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Normale Version: "Da ich blind bin, kann ich meine Haarfarbe nicht sehen, aber fühlen"
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Diese Werbung ist mir in letzter Zeit immer öfter aufgefallen. Ich finde sie ja einerseits interessant - ich weiß nicht, Blinde nehmen die Welt ja generell ganz anders wahr (genauso Taube, etc.) und ich finde es gut, wenn man auch auf sie eingeht und sie nicht als "andere" oder gar minderwertige Menschen betrachtet.

Doch ist es wirklich in Ordnung, solche Fälle für die Werbung zu missbrauchen? Muss das sein? Jedes mal, wenn ich die Werbung sehe, empfinde ich das irgendwie als unethisch. Ich weiß auch nicht. Als ob es ihnen einfach darum ginge, dass aus "Mitleid" oder ähnlichem mehr Leute hinhören oder diese Marke als sozialer empfinden. AJ hmm

Was haltet ihr von der Werbung?
Und zudem - habt ihr vielleicht sogar Bekannte, die blind, taub, oder anderweitig eingeschränkt sind? Wie gehen sie, bzw. wie geht ihr damit um? Oder seid ihr irgendwie anderweitig betroffen?

Ich bin gespannt auf eure Meinungen und Kommentare.
Find ich seltsam, dass man als Blinder die Farbe fühlen. Klar sie können besser mit anderen Sinnesoragenen, aber das man Farbe fühlen kann? Was für Mist. Was ich mir vorstellen kann, ist, dass mein die Haare fühlen kann, ob sie spliss haben oder fettig sind oder geschmeidig, etc.
(31.07.2012)InvaderPsi schrieb: [ -> ]Jedes mal, wenn ich die Werbung sehe, empfinde ich das irgendwie als unethisch. Ich weiß auch nicht. Als ob es ihnen einfach darum ginge, dass aus "Mitleid" oder ähnlichem mehr Leute hinhören oder diese Marke als sozialer empfinden. AJ hmm
Naja, so ist die grausame Welt der Werbung - die Medien/Werbungsunternehmer interessieren sich nur für Kohle, alles anderes ist für diese Leute irrelevant. Und traurige Geschichten haben sich immer gut verkauft. Die Menschen mögen es einfach, der ganzen Welt zu zeigen, wie großzügig und so "gutmenschlich" sie sind, indem sie sich über die Behinderte "kümmern". Die Tatsache, dass die Behinderte wollen einfach zu leben, und nicht als irgendwelche lustige Tierchen behandelt zu werden, wird ignoriert, weil "Hey, Bernd, gucke mal auf meine Facehoof-Seite, ich habe schwule Blümchen auf mein Pinnwand pfostiert, um den Kindern in Afrika zu helfen! Ich bin so progressiv und grün und umweltfreundlich!"
Ich glaube nicht dass wie wirklich meint sie könnte den Unterschied zwischen braunen oder blonden Haaren mit ihren Fingern ertasten sondern dass ihre Haarfarbe Einfluss auf ihre Stimmung hat. Und das kann ich durchaus nachvollziehen.
Wobei ich es ziemlich schwierig finde mich in eine blinde Person hineinzuversetzen. Ob da nun wirklich eine ebenso starke Verbindung zwischen Farben und Gefühlen und Objekten besteht (Gelb - Sonne, Freude) kann ich daher schlecht beurteilen.


(31.07.2012)InvaderPsi schrieb: [ -> ]Und zudem - habt ihr vielleicht sogar Bekannte, die blind, taub, oder anderweitig eingeschränkt sind? Wie gehen sie, bzw. wie geht ihr damit um? Oder seid ihr irgendwie anderweitig betroffen?

Mein Bruder ist schwerhörig (fast taub), aber spielt niemals gegen den Memory, das macht keinen SpaßPinkie happy
Was uns die Werbung sagen will, ist dass an einer Haarfarbe viel mehr ist, als nur die Farbe. Es ist ein Gefühl, ein Stück Lebensfreude! Seht doch nur die blinde Frau, sie kann die Farbe ja gar nicht sehen, aber es macht ihr Leben soviel schöner usw.usf.

