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Realitätsflucht - Unbedenklich oder doch riskant? - Druckversion

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Realitätsflucht - Unbedenklich oder doch riskant? - Silky Skene - 04.12.2012, 22:59

Aufgrund eines privaten Gesprächs bin ich neugierig geworden. Nutzt ihr bestimmte Medien, um der Realität zu entfliehen? Wann haltet ihr diese Flucht für schädlich oder empfindet ihr sie in jedem Maße als völlig normal/unnormal? Kennt ihr jemanden in eurem Bekanntenkreis, der definitiv zu weit geht und die Bodenhaftung verloren hat?

Bevor es hier in wilde Beschimpfungen und Flamewars ausartet: Ich reflektiere lediglich meine eigene Meinung und greife niemanden an. Weder die der einen, noch einer sonstigen "Partei", die sich herauskristallisieren werden.



Mit der Realitätsflucht habe ich meine ganz eigenen Erfahrungen gemacht.
Ich bin ein Einzelkind (Nein, ich beklage mich nicht. Ich genieße es.), das jedoch früher ziemlich einsam war. Nicht allein, nein. Meine Familie war immer bei mir, doch an richtigen Freunden hat es mir gemangelt. Und seien wir ehrlich – allein Memory oder ‚Mensch Ärger Dich Nicht‘ zu spielen, ist dezent erbärmlich und frustrierend. Mit sieben Jahren begannen bei mir die Selbstgespräche, die ich auch noch heute führe. Sie sind zur Gewohnheit geworden und sie beruhigen mich, ich steigere mich da nicht mehr rein oder Ähnliches. Imaginäre Freunde habe ich auch nicht mehr. Aber es gab eine Zeit, ungefähr zwischen der 4.ten und der 9.ten Klasse, in der ich regelmäßig aus dieser Welt flüchtete – und das auf vielerlei Arten.
Die ‚Normalste‘ war wohl, mich draußen ins Gras zu legen und ewig den Wolken nachzustarren.
Die nicht mehr ganz so normale Variante war, dass ich mir einen Manga schnappte, Musik auflegte, eine bestimmte Seite aufschlug und mir vorstellte, wie es wäre, nun dort zu sein. Wie würde ich die dortige Situation regeln? Wie würden die Protagonisten und Antagonisten auf mich reagieren? Ich weiß gar nicht, wie viele Stunden ich zugebracht und mir Szenarien ausgedacht habe…
Das letzte „Stadium“, das ich bei mir erleben durfte, war, dass ich die Konsole angeschaltet, ein Spiel eingelegt und mich in diese Welt hineinversetzt habe. Man konnte mit der Welt dort interagieren, was für mich ein völlig neues Erlebnis war, weil ich es vorher nie so vertraut wahrgenommen hatte. Ich begann, mit den Charakteren zu sprechen, lachte und weinte über Sequenzen, die ich in- und auswendig kannte, weil sie mich doch jedes Mal wieder berührten. Ich fühlte mich, als wenn sie mich wirklich beträfen. Zudem war es eigentlich der einzige Ort für mich, an dem ich nicht ausgelacht wurde. Ich konnte sein, wie ich war, es kam nie ein böses Wort der Charaktere mir gegenüber über die Lippen. Ein wunderbar befreiendes Gefühl, doch nun öffne ich mich lieber tatsächlich existierenden Individuen, zu denen ich Vertrauen und große Gefühle entwickelt habe.
Doch wieso ist dem so?
Die entscheidende Wende kam, als ich nach der Schule zu mir selbst sagte: „Nun geht’s aber ab nach Hause! In Haven City ist es um die Zeit schrecklich überfüllt. Immer dieses Gedrängel!“
Ich verband mein Heim nicht mehr mit dem, in welchem ich mit meiner Mutter lebte, sondern mit der Stadt, in der ich tagtäglich Stunden verbrachte und meinen Charakter durch die Straßen lenkte. Da war mir klar, dass so ein Verhalten definitiv nicht mehr gesund ist und mir arge Probleme bereiten kann. Ich versuchte mich schlagartig von dem Spiel zu distanzieren, weinte viel, weil ich die Protagonisten und ihre Dialoge schrecklich vermisste… und musste einen Kompromiss finden. Um nicht wieder in diesen Sumpf abzudriften, begann ich, Fanfiktions zu schreiben. Ich ließ meinen Gefühlen und Ideen freien Lauf, bündelte sie zu eigenen Werken, schuf eigene Charaktere, Welten, Regeln und vergaß so relativ schnell, wie abhängig ich von dieser anderen Welt geworden war. Sie war nicht mehr mein Leben, sondern nur noch ein Hobby und ich bin ziemlich stolz, dass das bei mir so „einfach“ funktioniert hat und ich das alleine geschafft habe. Kurz darauf haben sich glücklicherweise auch Menschen gefunden, die gern mit mir reden und nicht nur dann zu mir kommen, wenn sie etwas haben wollen, ich weiß nicht, was geschehen wäre, hätte sich meine Situation nicht gebessert. Vielleicht säße ich dann wieder vor der Konsole und würde viel zu sehr in interaktive Abenteuer abdriften.

Versteht mich nicht falsch. Ich bin nun keinesfalls ein Eiswürfel! AJ surprised
Ich weine und lache bei Spielen/Filmen/Büchern/Serien/Geschichten, die mit Liebe gemacht wurden. Ich bin empathischer, als viele Menschen es jemals sein werden und habe auch nicht vor, meine Konsolen wegzugeben oder gar meine Tätigkeit als Hobbyautor zu unterbinden.

