(18.11.2012)Onk3lM0 schrieb: [ -> ]Zitat:(Hier ist "Sagen" das schlechte und "Zeigen" das Gute)
*Patentierte Corexx-Pfeife auspack* *In Pfeife pust*
Corexx, dein Einsatz!
Dem Thema wächst mittlerweile eigentlich ein zu langer langer Bart, aber was solls:
Sowohl Show, als auch Tell können gewinnbringend eingesetzt werden!
Das eine dem anderen zu bevorzugen ist und bleibt aber kein möglicher Fehler (im Fall der Bevorzugung von Tell), sondern eine
persönliche Präferenz.
Wenn eine Szene es erfordert, kann Tell 20% cooler sein; das muss man schlicht selbst entscheiden.
Nicht immer muss unter Berücksichtigung aller 5 Sinne dem Leser offenkundigst gezeigt werden, dass eine Figur gerade, wie hagis Beispiel Nr. 1 besagt, wütend ist, in dem man sie groß und breit (oder kurz und bündig) als
wütend darstellt. Je nach Kontext, Szenenaufbau oder Schreibstil reicht ein "Sie ist wütend.". Das gleiche Ziel wird bei beiden Methoden erreicht (der Leser erfährt, dass entsprechende Person wütend ist).
Wenn der Schwerpunkt der Geschichte auf z.B. der Interaktion zwischen zwei oder drei Personen ist, die in einem Raum sich mit dem Mobiliar gegenseitig auf die Nerven gehen, ist es nicht zwangsläufig besser, wenn man für alle Charackere stets umfangreich veranschaulicht, wie sie gerade vorgehen. Ein schnelles, zuweilen abgehacktes Vorgehen, wie es Tell ermöglicht, kann genauso von Gewinn sein.
Zumal die meisten Schreibstile beides haben werden: Show und Tell-Anteile. Mal hält man sich kurz und will auf eine plakative Aussage hinaus, mal möchte man umfangreich dem Leser verständlich machen, wie es z.B. im Innenleben einer Person ausschaut, die z.B. eine gewisse Emotion nicht einfach nur erlangen, sondern
durchleben soll.
Auch fällt unter den Tisch, dass sich beides, sowohl Show als auch Tell, hervorragend miteinander kombinieren lassen. Dafür ein Zitat aus meinen 'Of Virtues & Elements'.
Ein verknapptes Tell leitet hier ein erläuterndes Show ein. Nach der ersten Zeile weiß man als Leser um die Beschaffenheit der Emotion der handelnden Person eigentlich schon Bescheid und deshalb funktioniert der dahinterkommende Teil, der erläuternder Natur ist und die Konsequenz aus dem plakativ herbeigeführten Gemütszustand beschreibt:
Mathrun schrie, Mathrun brüllte, Mathrun zerstörte. Einzig dem Diktat der Wut folgend, stand sie auf dem Tisch und schaute auf ihren Herrn hinunter, den sie nun um einige Hufe überragte. Unfähig zur bewussten Artikulation und Besonnenheit, bewarf sie ihn mit all dem Frust, der sich über Wochen aufgestaut hatte, und ließ die wenigen auf dem Tisch verbliebenen Gegenstände ihre Aggressionen spüren.
In diesem Sinne ist der Einsatz von Tell nur unter bestimmtem Prämissen ein suboptimals Vorgehen, aber praktisch nie ein Fehler. Es geht hier schlicht um das Ausloten von Möglichkeiten, von Präferenzen. Eine klare Richtig/Falsch-Dichotomie liegt
nicht vor.
Dennoch halte ich hagis Darlegung für hilfreich, vor allem wenn man als Anfänger Probleme hat das Fühlen seiner Protagonisten zu paraphrasieren und unbewusst viel Tell schreibt, weil das Unvermögen noch zu groß ist, um in Show abzutauchen (was dann chronologisch z.T. sehr detaillierter
Zeitabläufe zur Folge hat, aber kein wirkliches
Lese-Erlebnis).
Man sollte nur den folgenreichen Schluss nicht ziehen, dass das eine dem anderen
per se überlegen wäre.