Ich sag es noch einmal: Die Atmosphäre vor dem Krieg bekommst du wunderbar hin! Das Zermürbende der Anspannung, die quälende Ungewissheit, die verworrenen Träume... wirklich sehr schön beschrieben.
Wo ich dir gerade schon Honig um den Bart schmiere komme ich zu Harmony.
Als erstes dachte ich, er wäre einer der Gardisten - vom Kampf gezeichnet, der Körperbau passt und warum sonst sollte er des nachts umherstreifen, wenn nicht auf Patrouille? Doch du machst aus ihm einen Dichter. Seine Art gefällt mir sehr, auch wenn ich das Gefühl nicht los werde, dass sich hier ein Shipping mit Rarity anbahnt. Sollte dem so sein, so ist der Hintergrund natürlich in sich sehr harmonisch. Die gutmütige Rarity nimmt Kriegsopfer bei sich auf und verliebt sich in einen der Verletzten, während sie sich um sie kümmert. Nur finde ich den Anklang hier zu deutlich, zu früh. Sie sitzen zusammen am Tisch und schon wird ihr ganz warm und verliert sich fast in seinem Auge. Als großer Verfechter der charakterentwicklungsgestützten Liebesbeziehung bin ich natürlich gegen das Prinzip von "Liebe auf den ersten Blick" weil ich es schlichtweg billig finde und es ein Totschlagargument ist. Oder aber ich liege ganz falsch und die beiden suchen nur Ablenkung, weshalb Rarity dankbar für jede Art von Zuneigung ist, die sie vor den schrecklichen Ereignissen, die da kommen mögen, zu bewahren sucht.

Ich hatte es vorher einmal angesprochen und sage es nochmal:
Pack ein bisschen mehr Mimik/Gestik etc. in deine Dialoge. Ich finde sie inzwischen ganz in Ordnung, da man sich denken kann, mit was für Stimmlagen die Charaktere gerade wohl sprechen, doch wenn Harmony knapp 21 Zeilen ohne nennenswerte Unterbrechung (die eine Unterbrechung "Er machte eine Pause,
sammelte Kraft für die nächsten Worte." verrät nicht gerade viel über seine Stimmungslage, da man das Kräftesammeln in erster Linie darauf zurückführt, dass er verletzt und müde ist und nicht, weil er dabei ist, etwas Trauriges zu erzählen) spricht und mittendrin anfängt zu weinen (was der Leser nur durch seinen eigenen Kommentar "beim Himmel, sieh mich an, ich weine!")
dann wirkt es so... unbelebt. Er erzählt von seiner (ersten) Liebe, was JAHRE zurückliegt und fängt an zu weinen. Wenn ich mir beim Federerduell anhören musste, dass es schon unrealistisch ist, mehrere Monate nicht zur Schule zu gehen, weil der eigene Vater gestorben ist, dann musst du dir leider auch diese Kritik anhören.

Jedoch scheint nicht nur unsere Madame von der Situation belastet zu sein, sondern auch die ganzen restlichen Main 6. Du stellst Pinkie halb zerbrochen dar. Die Beschreibung ist sehr schön, auch wenn ich nicht glaube, dass Pinkie (Element of laughter, ladies and gentlemen) durch nachdenken zur Pinkamena wird. Ihr Leben dreht sich darum, andere glücklich zu machen. Ihre verquere Denkweise macht es außerdem sehr schwer sie zu brechen, weshalb ich es unrealistisch finde, dass sie bereits so dargestellt wird, obwohl der Krieg nicht mal begonnen hat. Ihren Freunden geht es noch allen gut, genau wie dem Rest von Ponyville. So wie ich das sehe, würde sie wohl eher versuchen alle Verletzten etc. aufzuheitern, als nachts in ihrer Kammer zu hocken und darüber zu grübeln, ob sie alle sterben werden/ob der Krieg real ist. Es ist immerhin ihre Persönlichkeit, ihre BESTIMMUNG. So wie Rarity sich bis zum Ende aufopfern würde, so wie Twilight bis zum Ende nach einem Ausweg suchen würde, so würde Pinkie bis zum Ende versuchen für alle da zu sein. Ansonsten nimmst du den Cutie Marks ihren Nimbus, was nicht Sinn in einer Fanfic sein kann.

Weiter im Text. Rarity als Detektivin ist sehr gut gelungen, genau so wie die Gespräche zwischen Twilight und Spike. Es ist wirklich spannend! Was plant Celestia? Will sie wirklich Luna rächen und was hat Twilight mit Rarity gemacht? Ich gehe mal davon aus, dass sie die Einhorndame nicht einfach umgebracht hat. Das wäre zu viel des OOC. Wahrscheinlich hat sie sie anders beseitigt. Vielleicht ohnmächtig gemacht oder versteinert etc. Doch allein die Zweideutigkeit, dass sie Rarity getötet haben könnte ist erschreckend. Der Umstand lässt Twilight wie ein dummes Fohlen erscheinen, dass blauäugig an ihr Idol glaubt und gleichzeitig Celestia als doch sehr herzlose Herrscherin erscheinen. Ich weiß einfach nicht, wieso die Leute immer darauf kommen, dass Celestia so kalt ist. Wahrscheinlich weil sie so undurchsichtig ist... aber ich bin trotzdem der Überzeugung, dass für die Prinzessin das Wohl ihre Untertanen, auch dem des einzelnen, die höchste Priorität hat. Sie weiß sehr genau, dass Twi eine enge Bindung zu Rarity usw. hat. Alleine darum finde ich es grausam von ihr, Twilight darum zu bitten, etwas ihrer Freundin anzutun. Sie hat ihre Schwester für 1000 Jahre verbannt, um die Bevölkerung zu schützen, sie hat gegen Chysallis gekämpft und Discord versteinert. Warum um Gottes Willen, ist dann ihre erste Option Rarity einfach wegzuschaffen? Es kommt mir ein wenig nach dem Motto "For the plot" vor, nur um zu vermeiden, dass sie Rarity mit einweihen muss. Alternativ gäbe es auch noch den Gedächtniszauber.

Generell muss ich sagen, dass du für die Ereignisse einen zu kurzen Zeitraum gewählt hast. Zwei Tage. In zwei Tagen ist Twilight bereits so weit, dass sie Rarity verschwinden lässt und sich wie ein nervliches Wrack zu Hause verkriecht. Pinkie ist ebenfalls nur noch ein Schatten ihrer selbst, zerbrochen an dem Druck und der Unausweichlichkeit des drohenden Unheils. Solche starken Eingriffe in die Charaktere der Figuren sind innerhalb eines solch kurzen Zeitraumes unrealistisch. Mach daraus zwei Wochen und es klingt schon plausibel. Aber zwei Tage, um die Main 6 zu zertrennen? In einer Fanfic, dessen Vorbild eine Serie ist, in der es um die Wichtigkeit von FREUNDSCHAFT geht? Dude, no! Nicht in so kurzer Zeit!

Fazit:
Der gute alte Plothaken hat mich erwischt. Es ist spannend, man will wissen, was denn nun eigentlich los ist (hallo, Dejavu) und die Anspannung ist förmlich greifbar. Stilistisch absolut gelungen. Wäre der Zeitraum größer, hätte ich nichts zu meckern.