Um nun von meiner Geschichte weg und zu meiner Meinung zu kommen:

Eigentlich ist diese Realitätsflucht nicht normal.
Doch ich finde, ein gewisses Maß an Realitätsflucht ist völlig in Ordnung, keinesfalls verwerflich und kann dem Körper durchaus gut tun! Ich flüchte mich ab und an gern noch im gewissen Rahmen in Spiele, Bücher, meine Fanfiktions, etc. Man kann abschalten, entspannen, lernt dabei eventuell sogar noch etwas. Doch darf man es nicht so weit kommen lassen, dass aus der Realitätsflucht Realitätsverlust wird und man es dennoch getrost ignoriert oder gar schönredet.
Wer eine Obsession oder Abhängigkeit entwickelt, sollte daran arbeiten! Ich selbst weiß genau, wovon ich rede, obgleich mein Verlangen zu einer anderen Welt und anderen Menschen/Kreaturen nicht in einem sexuellen Verlangen begründet lag, sondern eher darin, dass ich Freunde finden wollte und Menschen, die mich nicht ausnutzen und einfach freundlich sind. Das Prinzip ist äußerst ähnlich, schließlich geht es in beiden Fällen um die Befriedigung einer schmerzenden Sehnsucht. Dennoch muss man sich im Klaren darüber sein, dass alles, was man dort erlebt, virtueller Natur ist und man nur eine Art verdeckenden Schleier über diese Sehnsucht legt. Über das Gefühl der Leere. Man füllt dieses Loch mit etwas, das nur allzu leicht wieder herausgespült werden kann, weil es einfach nicht real ist. Ich habe mit einem Mal gelernt, dass diese Lücke nur mit realen Dingen geschlossen werden kann, doch leider geht es anderen nicht so.
Sie verdrängen die Tatsache, dass sie schon viel zu tief in diesem fiktionalen Sumpf stecken, reagieren mit Unverständnis, Aggressivität (Einem Alkoholiker gleich, der beteuert, er würde nur ab und an trinken und brauche keinen Alkohol) oder hören erst gar nicht zu. Niemand kann Betroffenen zeigen, dass sie ein Problem haben (Zumal es die meisten nicht als Problem sehen wollen/können), man kann ihnen lediglich einen Stoß in die richtige Richtung geben und hoffen, dass sie selbst merken, in was für eine beunruhigende Richtung sie sich bewegen.
Es ist keinesfalls verwerflich, darüber nachzudenken und sich eventuell einzugestehen, dass man zu weit ging. Es wäre verwerflich, diesen Umstand zu verdrängen, alles zu beschönigen und es damit nur noch schlimmer zu machen. Früher hatte ich Angst, Schwächen zu zeigen (Habe ich heute noch), da ich auch viele Feinde haben, die das sofort ausnutzen würden. Vor meinen Liebsten will ich nicht schwach und fehlerhaft wirken, doch so bin ich manchmal einfach. So ist jeder. Und die Tatsache, dass kein schlechtes Wort über ihre Lippen kommt, sie mich nicht verurteilen, sondern mir aufhelfen, mich stützen und Erfahrungen mit mir teilen, zeigt mir, dass ich die richtige Entscheidung getroffen habe. Fiktive Charaktere können nie und nimmer ersetzen, was in dieser echten Welt auf uns wartet. Im guten, wie auch im schlechten Sinne.

Konkludierend lässt sich meiner Ansicht nach sagen: Realitätsflucht ist in dieser schnelllebigen und schwierigen Zeit völlig normal, denke ich.
Wie so oft gilt: Alles in Maßen, nicht in Massen.




Zur Erinnerung: Das hier ist kein Angriff, ich möchte weder Flamewars noch Shitstorms heraufbeschwören und möchte, dass dies hier eine sachliche und ruhige Diskussion bleibt. Die verschiedenen Parteien sollen sich ruhig und erwachsen erklären und verdeutlichen, wieso sie gerade die Ansicht haben, die sie haben. RD wink

Nun bin ich auf eure Meinungen oder sogar Erfahrungen gespannt. Pinkie happy

Ps.: Wenn ihr dennoch in Rage sein solltet, nachdem ihr meinen Beitrag gelesen habt, so bitte ich euch inständig, eine Nacht darüber zu schlafen, euch zu beruhigen und etwas nüchterner an den von mir angesprochenen Sachverhalt heranzugehen. Ich möchte ungern Beiträge melden und entfernen lassen.


RE: Realitätsflucht - Unbedenklich oder doch riskant? - Wondi - 04.12.2012, 23:04

Interessante Sache. Du sagst es jedoch selbst: in gewissen Maßen denke ich ich, dass dies jeder Mensch ab und an tut. Ich habe mich eigentlich schon immer allein beschäftigen können und habe mir darüber nie Gedanken gemacht. Und Selbstgespräche führe ich jeden Tag. Aber eher, um meine Argumentationen aufzusagen oder diverse Szenarien zu "üben". In andere Welten zu entfliehen ist eine andere Sache. Das ist mir eher fremd, auch wenn sich bestimmt jeder ab und an vorstellt, wie es wäre, in einer Solchen zu sein.


RE: Realitätsflucht - Unbedenklich oder doch riskant? - InsaneBronie - 04.12.2012, 23:10

denke manchmal braucht man ein wenig realitätsflucht,....


RE: Realitätsflucht - Unbedenklich oder doch riskant? - Conqi - 04.12.2012, 23:11

Selbstgespräche führe ich auch regelmäßig, von mir kommen halt die besten Antworten RD laugh. Ich denke das ist auch nichts schlimmes finde ich, ist halt gut zum Gedanken sortieren finde ich.

So etwas wie imaginäre Freunde zu denen man sich flüchtet, wenn man einsam ist, halte ich aber schon für zumindest bedenklich. Eine klare grenze zwischen fiktiven und realen Welten sollte man definitiv noch ziehen können, so sehr ich es auch liebe in Spiele abzutauchen.

