For my Sisters: Der vergessene Prinz [Finale]

Roter Stern der Vernichtung (Öffnen)

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Ja, normalerweise beginne ich mit Nitpickings und revidiere dann den vermeintlich vernichtenden Eindruck mit einem Flusstext-Statement (kennst du ja), aber ich hier drehe ich den Spieß mal um, weil ich mass confused bin. Nicht, dass ich als dein Betaleser nicht wusste, dass das letzte Kapitel kein nahendes Ende einläuten würde, aber zwischen den Dimensionen des "Was wird passieren" (über das ich ja schon einigermaßen unterrichtet war) und dem "Wie wird es passieren" liegen bekanntlich einige Welten.
Und hier liegt so einiges im Argen, weil eine Sternstunde an Gelegenheit nicht ergriffen und stattdessen ein weiterer Zyklus eröffnet wurde. Was meine ich damit? Nun, im Grunde war die originale Ausgangsgeschichte der Fanfiction im letzten Kapitel zu Ende, der Klimax in Punkto Dramaturgie mehr als deutlich erreicht. Es gibt hier und dort noch einige lose Fädchen, aber alles in Allem war, narrativ betrachtet, Sense, Aus, Finito. Die Emotionen von den Hauptcharackteren waren auf einem Hoch, das Ende für eine lange begleitete Figur (the one and only Twilight Shadow) wurde angemessen porträitiert, die abyssische Suche von Twilight & Co kam zu einem überraschenden, aber versöhnlichen Abschluss. Man hat die vielen Characktere durch gute, in der Regel aber eher schlechte Zeiten verfolgt, viele Einsichten in die genaue Abfolge der Schlachten um Equestria miterlebt.
Aber du hast Ideen (ich weiß, dass es aberwitzig viele Ideen sind) und baust eben weiter: das Schloss ist fertig, aber weitere Türme, Zinnen und Mauern folgen. Und nicht nur das; auch ganz neue Flügel des Gebäudes werden angezimmert, woraus aber ein Problem folgt:
Der Spannungsbogen war auf seinem Klimax und er, das ist die Natur der Sache, fällt. Tief. An diesem Kapitel wird besonders deutlich, wie auch Over-The-Top-Inhalte nicht dieses literarische Naturgesetz umschiffen können, auch wenn du versuchst in atemloser Manier weiter einen draufzusetzen, alles immer größer, pompöser, gewaltiger, destruktiver zu machen. Die vielen Formulierungen, die ich dir im Anschluss noch exemplarisch aufliste, unterstreichen die Intention, die dir bewusst oder unbewusst unterlaufen ist. Aber es dreht sich alles endlos im Kreise. Die wenigen Stellen, die mir wirklich gut gefallen haben, war die Szene mit Twilight und Rarity - rather unspectacular, aber sie brachten die vollkommen in neuer Schwerelosig- und Unbestimmtheit gefangene Handlung ein Stückchen voran. Die zweite Stelle war, ab ungefähr der Hälfte des Kapitels, die Umschreibung von der Zerstörungsorgie, die T_S anrichtet - allerdings eher aus stilstischer Perspektive, weil viele gute Metaphern ihren Weg in die Sätze fanden.
Inhaltlich dreht sich alles in einem Mahlstrom des bereits Gewesenen. Ähnlich wie im vorletzten Kapitel dreht sich die Welt im Kreise, beist die Schlange in ihren eigenen Schwanz. Mal wieder "unendliches Leid", "unendliche Finsternis", mal wieder Figuren, die innerhalb von Absätzen zwischen 'machtlos' und 'den Schlüssel zur Zukunft der Welt tragend' herumspringen. Einige Dinge wurden, vor allem in dem Rückblendungs-Dreiteiler 'Wer bin ich?' angesprochen, aber trotzdem bleibt viel zurück, was einem Fragezeichen ins Gesicht treibt. Für eine Geschichte, die noch viel vor sich hat, sicherlich nicht das verkehrteste Vorgehen, aber: i'm disappointed. Warum? Weil der