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Analyse des "Fan seins" - Druckversion

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Analyse des "Fan seins" - Yaro - 26.05.2015, 20:50

Hallo an alle, Twilight happy

ich bin ein eher inaktives Forummitglied hier auf Bronies.de, jedoch möchte ich heute mit meinen ersten Beitrag gleich sehr spezifisch werden, denn es geht um eine derzeitige wissenschaftliche Arbeit von mir. ^^

Seit drei Jahren studiere ich in Braunschweig an dem Institut für Medienwissenschaft und möchte meine kommende Abschlussprüfung über die Fankultur: MLP anfertigen. Dabei wird es keine sozial-empirische Erhebung für Statistiken, vielmehr möchte ich eine Diskursanalyse anfertigen um die Dynamik von Fankulturen zu bearbeiten. Dies ist also angelehnt an den cultural studies von Christian Wenger.

Doch wie bin ich dazu gekommen?

In meiner Fakultät gibt es eine eigenartige Gegebenheit.
Die Fankulturen zu Stark Trek, Star Wars, Lost oder auch friends sind anerkannt als soziale Feld zur Untersuchung von Strukturen für Kultur - und Kultstiftung. Als ich in einem Seminar mich zu MLP gemeldet hatte, wurde ich für einen Ansatz in diese Richtung von meinen Mitstudenten belächelt.
(„Dies sei nur für Kinder oder Jungfrauen über 30“, wurde abfällig geäußert Twilight: No, Really?  ).

Diese Diskrepanz zwischen Respekt der einen Serie und Vorurteile gegenüber anderen nehme ich mit als Anlass selber mich damit auf einer objektiven Sicht damit zu befassen.
Natürlich benötige ich stichpunktartig Meinungen von Fans. Daher würde ich mich freuen, wenn ihr ein paar Fragen mir beantworten könnt. Natürlich ist dies alles anonym gehalten.(bzw. Es werde nicht einmal die Nicknames genannt).

Wie Identitätsstiftend empfindet ihr MLP? (In welchen Lebensbereichen ist es integriert, und wo würdet ihr es abgrenzen?).

Wie stark fühlt ihr euch mit der Internetgemeinschaft verbunden? (Sehr stark? Nur passives beobachten? Oder ist da sogar euer größter Freundeskreis?)
(Diese Fragen müssen nicht alle beantwortet werden, sie sind nur ein Anreiz für die hoffentliche aufkommende Diskussion.)

Natürlich freut es mich, wenn ihr einfach eure Meinung auch dazu äußern könntet, wie stark ihr die Fan-Bewegung zu MLP bewertet. Denn ich würde gerne herausfinden, ob der Erfolg der Serie in der Serie selbst liegt (internes Konzept der Serie) oder ob die Fankultur die Serie zu dem gemacht hat, was den Kult der Serie entspricht (externes Konzept der Serie).

Selbstverständlich habe ich einige Beiträge im Forum schon gesichtet und könnte mir überall etwas raus suchen. Jedoch möchte ich, dass sich jeder hier die Möglichkeit nutzen kann, sich dazu direkt zu äußern. Denn eure Meinungen sind für meine Weiterarbeit unabdingbar und ich hoffe, einige finden hier die Gelegenheit noch einmal über das "Fan sein" nachzudenken. Pinkie approved

Grüße Twilight smile


RE: Analyse des "Fan seins" - Smilley - 27.05.2015, 21:30

Wie würdest Du es gerne machen? Sollen wir einfach in diesem Thread drauf losquasseln? Oder lieber als PM? In einem Chat oder mündlich über TS oder Skype, damit Du auf bestimmte Kommentare besser direkt eingehen kannst? Mir ist alles recht, und ich erzähle meine Geschichte und meine Ansichten gerne.


RE: Analyse des "Fan seins" - Yaro - 28.05.2015, 20:34

Danke für deine Antwort. ^^
Natürlich finde ich es okay, wenn wir erstmal über PN schreiben oder direkt in den Thread hier vor Ort.
Aus zeitlichen Gründne ist es für mich gerade nicht möglich Skype oder TS zu nutzen, jedoch würde ich es gut finden, wenn sich genügend Leute finden würden, um einen Chatgespräch zu führen. Aber das werden wir sehen.
Wenn du möchtest, kannst du hier estmal einfach los schreiben, ich werde dann direkt nachfragen, was mich dann interessiert.
Denn Anfang könnten wir mit den ersten Fragen machen.

- Wie Identitätsstiftend empfindet ihr MLP? (In welchen Lebensbereichen ist es integriert, und wo würdet ihr es abgrenzen?).

Grüße


RE: Analyse des "Fan seins" - Smilley - 28.05.2015, 22:09

Mein Privatleben und meine Selbstidentität ist seit Jahren durch's Brony-sein geprägt. Was für mich persönlich der Schritt vom Fan zum Brony war, als ich begonnen habe, mich "kreativ" zu betätigen (in Anführungszeichen, weil ich mich eher der Kreativität Anderer bediene). Dabei sage ich nicht, dass jeder Brony irgendwas kreativ beitragen muss, nur dass es für mich der entscheidende Schritt war.

Es war für mich ein langer Weg, aber jetzt bin ich an dem Punkt, dass ich kein Geheimnis daraus mache. Wenn das Thema aufkommt, sprech' ich auch z.B. unter Arbeitskollegen frei darüber.
Zu Beginn bin ich eher indirekt über die Serie gestolpert, und ich wusste bis zur 2. Staffel nicht, dass es Bronies überhaupt in dieser Form gibt. Dementsprechend hab' ich's auch für mich behalten. Meinen Eltern hab' ich's erst erzählt, als meine Mutter gerade an dem Wochenende zu Besuch gekommen ist, als ich ein Meetup hatte.

Wo ich die Grenze ziehe ist, dass ich es keinen Fremden erzähle und nicht übermäßig offen präsentiere. Ich mag auch eher subtile Anspielungen - mein Handy-Hintergrund ist das hier. Wer's kennt, erkennt es sofort, aber z.B. Hater, denen die Cutie Marks kein Begriff sind, haben damit keine Angriffsfläche.
Ich hab' nur wenig Merch, auch wenn ich z.B. sehr gerne einen Canterlot High Pulli hätte.
Mein Freundeskreis aus der Vor-Brony Zeit weiß natürlich bescheid, und sie haben genug von der Serie gesehen, um sich ein Bild davon zu machen. Ich habe keinen von ihnen "konvertiert", aber sie haben auch nichts gegen das Fandom. Ich versuche, nicht zu oft darüber zu reden - wie gut das funktioniert, müsstest Du sie fragen. FS grins


RE: Analyse des "Fan seins" - Kehrminator - 28.05.2015, 22:24

(26.05.2015)Yaro schrieb:  Wie Identitätsstiftend empfindet ihr MLP? (In welchen Lebensbereichen ist es integriert, und wo würdet ihr es abgrenzen?).

