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29.03.2024, 12:24



Abneigung gegenüber elektronischer Tanzmusik
14.06.2015
Beaumaris Offline
Marienkäfer Raricow Love Machine
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Beiträge: 695
Registriert seit: 02. Jan 2014

RE: Abneigung gegenüber elektronischer Tanzmusik
(12.06.2015)zer0x schrieb:  Sie spricht nicht nur die Gefühle an, sondern auch die Bedürfnisse. Wenn ich mich entspannen will, höre ich entspannte Musik, wenn ich tanzen will, höre ich tanzbare Musik.
Elektronische Musik bewegt sich mit der Art ihrer Klangerzeugung und ihrer weiteren Verarbeitung weg von der Natur, denn sie versucht absichtlich künstlich zu sein (es existieren Ausnahmen).

"[...] Musik ist schon mal Gefühls- und Willenssache." widerspricht sich übrigens. Die Gefühle stehen dem Willen entgegen.

"Gefühle sind Kinder der Bedürfnisse", Marshall Rosenberg

Meine Aussage hält genauso, wie ich sie formuliert habe. Du darfst sie gerne nochmal durchlesen. [Bild: AJ-hat.gif]

Wieso sollte sie versuchen absichtlich Künstlich zu sein? Das ist eine haltlose Unterstellung. Nichts weiter.

Zitat:Schlechter Vergleich. Die Verwendung elektronischer Elemente in Musik ist wie die Verwendung von Dünger auf einem Rasen. Es macht vieles einfacher, kann in geringem Maße ohne große Schäden fördernd sein, aber ist im Überfluss Gift für den Wuchs.

Wieso sollte mein Vergleich schlecht sein (Begründung) und dieser Vergleich halten? Und was hat er mit dem Zitat von Schönberg zu tun? Kontext?

Zitat:Ist es aber nun mal. Musik folgt klaren Vorgaben. Dafür existiert ja die Harmonielehre. Nicht jede Aneinanderreihung von Tönen ist gleich Musik.

Nope. Das ist Definitonssache. Ich sehe Free Jazz, Field Recording, Noise oder Musique concrète genauso als Musik an wie jede andere. Eine Klangstruktur muss sich auf keine bereits existenten Vorgaben berufen. Nur weil du eher traditionelle Hörgewohnheiten hast, heißt das keinesfalls, dass alles, was diesen widerspricht, für keinen Ästhetisch sein darf oder kann.

Zitat:Warum hat sie das? Du schreibst "auch bei mir", also verallgemeinerst du. Vokale Elemente sind den instrumentalen ebenbürtig. Die Stimme ist im weitesten Sinne auch nur ein Instrument, nur gibt es wenige, die es richtig beherrschen.

Nur weil eine Aussage meine Meinung ist, wird sie leider nicht allgemeingültig. RD wink Naja, ich würde eine Sinfonie jederzeit einer Oper vorziehen.

Zitat:Es ist aber wahrscheinlicher, dass es überzeugt als (Übertreibung) ein Typ am PC. Allein die Tatsache, dass es sehr aufwendig ist ein Orchester zu arrangieren und zu dirigieren, nicht zu vergessen das nötige Talent jedes einzelnen Musikers, macht es von Vornherein schon mal sehr schwer solche Musik zu produzieren. Wer dazu fähig ist so etwas zu organisieren, der ist in der Regel auch in der Lage halbwegs gute Musik zu komponieren (Ausnahmen existieren).

Schwer zu sagen. Beleg das mal. Überschlag mal bitte wie viele Komponisten klassicher Musik es in den letzten 1500 Jahren es gegeben hat und wie viele sich davon, bis heute erhalten haben und dessen Werke regelmäßig aufgeführt werden. Wie viele? 50 oder 100? Dass sich nur besonderes ästhetische Werke erhalten haben, denke ich, sollte klar sein. Daher gibt es dort mehr halbwegs gute Musik. Am Computer ist es jedem erlaubt, professionell oder hobbymäßig Musik für sich und andere zu machen. Budget und Aufwand sind geringer. Entsprechend ist die Anzahl der Typen am PC höher. Der Komponist muss übrigens nicht selbst alle Instrumente spielen können, für die er Musik komponiert. Zudem hängt die Ästhetik nicht vom Orchester ab, sondern von der vorgetragenen Komposition. Und der Komponist muss nicht zwingend Dirigent oder Orchestermusiker sein: sowas wäre eine Ausnahme. Sonst kann ich nur dem zustimmen, was Dashy dazu gesagt hat.

Zitat:Der Rest lenkt dann nicht ab, sondern gehört einfach dazu. Die Musik ist nur ein Teil des Gesamtwerkes, nicht der Fokuspunkt.

Musik die als besonders Ästhetisch gilt, sollte m.M.n. unabhängig von einem Film existieren können und auch für den dasselbe leisten, der den Film nicht gesehen hat und dem die Szene dazu gänzlich unbekannt ist.