So ganz normal bin ich aber auch nicht denke ich, Tagtträume oder Vorstellungen in der Richtung hab ich auch ab und zu, wenn ich so alleine auf den Nachhauseweg bin. So lange das ganze das "normale" Leben abseits der Vorstellungen nicht beeinflusst, ist da aber nichts schlimmes dabei finde ich.


RE: Realitätsflucht - Unbedenklich oder doch riskant? - Purpleshy - 04.12.2012, 23:14

Also gut am Pc mache ich das bestimmt des öfteren. Wie "Wonderbolt21" schon geschrieben, wird das in bestimmten Maßen jeder machen. Die Größte Realitätsflucht denke ich betreibe ich, beim Musik hören mit dem Mp3 Player. Da schalte ich ab und träume vor mich hin, nicht über andere Welten oder so, aber eben über allgemeine Dinge. Es ist mir auch schon oft passiert, das ich Musik gehört habe im Zug und bin dann ne Haltestelle weitergefahren Facehoof


RE: Realitätsflucht - Unbedenklich oder doch riskant? - Whitey - 04.12.2012, 23:29

"Phantasie ist nicht Ausflucht.
Sich etwas vorstellen, das heißt eine Welt bauen, eine Welt erschaffen."

- Eugène Ionesco

Ich sehe warum du angefangen hast zu Schreiben. RD wink Die ganze Story erinnert mich sehr daran, wie ich damals meine Stadt erfunden hab, eine fliegende Metropole namens Gaslight am Ende der Welt. ^^

Sich so in etwas hineinversetzen zu können ist doch eine tolle Sache, die auch nicht jeder kann. Es ist eine Gabe aus der man was machen sollte. Nur so vor sich hinzuträumen ist ja schön und gut, aber wenn man dann noch einen Stift in die Hand nimmt und das Ganze in eine Form bringt, dann hat man etwas erschaffen. Und was könnte besser sein als das? Es ist doch nichts weiter als geballte Kreativität. Und das ist awesome.

Diese Art der Realitätsflucht hat ja im Grunde auch jeder, nur ist sie bei manchen Leuten vielleicht etwas ausgeprägter als bei anderen.

Was mich betrifft: Meine Welt ist das Leben das ich niemals hatte, aber gerne gehabt hätte. Und das ist völlig okay. Es passt auch wunderbar zu meinem Steampunk-Setting. Denn das ist ja auch nichts weiter, als die zukünftige Vergangenheit, die es niemals gegeben hat. Twilight happy


RE: Realitätsflucht - Unbedenklich oder doch riskant? - Ember Drop - 05.12.2012, 00:16

Man, dein Text betrifft mich sehr beim Lesen, Hausfreak. Mir geht es da nämlich ganz ähnlich, ich bin ebenfalls Einzelkind und habe mich früher sehr viel selber beschäftigt. Meistens hab ich dies getan mit Zeichnen, Lego und Videospielen, später dann mit dem Computer. Folde davon sind, wie auch schon gesagt wurde, einerseits eine enorme Kreativität (mir fallen dauernd Sachen ein, die ich als nächstes Projekt angehen könnte), andererseits aber auch eine gewisse Einzelgängerneigung und Abkapselung. Wobei ich aber auch zugeben muss, dass sich das seit der Schulzeit schon stark gebessert hat, allerdings seit meinem letzten Umzug in eine neue Stadt wieder verschlechtert. Einerseits ist es schon schön, mal woanders zu sein mit anderen Einflüssen, andererseits ist man nun weit entfernt von seinem ehemaligen Freundeskreis und auch von der Familie, und mus sich sowas erst neu zusammensuchen. Und ich steh dann wieder vor dem Problem, dass ich mich bei sowas überfordert fühle, nicht weiß, wo ich anfangen soll und stattdessen wieder nur zuhause rumhocke und entweder zocke, Dinge bastel oder (und das die meiste Zeit) im Internet herumhäng.

Wobei, das Internet ist in der Beziehung eh ein wenig zwiespältig. Man sitzt auch viel zuhause rum und kapselt sich von seiner Umwelt ab, während man trotzdem Kontakt mit anderen realen Leuten hat. Ebenso wie in einigen Onlinespielen, wo man ja auch nicht immer die ganze Zeit im Spielgeschehen steckt, sondern mit den Leuten so quatscht/schreibt.

Fazit:
Realitätsflucht: in Maßen sehr ok
Realitätsverlust: nicht gut


RE: Realitätsflucht - Unbedenklich oder doch riskant? - Silky Skene - 05.12.2012, 00:20

Ember Drop:
Kann dich wirklich gut verstehen. Ein Umzug ist immer eine gewaltige Umstellung. Ich bin aber sicher, dass du das hinbekommst, wenn du nur möchtest. Du weißt ja selbst um die Probleme, die mit zu großer Abkapselung einhergehen können.

Und das Internet an sich ist ein guter Einwurf.
Man bedenke nur dieses Spiel... Hieß es Second Life?
So viele Menschen haben ihr richtiges Leben aufgegeben. Die großen Konzerne nutzen das ja leider aus. Man kann ihnen dieses rationale Denken aber nicht übel nehmen, finde ich. Es ist ja nicht ihre Schuld, dass die Menschen manchmal die Bodenhaftung verlieren. Aber sie animieren schonmal dazu, das muss man sagen.


RE: Realitätsflucht - Unbedenklich oder doch riskant? - smudo1 - 05.12.2012, 00:23

Ein gewisser Grad an Realitätsflucht ist im 'normalen' Leben denke ich ganz normal - wenn ich das richtig verstehe, wie du es gemeint hast, ist eigentlich jeder Tagtraum eine gewisse Art von Realitätsflucht. Und solang man die, wie du schon geschreiben hast, in Maßen genießt, ist absolut nichts schlechtes daran!