Ich finde es sehr stark Identitätsstiftend. Ich persönlich habe meinen Unirucksack voller MLP-Buttons und ähnliches und gerade, dass man dadurch ein wenig auffällt finde ich sehr gut und ich zeige sehr gerne meine Individualität.
Ich bin diese Rollenvorstellungen einfach satt und möchte mich davon nicht bestimmen lassen. Ein Kerl in meinem Alter (21) muss natürlich Fußball schauen, ordentlich Alkohol trinken können, Fleisch essen und dieser ganze Blödsinn, von dem ich überhaupt nichts halte.
Gerade dadurch, dass das MLP Fandom in Deutschland relativ klein und unbekannt ist und dadurch, dass es total gegen die Norm geht, bringt mich besonders dazu, mich damit zu identifizieren.
Generell lauf ich oft mit MLP Zeug rum, ich bestehe nicht darauf, es überall zu zeigen, aber es gibt zumindest keinen Bereich, in dem ich es aktiv verstecke.
Ich finde man sollte dann auch dazu stehen. Ich bin zwar ein riesen Fan der Serie, aber es gibt noch viele andere Serien und Filme/Franchises, die ich in ähnlichem Maß mag. Aber trotzdem ist MLP eigentlich das einzige, wo ich mich als Teil eines Fandoms bezeichnen würde, wie schon gesagt, weil es für mich sehr Identitätsstiftend ist.


RE: Analyse des "Fan seins" - HeavyMetalNeverDies! - 29.05.2015, 00:09

(28.05.2015)Yaro schrieb:  - Wie Identitätsstiftend empfindet ihr MLP? (In welchen Lebensbereichen ist es integriert, und wo würdet ihr es abgrenzen?).

Wenig bis gar nicht Identitätsstiftend. Ich bin wer ich bin, ob mit oder ohne Serie: Metalhead aus Leib und Seele. Cheerilee awesome
Die Musik bedeutet mir was. MLP ist hingegen eine gute Zeichentrickserie (Bei weitem nicht die beste - da kenne ich noch einige die mir mehr zusagen), mehr ist es für mich aber auch nicht.

Ich bin anfänglich in das Fandom gekommen weil ich auf YouTube ein paar Videos einer Gruppe Bronies gesehen habe und fand diese Art Menschen irgendwie so liebenswert, verrückt, dass ich dieses Fandom etwas ergründen wollte um zu sehen was dahinter steht. Dann habe ich mich in dem Forum angemeldet, was ich mittlerweile hauptsächlich für Off-Topic-Diskussionen nutze, weil MLP wie gesagt, nicht mehr als eine gute Zeichentrickserie ist.

Anfangs dachte ich noch irgendwie so mehr Klischeehaft, dass wirklich alle Bronies diese "Love & Tollerance"-Mentalität besitzen, bis sich nach einigen Monaten die Ernüchterung eingestellt hat, dass Bronies eben auch nur ein bunter zusammengewürfelter Haufen verschiedenster Typen sind.

In meinem Alltag hat MLP also nicht wirklich eine Einwirkung. In meinem Zimmer findet sich kein einziges Pony, aus meiner Hifi-Anlage tönt kein einziges MLP-Lied. Ich gehe nicht oft auf treffen und setze mich auch sonst nicht großartig mit MLP oder dem Fandom auseinander. Wenn mal wieder eine neue Episode erscheint, dann schaue ich die eben, das ist bei anderen aktuellen Serien aber nicht anders. Lediglich zwei MLP-T-Shirts die ich habe, trage ich ab und zu. Die verknüpfe ich aber mit keiner Mentalität, das sind einfach nur Kleidungsstücke die ihren Zweck erfüllen.

Eine Grenze muss ich nicht ziehen, weil MLP einfach wenig bis keinen Einfluss auf meinen Alltag hat. Auch wegen der T-Shirts wurde ich noch nicht angesprochen. Sollte mich mal jemand darauf ansprechen würde ich ihn über die Serie aufklären, aber ohne die Serie irgendwie weiß Gott wie zu hypen.


RE: Analyse des "Fan seins" - Nic0 - 29.05.2015, 21:30

Wie Identitätsstiftend empfindet ihr MLP? (In welchen Lebensbereichen ist es integriert, und wo würdet ihr es abgrenzen?).

Sehr. Wenn man noch ganz am Anfang steht, oder nicht direkt ins Fandom integriert ist, wirkt das alles noch sehr befremdlich. Ich glaube nicht, dass es für Außenstehende möglich ist die Motive und Ziele der Fans vollkommen nachzuvollziehen. Meiner Meinung nach ist das so, weil gar nicht eindeutig geklärt ist warum MLP überhaupt so eine unglaubliche Wirkung auf wirklich alle Bevölkerungsgruppen und -schichten ausübt. Gut, man könnte jetzt damit gegenargumentieren, dass hauptsächlich junge Erwachsene das Fandom bevölkern, das rührt aber eher daher, dass es ein Internetphänomen ist und somit hauptsächlich den digital Natives vorbehalten ist.
Auch kommt man zu keinem einheitlichen Konsens auf die Frage warum sich überhaupt das Brony-Fandom aus der Liebe zu dieser Serie heraus entwickelt hat. Ich musste feststellen, dass die Serie mit den Bronytum weniger zu tun hat als man anfangs vielleicht vermuten mag. Die Treffen drehen sich meist gar nicht um MLP, sondern auf ganz einfache soziale Interaktion auf Smalltalk-Ebene. Es ist nicht so wie bei Sci-Fi Fans, wo das einzige Thema nur das Medium ist, für welches das Fandom steht, sondern sehr viel persönlicher und sozial näher. Für mich fühlt es sich so an als wäre das Ganze eine Art Filter für Leute, die ich sympathisch finde und deren Interessen ich teile, mit den Ponies per se hat das eigentlich gar nichts mehr zu tun. Das trifft natürlich nicht auf alle Leute zu, aber doch weitaus mehr als Bekanntschaften, die ich außerhalb des Fandoms mache.
Aber zurück zu der Frage: Ich kann nicht behaupten, dass mich MLP in irgendeiner Weise charakterlich geprägt hätte, aber das Fandom doch sehr und das von Grund auf! Ich muss dazu sagen, dass ich in den Jahren davor ziemlich sozial eingerostet und sehr introvertiert war, das habe ich immer noch nicht komplett überwunden. Keine meiner Bekanntschaften habe ich als wirkliche Freunde angesehen, weshalb ich mich auch immer mehr von diesen abgewendet habe. Die Bronies haben mir gezeigt, dass es dort draußen tatsächlich Leute gibt, die ich mag, unabhängig von Herkunft, Bildungsstand oder Hobbies, und das war für mich sehr überraschend.
Ich glaube, dass mich das Fandom bisher nur positiv beeinflusst und geprägt hat. Ich würde es jederzeit wieder genauso machen.


