Zunächst, der Threadtitel hat mich sofort an diese Sendung hier erinnert:
Ich denke alle wichtigen Punkte wurden hier aufgeführt. Interessant finde ich die Behauptung, dass der Versuch eine Utopie zu realisieren immer in einer Katastrophe endet. Das ist das, wo wir wohl bald angelangt sein werden. Eine Perfekte Gesellschaft kann auf Kontrolle nicht funktionieren, so wie das allgegenwärtig angenommen wird, weswegen die Bemühungen des Staates kurz gesagt weiterhin für A&F sein werden.
Man muss wirklich dazusagen, auch wenn es schwer fällt, das beste was man tun kann ist, seine Kontrolle soweit als möglich zu verlieren bzw. abzugeben. Ich betone hier aber explizit: 'soweit als möglich', so dass es noch in einem gesellschaftlich konformen Verhältnis steht. Meiner Erfahrung nach wird das eigene Leben zu einem Debakel je mehr man versucht, seine Umstände zu kontrollieren, wie es im menschlichem Denken Gang und Gebe ist zumal man nicht wirklich etwas kontrollieren kann. Dann ist die Feststellung dieser Tatsache einerseits enttäuschend andererseits führt das zu weiteren vergeblichen Versuchen, wenn man weiter in der Vorstellung lebt.
Für das eigene Leben bedeutet das, je mehr man akzeptieren kann, dass man keine wirkliche Kontrolle über das Leben hat, umso mehr lebt man in Freiheit.
Dass das viel leichter gesagt als getan ist, sieht man ja überall.
Zunächst gibt es die Vorstellung unsterblich sein zu wollen, welche sich schon seit Jahrtausenden durch die Geschichte der Menschheit zieht. Das aktuelle Resultat derartiger Bemühungen ist die Medizin, welche zumindest das Leben schon einmal verlängern kann, unsterblich ist man deswegen trotzdem nicht. Der Gedanke den ich diesbezüglich immer im Kopf habe ist jedoch, dass die Angst vor dem Tod nicht begründet werden kann, weil der Tod eine ansolut unbekannte Tatsache ist, über den niemand wirklich eine Aussage treffen kann. Dadurch könnten Bemühungen das Leben zu verlängern eigentlich genau das Gegenteil erreichen, als was sie angezielt hätten, nämlich nicht eplizit das Leben zu verlängern sondern viel mehr das Leiden zu verlängern, wenn es zB. zutreffend ist, dass es im Jenseits besser ist als hier, oder wenn man wiedergeboren werden würde. In unserem Fall ist es meistens so, dass mit 60 Jahren die Kreuzschmerzen anfangen und je älter man wird umso mehr Gebrechen sammelt man an, bis man als wandelnde Apotheke endet und zu guter letzt siechen viele Leute einfach so lang dahin bis sie tot umfallen.
Das ansich ist eigentlich ein gutes Beispiel weil in dem Fall kann und wird ausnahmslos von dem jetzigen (lebendigen) 'Ich' ausgegangen, welches lediglich kongrete Aussagen über sein Leben, nicht aber über den Tod treffen kann. Jede Annahme über den Tod ist rein hypothetisch, was letztendlich aber auch bedeutet dass jegliche Angst vor dem Tod rein hypothetisch ist. In dem Fall kommt dann noch der Überlebensinstinkt ins Spiel und bestärkt die Angst und das Bestreben. An dem Punkt wird aber auch eine Sache klar, nämlich wonach sich prinzipiell das menschliche Tun richtet:
- Eigene Beobachtungen und die daraus resultierende eigene Interpretation beobachteter Tatsachen.
- Urinstinkte
Das Problem wird immer sein, dass der Mensch nur seine eigenen Beobachtungen und Erfahrungen als Referenz für seine Handlungen hernehmen kann. Somit ist alles was er bekämpfen kann lediglich das Gegenteil dessen was er als 'Gut' empfindet, unabhängig davon ob dieses Gegenteil in der Realität überhaupt zutreffend wäre, oder wie es dann aussehen würde. Das ist typisches Schwarz-Weiß-Denken, welches vor allem dann auftritt wenn man sich nicht der Tatsache bewusst macht, dass aus allem schlechten was einem widerfährt auch immer was gutes resultiert. Das Problem dieser Aussage ist in der Praxis, einerseits dass man nicht auf die Zusammenhänge verschiedener Situationen achtet, andererseits dass keine Zusammenhänge offensichtlich sind.