Wenn jemand derartig 'reinkippt' wie du eine Zeit lang, dann wird es schon bedenklich, vor allem wenn der- oder diejenige sich nur noch Gedanken um seine Phantasiewelt macht und den Rest um sich herum mehr oder weniger völlig ignoriert, möglicherweise weil diese andere Welt schon wirklicher erscheint als die echte. Solange du (ich nehm jetzt mal gezielt Bezug auf dich und was du geschrieben hast, schließlich kenn ich keine anderen Beispiele) aber noch selbst gemerkt hast dass es zu viel wird und die Kurve gekriegt hast, ist es, vor allem wenn es dir geholfen hat die Einsamkeit so gut wie möglich zu überstehen und hoffentlich sogar ein positiver Mensch zu werden, im Nachhinein nichts Schlechtes!

Das auf der Wiese liegen und einfach in die Wolken starren, sich selbst in diverseste Szenarien hineindenken, sei es jetzt Anime, Konsolen-/Computerspiel, Buch, Film oder Ähnliches ist eine Sache, die ich auch sehr gut kenne, zwar nicht in dem Ausmaß in dem du es beschrieben hast, aber doch.

Um mal zu meinen Erfahrungen zu kommen: Ich hab nie viele echte Freunde gehabt, die hab ich auch jetzt noch nicht, und wenn ich ehrlich bin glaub ich auch nicht dass sich das noch ändern wird. Wenn ich an meine Schulzeit zurückdenke, dann fallen mir in 13 Jahren eigentlich nur 4 Namen ein, bei denen ich sagen könnte, ja, wir waren Freunde, und nur mit einem hab ich heute noch Kontakt. Das ist jetzt kein Vorwurf gegenüber irgendwem, ich war damals leider ein sehr leichtes Ziel für Spott und dergleichen (heutzutage würde man das Ganze Mobbing nennen). Tja, und ohne Freunde war ich dann eben nach der Schule alleine zu Hause, und da gibt es nicht viel mehr zu tun als sich in eine eigene/andere Welt zu flüchten. Ich bin zwar kein Einzelkind, aber meine Schwester ist in der Richtung so ziemlich das genaue Gegenteil von mir, und in der Schulzeit sind 2 Jahre Unterschied (bin der Jüngere) doch fast ein Zeitalter! Nachdems damals noch keine Konsolen, Computer oder Ähnliches gegeben hat (ja, ich bin wirlich so alt RD laugh ) hab ich sehr viel gelesen, vor allem die Karl May Bücher hab ich zu der Zeit verschlungen. Wenn ich dann mal aufgehört hab zu lesen hab ich versucht die Anschleichtechniken von Winnetou und Old Shatterhand im Garten nachzumachen - aber kriech mal mir 10 Jahren nur auf Finger- und Zehenspitzen durch den Garten Tongue

Leider hat sich das Ganze dann so auf mein Leben ausgewirkt, dass immer weniger da war, über das ich mit den Anderen in der Klasse reden hätte können, wodurch ich noch mehr ins Abseits geraten bin, wodurch ich noch mehr gelesen hab, ... Ein wunderprächtiger Teufelskreis also... Das Ganze ist bei mir so weit gekommen dass der schönste Moment des Tages für mich war wenn ich aus der Schule rausgekommen bin und gewusst hab, zu Hause wartet ein (im Idealfall neues) Buch auf mich. Also fast so wie bei dir mit Haven City. Ich weiß jetzt nicht wie es bei dir in der Richtung war, aber bei mir haben leider die Schulnoten extrem darunter gelitten, vor allem weil meine Mutter alleinerziehend war und sie es einfach nicht kontrollieren hat können wenn ich gesagt hab "Ja, Hausaufgaben hab ich gemacht und gelernt hab ich auch!" - das hängt mir bis heute nach.

Und bevor ich komplett vom Thema abkomme, noch (hoffentlich) kurz zu deinem Statement dass du kein Eiswürfel bist: Sei froh darüber! Versuch jedes Gefühl, sei es jetzt positiv oder negativ, zu genießen! Kümmer dich vor allem in dem Moment nicht darum ob es um etwas in der realen Welt oder in einer Geschichte geht! Es gibt nichts Schlimmeres als nicht mehr aus vollem Herzen lachen oder ehrlich weinen zu können, das kannst du mir glauben...

Abschließend noch meine Meinung zur Realitätsflucht: In einem gewissen Ausmaß macht es glaube ich jeder, der kein perfektes Leben hat - und wer hat das schon? Wichtig dabei ist vor allem, dass der Kontakt zur realen Welt nicht verloren geht und dass das echte Leben darunter nicht leidet! Ab und zu muss wahrscheinlich jeder mal komplett abschalten und das Hirn freibekommen. Wichtig ist nur, dass man nicht vergisst, dass es doch nur eine Fantasiewelt ist und dass es (leider) ein wirkliches Leben gibt, das man leben muss. Meiner Meinung nach gibt es für jeden einen Anker in dieser Welt, an dem er sich festhalten kann, sei es jetzt die Familie, Freunde, der Glaube an Gott oder sonst irgendetwas, wichtig ist nur dass man diesen Anker findet und weiß das man für jemanden (oder für mich beim Glauben Etwas) wichtig ist. Hört sich vielleicht abgedroschen an, aber wenn man das einmal realisiert hat hat man auch die Kraft in dieser Welt zumindest durchzuhalten und nicht völlig in eine andere zu flüchten. Durch die Zeit, in der ich immer möglichst weit weg von der Realität war wie möglich war hab ich auch mein Lebensmotto gewonnen, an das ich mich (auch wenn ich es bei weitem nicht immer schaff) so oft wie möglich halte: Wenns dir wirklich besch***en geht, denk dran, es kann hoffentlich nur besser werden!