Wie stark fühlt ihr euch mit der Internetgemeinschaft verbunden? (Sehr stark? Nur passives beobachten? Oder ist da sogar euer größter Freundeskreis?)

Ich glaube das habe ich oben schon mit beantwortet.


Ein sehr schönes Thema übrigens! Ich studiere auch ein medienbezogenes Fach und habe selbst einige Semester lang kommunikations- und sozialwissenschaftliche Module belegt. Mein damaliger Dozent hatte mir sogar geraten meine BA über Bronies zu schreiben. Ich musste allerdings dankend ablehnen, da ich mehr so der Techniker bin. Big Grin
Für solche Diskussionen bin ich generell immer zu haben!

Kennst du die Werke von Henry Jenkins? In einigen geht er vermehrt auf Medienkonvergenz und Internetkulturen ein. Auch erwähnt er des öfteren die Anime- und Mange-Fankultur, welche sich in Japan ja schon fast vollständig in die Gesellschaft eingegliedert hat. Das wären bestimmt auch hilfreiche Quellen für deine Arbeit und damit kann man das sehr gut vergleichen.


RE: Analyse des "Fan seins" - Yaro - 31.05.2015, 14:29

SOOOOoo,

ich möchte mich erstmal bei allen bedanken, die schon geantwortet haben. Nun möchte ich auch an einige Punkte nachhaken.
So wie es bisher aussieht, gibt es (wie in fast allen Bereichen des Lebens und Interessensbereichen) unterschiedliche Formen das "Fan - sein" auszuleben. Daher einige konkrete Fragen an euch.

@Smiley: Augenscheinlich bietet MLP viele Angriffsfläche für "Haters". Du selber hast dich als zurückhaltender Fan beschrieben, daher möchte ich dich konkret fragen, wie stark findest du, dass die Fans diskreditiert werden können?
Und inwiefern könnte es wiederrum den Zusammenhalt stärken?

@Kehrminator: So wie es scheint, bietet das MLP-Fan sein eine alternative zum gängigen Rollensystem in unserer Gesellschaft. Das finde ich sehr interessant, da ich auch als "Mann" Fußball überhaupt nicht mag, und auch sonst nicht zu der gewöhnlichen Zielgruppe gehöre.

"Ich finde es sehr stark Identitätsstiftend. Ich persönlich habe meinen Unirucksack voller MLP-Buttons und ähnliches und gerade, dass man dadurch ein wenig auffällt finde ich sehr gut und ich zeige sehr gerne meine Individualität."

Inwiefern fördert dies MLP? Durch die Werte in der Serie? oder eher durch die Dynamik der Fangemeinde, da alles akzeptiert und aufgenommen wird, was sich zu MLP zugehörig fühlt?
Könntest du mir dies bitte ausführen?

@HeavyMetalNeverDies!:
Du gehörst ja eindeutig nach deiner eigenen Beschreibung dem "Kult des Metal"s an, nichtsdestotrotz hast du ein Interesse mal für die Bronies gehabt. Wie war das für dich mit Metal vereinbar? Und was hält dich heute noch im Forum außer die Off-topic? Gibt es irgendwas was dich konkret noch an der "Serie" hält?

@zer0x: Natürlich kenne ich Henry Jenkins. Mein Studiengang ist nach Theorien von Medien ausgelegt. Ich habe fast nichts mit den technischen Aspekt der Medienwissenschaft zu tun, sondern arbeite hauptsächlich mit den Kontexten die sie schaffen und ein Schätzungen der Wahrnehmungsveränderungen von Medien. Zurzeit schlage ich mich mit Roland Barthes herum, welcher zum Glück gut zu lesen ist, ähnlich wie ich auch Jenkins verständlich finde.
Und so wie es scheint, muss MLP wirklich ein großes Internetphänomen sein, denn auch mein Prof. befürwortet die Ausabreitung des Themas. Wie weit ich es ausführen werden, kann ich jetzt noch nicht sagen. Da ich gerade noch mein Bachelor in Kunstwissenschaft schreibe.(2Fach BA, ich weiß, dass ist ein komische Kombination ^^.)
Dein Ansatz ist sehr interessant und ich glaube, daran werde ich nochmal genauer nachhaken.)

Das war es erstmal von mir, und hoffe, bald wieder von euch zu lesen.
Grüße


RE: Analyse des "Fan seins" - Kehrminator - 31.05.2015, 16:24

(31.05.2015)Yaro schrieb:  @Kehrminator: So wie es scheint, bietet das MLP-Fan sein eine alternative zum gängigen Rollensystem in unserer Gesellschaft. Das finde ich sehr interessant, da ich auch als "Mann" Fußball überhaupt nicht mag, und auch sonst nicht zu der gewöhnlichen Zielgruppe gehöre.

"Ich finde es sehr stark Identitätsstiftend. Ich persönlich habe meinen Unirucksack voller MLP-Buttons und ähnliches und gerade, dass man dadurch ein wenig auffällt finde ich sehr gut und ich zeige sehr gerne meine Individualität."

Inwiefern fördert dies MLP? Durch die Werte in der Serie? oder eher durch die Dynamik der Fangemeinde, da alles akzeptiert und aufgenommen wird, was sich zu MLP zugehörig fühlt?
Könntest du mir dies bitte ausführen?

Also die Buttons sind da, damit Leute sehen, dass ich mir von der meiner Sozialisation vorschreiben lassen möchte, was mir gefallen oder nicht gefallen soll und dass ich dazu auch stehe. Hipster

Andererseits unterstütze ich die Werte der Serie weitestgehend auch, denn auch die Serie vertritt ja unter anderem sehr stark Individualität und Offenheit, also repräsentiert sie das, was ich nach außen tragen möchte.
Da das Fandom viel davon auch teilt, hat das Fandom sicherlich auch einen Einfluss, aber hat einen eher kleinen Einfluss im Gegensatz zur Serie.


RE: Analyse des "Fan seins" - Smilley - 01.06.2015, 14:22

(31.05.2015)Yaro schrieb:  @Smiley: Augenscheinlich bietet MLP viele Angriffsfläche für "Haters". Du selber hast dich als zurückhaltender Fan beschrieben, daher möchte ich dich konkret fragen, wie stark findest du, dass die Fans diskreditiert werden können?
Und inwiefern könnte es wiederrum den Zusammenhalt stärken?

