*Takes over the Thread*
Mal wieder ein paar sehr unterschiedliche Filme gesehen. Ratter kurz ein paar Möchtegern-Reviews runter.
"Was ist nur aus dem guten, alten, stinknormalen Sex geworden?"
Trailer:
https://www.youtube.com/watch?v=j4lHZRCwOvQ
Könnte eventuell kleine Spoiler enthalten (Ja, in dieser 'Komödie' ist das nicht ganz unwichtig)
Wer bei dem Titel und dem Cover die Augen verdreht und sich genervt denkt "Dear God, nicht noch eine infantile, billige Sexkomödie aus Amiland", dem geht es wie mir, als ich auf den ersten Trailer von DKT gestoßen bin. Fakt aber ist, dass dieser australische Film mit der Genre-Zuordnung 'Komödie' fast schon beleidigt ist.
First things first: Der kleine Tod ist ein toller Film. Nicht überragend, nicht atemberaubend, aber anders, interessant und sehr clever. Es geht um verschiedene Geschichten mehrerer Pärchen, die allesamt verbindet, dass mehr oder weniger ungewöhnliche Fetishe/Fantasien eine Rolle in ihrer Beziehung spielen. Vom Fußfetish über Vergewaltigungs-Fantasien bishin zu Dacryphilie(Erregung durch weinenden Partner) ist alles dabei, was man so kennt oder eben nicht.
Der Kleine Tod ist hauptsächlich und vorallem ein Film über Fetishe, Vorlieben und den Umgang mit diesen. Allein das ist schon bemerkenswert, weil es meines Wissens nach der allererste, bekannte Film ist, der sich dieser Rand-Thematik annimmt und sie vorallem so konsequent umsetzt. Nun könnte das Ganze sehr schnell in das übliche Peniswitz-Nacktheitsparade-Schema abrutschen, aber das passiert nicht. Es gibt kaum Nacktheit im Film, die Intimszenen sind nicht zum Anheizen da, was die erste Hälfte des Films vorallem ausmacht ist der Humor, die absurden und irrsinnig komischen Situationen, die sich nunmal daraus ergeben, wenn man seinen Mann mit immer fragwürdigeren Mitteln zum Weinen bringen muss, um einen Orgasmus zu bekommen oder man die eigene Frau jede Nacht mit Schlafmitteln betäubt, weil sie wach nicht zu ertragen ist und man einen Fetish für schlafende Menschen hat. Dabei wird man nicht ständig laut loslachen. Darauf legt es dieser Streifen nicht an, produziert keinen Pipi-kacka-Humor. Es ist mehr das breite Grinsen und die innerliche Amüsanz zwischen Faszination und Schockierung der sich zuspitzenden Geschichten.
Und da komme ich dann auch zur zweiten Hälfte oder besser gesagt dem späteren Verlauf des Films. Was wohl nämlich bei den irrsinnig-witzigen Trailern und der Promo kaum rumgekommen sein dürfte, der kleine Tod ist ein mehr oder weniger glaubwürdiges Drama, und das bedeutend mehr, als es Komödie ist. Am Anfang dachte ich, ich bekomme hier eine recht eindimensionale, aber etwas innovativere Fetish-Komödie ohne große Tiefe geboten. Hätte man machen können. Stattdessen sind die Vorlieben ernsthaft mit den Geschichten der Pärchen verwoben und treiben diese voran, was dann mal zum Happy End bei der einen und zum Bad End bei der anderen führt.
Besonders das Finale, ich bezeichne die letzte Geschichte jetzt einfach mal so, mit der aus dem Trailer bekannten Dolmetscherin, die per Skype für einen Taubstummen jungen Mann ein Sextelefonat übersetzen soll, repräsentiert den Film gut und ist der stärkste Teil. Ihr glaubt, man kann so eine absurde Situation nicht mit ernster Romantik und Sympathie für die beteiligten Charaktere füllen? Ihr werdet sehen, ihr habt euch geirrt. Zum Schluss verbinden sich die einzelnen Geschichten teilweise noch ein wenig auf herrliche Art und Weise und es gibt sogar einen richtig bösen, unvorhersehbaren Twist eines Elements, das sich durch den ganzen Film zog, aber das möchte ich hier nicht vorweg nehmen.