Ganz zum Schluss: So schön eine erdachte Welt auch ist, im Endeffekt muss man doch in die Realität zurückkommen und damit zurechtkommen, ob man will oder nicht...

PS: Eventuelle Rechtschreib- und Grammatikfehler sind Eigentum des Finders und dürfen weiterverwendet werden RD wink


RE: Realitätsflucht - Unbedenklich oder doch riskant? - Ember Drop - 05.12.2012, 00:25

Naja, das Problem ist nur, dass ich schn ein 3/4 Jahr hier wohne und es noch nicht geschafft habe, einen halbwegs festen Freundeskreis aufzubauen. Nur ein Kumpel, den ich schon aus meiner vorherigen Stadt kannte, und einige lose Bekanntschaften. Wahrscheinlich muss einfach mal ein bisschen länger am Ball bleiben...


RE: Realitätsflucht - Unbedenklich oder doch riskant? - Fou Lou - 05.12.2012, 00:57

(05.12.2012)Ember Drop schrieb:  Naja, das Problem ist nur, dass ich schn ein 3/4 Jahr hier wohne und es noch nicht geschafft habe, einen halbwegs festen Freundeskreis aufzubauen. ...

Ich wohn jetzt seit 6 Jahren in der Münchner Region und hab hier keine wirklichen Freunde.

Hausfreak hat in ihrem startpost eigentlich schon alles gesagt was es für mich zu sagen gäbe. Es macht imgrunde jeder bis zu einem gewissen grad und so ziemlich alles kann als realitätsflucht gelten. Eine bekannt z.b. reded von den Abends Serien wie GZSZ usw. Als wäre das wirklich passiert. Sie ersetzt dadurch das verlangen nach "altweibertratsch".
Tiere sind auch immer eine gute möglichkeit.

Sobalt das aber überhand nimmt weißt es auf eine störung hin. Meistens fehlt etwas oder man ist entäuscht oder verletzt über etwas.


RE: Realitätsflucht - Unbedenklich oder doch riskant? - Guinness - 05.12.2012, 02:20

Ich bin erstaunt wie ähnlich die Geschichten sich sind. Wie andere in diesem Thread bin auch ich Einzelkind und führe öfters Selbstgespräche. Auch habe ich eine lebhafte Fantasie und habe meine Nase fast immer in ein Buch gesteckt und mir vorgestellt wie es wäre dort zu sein und selbst zu handeln. Ich habe mit Sophie philosophische Probleme erörtert, mit Aragorn Mittelerde gerettet und bin mit Harry Potter in Hogwarts gewesen. Ist das schlimm? Ist das ein Realitätsverlust? Ich denke nicht. Im Gegenteil, eine solche Phantasie zu besitzen ist ein schönes Geschenk und andere in diesem Thread schaffen es sogar dies für das Schreiben von Geschichten zu nutzen. Ohne diese Phantasie und diese Träumereinen wäre die Welt doch wirklich arm.
Dennoch gibt es auch eine Grenze die nicht überschritten werden sollte. Sobald man Traum und Realität nichtmehr unterscheiden kann ist diese überschritten. Denn dann verliert man die Kontrolle., wie ein Alkoholiker. Allein die Beschäftigung mit dem Thema gibt mir wieder Inspirationen für neue Geschichten die ich nie schreiben werde^^ Ich wünschte ich hätte das Durchhaltevermögen um über längere Zeit an der gleichen Geschichte zu schreiben. Stattdessen liegen bei mir lauter angefangene Geschichten rum.
*Hust* Ich sollte nicht so viel abschweifen.

tl, dr
Phantasie ist wichtig, aber die realtät darf darunter nicht leiden.


RE: Realitätsflucht - Unbedenklich oder doch riskant? - HeavyMetalNeverDies! - 05.12.2012, 03:01

(05.12.2012)smudo1 schrieb:  In einem gewissen Ausmaß macht es glaube ich jeder, der kein perfektes Leben hat - und wer hat das schon?

Ja und genau darin liegt der Hund begraben. Wenn die Umstände nicht passen dann wünscht man sich andere Umstände her, was in der Realität unmöglich funktionieren wird. Ein perfektes Leben zu führen ist möglich indem man seine innere Einstellung gegenüber der äußeren Welt verändert. Dann kann man nämlich in jeder Situation positive Dinge und neue Chancen finden. Unterm Strich ist ein gutes oder schlechtes Leben nur davon abhängig ob man optimistisch oder pessimistisch durch die Welt geht.