Ich denke, die Vorurteile sind weitestgehend bekannt: schwul, pedo, zoophil, geistig zurückgeblieben, autistisch, etc.
Viele neue Fans sehen sich selbst mindestens einem dieser Vorurteile entgegen - ist es "normal", dass mir die Serie gefällt? Daher rührt auch die frühe Closet-Brony Phase. Man will's sich oft selbst nicht eingestehen.
Selbst wenn man vom Interesse an kindlicher/mädchenhafter Unterhaltung absieht, haftet MLP besonders wegen Gen 3 und anderer, an kleine Mädchen gerichteter Serien, noch das Vorurteil an, dass es qualitativ minderwertig ist - frei nach dem Motto: Kann die Serie überhaupt gut sein? Und die stark klischee-behaftete, an Stereotyp-Mädchen gerichtete Werbung der Spielsachen tut ihr Übriges.

Viele Hater sehen nicht über diese Vorurteile hinweg. Sie haben wahrscheinlich keine Sekunde der Serie gesehen, oder gehen mit einem so negativen Bild hinein, dass sie es nicht mögen würden wenn es die beste Sendung der Welt wäre. Und natürlich die ganze Clopper-Geschichte... Wie eine kleine, aber lautstarke und kontroverse Minderheit das ganze Fandom negativ darstellen kann.
Wobei ich sagen muss, dass die westeuropäische Bevölkerung in diesem Sinne im Großen und Ganzen viel offener und unvoreingenommener ist als die Amerikanische. In meinen 4 Jahren als Brony waren außerhalb des Internets meine Erfahrungen durchwegs positiv. Das Schlimmste war hin und wieder ein Belächeln, aber nie ein Herabwürdigen oder ein "Schwul oder was?". Trotzdem hat man immer den einen Moment, wenn man mit einer neuen Person darüber spricht - was ist die Erstreaktion?

Du hast aber auch eine gute Sache angesprochen - wie schweißt uns das zusammen?
Ich denke, das hängt stark mit der introspektiven Phase zusammen. Man kommt mit dem eigenen Interesse an der Serie mit sich selbst klar, oft, bevor man in Kontakt mit den anderen Fans kommt. Und man kommt drauf - bewusst und unbewusst -, dass man nicht alleine ist. Man kann sich mit anderen austauschen, die etwas Ähnliches durchgemacht haben - oder gerade durchmachen. Ohne Vorurteile, ohne das Bangen im ersten Moment. Du kannst, im Forum oder auf einem Meetup, an irgendwelche Leute herantreten und gleich losplaudern, ohne dass es für jemandem seltsam wäre. Und natürlich hat man gleich ein Thema, um das sich ein Gespräch entwickeln kann.
Ich finde auch, dass die Botschaft der Sendung - Love and Tolerate - nicht nur plakativ nachgesagt, sondern vom Großteil des Fandoms wirklich gelebt wird. Andere mögen schlechtere Erfahrungen gehabt haben - finde ich persönlich schade -, aber für mich waren die Zusammentreffen mit anderen Bronies, on-, wie offline, immer von Zusammenarbeit, Freundlichkeit und konstruktiver Kritik geprägt. Man ist sich zwar nicht immer einer Meinung, aber man respektiert den Standpunkt des Anderen.
Aber ich habe auch grundsätzlich das Gefühl, dass die heutige Jugendgeneration das dauernde Zanken und Unterdrücken, sei es politisch, religiös, wirtschaftlich oder auf Grund sexueller Vorliebe satt hat. Web 2.0 hat die Menschen, die es regelmäßig nutzen, näher zusammengebracht. Kickstarter, Patreon, Twitch, Spendeninitiativen wie Awesome Games Done Quick, Child's Play oder Far Lands Or Bust zeigen das ziemlich gut.


RE: Analyse des "Fan seins" - HeavyMetalNeverDies! - 01.06.2015, 16:37

(31.05.2015)Yaro schrieb:  @HeavyMetalNeverDies!:
Du gehörst ja eindeutig nach deiner eigenen Beschreibung dem "Kult des Metal"s an, nichtsdestotrotz hast du ein Interesse mal für die Bronies gehabt. Wie war das für dich mit Metal vereinbar?

Es muss nicht mit Metal vereinbar sein. Wenn ich mir einen Vortrag über Ökonomie oder Quantenphysik ansehe, erwarte ich auch nicht, dass der Vortrag mit einem Gitarrensolo endet. Wenn mich Dinge interessieren, dann beschäftige ich mich damit. Die Brony-Szene hat mich einfach neugierig gemacht, also habe ich mich angemeldet und war auf einigen (nicht vielen) Meetups... Mit sehr gemischten Erfahrungen, wohlgemerkt.

Zitat:Und was hält dich heute noch im Forum außer die Off-topic?

Das würde ich selbst gerne wissen. Ich nehme an hauptsächlich die Gewohnheit. Ich war (und bin) ja ein sehr aktiver User in diesem Forum. Da wird das dann irgendwann Bestandteil des Alltages.

Zitat:Gibt es irgendwas was dich konkret noch an der "Serie" hält?

Man wird halt gut unterhalten von der Serie. Es macht Spaß sie zu schauen. Mehr ist da für mich aber nicht. Ich träume mich auch nicht in irgend eine Pony-Fantasiewelt hinein und kann mich auch sonst nicht wirklich damit identifizieren. Ich finde die Synchronisation nicht überdurchschnittlich, ich finde die Lieder nicht überdurchschnittlich, ich finde die Stories nicht überdurchschnittlich, aber das Gesamt-Paket passt irgendwie, welches diese Serie auf ihre eigene Weise sehenswert macht. Das Charakterdesign ist mir auch sehr sympathisch.

Wenn ich also mehr davon kriegen kann: Warum nicht? Wenn ich es mir aussuchen könnte, dann hätte ich aber lieber eine weitere Staffel zu Space Dandy, als zu MLP. Oder zu Dan vs., A Certain Magical Index oder sonst was. Ich kenne viele Serien die ich grob gesagt um einiges besser finde als MLP, was MLP aber natürlich nicht schlechter macht und auch den Spaß nicht daran verdirbt, die Serie weiter zu schauen wenn wieder neue Folgen erscheinen.


