Gerade aus dem Kino gekommen. Da man sich nicht auf Disco einigen konnte oder spontan nach Dresden fahren wollte, geht man halt in den neuen Tom-Cruise-Film "Oblivion", was im Deutschen - sürprise, sürprise - Vergessen heißt, jedenfalls sagt das GoogleTranslater.
Der Film beginnt gut. Sepiaaufnahmen und etwas pathetische Erzählungen einer Off-Stimme, nichts Verkehrtes, gibt dem Film sogar einen angenehmen Einstieg. Es folgen Panoramaaufnahmen einer zerstörten Erde, während in Kurzfassung erklärt wird, warum es zu der großen Katastrophe kam. Dystopien sind ja gerade inn, also "yay". Tommy unternimmt als Techniker in der Zukunft die Aufgabe, Wächterdronen zu reparieren, die bestimmte Stationen beschützen sollen. An seiner Seite steht eine Redhead, die mit ihm von ihrer Basis aus Kontakt hält. Am Himmel schwebt ein Tetraeder, von dem aus eine Art Koordinatorin ihre Schritte überwacht und Aufträge erteilt. Hin und wieder krauchen seltsame Wesen, die "Plünderer" durch die Prärie, die irgendwie an der ganzen Misere die Schuld tragen und demnach das Feindobjekt sind.
An der Stelle weiß der aufmerksame Zuschauer so ungefähr, was sich in der nächste halben Stunde irgendwie bewahrheitet, und wer keine Spoiler zu dem Film will, einfach weiter gehen und winken:
Die Story ist über einige Strecken vorhersehbar. Die Plünderer sind natürlich die Guten - okay, so wirklich merkt man das erst gegen Ende, aber man hat es immer mehr im Gefühl. Als dann eine Raumsonde abstürzt und die einzige Überlebende Jack auch noch kennt, wird es prickelnd. Es stellt sich heraus, dass sie Toms Frau ist, der sich, da sein Gedächtnis zum Schutz der Mission gelöscht wurde, nur fragmentarisch an sie zu erinnern vermag, aber das schafft er ja mit Bravour.
Das leitet mich zu einem Punkt, der mir in der ersten Hälfte unfassbar aufs Gemüt schlug: "Oblivion" erschlägt seine Zuschauer geradezu mit Symbolik. Alle zwei Minuten wird das sich wiederholende Motiv der Aussichtsplattform in den Mittelpunkt des Geschehens gerückt, dass selbst der Letzte im Kinosaal weiß, dass es damit irgendetwas auf sich hat. Dazu kommen ständig die Sätze "Ein neuer Tag im Paradies" und die ultimative Abschlussfrage "Sind Sie noch ein effektives Team?" - und gnade dir Gott, wenn du darauf einmal mit Nein antwortest, dann bricht die Hölle aus. Es ist also unumgänglich, dass du den gesamten Film von Stunde Null an hinterfragst, das trägt zur Spannung einfach nicht bei.
Spannend war es aber dennoch, und aus dem Grund kann ich guter Laune aus dem Film gehen: Ab Hälfte zwei und einem nur so halb erahnten Plottwist wird es wirklich interessant, es nimmt kosmische Ausmaße an, die man so nicht erwartet hat, es gibt Ballerei und eine Liebe, die Wind und Wetter durchsteht!!!! Das wünscht sich der Zuschauer. Ach ja, und Morgan Freeman.
Alles läuft dann natürlich auf den großen Kampf gegen "Tet", den ... riesigen fliegenden Tetraeder heraus, der am Horizont klebt und ohne erkennbaren Grund durchs Weltall "cruised", um Planeten das Leben auszulutschen, was keine Sekunde erklärt wird, und die einzige Reaktion darauf ist die nüchterne Aussage: "Ganz schön raffiniertes Biest."
Toll, ja, super.
Am Ende wird wenigstens aufgeklärt, was es damit auf sich hat, dass auf der Welt verteilt mehrere Tom-Klone rumeiern und warum diese gottverdammten Sätze "SIND SIE NOCH EIN VER*ICKTES EFFEKTIVES TEAM" so viel Gewicht haben, weshalb mein Gezeter darum ein wenig relativiert wird. Selbstredend bleib Tommy Boy siegreich, er opfert sich für das Wohl aller, seine Frau kann ein freudiges Kindlein gebären und wird am Ende sogar noch glücklich, weil einer der Klone, mit denen der echte Tom ein kleines Palaver im Munitionsdampf hatte, zu ihr gebracht wird und natürlich die Erinnerungen des anderen teilt und deshalb die Rolle gut ausfüllen kann.
Was vom Tage übrig blieb ist also ein Film, der viel richtig macht, sich aber über einige Strecken in der ersten Dreiviertelstunde einfach zu wichtig nimmt, dir manche Sachen mit einer ungeheuren Penetranz um die Ohren pfeffert und dabei immer so kleine existenzialistische Fragen aufwirft. War aber dennoch gut. Was mich einzig gestört hat und gleichzeitig ein kleiner Knackpunkt im Film ist, ist die Frage, was mit den ganzen Klonen passiert, denn die wissen ja nicht, dass ihre Mission nur dazu dient, die Erde zu zerstören. Und die laufen noch durch die Gegend, ihr Tetraeder geht in Flammen auf, aber sie werden halt nicht weiter erwähnt.
Also ... ja. An sich ein guter Film. Und ein epischer Dat-Ass-Moment
7/10