Realitätsflucht ist in gewissen Maßen sicher nicht schädlich, allerdings glaube ich persönlich, dass dies heutzutage viel zu viel praktiziert wird. Computerspiele, Filme, Internet..... also die Medien lassen viele Menschen abstumpfen und die Wertigkeit der tatsächlichen Realität, also der unmittelbaren Gegenwart sinkt dadurch. Früher bin ich auch die ganze Zeit vorm Computer oder vor der PS2 gehockt, oder Stundenlang im Chatroom und musste im nachhinein einsehen, dass das wohl pure Zeitverschwendung war. Oftmals werden Computerspiele dann ja schon eher frustrierend, als dass sie noch Spaß machen würden nur habe ich mir dass eben aus Stolz, Ehrgeiz oder Dickköpfigkeit (wie man es auch nennen mag) selbst angetan. Ansich muss ich da noch anmerken, zB. bei Filmen, Spielen usw. die Altersbeschränkung (FSK) finde ich auch nicht so zwecklos wie viele Eltern tun. Bei dem Thema könnte ich eigentlich die Wand hochgehen weil kleine Kinder mal eben vor den Fernseher gesetzt werden nur damit die Eltern eine Ruhe haben. Außerdem können sich die Kinder dann noch selbst ihr Programm aussuchen, weil die Eltern sich nicht den Stress antun wollen, sich durchzusetzen. Die FSK hat jedenfalls den Hintergrund, dass Kinder Realität und Fiktion noch nicht trennen können (Stichwort: Entwicklungsphase), desshalb gibt es diese Altersbeschränkungen. Man kann das auch ignorieren, ob sich das positiv oder negativ auf das Kind auswirkt kann man nicht wirklich sagen, weil man nur mit einer der beiden Möglichkeiten konfrontiert werden wird. Es sei denn man hätte zwillinge, wo man bei den einen auf den Medieninhalt im Kindesalter achtet und bei dem anderen nicht, dann lässt sich ein Unterschied vielleicht schon feststellen, nur dies ist eben nicht Praxisnah.
Das Resultat sehen wir allerdings: Eine Menschheit die nicht wirklich Prioritäten setzen kann, die ihr Wohl viel eher mit der Witschaftslage gleichsetzt als mit der Gesundheit. Und die eher nach einer zweiten Erde suchen, wo man hin auswandern könnte, anstatt die eigene Erde zu erhalten. Theoretisch ist ja vieles machbar. Leider Gottes, das einzige was wir Menschen heutzutage nicht mehr beherrschen ist auf simpelste Art und Weise zu denken und die einfachsten Dinge zu begreifen.


RE: Realitätsflucht - Unbedenklich oder doch riskant? - Stargaze - 05.12.2012, 03:24

Liebe Hausfreak,


sofern ich das beurteilen kann, und ich bin da vorsichtig, bist du sehr sozial. Und auch sozial kompetent.

Daher sehe ich keinerlei Grund, sich Sorgen zu machen.
Es gibt ja auch genug Geschichten von Menschen, welche in der Kindheit und/oder Jugend exzentrisch, distanziert, introvertiert oder schlimmeres waren, aber ganz plötzlich sich änderten und alles war gut und keine Probleme tauchten auf.

Man spricht ja gerne von "Phasen". Selber auf den Trichter zu kommen "Moment, was tu' ich da?" zeugt von viel Selbtbewusstsein ("sich selbst bewusst sein" - und damit auch der eigenen Taten). Also auch einer gesunden Realitätsnähe.
Es kann doch durchaus eine Fähigkeit, vielleicht gar Talent sein, sich zwischen zwei Realitäten zu bewegen - materiell und immateriell (ob nun Spielwelt, die in die Gedankenwelt integirert wird oder anderweitig).
Haben das hier nicht mehrere Leute getan? Wenn ich das so lese.

Wenn's Stressbewältigung ist, kann mit Abflauen des Stresses auch der Bedarf und somit das Bedürfnis abebben.

Insofern klingt es für mich, als wärst du ein Paradebeispiel, wie's sich selbst regulierend sauber laufen kann.



Ich hab' von klein auf gerne meine eigenen Welten geschaffen.
Mein Super-Beweglicher Spider-Man war der geile Anführer der Gute-Jungens-Fraktion, der Optimus Prime der Dicke mit viel Wumms ... was hatte ich noch? Ach ja, einen uralten He-Man Schlagenmenschen. Der war mir mit seinem Lendenschurz zu nackig, also hab' ich dem Hosenbeine und eine Weste geschneidert (hielt dank Tesa, aber auch jahrelang, wie auch immer das möglich war xD ) ... ich hab' denen eine kleine Basis gebaut (wozu altes Duplo Spielzeug noch so gut sein kann!) und Hintergrundgeschichten geschrieben, sogar Personalakten angelegt.
Der alte, komisch gearbeitete, obenrum nackige Shredder war einer von den großen Bad Boys.
Ich kann sogar genau betiteln, wann ich aufgehört habe, mit den Figuren zu spielen. Von einem auf den anderen Tag.

Danach kam auch meine FF Zeit. Gott, meine Mutter meinte mal zu jemanden: "Ich glaube, mein Sohn schreibt ein Buch!"
Wenn man bedenkt, wie lange ich da teilweise an all den Geschichten gesessen habe ... aber wenn, dann komplett neu aufbauen. Immer gleich neues Franchise aufmachen wollen.

In Spiele hab' ich mich auch reinversetzt. Als Kind war das akute Konzentration, als Jugendlicher Ehrgeiz (wenn man plötzlich besser wird, dann treibt einen das an), als junger Erwachsener war ich cholerisch, oh Gott oh Gott. Da hätte man mir das online Spielen verbieten sollen.

Und heute?
Ich kann verdammt tief in Materie eindringen. Nicht, dass ich voll den Durchblick hätte, aber ich kann recht viele Verknüpfungen aufbauen und einen festen Headcanon weben, den ich mir aber auf Teufel komm' raus logisch erklären können muss.

Als Kind hatte ich nur einen richtigen Freund, und er nur mich.
Das hat sich aber in der Oberstufe gegeben. Seltsam.
Obwohl wir so sekludiert waren, haben wir schnell Anschluss gefunden. Man sagte, unser Stufenzusammenhalt wäre überirdisch gewesen. Naja, ich mag das nicht bewerten.

Ich glaube, ich hab' sehr viel geträumt, tue das auch heute noch. Wenn ich im Bett liege, auch mal gerne mit Musik, dauert das Einschlafen. Weil mir so vieles noch durch den Kopf geht. Da werden Szenarien entworfen und verworfen.
Nur, kann ich schlecht einschlafen, weil ich so viel denke, oder denke ich so viel, weil ich mich langweile? Teufelskreis.