RE: Analyse des "Fan seins" - Pulse Wave - 14.06.2015, 20:49

Auf meinen Alltag außerhalb meines Privatlebens haben die Ponys annähernd null Einfluß. Es ist nicht so, daß ich mich nach außen als Brony zu erkennen gebe, wenn ich nicht auf dem Weg von oder zu einer Ponyveranstaltung bin – und selbst dann eigentlich nur, weil mein Seafoam-Plushie so enorm groß ist und sich schlecht verbergen läßt. Die einzigen, die mich im Real Life kennen und wissen, daß ich ein Brony bin, sind selbst welche.

Das Problem dabei sind eben die Vorurteile gegenüber MLP:FiM. Annähernd jeder, der selbst kein Brony ist, hat die, angefangen von Haters, aufgehört bei TV-, Radio-, Zeitungs- oder Zeitschriftenreportern, in deren Hirne man nicht reingehämmert kriegt, daß es das Franchise ist, das sich zum Besonderen verändert hat, und nicht die Fans, die irgendwelche halbperversen Manchildren sind. Deshalb halte ich mich eher bedeckt.

Klar, ab und an investiere ich Geld in Ponybezogenes, etwa Panini-Comics, Blindbags oder sonstiges interessantes Merch oder auch mal größere Summen in den Besuch von Ponyveranstaltungen. Oder indirekt haben die Ponys meine Art des privaten Musizierens beeinflußt; ich lege meine Musikmaschinerie seitdem auch auf andere Stilistiken aus als vorher. Nicht nur, aber auch. Und bevor ich ein Brony war, wäre ich nie auf die Idee gekommen, selbst zu komponieren. (Nein, ihr habt von mir noch keine Musik gehört. Mea culpa. Noch nicht.)

Was auch schon genannt wurde, was ich bestätigen kann, ist die soziale Komponente zwischen den Bronies. Die spielt bei mir schon deshalb eine große Rolle, weil ich ohne Arbeit und Band wohl ein ziemlicher Eremit wäre. Bevor ich ein Brony war, war ich in keiner Online-Gruppe, die derart groß aktiv war, daß sich im Real Life viel ergeben hätte. Vielfach wurde auch gar kein Wert drauf gelegt. Vor allem waren das zwei Fandoms, von denen eins relativ klein ist und an sich kein Bedürfnis an Treffen hat. Da hatte ich auch nie ein organisiertes Treffen außer mit einem, dem ich ein paar Tonträger abgekauft habe. Das andere trifft sich schon gern, ist aber so winzig, daß allein schon die Amerikaner über Riesendistanzen reisen müssen, um sich in einem Grüppchen von vielleicht einem Dutzend Leuten zusammenzufinden. Da habe ich es auf drei Male innerhalb von gut drei Jahren geschafft, mich mit maximal acht Leuten aus aller Herren Länder zu treffen. Das letzte Mal – und erste Mal seit Sommer 2010 –, daß ich jemanden aus diesem Fandom traf, war ausgerechnet auf der Brony Fair (derjenige ist ACRacebest).

Das änderte sich mit dem Bronytum rasant. Das war schon ein paar Monate, nachdem ich dazugestoßen war (Anmeldung auf Bronies.de im Juli 2011 als User Nr. 15), groß genug fürs erste deutsche Meetup. Das war damals im Oktober 2011 in Düsseldorf, eigentlich ein NRW-Treffen, aber was anderes stand nicht in Aussicht, also bin ich nach Düsseldorf runtergefahren.

Und dann ging alles ganz schnell. Ich hatte Ideen für Treffen, die dann auch wahr wurden, aber weit über das hinausgingen, was ich mir vorstellte. Zum einen wollte ich mich in Hamburg mit jemandem treffen. So entstand der Hamburg-Stammtisch, im November waren wir noch fünf, in den nächsten Monaten vervielfachte sich die Zahl derart, daß wir eine neue Location brauchten. Zum anderen hatte ich die in meinen Augen verwegene Idee eines Treffens irgendwo um den Frühlingsanfang herum mit Winter Wrap-up als Motto. Das war im März 2012 in Frankfurt mit 85 Teilnehmern, weil das Fandom mittlerweile angefangen hatte zu explodieren. Ende Juli war dann gleich die GalaCon mit 400 People (die Monate vorher ausverkauft war) und so weiter.

Mich erstaunt immer wieder, wie groß und wie aktiv dieses Fandom geworden ist, das ja trotzdem auf eine Art immer noch Underground ist, weil es wegen der Vorurteile nicht richtig ans Tageslicht kommen kann und schwerlich so anerkannt werden kann wie andere Fandoms (Star Trek, Harry Potter, Twilight usw. und natürlich die ganze Otaku-Szene). Gleichzeitig ist es aber auch nicht so gigantisch, daß man völlig in der Anonymität untergeht, wenn man sich, was weiß ich, außerhalb seiner Ortsgruppe bewegt. Man wird auch nicht komisch angeguckt, man ist gewissermaßen ein Verrückter unter Verrückten.

Das Bronytum hat ja auch immer noch einen beachtlichen Anteil an Leuten, die wirklich was machen. Das ist also nicht die große graue anonyme Masse der Fan-Konsumenten, die vielleicht noch miteinander on-topic diskutieren, und dazwischen einige wenige, die wirklich anerkannte Beiträge leisten. Das Bronytum zieht vielfach ambitionierte oder kreative Leute an, die teils vielleicht noch gar nicht wissen, daß sie ambitioniert oder kreativ sein können. In letzterem Fall fühlen sie sich inspiriert und beschließen einfach mal, was zu machen.

Fanart und Fanfiction hat man überall, aber hier geht's noch viel weiter. Es gibt etliche Fanmusiker in einer ziemlichen Bandbreite an Qualität und Genres, darunter auch wirklich richtig gute, die ihr Genre nicht danach picken, was unter Bronies gerade am populärsten ist. Ich meine, wieviele Fandoms gibt's mit derart viel Fanmusik, anteilig gemessen an der Größe des Fandoms, daß mehr als ein Dutzend Internetradios damit betrieben werden kann? Oder gleich eine ganze Anzahl an Fan-Animatoren. Oder Leute, die Conventions oder überregionale Meet-ups aufziehen oder dabei helfen, welche aufzuziehen. Oder die sich karitativ engagieren im Rahmen des Fandoms.

Klar, da kommt letztlich auch eine ziemliche Menge berühmter Bronies bei raus. Da muß ich auch aus eigener Erfahrung sagen, anfangs hat man vor denen einen Heidenrespekt. Das sind VIPs, berühmt und begehrt und so, da bleibt man lieber vorsichtig auf Distanz. Das hatte ich locker zwei GalaCons lang. Wenn jemand irgendwie einen Namen hatte, wenn er namentlich im Programmheft oder auf der Website genannt wurde oder so – VIP mit Spezialbehandlung, also Vorsicht walten lassen und Abstand halten. Bloß nicht aufdringlich sein. Die werden schon genug belagert.