Es ist Werbung. Da wird einem alles mögliche vorgegaukelt. Dazu dürfen sie meinetwegen auch eine Blinde nehmen, sie machen sich ja nicht über sie lustig. Sie "benutzen" sie, wie jede Frau mit einem perfekten Lächeln in einer Zahnpastawerbung "benutzt" wird. Eigentlich kein Grund zur Beanstandung.
Also, ich finde das irgendwie gemein, Blinde so für eine Werbung auszunutzen. Zwar ist Flutter Dash's Argumentation irgendwie nachvollziehbar, ich finde es trotzdem auch unethisch, da hier halt eben Behinderte mehr oder weniger missbraucht werden.
Vielleicht kommt diese Ansicht aber auch daher, dass es mir eigentlich egal ist, welche Frisur (oder eben Haarfarbe) ich hab.
(31.07.2012)GearTight schrieb: [ -> ]ich finde es trotzdem auch unethisch, da hier halt eben Behinderte mehr oder weniger missbraucht werden.

Diese Frau kann genau so für sich selbst entscheiden wie alle anderen auch ob sie da mit macht oder nicht. Nur weil sie blind ist muss man sie nicht durchgehend in Schutz nehmen. Sie ist blind, nicht blöd.
A: Halte ich von Werbung generell schon mal garnichts!
B: Kann ich nicht wirklich glauben das die "Darstellerin" blind ist.
c: Was kommt als nächstes? Eine Öl Werbung in der der Rollstuhl einen Querschnitzgelähmten quitscht?
(31.07.2012)Buddy schrieb: [ -> ]c: Was kommt als nächstes? Eine Öl Werbung in der der Rollstuhl einen Querschnitzgelähmten quitscht?

Das hat mich zum heftigen Lachen gebracht.
(31.07.2012)ConquerorDash schrieb: [ -> ]Diese Frau kann genau so für sich selbst entscheiden wie alle anderen auch ob sie da mit macht oder nicht. Nur weil sie blind ist muss man sie nicht durchgehend in Schutz nehmen. Sie ist blind, nicht blöd.

Jo, ganz genauso siehts aus - Behinderte brauchen zwar mehr Rücksicht im Alltag, aber sie sind immernoch Menschen mit eigener Entscheidungskraft und eigenen Entfaltungsmöglichkeiten. Sie kleinzumachen durch falschverstandenes Mitleid hilft ihnen genausowenig wie sie zu ignorieren.

Die Werbung find ich genauso lächerlich wie andere Werbung auch - Die scheinheilige Plastikwelt die man dort präsentiert bekommt ist mir nie geheuer, egal ob eine behinderte Person gezeigt wird oder nicht.
Unabhängig ob die Frau wirklich Blind ist, ich bin eh kein Freund von Behinderten Arbeit.
Ich hatte mir mal eine Behindertenwerkstatt angesehen, und finde es Pervers wie Leute die es eh schon schwer genug haben, für einen Hungerlohn der auch noch aufgestockt werden muss, Ganztagsarbeit auf Fließband Niveau machen, und sich die Firmen dafür auch noch Soziales Engagement auf die Fahnen schreiben.
(31.07.2012)Squall Ponyherz schrieb: [ -> ]Unabhängig ob die Frau wirklich Blind ist, ich bin eh kein Freund von Behinderten Arbeit.
Ich hatte mir mal eine Behindertenwerkstatt angesehen, und finde es Pervers wie Leute die es eh schon schwer genug haben, für einen Hungerlohn der auch noch aufgestockt werden muss, Ganztagsarbeit auf Fließband Niveau machen, und sich die Firmen dafür auch noch Soziales Engagement auf die Fahnen schreiben.