Fazit: Der kleine Tod - Eine Komödie über Sex ist in erster Linie ein glaubwürdiges Beziehungs-Drama, und erst in zweiter Linie eine Komödie. Das Drama ist hier natürlich nicht allzu schwer. Dabei funktioniert beides zusammen so fließend wie kaum in einem anderen bekannten Film, das Zentralthema der Fetishe ist mutig, interessant und glaubwürdig umgesetzt und es wird eigentlich alles und noch mehr geboten, was ein unterhaltsamer, amüsanter Romantik-Streifen haben sollte. Die Chance ist gut, dass DKT noch ein paar Leute sehen werden, auch wenn er imo noch nicht die verdiente Bekanntheit hat. Unbedingt angucken - Und sei es nur dafür, um zu erleben, wie man Gebärdensprache-Telefonsex in eine rührende Romanze verwandelt.
Von mir 8/10 Punkte.
"ICH HAB DIE SCHNAUZE VOLL VON ARMEN LEUTEN!!"
Trailer:
https://www.youtube.com/watch?v=-B0jedSJUoU
The Riot Club ist vorhersehbar. Eine Story existiert fast gar nicht, die Charaktere sind teilweise sehr stark überzeichnet, es wird nichts Spannendes erzählt. Das Einzige, worin der Film wirklich Erfolg hat, ist Hass beim Zuschauer aufzubauen. Hass für die wie unüberraschend zu erwarten ist Verzogensten der Verzogensten, die Dekadentesten der Dekadentesten, die selbsternannten Aristokraten der Oxford-Akademie, dem im Mittelalter gegründeten Riot-Club aus 10 jungen Männern. Was sieht man sich über 109 Minuten an? Exzesse. Mehr Exzesse. Ein paar wenige Szenen zum Charakter-Development des 'Neulings' im Club, der good Guy des Films, Protagonist würde ich nicht sagen, weil alle zehn Darsteller diese Rolle ausfülllen. Exzesse Exzesse Exzesse. Arroganz und ekelerregende Dekadenz, dass jeder Mensch um einen herum nichts wert und kaufbar ist. Du bist eine Frau vom Begleit-Service? Blaß uns allen einen. Sowas machst du normalerweise nicht? Egal, wir erhöhen dein Honorar, braucht dein Boss nicht wissen. Du willst nicht? Dann versuchen wirs mal mit der Freundin eines Mitglieds. Sie will nicht? Vielleicht ändert sich ihre Meinung beim zehnfachen Angebot. Das mögen minimale Spoiler sein, aber das ist bei TRC ohnehin vollkommen egal und meilenweit vorauszusehen. Sein Hauptmerkmal, hassenswerte Charaktere vorzuführen, macht der Film gut. Gerade 'Antagonist' Ryle, besser bekannt als Finnick in die Tribute von Panem, spielt seine Rolle so gut, dass man sich immer wieder in Erinnerung rufen muss, dass das nur ein Schauspieler ist, den man als sympathischen Mitstreiter von Katniss Everdeen kennt. Chapeau. Aber sonst? Kaum etwas.
Fazit: Ereignisarme Handlung, überarrschungsloser Verlauf, pointenloses Ende. Starke Schauspieler. Wenn ihr Lust habt, mal so richtig reichen Arschlöchern beim Feiern zuzusehen und Stunk auf sie zu schieben, kann man Riot Club gucken. Ich fand den Film trotz allem nicht so schlecht und hatte meinen Spaß damit, die Arschgeigen zu hassen.
Wenn ihr aber nach Storykonsistenz oder Charaktertiefe sucht, oder ein moralisch-gerechtes Ende erwartet... nicht euer Film.
Von mir 6 von 10 Punkte.
Sonst noch Jurassic World, aber dazu schreib ich demnächst was.