Letztlich sieht das alles aber ganz anders aus. Kaum ein Brony ist je wegen seines Horsefame total abgehoben. Unterm Strich sind wir alle Menschen, wir sind alle Bronies, wir sind alle irgendwie verrückt. Und gerade in dem Metier, das scheinbar die meisten horsefamous Leute hervorbringt, die Musik, kann ich sagen: Wir sind alle Musiker. Auch wenn ich den Beweis immer noch schuldig bin, daß ich einer bin. Ich meine, guckt euch mal Musikerpanels von Bronyconventions an, guckt sie euch live an oder auf YouTube. Vielleicht denkt ihr von so manchem berühmten Musikbrony, der ist so horsefamous, der muß der total exaltierte Rockstar sein. Tatsächlich sitzt da vorm Publikum ein Haufen lustiger, sympathischer Schraubelocker-Kandidaten und hat seinen Spaß, und du denkst, ey, die sind total bodenständig, das sind Bronies wie du und ich, nur daß die mal mit Musik Erfolg hatten.

Wie gesagt, früher war ich da vorsichtig. 2012, als wir noch eine 400-Leute-Con waren ohne Stargäste aus Übersee, waren das Leute wie Icky und Rautakoura. Das heißt, generell wußte ich nicht, ob nicht vielleich noch jemand irgendwie horsefamous ist und eine Spezialbehandlung gebraucht hätte. 2013 war das vor allem erstmal John Joseco, der ganz aus Kalifornien eingeflogen worden war. Ich hab ihn nicht gefragt, ob er mir was zeichnet. (Gilt Perrydotto eigentlich als berühmt? Die fragt mich nämlich immer, was sie mir zeichnen soll.) Ich glaub, was wirklich anfing, das Eis zu brechen, war, als Icky mich ansprach, als ich hinter meinem mitgebrachten Instrumentarium saß.

GalaCon 2014 war dann ganz anders. Ich war nicht aufdringlich oder so. Aber ich hab mich nicht mehr aufgeführt, als stünde zwischen den horsefamous Leuten und mir ein verzinkter Gitterzaun mit einer Phalanx an Ordnern. Und da waren Leute, die waren wirklich horsefamous. Pixelkitties, die Künstlerlegende, etwa. Die war total locker drauf. EileMonty, eine der berühmtesten Stimmen im ganzen Fandom, hat mich angesprochen – auch wenn das vor ihrem Stand war, was soll's, laß ich gelten. Und The Living Tombstone ist einer, dem liegt nun wirklich das Fandom zu Füßen. Ich bin nicht ausgeflippt, als er hinter mir in der Schlange stand.

Um noch einmal aufs Karitative zurückzukehren: Mich erstaunt immer wieder die Hilfsbereitschaft in diesem Fandom. Das beschränkt sich nicht nur darauf, größere Fanprojekte aufzuziehen – die GalaCon kriegt ihre Leute nicht nur, weil die entweder glauben, dadurch kriegen sie einen Namen im Fandom, oder einfach nur für lau auf die GalaCon wollen –, sondern das geht noch viel weiter. Wie gesagt, Charity-Geschichten. Zu jeder Convention, die was auf sich hält, gehört eine Charity-Auktion. Und da kommen echt ziemliche Summen zusammen – wenn ich so daran denke, daß die 2012er GalaCon mit 400 Leuten mehr Geld zusammengebracht hat als die BronyCon um dieselbe Zeit mit 4000 Leuten. Es gibt wirklich nicht wenige Bronies, die sitzen da im Publikum und sagen sich: Hey, es ist für einen guten Zweck, hier, nehmt mein Geld! Dabei ist es unerheblich, ob es um ein Schulprojekt in Afrika oder um Straßenkinder in Berlin geht.

Aber selbst wenn es Bronies sind, die irgendwie in der Klemme stecken, ist die Hilfsbereitschaft groß. Ein Brony, noch nicht mal überragend horsefamous, braucht medizinische Behandlung, die er aus eigener Tasche zahlen muß, oder sonst für irgendwas Geld, das er nicht selbst aufbringen kann. Das ist hier nun wirklich kein Riesenfandom, aber trotzdem finden sich immer Bronies, die bereit sind, per Crowdfunding zu helfen.

Das kann man auch wieder mit der Serie in Verbindung bringen. Man sehe sich nur mal das Setting an. Eine Welt, die bevölkert wird von bunten Ponys. Die haben viele unserer Probleme nicht. Die Verbitterten, die Zyniker, die von der Welt Enttäuschten, das gibt's da alles nicht. Aus unserer Sicht ist das ziemlich eine heile Welt. Und dann sind da ganz besonders diese sechs Ponys, die Mane Six, die auf ihre Art versuchen, diese Welt noch etwas besser zu machen – und wie Episode 100 gezeigt hat, eigentlich nicht nur die, sondern jedes Pony trägt auf seine Art dazu bei. Auf seine Art. Das tun auch die Mane Six, die werfen jeweils ihre individuellen Fähigkeiten und Stärken in die Waagschale und machen das Beste daraus.

Vielleicht haben einfach viele Bronies sich gefragt: Warum können wir Menschen das nicht? Was hält uns davon ab, uns ein bißchen von der Attitüde dieser Ponys anzueignen? Und sie haben festgestellt: Sie hält niemand davon ab. Sie müssen nur machen. Und das taten sie. Keine aufopfernden halsbrecherischen Abenteuer, sondern zumindest mal eine positivere Einstellung und mehr Freundlichkeit.

Das dürfte auch ein Grund sein, warum das Bronytum nie wirklich dauerhaft durch irgendwelche Zickenkriege gespalten wurde in Fraktionen, die einander zutiefst spinnefeind sind. Meines Wissens haben sich selbst die Bronies von Bronies.de und die Facebook-Bronies spätestens mit der 2012er GalaCon vertragen, möglicherweise schon um das 2012er Winter Wrap-up herum, zu dem beide Gruppen eingeladen wurden.

At the end of the day, we're all bronies.

(01.06.2015)Smilley schrieb:  Ich denke, die Vorurteile sind weitestgehend bekannt: schwul, pedo, zoophil, geistig zurückgeblieben, autistisch, etc.
Viele neue Fans sehen sich selbst mindestens einem dieser Vorurteile entgegen - ist es "normal", dass mir die Serie gefällt? Daher rührt auch die frühe Closet-Brony Phase. Man will's sich oft selbst nicht eingestehen.
Das ist immer die kurze erste Phase. Der folgt eine zweite, in der man es sich selbst eingesteht, aber für sich behält. Die wiederum wird überwunden, wenn man wirklich in Kontakt kommt mit anderen Bronies, also mit anderen Leuten, die so drauf sind wie man selbst. Und dann blüht man als Brony auf.