Äh, Einspruch...
Gerade für die geistig Behinderten ist es wichtig, dass sie regelmäßig arbeiten gehen können. Das strukturiert ihren Tagesablauf, integriert sie zu einem gewissen Maß, weil es sie an die Welt der "normalen" Menschen angleicht. Außerdem stärkt es das Selbstbewusstsein, wenn sie etwas leisten können. Und in den Behindertenwerkstätten wird längst nicht bloß Fließbandarbeit erledigt, es wird schon genau geschaut, dass die Leute Arbeit machen, die ihren Fähigkeiten enspricht.
Außerdem gefällt mir der Satz "Leute die es eh schon schwer genug haben" überhaupt nicht. So schwer haben die es gar nicht, die kennen ihr Leben ja meistens nicht anders. Die geistig Behinderten, die ich kenne, sind begeisterungsfähig und lebensfroh und können eine ganze Menge. Das können sie aber nicht, wenn man sie ihr ganzes Leben lang schont, weil sie es ja so schwer haben. Dann lernen die nicht, auch mal allein klar zu kommen. Es gibt genug, die alleine wohnen und sich versorgen und nur ab und an mal Betreuungsbesuch bekommen, der schaut, ob alles in Ordnung ist. Das ginge nicht, wenn die nicht arbeiten gehen würden.
Nicky Fabula, du hast alles richtig gesagt - bei der meinen Arbeit gibt es auch ein Paar Behinderten, die ziemlich gute Arbeitsleistungen zeigen(die Entwickeln GUI's für einige unserer Software), und sie arbeiten sogar besser, als einzige "normale".
(31.07.2012)Nicky Fabula schrieb: [ -> ]...
Außerdem gefällt mir der Satz "Leute die es eh schon schwer genug haben" überhaupt nicht. So schwer haben die es gar nicht, die kennen ihr Leben ja meistens nicht anders.
...

Dein Satz liest sich wie: "Die Beklopten merken ja eh nichts, also kann man es mit ihnen ja machen"

(31.07.2012)Nicky Fabula schrieb: [ -> ]die kennen ihr Leben ja meistens nicht anders.

Es gibt neben Geistigen Behinderungen auch Psychische und Körperliche Behinderungen, wovon nichts zwangsläufig angeboren sein muss.
Ja, du hast Recht, ich konzentriere mich bei dem Thema immer stark auf die geistig Behinderten, weil ich mit denen die meiste Erfahrung habe.
"Die Beklopten merken ja eh nichts, also kann man es mit ihnen ja machen" - also das wollte ich ganz sicher nicht sagen. Ich denke, das sollte durch den Gesamtkontext meines Postings auch klar sein.
Was ich meine, ist, dass die Leute es nicht alle furchtbar schwer haben, weil viele sich dessen nicht bewusst sind. Und die, die es doch sind, sind deswegen auch nicht automatisch den ganzen Tag todunglücklich.

Aber auch für körperlich Behinderte gilt - vielleicht sogar viel mehr - dass sie das Gefühl brauchen, für die Gesellschaft noch etwas leisten zu können und nicht in irgendeinem Heim abgeschottet vor sich hin zu leben... aber die können ja auch in viele Betrieben unterkommen, die brauchen nicht zwangsläufig einen Arbeitsplatz in einer Behindertenwerkstatt.
Ob die Frau jetzt blind ist oder nicht ist mir eigentlich recht egal. Die Werbung ist ausgemachter Blödsinn und gut is.

Zur allgemeinen Behindertediskussion.
Manchmal hab ich das Gefühl, dass es in unserem tollen Sozialstaat schon fast ein privileg ist körperlich Behindert zu sein. Klar, wenn man auf Medikamente angewiesen ist, sind die gezahlten Leistungen definitiv notwendig, aber wenn nicht, hat man einen ziemlichen Haufen Geld über.
Das aber nur am Rande. Ich sehe keine Notwendigkeit daran etwas zu ändern.

Allerdings: Jeder hat ein Recht auf Diskriminierung (jaja ich weiß. Somunco)
Körperlich Behinderte brauchen für mich keine Sonderbehandlung. Wenn sie Hilfe brauchen, bekommen sie sie, genauso wie jeder andere auch. Dafür mach ich aber Witze über Behinderte, wenn ein Behinderter dabei ist.
Ich vertrete die Auffassung, dass erst dann jemand in einer Gesellschaft aufgenommen/integriert ist, wenn er sie mit allen Vor- und Nachteilen ins Gesicht geschmiert bekommt. Wie jedes andere "normale" Mitglied auch.

Schwierig wird es dabei natürlich bei geistig Behinderten. Wegsperren nein, für Unmündig erklären auch nicht, aber mehr Zeit und Geduld aufwenden, sofern es notwendig ist.
(31.07.2012)PsychoPenner schrieb: [ -> ]Find ich seltsam, dass man als Blinder die Farbe fühlen. Klar sie können besser mit anderen Sinnesoragenen, aber das man Farbe fühlen kann? Was für Mist. Was ich mir vorstellen kann, ist, dass mein die Haare fühlen kann, ob sie spliss haben oder fettig sind oder geschmeidig, etc.

