Die Serie selbst habe ich nur bis zur ersten Staffel gesehen, aber die Bücher bis zum aktuellen fünften gelesen. Für Staffel 6 lese ich mir jetzt immer Storyzusammenfassungen durch, um den Überblick zu behalten. Spoilern kann man eh nicht entgehen, da die Serie wesentlich früher enden wird, als überhaupt an das letzte Buch zu denken ist. Das vorletzte müsste ja wenigstens in absehbarer Zeit erscheinen.
Für mich hat die Reihe aber mittlerweile fast jeden Reiz verloren, was ich eigentlich sehr schade finde. :/
In den ersten Büchern/Staffeln war das Konzept noch neu und frisch. Es war interessant, eine Serie mitanzusehen, in der quasi alles passieren kann und in der niemand einen sicheren Stand hat - kein noch so großer "Held". Es war eine Fantasy-Adaptation, die nahe an den tatsächlichen Verhältnissen im Mittelalter gehalten war und die nicht gut und böse, sondern nur Freund und Feind kannte.
Mittlerweile macht sich aber doch die Inflation bemerkbar. Es sterben ständig irgendwelche ausdifferenzierten Hauptcharaktere, dafür wurden aber über die Zeit viel zu wenig eingeführt, um das gelassene Loch zu stopfen.
Dass Tommen jetzt schon über den Jordan gegangen (und Cersei Amok gelaufen) ist, hat mich richtig genervt. Ich mochte Tommen nichtmal, aber damit ist jetzt auch er kümmerliche Rest der Lannisterallianzen den Bach 'runter.
Ich mochte die ursprünglichen Verhältnisse in Haus Lannister - die Intrigen und Geheimnisse. War mein Lieblingshaus und Joffrey nicht zuletzt mein Lieblingscharakter. Natürlich nicht, weil die besonders sympathisch gewesen wären, aber weil sie Schwung in die Bude gebracht haben und mir Charaktere mit Ecken und Kanten viel, viel lieber sind als aalglatte, selbstgerechte Mary Sues. (Ja, ich gucke Dich an, Daenerys.)
Nachdem Jaimie seine Hand verlor und die Purple Wedding einzog, lag das Haus aber in Trümmern. Größter Verlust war dabei Tywin, mangels seiner strategischen Intelligenz ging alles den Bach 'runter und Tommen auf dem Iron Throne war nur ein magerer Entertainment-Ersatz für Kotzbrocken-Joffrey.
Und ähnliche Verhältnisse findet man auch in fast allen sonstigen Häusern vor. Man hat keine Charaktere mehr eingeführt bzw. weiter ausdifferenziert, die die Lücken füllen könnten und deshalb plätschert vieles nur noch vor sich hin. Das sollte vielleicht gewollterweise den Effekt haben, dass die Verluste der wenigen Charaktere noch stärker schmerzen, aber mittlerweile nervt mich das nur noch - und nicht, weil mir ein Charakter ans Herz gewachsen wäre, sondern, weil jetzt nur noch blindwütig Schachfiguren vom Feld genommen werden.
Auf der anderen Seite zu dieser Inflation steht aber noch ein anderes Extrem:
Meiner Meinung nach hätten sie sich die Fraktion Zombie-Mountain, Nicht-da-wieder-da-Jon und
echt sparen können. Durch diese Möglichkeit der Wiederbelebung, werden quasi sämtliche Tode in der Serie vollkommen nichtig, weil ja demonstriert wird, dass sie nicht endgültig sein müssten.
Das nimmt der Serie komplett ihr Alleinstellungsmerkmal und ist ein schmutziger Trick in Fantasyserien, um künstlich Spannung aufzubauschen. Vorallem Jon hätten sie einfach tot lassen sollen - der tragische Tod eines geliebten Charakters. Aber nö, weil wir mit ihm ja noch etwas anfangen wollen, lassen wir ihn mal eben wieder auferstehen. Im Prinzip war sein Tod nur ein billiger Cliffhanger-Effekt, den man postwendend wieder rückgängig gemacht hat.
So und was haben wir jetzt noch groß auf dem Feld stehen?
Jon, Daenerys und Tyrion - der meiste Rest ist schon seit Ewigkeiten zu vernachlässigen. Was für eine Überraschung.
Dazu noch die Aussage von G.R.R. Martin, dass eine der Fantheorien das Ende korrekt vorhergesagt hat. (Mal ehrlich, warum lässt er sowas fallen? Kann er dann nicht einfach die Klappe halten und es weniger offensichtlich machen?)
Wenn die Reihe jetzt noch einen riesigen Troll aus dem Ärmel ziehen will, müssten sie all das umstoßen und etwas komplett Anderes machen. Das würde ich feiern. Aber ich rechne nicht damit. Ich gehe mal davon aus, dass die letzte Staffel im Gesamtverlauf relativ vorhersehbar sein wird.