Daher stimme ich dir zu.
Realitätsflucht muss schon sein. Vor allem, wenn die Realität dich auch im Urlaub anruft ("Herr Maier, die Verträge für die Fusion sollten längst ...").
Aber selber schuld, wer das Diensthandy nicht zu Hause lässt.
Stressbewältigung und "Seele baumeln lassen", auch mal nur so zwischendurch.

Solange man weiss, dass aber noch jemand physisches gerne Antwort hätte, und man das noch ernst nimmt.


Und durchgelesen hab' ich auch.
Sehr interessanter Thread.

Die Ähnlichkeiten der Geschichten sind wohl hinleitend dazu, dass man ein offenes Auge und Ohr für Dinge wie MLP:FiM hat, ihnen eine Chance gibt ... und sich hier trifft. Man sieht wohl mehr drin, weil man sich mit kreativen Ergüssen anderer Leute schon vorher auseiander gesetzt hat.
Kann ich mir zumindest vorstellen.


RE: Realitätsflucht - Unbedenklich oder doch riskant? - Lunell - 05.12.2012, 12:09

Ich denke eigentlich nicht, dass das bedenklich ist. Jeder will doch ab und zu der Realität entfliehen. Wofür sonst gibt es Filme, Bücher,...? Man taucht kurz in eine andere Welt ein und blendet den nervtötenden Alltag aus. Als Kind habe ich mir auch oft Geschichten ausgedacht und bin in Gedanken in sie eingetaucht, ich denke, kreative Menschen brauchen so etwas einfach, um sich richtig entfalten zu können. Bedenklich wird es erst, wenn man beginnt, diese "künstliche Welt" dauerhaft der realen vorzuziehen, d.h. sich zurückzieht und keinen mehr an sich heranlässt. Solange es aber keinen Ersatz für die reale Welt bildet, sondern einfach der Entspannung dient und einem eine Pause bietet, sehe ich nichts Schlimmes daran und halte es sogar für sehr wichtig. Smile


RE: Realitätsflucht - Unbedenklich oder doch riskant? - Silky Skene - 05.12.2012, 15:43

(05.12.2012)smudo1 schrieb:  Um mal zu meinen Erfahrungen zu kommen: Ich hab nie viele echte Freunde gehabt, die hab ich auch jetzt noch nicht, und wenn ich ehrlich bin glaub ich auch nicht dass sich das noch ändern wird. Wenn ich an meine Schulzeit zurückdenke, dann fallen mir in 13 Jahren eigentlich nur 4 Namen ein, bei denen ich sagen könnte, ja, wir waren Freunde, und nur mit einem hab ich heute noch Kontakt. Das ist jetzt kein Vorwurf gegenüber irgendwem, ich war damals leider ein sehr leichtes Ziel für Spott und dergleichen (heutzutage würde man das Ganze Mobbing nennen).

Habe sehr ähnlich gedacht und auch heute kann ich nicht viele Namen nennen, wenn es um meinen engsten Freundeskreis geht. Doch da gilt meiner Meinung nach absolut: "Qualität über Quantität". Was nützen mir 582 Freunde bei Facebook, wenn keiner von denen hinter mir steht? Da rühme ich mich doch lieber mit einer Handvoll Menschen, die immer hinter mir stehen.

Zitat:Ich weiß jetzt nicht wie es bei dir in der Richtung war, aber bei mir haben leider die Schulnoten extrem darunter gelitten, vor allem weil meine Mutter alleinerziehend war und sie es einfach nicht kontrollieren hat können wenn ich gesagt hab "Ja, Hausaufgaben hab ich gemacht und gelernt hab ich auch!" - das hängt mir bis heute nach.

Jep, war bei mir absolut genauso. Die Noten wanderten abwärts, da sie für mich keinen Stellenwert mehr besaßen. Es gab zu dem Zeitpunkt wichtigere Prioritäten in meinem Leben (gibt es noch, aber ich denke, du weißt, was ich meine), die leider ausschließlich virtueller Natur waren.

Zitat:Und bevor ich komplett vom Thema abkomme, noch (hoffentlich) kurz zu deinem Statement dass du kein Eiswürfel bist: Sei froh darüber! Versuch jedes Gefühl, sei es jetzt positiv oder negativ, zu genießen! Kümmer dich vor allem in dem Moment nicht darum ob es um etwas in der realen Welt oder in einer Geschichte geht! Es gibt nichts Schlimmeres als nicht mehr aus vollem Herzen lachen oder ehrlich weinen zu können, das kannst du mir glauben...

Das klingt ganz danach, als hattest du diese Gefühlskälte dein Eigen genannt oder trügest sie noch immer in dir. Hast du dich dadurch wirklich so stark abgekapselt? Oder weißt du das lediglich durch Erzählungen? Ich hatte mal eine Phase, in der ich nichts an mich herangelassen habe... war eher bescheiden, das stimmt wohl und ich bin wirklich dankbar, dass ich ein angemessenes Maß zwischen Empathie und Realismus gefunden habe, wenn es um das Einfühlen in Geschichten o. Ä. geht.



(05.12.2012)Ember Drop schrieb:  Naja, das Problem ist nur, dass ich schn ein 3/4 Jahr hier wohne und es noch nicht geschafft habe, einen halbwegs festen Freundeskreis aufzubauen. Nur ein Kumpel, den ich schon aus meiner vorherigen Stadt kannte, und einige lose Bekanntschaften. Wahrscheinlich muss einfach mal ein bisschen länger am Ball bleiben...