Das nennt sich schlicht Synästhesie und ist in verschiedensten Ausführungen gar nicht mal unverbreitet.
Ob eine blinde Person (wobei man hier noch wissen müsste wie blind sie eigentlich ist) mit Synästhesie in der Lage ist über ihre Rezeptoren der Haut tatsächlich verschiedene Farben wahrzunehmen, sei dahingestellt.
Es einfach als "Mist" oder "Unsinn" abzutun, wird der Sache allerdings nicht gerecht. RD wink

Und warum wird hier eigentlich derart rigoros zwischen körperlich und geistigen Behinderten getrennt? Geistig behinderte sind gemäß meiner bisherigen Arbeitserfahrung i.d.R. auch körperlich behindert. Nicht immer gleich schwerstmehrfach mit Rollstuhl, Immobilität und allen drum und dran, aber selbst die Fitteren haben nicht selten deutliche Defizite in der Fein- und Grobmotorik.
Körperliche Behinderungen können zudem, vor allem wenn kein strapazierbares soziales Netz verfügbar ist schnell Depressionen und andere psychosomatische Leiden auslösen.
Beide Personengruppen verdienen daher jegliche Hilfe.
(01.08.2012)kommo1 schrieb: [ -> ]Dafür mach ich aber Witze über Behinderte, wenn ein Behinderter dabei ist.
Pass da bloß auf, das nimmt nicht jeder leicht. Es gibt Behinderte, die sind nie in der Lage gewesen, ihre Einschränkung zu akzeptieren, und reagieren sehr empfindlich, wenn jemand Witze darüber macht (oder sie schräg anschaut und sich in irgendeiner Form negativ äußert).

Es ist ein Fakt, dass Behinderungen noch heute diskriminiert werden und Menschen, die unter Behinderungen leiden, das Gefühl haben, weniger wert zu sein, oder im Glauben leben, jeder würde sie als minderwertig betrachten, weil sie Erfahrungen gemacht haben, die sie geprägt haben. In solchen Fällen werden Witze ernster genommen als sie gemeint sind.
Auf der anderen Seite werden Behinderte auch in Watte gepackt und besser behandelt als sie es unter Umständen verdient hätten, und damit bekommen diese Menschen öfter Vorteile geboten, die nicht geboten werden sollten - und dennoch muss man im Umgang mit ihnen aufpassen.
Es gibt Behinderte, die leben gut damit, in irgendeiner Form eingeschränkt zu sein, und lachen über Witze - aber es gibt auch solche, die nehmen das persönlich und sind sehr verletzt.

Übrigens gilt das nicht nur für Behinderte, sondern für jede Minderheit.
(01.08.2012)PumpkinPatch schrieb: [ -> ]Übrigens gilt das nicht nur für Behinderte, sondern für jede Minderheit.
Und auch für jeden anderen Menschen. Eine gewisse Menschenkenntniss ist immer von nöten. Ob ich nun Witze über Behinderte mache, oder ob ich Witze über 9/11, Schwarze, Weiße, Frauen, Männer oder sonstwas mache. Da gibt es keine Sonderregelung. Wenn sich jemand davon angegriffen fühlt, lässt man es sein. So einfach ist das.

Ich sehe einfach keinen Grund Behinderte in irgendeiner Form anders zu behandeln, als jeden anderen Menschen auch. Im Guten wie auch im Schlechten.
(01.08.2012)kommo1 schrieb: [ -> ]Ich sehe einfach keinen Grund Behinderte in irgendeiner Form anders zu behandeln, als jeden anderen Menschen auch. Im Guten wie auch im Schlechten.
Ich stimme dir hierbei auch zu. Ich wäre einer der letzten Menschen, die der Meinung sind, dass Behinderte mit Samthandschuhen angefasst werden sollen - nur mit Witzen sollte man, wie gesagt, etwas vorsichtiger sein bzw. man sollte sensibel mit der Behinderung umgehen - bis man weiß, ob die Person Späße verträgt oder nicht.
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