(Traumwelt | Janina)

Das erste was sie spürte war der Wind, der an ihrem Körper vorbei rauschte und alle Sorgen und Ängste hinfort blies. Langsam kroch die Kälte in sie und endlich verschwand der Schmerz.

Ihr Name war unbedeutend geworden, sie würde sterben. Sie lächlte und genoss das Gefühl des Fallens. So hatte sie sich das Gefühl zu Fliegen immer vorgestellt. Ihre Tränen wurden vom starken Wind einfach hinfort geblasen.

Ihr Herz schrie, wie es es schon immer getan hatte. Es schrie nach Erlösung, danach, dass dieser Schmerz endlich aufhörte. Das Schreien ihres Herzens hatte einfach nicht aufgehört und so hatte sie aufgegeben dagegen zu kämpfen.

Sie hatte eben noch in einem Flugzeug gesessen und hatte eigentlich einen Fallschirm auf dem Rücken. Unter ihr kam ihr der Anblick der Erde immer näher, von einem schmalen Streifen blau durchzogen. Über diesem Streifen Blau verlief quer ein Roter und bei dem Gedanken an die weltberühmte Brücke musste sie noch breiter Grinsen. Auf dieser Brücke gab es Telefone mit einem direkten Draht zu Seelsorgern, die Selbstmorde verhindern sollten.

… ein ständiger Kampf zwischen Körper und Seele war keine lustige Sache und die Anpassungsmöglichkeiten waren… begrenzt.

Die Frage nach dem Warum, stellte sich nicht länger. Denn sie fiel bereits, fiel durch die Luft wie ein Flügelloser Engel.

Ein guter Freund von ihr hatte ihr einmal gesagt, dass ihre Seele ein wunderschönes, zerbrechliches Gebilde sei. Eine Skulptur eines Engels aus Glas. Normalerweise wird die zerbrechliche Seele durch den Körper geschützt, doch wenn der Körper selbst gegen die Seele aufbegehrt treffen alle Schläge von außen umso härter.

Sie war zerbrochen, am Leben, an der Welt, an den Menschen, an ihrem Schmerz.

Sie spürte nichts mehr außer freudige Erwartung der Linderung. Bis zuletzt hatte sie daran geglaubt, dass es besser werden würde, dass ihre Wunden heilen.

Sie war nie ein religiöser Mensch gewesen. Sie erwarteten kein Himmel und auch keine Hölle. Sie wollte einfach aufhören zu existieren, in das ewige Nichts eintauchen.

Bald…

Sie konnte nun schon die Pfeiler der Brücke erkennen. Sie verabschiedete sich von der Welt.

Nur noch ein bisschen…

Die Wellen auf dem Fluss wurden sichtbar.

Gleich...

Ihr Herz hüpfte vor Freude und sie bereuete nichts.

Sie schloss ihre Augen und lächlte, zum ersten Mal seit langer Zeit…glücklich.

Ein Gefühl erfasste ihren Körper, sie fiel in weiche Wolken und wusste genau…

Sie war Tot.