(01.06.2015)Smilley schrieb:  Du hast aber auch eine gute Sache angesprochen - wie schweißt uns das zusammen?
Ich denke, das hängt stark mit der introspektiven Phase zusammen. Man kommt mit dem eigenen Interesse an der Serie mit sich selbst klar, oft, bevor man in Kontakt mit den anderen Fans kommt. Und man kommt drauf - bewusst und unbewusst -, dass man nicht alleine ist. Man kann sich mit anderen austauschen, die etwas Ähnliches durchgemacht haben - oder gerade durchmachen. Ohne Vorurteile, ohne das Bangen im ersten Moment. Du kannst, im Forum oder auf einem Meetup, an irgendwelche Leute herantreten und gleich losplaudern, ohne dass es für jemandem seltsam wäre. Und natürlich hat man gleich ein Thema, um das sich ein Gespräch entwickeln kann.
Das ist es. Im Grunde sind wir alle Freaks. Aber im Bronytum finden wir Freaks gleichgesinnte Freaks, die wir "da draußen" nicht finden dürften, gerade weil wir so eine nach außen kontrovers bis abstoßend wirkende Vorliebe haben. Und wer offen genug ist und für die Ponys empfänglich, der wird sich auch denken können, daß MLP:FiM keine misanthropen Gewohnheitszyniker oder egozentrischen Arschlöcher mit Ellenbogenattitüde hervorbringt, im Gegenteil.

(01.06.2015)Smilley schrieb:  Ich finde auch, dass die Botschaft der Sendung - Love and Tolerate - nicht nur plakativ nachgesagt, sondern vom Großteil des Fandoms wirklich gelebt wird.
Na ja, es ist mittlerweile klar, daß sich das nicht pauschal so leben läßt. Und man bedenke auch, daß dieses Credo von 4chan kommt und seinerzeit genutzt wurde als Reaktion auf Haters, gegen die eben nicht geraget wurde (das wollten die, das erwarteten die), sondern die statt dessen geflauscht wurden. Aber die Serie bringt dennoch eine solche Botschaft rüber und inspiriert dazu, sie sich anzueignen, was viele auch wirklich tun, und in einem Equestria Girls-Song (!) wird es inzwischen beim Namen genannt.

(01.06.2015)Smilley schrieb:  Aber ich habe auch grundsätzlich das Gefühl, dass die heutige Jugendgeneration das dauernde Zanken und Unterdrücken, sei es politisch, religiös, wirtschaftlich oder auf Grund sexueller Vorliebe satt hat. Web 2.0 hat die Menschen, die es regelmäßig nutzen, näher zusammengebracht.
Das kommt dazu. MLP:FiM war zur richtigen Zeit am richtigen Ort und traf auf das richtige Publikum. Und die alten Grenzen gelten für die heutigen Generationen nicht mehr. Schon gar nicht, wenn man so etwas gemeinsam hat.


RE: Analyse des "Fan seins" - Nic0 - 14.06.2015, 22:06

(14.06.2015)Pulse Wave schrieb:  Unterm Strich sind wir alle Menschen, wir sind alle Bronies, wir sind alle irgendwie verrückt.

Auch wenn das nicht wirklich was zum Thema beiträgt, aber ich wollte das einfach mal rauspicken.
Das ist einer dieser Sätze, mit denen man auch gut ein Buch enden lassen kann oder der in Filmen vom Narrator gesagt wird, während aus der letzten Szene langsam rausfahrende Kamera in eine weiche Schwarzblende übergeht.

So did some deep sh*t there. RD salute


RE: Analyse des "Fan seins" - Smash Cory - 14.06.2015, 22:52

@Pulse Wave
Inwiefern traf MLP auf das richtige Publikum, inwiefern ist die Jugend von heute der Ausgrenzung müde?
(Ok, das waren hauptsächlich Smilleys Aussagen FS grins )
Damit möchte ich dezent darauf hinweisen, dass die Jugend durch das Internet zwar offener ist, dadurch aber auch anfälliger gegenüber Manipulationen (wenn ich das so nennen darf) und vorbereiteter Meinungen; gerade in vielen Kommentarbereichen und Netzwerk vernehme ich oft ein schnelles Abfertigen neuer Eindrücke: Es besteht kaum Eigenreflexion, man hat nach wie vor schnell eine "endgültige" Meinung.

Nun aber zu mir:

MLP wirkt sich mittlerweile stark auf mein Leben aus; ich schaue mir natürlich die Serie an und identifiziere mich mit dem Fandom, zum Beispiel, wenn man auf Bronies zu sprechen kommt, da kann ich nicht anders, als den Brony in mir ans Licht kommen zu lassen.

Mit der Community fühle ich mich mehr oder weniger verbunden. Ich war auf keinem Treffen oder ähnlichem, bin aber noch nicht lange im Fandom. Dafür wurde ich meinem Gefühl nach recht schnell assimiliert.

Par finir:

Für mich ist es die Kombination aus Serie und Kultur, die MLP so besonders macht; klar hat mich die Serie in das Fandom gebracht und sie hält alle hier zusammen, das Besondere ist aber einfach die um die Serie herum errichtete Kultur.


RE: Analyse des "Fan seins" - Yaro - 16.06.2015, 23:56

HALLO, Twilight smile
eine erneute Meldung von mir.

Durch die Verplantheit meines Seins und die des Prof's. wird schon morgen eine Präsentation meiner Thesen zum Fandom von MLP präsentiert. Dies beinhaltet eine fünfzehnminutige Präsentation und Verteidigung meiner These vor den Mitstudiernden. Das wird ein kalter Sprung ins Wasser, bin gerade mit einem Präsentationsbogen halbwegs fertig, und das Thesenpapier ist naja, irgendwie vorhanden.
Das liegt daran, dass ich offiziel Recherchezeit bis August habe! Twilight: No, Really?
Und ich muss sagen, dass Fandom ist verdammt beeindruckend und verdammt groß. Es gibt so viele Aspekte und Ansätze, dass ich das noch in keiner Weise kategorisieren oder zusammenfügen konnte. Wahrscheinlich werde ich morgen in eine Richtung von Pierre Bourdieu argumentieren, ich finde es am sinnvollsten mit einem Poststrukturalisten zu argumentieren, den die Begrifflichkeiten von "Raum und Feldanalyse" lässt sich auf eine Community anwenden.
Mittelpunkt wird das symbolische Kapital. Genaueres später.....

