie dort vor Motorsägen oder Straßenverkehr verschont bleiben - im Grunde ist dieser Friedhof nichts weiter als ein großer Park, in dem eben Singvögel beste Lebensbedingungen vorfinden. War eine interessante Exkursion damals
Bestattungswälder: nee, nichts für mich... also für mich persönlich. Denn: vor dem Bestattungswald kommt ja doch erstmal die Verbrennung
Und damit wird es für mich schon uninteressant... ich will für mich persönlich, daß so viel von den Stoffen, aus denen ich bestehe, wieder in den natürlichen Stoffkreislauf zurückkehrt wie nur möglich, wenn ich selber diese Stoffe nicht mehr brauche. Und das bedeutet eben nicht: widernatürlich (meiner Ansicht nach) verbrennen
, sondern möglichst komplett die Stoffe wieder anderen Lebewesen zur Verfügung stellen. Deshalb: würde "Bestattungswald" eine Art Erdbestattung bedeuten, wäre das für mich sogar sehr interessant (wer mich irgendwann tot findet: ich habe nichts dagegen, wenn ich dann einfach z.B. auf der nächsten Wiese verbuddelt werden würde; ganz im Gegenteil; dieser "Friedhofszwang" in Deutschland stört mich sogar regelrecht), aber nicht nur als eine Form der Urnenbestattung.