Kurzes Beispiel:
Karli fährt mit seinem Auto auf einer Bergstraße. Irgendwann leuchtet die Öl-Kontrolleuchte auf, was ihn zum sofortigen stehenbleiben und dem benachrichtigen des Pannendienstes zwingt. Karli ärgert sich eine Weile, dass ihm sowas passiert ist. Vielleicht hätte er vorm losfahren nochmal den Ölstand kontrollieren sollen, wie es eigentlich immer geraten wird, nur hat er sich das aus Bequemlichkeit und Zeitgrunden (wie 99% aller anderen Autofahrer auch) gespart. Nun hat er ein Problem und muss erst mal eine halbe Stunde warten bis der Pannendienst daher kommt. etc.
Variante 2: Karli hätte keine Autopanne gehabt, jedoch wäre er drei Kilometer weiter durch einen Steinschlag erfasst und schwer in mitleidenschaft gezogen worden, was auch tötlich hätte enden können.
In so einem Fall weiß Karli nur, dass er eine Panne hat, jedoch nicht dass sich drei Kilometer weiter ein paar Felsen gelöst haben, die ihn hätten erwischen können. Daraus resultiert dann einseitige Betrachtung und die Illusion dass Dinge die man nicht will ausschließlich schlecht sein müssen. Oftmals gibt es auch Situationen wo man sich jahre Später dann denkt: "Gut dass es dann doch so gekommen ist und nicht so wie ich es damals wollte!",
Ich habe mir diesbezüglich einen Spruch parat gelegt, den ich immer im Gedächtnis halte:
"Wenn sich eine Tür schließt, dann öffnet sich dafür eine andere!"
Das sorgt dafür mehr Sensibilität für zusammenhängende Situationen aufzubringen und wird im Endeffekt zu der Erkenntnis führen, dass 'Gut' und 'Schlecht' lediglich Bewertungen sind, welche nur aus der eigenen Person heraus für sich selbst aufgestellt werden, welche jedoch nicht zwingend eine Bedeutung haben müssen.
Ich denke diese einseitige Betrachtungsweise ist das eminente Problem von Utopie weil durch Kontrolle werden nicht nur schlechte Möglichkeiten eliminiert sondern auch gute Möglichkeiten. So endet, Kontrolle sei Dank alles im Chaos.
Die menschliche Denkweise ist ausschließlich subjektiver Natur, dass müsste man sich im klaren sein, wenn man im Begriff ist Entscheidungen zu treffen. Ob man jetzt so handelt oder so, das ist in der Regel wahrscheinlich nichtmal bedeutend. Sicher schlägt man dann andere Wege ein nur hat eben jeder dieser Wege schlechte und gute Aspekte.
Ganze Gesellschaften nach einem subjektiv aufgestellten Gedankenbild zu konzipieren ist einfach nicht realistisch und unverhältnismäßig. Desshalb funktioniert es wohl im großen und ganzen auch nicht. Aus staatlicher Sicht könnte man noch so viele Gesetze aufstellen, welche alle nichts bringen wenn sich niemand daran hält. Solche Gesellschaften enden dann meistens in einem Bürgerkrieg, welcher die aufgebaute Kontrolle wieder zerstört.
Das kann man auch so auslegen: Kapitalismus und Materialismus führt zu der Zerstörung der Umwelt, folglich zu der Zerstörung unseres Lebensraumes und im Endeffekt zu der Zerstörung der Menschheit. Hier rächt sich nicht der Mensch, hier rächt sich die Natur, weil der Gedanke eine Welt welche ausschließlich auf materiellem Besitz basiert, aufzubauen, kein vernünftiges, kein objektives und kein realistsiches Konzept ist. Man sieht ja selbst dass die Industrialisierung einen sehr hohen Preis fordert. Problematisch ist, dass der Mensch immer noch nach dem gedanklichem Steinzeitmodell arbeitet. Die Umstände haben sich modernisiert jedoch nicht die Denkweise des Menschen. Das wäre das wichtigste überhaupt, an dem Punkt anzusetzen weil jede Handlung auf die Denkweise zurückführen ist.