An dieser Stelle möchte ich mich nochmal für eure Beiträge bedanken, es war sehr hilfreich und hat mir die richtige Inspiration gegeben für diese Arbeit. Ich würde gerne auf alle Beiträge noch einmal einzeln eingehen, dies schaffe ich zurzeit nicht, da ich am 13.07. meine Abschlussarbeit für Kunstfelder einreichen muss und da noch einen Haufen an Arbeit vor mir habe. Ich werde nach dieser Zeit eine intensive Arbeit über "Bronies" einplanen und noch vielmehr planen. Ich hoffe, dass sich noch viele weitere Beiträge hier einfinden und ich noch viele weitere Ansätze finde.
Selbstverständlich bin ich jederzeit für Diskussionen und Fragen bereit, es würde mich auch freuen, wenn weiterhin private Nachrichten eintrudeln. Wie gesagt, ich bin für eine intensive Arbeit für das Fandom bereit und da gibt es noch viel zu tun.
In diesem Sinne danke an euch alle
und wünscht mir viel Glück. Pinkie approved

Grüße


RE: Analyse des "Fan seins" - Yaro - 14.07.2015, 21:07

HALLO an alle,
Ich melde mich zurück aus meiner selbst auferlegten Isolationshaft.
Nachdem die Bachelorarbeit geschrieben und eingereicht ist, kann ich mich wieder voll und ganz dem Thema "Fans sein"
oder in diesem Fall "Bronie sein" zu wenden. Nachdem meine Präsentation auch sehr gut gelaufen ist, werde ich mich nur einer schriftlichen Ausarbeitung widmen. Und brauche unbedingt noch eure Hilfe.
Zunächst hoffe ich, dass sich noch einige mehr sich zum Thema noch melden werden, zum anderen gibt es von meiner Seite noch neue Fragen. Unterandern frage ich mich, nachdem ich die bisherigen Beiträge gelesen habe und versuche das einzuordnen. Fällt mir auf, dass sich wahrscheinlich das Fandom zu MLP sich gar nicht klassig einordnen lässt, anderes Fandom wie das zu Harry Potter oder Star Trek sind in Medienwissenschaft schon fast Klassiker.
Aber was ist ein Bronie: oder anders gefragt: Was macht ihn aus? Alleine das Interesse an der Serie nicht, oder?
Falls dafür interessante Seiten oder "Anleitungen zum Bronie-sein" gibt, dann wäre ich sehr dankbar für jeden Hinweis.

Liebe Grüße von meiner Seite.


RE: Analyse des "Fan seins" - HeavyMetalNeverDies! - 14.07.2015, 21:44

(14.07.2015)Yaro schrieb:  Aber was ist ein Bronie: oder anders gefragt: Was macht ihn aus? Alleine das Interesse an der Serie nicht, oder?
Falls dafür interessante Seiten oder "Anleitungen zum Bronie-sein" gibt, dann wäre ich sehr dankbar für jeden Hinweis.

Ich glaube mich dunkel daran zu erinnern, dass es einen ganzen Thread zu dem Thema gab. AJ hmm
Zumindest wurde das X-Fach im Forum hier diskutiert. Fazit: Das muss jeder selbst entscheiden wann er ein Brony ist. Dazu muss man keine Plüsch-Tiere sammeln oder auf Treffen gehen. Also nein: Es gibt keine Anleitung dazu und die Meinungen gehen wohl von Individuum zu Individuum auseinander. Man kann bestenfalls versuchen irgendwelche Trends rauszusehen. Nur sind die Trends halt keine Voraussetzungen. Unter Konsumismus leiden übrigens auch 99% der Gesellschaft außerhalb des (oder irgendwelcher beliebigen anderen) Fandoms. Das Sammeln von MLP-Zeugs ist also nur die Art, wie sich der Konsumismus bei vielen Bronies bemerkbar macht, da sich diese mit der Serie / den Ponies identifizieren. Also führt eher das Brony-sein zum Sammeln als dass es umgekehrt wäre.


RE: Analyse des "Fan seins" - derGarrulus - 14.07.2015, 22:22

(14.07.2015)Yaro schrieb:  Aber was ist ein Bronie: oder anders gefragt: Was macht ihn aus? Alleine das Interesse an der Serie nicht, oder?
Falls dafür interessante Seiten oder "Anleitungen zum Bronie-sein" gibt, dann wäre ich sehr dankbar für jeden Hinweis.

Die einen sagen, wenn man die Serie schaut, die anderen wenn man Merch kauft oder seine Umgebung mit Regenbögen "vollkotzt".

Man kann sich es eig aussuchen, ob man sich mit Bronies identifiziert, oder als Fan sich dennoch distanziert.


RE: Analyse des "Fan seins" - Smilley - 16.07.2015, 15:10

Ich stimme zu: Brony sein ist zu allererst eine Selbstdefinition. Man ist Brony, wenn man es sein will.
Ich selbst habe mich erst als Brony gesehen, als ich angefangen habe, mich "kreativ" zu betätigen; aber ich sage nicht, dass das jeden Brony ausmachen muss.
Interessanterweise gibt es mehrere im Fandom weitläufig bekannte Animationskünstler, die den Titel Brony ablehnen: Jan Animations, HotDiggedyDemon, (noch 'n Dritter, dessen Name mir gerade nicht einfällt...) FluffyMixer. Was ich jeder Person mit Brony-Ambitionen näher legen würde ist, zumindest einmal eine Con zu besuchen. Nichts toppt das Gefühl, mit wort-wörtlich hunderten anderer Fans zusammen zu sein.

EDIT: Youtube sei Dank hab' ich den dritten Animations-nicht-Brony gefunden.


RE: Analyse des "Fan seins" - Colora Paint - 16.07.2015, 15:38

Hallo  Pinkie happy

Ich schließe mich meinen Vorrednern an:
Man selbst definiert sich als Brony.

Ich möchte aber noch hinzufügen, das es für mich ein bestimmtem Gefühl ausmacht, ob ich mich als Brony sehe oder nicht. Ich kann es aber auch nicht wirklich beschreiben. Eine Zeit lange hatte ich mich nämlich nicht wirklich als Brony gefühlt.
Das war zwischen der 4. und 5. Season, also während der Wartepause.
Vielleicht war es die Leere, die es ohne neue Folgen gab und die Tatsache, dass man ''auf dem Trockenen saß''.
Okay, vielleicht kann ich noch hinzufügen, dass es für mich darauf ankommt, ob ich mich mit den Ponies beschäftige (egal in welcher Weise) oder nicht. Das kann man im Grunde so sagen, dass ich mich in einem Fandom auch mit dem Thema (ernsthaft) beschäftigung muss, um das Interesse aufrecht zu erhalten.