Mach dir nichts draus. Ich glaube auch, dass du da am Ball bleiben musst. Manchmal dauert es einfach, bis man die richtigen Menschen kennenlernt. Da muss irgendwann ein Schalter umgelegt werden, der einem vermittelt: Diesem/Diesen Menschen kann ich vertrauen und mich öffnen.
Wichtig ist, nicht aufzugeben und nicht in so ein flüchtendes Muster zu rutschen und sich nur mit virutellen Spielereien oder Kreaturen zu begnügen. Da wird man auf die Dauer wirklich nicht glücklich.


RE: Realitätsflucht - Unbedenklich oder doch riskant? - Ember Drop - 05.12.2012, 22:51

Nagut, ein wenig merk ich aber, dass ähnlich läuft wie mein Einstieg ins Studium: das erste Semester hab ich wirklich keinen ernstzunehmenden Kontakt mit Studienkollegen gehabt und im zweiten Semester, als die Gesichter schon so halbwegs vertraut vorkamen, hat man sich so langsam doch mal geöffnet. So ist es jetzt wieder, das letzte Semester hab ich auch nicht viel Kontakt mit anderen Studienkollegen gehabt, aber jetzt solangsam kommen mir wieder einige Gesichter so langsam vertraut vor und ich taue auf. Ist wohl eine Charaktereigenschaft bei mir, dass ich für sowas meine Zeit brauche^^

Das mit dem Qualität vor Quantität bei der Wahl von Freunden kann ich übrigens nur bestätigen. Ich hab durchaus ein paar sehr gute Freunde (schon seit der Schule), nur sehe ich sie seitdem nicht sehr oft, was natürlich schade ist. Was mir jetzt noch fehlt wären gute Freunde in meiner direkten Umgebung, dann lernt man irgendwie auch automatisch noch mehr Leute kennen.

Es gibt übrigens auch noch einen anderen, nicht so abwertend belegten Begriff für Realitätsflucht: Inspiration. Jedenfalls geht es mir so vor, dass ich während meiner Tagträumereien viele Inspirationen sammel, die ja auch letztendlich die Kreativität ausmachen. Ich muss sagen, dass ich froh darüber bin, hin und wieder mal abtauchen kann. Den Bezug zur Realität werd ich aber sicher nicht verlieren.


RE: Realitätsflucht - Unbedenklich oder doch riskant? - Blue Sparkle - 05.12.2012, 23:41

Jede Form der Mediennutzung, die nicht unmittelbar der Kommunikation dient ist meines Erachtens Realitätsflucht. Ich spiele ja nicht Minecraft, weil ich ein Geometriefanatiker bin, sondern, weil ich dort neue Welten erschaffen will und Abenteuer erleben will.
Gleiches gilt für Bücher.

Realitätsflucht kann zu einem sehr kreativen Prozess führen und ist nicht als etwas Grundsätzlich schlechtes anzusehen. Das Leben kann manchmal sehr ernüchternd sein und die Welten die sich in der Phantasie offenbaren können da heilsam sein.

Zudem dann dadurch neues entstehen. Tagträume beispeilsweise können zu kreativem Output führen und sind im Grunde auch eine Form der Flucht vor der Realität.
Daher ist das ganze meiner Einschätzung nach etwas sehr alltägliches.

Kritisch zu bewerten ist natürlich die völlige Abkehr von der Realität, denn die Phantasie kann diese nur bis zu einem gewissen Grad ersetzen.


RE: Realitätsflucht - Unbedenklich oder doch riskant? - HeavyMetalNeverDies! - 06.12.2012, 00:16

(05.12.2012)Blue Sparkle schrieb:  Realitätsflucht kann zu einem sehr kreativen Prozess führen und ist nicht als etwas Grundsätzlich schlechtes anzusehen. Das Leben kann manchmal sehr ernüchternd sein und die Welten die sich in der Phantasie offenbaren können da heilsam sein.

Ja, diese Meinung gibt es oft. Man darf aber nicht vergessen, dass Realitätsflucht schon mal dafür sorgt, sich nicht mit der Gegenwart auseinander zu setzen. Ob das Leben schlecht oder gut ist, hängt von der eigenen Einstellung ab und diese lässt sich nötigen Falls auch ändern was wiederum dazu führen kann dass Gegenwart auch als absolute Erfüllung angesehen werden kann.
Realitätsflucht wird das Leben nicht verbessern, vielmehr führt es irgendwo in die Gleichgültigkeit was dazu führt dass man sein Leben versäumt. Gerade desshalb kann es gar nicht mehr erfüllend sein.

Ich bin mir im Endeffekt gar nicht mehr so sicher ob Kreativität oder Individalität wirklich so bedeutend ist oder ob diese Eigenschaften nicht auch zu einem sehr großem Hindernis werden können. Den Begriff 'Intelligenz' mache ich davon jedenfalls nicht mehr abhängig. Jedes Tier welches in absoluter Harmonie mit der Natur leben kann ist intelligenter als der Mensch. Ich glaube auch nicht dass Tiere unglücklicher sind als Menschen, nur weil sie nicht rechnen oder Schach spielen können. Folgende Annahme: Je einfacher das Bewusstsein ausgelegt ist, umso einfacher ist Glück zu erreichen.


RE: Realitätsflucht - Unbedenklich oder doch riskant? - Whitey - 06.12.2012, 00:22

Tja, da muss man sich einfach selbst die Frage stellen, ob man in Harmonie mit der Natur leben will, oder ob man stattdessen lieber irgendwas sinnvolles tut. Tiere haben nunmal keine Kunst und ohne die könnte ich zumindest nicht glücklich werden. Was bringt es einem ein einfaches Bewusstsein zu haben und glücklich zu sein, wenn man dann irgendwann draufgeht und gar nichts vorweisen kann?

Was ich sagen will ist: Why aim for happiness, when you can settle for greatness?

Glück kann man sowieso nicht erreichen, warum sich also mit sowas aufhalten?