Schnitt zu hart ist. Fast alle Impulse der vorherigen Geschichte wurden hinweggeweht, wenn man mal ehrlich ist. Und das hinterlässt einen gewissen, faden Beigeschmack, weil man als Leser akzeptieren muss, dass das im Grunde nur Geplänkel war. 200.000 Wörter starkes Geplänkel - und ähnlich wie beim Tartarus-Outcoming merkt man (oder besser: merke ich) deine bisherige Vorgehensweise der eher weniger konsequenzorientierten Story-Bildung schon ein wenig. Ich möchte zum Beispiel momentan gar nicht wissen, wie du dir das vorstellst, dass da unten noch Purity, Haze und Hader rumrennen. Wo doch buchstäblich alles mit einer "schier endlosen" Suppe von Minions gefüllt ist, die auch Shining Armor fast zum Verhängnis wurde?
Das ist, was ich mir für die nächsten 5,000,000,000³ Wörter wünsche: weniger schreiben in den Tag hinein. Es ist bewundernswert, wie deine ersten 10.000 Wörter im Endeffekt auf einen schönen Klimax nach knapp 200.000 weiteren Worten zuliefen, aber, trotz aller Gigantomanie, hat dieses erste Kapitel eines neuen Abschnittes sehr kleine Brötchen gebacken - in Punkto Spannung jedenfalls. Mach was draus - sonst haben wir das Drehen der nächsten Zerstörungsmühle, die im Grunde wie ihre Vorgänger wird. Nur eben mit größeren Biestern, die noch zerstörerischer mit dem umgehen, was von Equestria noch über ist, aber im Endeffekt nichts Neues, kein weiteres Erlebnis bringen. Akira Toriyama wusste davon und hat, wie du ja weißt, bei DBZ irgendwann einfach - buchstäblich mittendrin - aufgehört. Weil größer, weiter, höher nicht mehr gleichbedeutend mit besser war; sondern höchstens mit more ridiculous.
Weil dein Schreibstil wohl kaum wieder schlechter wird, ist daher nur in Punkto Inhalt der Zeigefinger zu heben, um eine Warnung auszusprechen. Diese Geschichte wird, davon bin ich überzeugt, niemals schlecht im eigentlichen Sinne werden. Aber das ist nicht die größte Gefahr, sondern die Möglichkeit der Redunanz. Wenn immer wieder das gleiche Schemata durchgekaut wird, immer und immer wieder der nur leicht veränderte Text auf dem Papier landet. Weil dann Langeweile entsteht. Und Langeweile ist, wie man sich ja denken kann, the worst possibile thing. Große Teile des Kapitels waren dieser Empfindung schon nicht unnahe, aber ich schiebe es erst einmal darauf, dass ein neues Konsortium an Handlungssträngen sich entfalten muss und ich im letzten Kapitel eben einen sehr gelungenenen Klimax um die Ohren gehauen bekommen habe. RD wink

Trotzdem gilt: du bist an einer unschönen Stelle. Dein mit Abstand interessantester Charackter ist erst einmal futsch und vorläufig ein wildes Wesen, welchem, wie du ja selbst schreibst, im Grunde jede 'Menschlickeit' abhanden gekommen ist. Gleichwohl ist Azatoth bisher mehr als blass geblieben und andere Antagonisten, die diese Bezeichnung verdienen, gibt es bisweilen nicht. Das Bedrohungsszenario ist relativ schwach ausgeprägt, weil eben schon fast alles kaputt ist und in den immer wiederkehrenden Reduanzien hängen bleibt, gleichzeitig hast du dir bisweilen auch nur wenig Mühe gemacht einen festen, emotionalen Draht zu den Mane6 aufzubauen. Du hast dich also deinem bisher dato wichtigsten Elementes beraubt, ohne wirklichen Ersatz zu haben. Das ist kein Fehler (im eigentlichen Sinne), aber es ist sehr, sehr gefährlich. Oder anders ausgedrückt: das Potenzial, dass du dich in irgendeiner Art und Weise böse verrennst ist ziemlich hoch.

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