Zitat:Die Natur ist auch nichts einfach und unkompliziert. Allein wie der Mensch seit Jahrtausenden versucht Dinge aus der Natur mit Technologie künstlich nachzubilden und gerade einmal an der Oberfläche gekratzt hat!

Wie gesagt. Ansichtssache. Die Natur genügt Extremalprinzipien. Zudem sind die Theorien, die die Natur beschreiben, reduktionistisch. Ob wir in der Lage sind, die Natur nachzubilden, tut nichts zur Sache und beeinflusst auch nicht das Wesen der Natur.

Zitat:Ich gehe mal davon aus, dass du dir nicht im klaren darüber bist wie ein Synthesizer funktioniert, geschweige denn die Aufnahme- und Wiedergabekette bei Musik.

Jedes Glied in dieser Kette verfälscht das originale Signal. Das Mikrofon, welches das Instrument aufnimmt, der Wandler, die Speicherung, die digitale Bearbeitung, das Wiedergabegerät, der Verstärker und schlussendlich der Lautsprecher.
Am Ende ist es nicht mehr die wiedergegebene Musik nicht mehr die, die sie vor der Aufnahme war. Alles was man tun kann, ist sich dem ideal einer perfekten und natürlichen Wiedergabe anzunähern.
Elektronische Instrumente sind nun nicht natürlich, da sie von sich aus keine Töne erzeugen, sondern nur Signale. Sie sind einfach keine Schallquellen. Und darum wird ein Synthesizer niemals an ein echtes Instrument heranreichen.

Die technische Komponente ist hier völlig irrelevant. Ich höre einen Klang, ob ich ihn als "natürlich" oder "synthetisch" bewerte, ist vollkommen willkürlich. Es zählt nur der wahrgenommene Klang, seine Herkunft ist für den ästhetischen Gesamteindruck so unbedeutend, wie es für den ästhetischen Gesamteindruck unbedeutend ist, aus welchen Stoffen eine Farbe besteht, die in einem Bild verwendet wurde - ich sehe die Farbe, nicht ihren Herstellungsprozess. Versuchen wir mal einen Objektiven Standpunkt und fragen uns: Was wäre, wenn der Synthesizer vor der Geige erfunden worden wäre? Wäre die Geige dann für dich kein "echtes Instrument" mehr?

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14.06.2015
Nic0 Offline
Pegasus Masterrace


Beiträge: 3.998
Registriert seit: 25. Jun 2014

RE: Abneigung gegenüber elektronischer Tanzmusik
(14.06.2015)Beaumaris schrieb:  "Gefühle sind Kinder der Bedürfnisse", Marshall Rosenberg

Meine Aussage hält genauso, wie ich sie formuliert habe. Du darfst sie gerne nochmal durchlesen. [Bild: AJ-hat.gif]

Und meine war keine Verbesserung, sondern eine Ergänzung. Du darfst sie gerne nochmal durchlesen. [Bild: rd-twilight3.png]


(14.06.2015)Beaumaris schrieb:  Wieso sollte sie versuchen absichtlich Künstlich zu sein? Das ist eine haltlose Unterstellung. Nichts weiter.

Weil man sonst absolut nichts erreicht hat. Der Synthesizer wurde erfunden um andere Töne generieren zu können. Die ersten Synthesizer haben sich unglaublich extraterrestrisch und Sci-Fi haft angehört. Erst danach wurde versucht andere Instrumente nachzuahmen. Erst mit den digitalen Synths war man wirklich in der Lage sich den Hüllkurven anderer Instrumente anzunähern. Aber welche Band, die es sich leisten kann, nimmt schon einen Synth, der ein Piano nachahmt, wenn sie auch ein echtes Piano benutzten kann? Genau keine.
Synthesizer haben die Aufgabe Töne zu erzeugen, die nicht natürlich klingen. Aber das ist hier eigentlich auch gar nicht das Thema.


(14.06.2015)Beaumaris schrieb:  Wieso sollte mein Vergleich schlecht sein (Begründung) und dieser Vergleich halten? Und was hat er mit dem Zitat von Schönberg zu tun? Kontext?

So wie ein Stück Natur, dass schon immer sich selbst überlassen wurde; im Gegensatz zu einem rational-geplanten Garten mit festgelegten Bachläufen und Beeten, etc. Elektronische Musik kann genauso intuitiv, melodisch und natürlich sein wie jede andere Musik auch.


1. Synthesizer können von sich aus keinen Schall erzeugen.
2. Ein Synthesizer erzeugt immer den gleichen Ton (außer wenn er einen Zufallsgenerator integriert hat, welcher aber auch nur einem bestimmten Schema folge), ein nicht-elektronisches Instrument klingt jedes Mal anders. Darum ist der Synth wohl eher der getrimmte Rasen.
3. Wie schon gesagt, klingen solche generierten Töne absichtlich unnatürlich. Es ist also eher ein Eingriff in die Natur.

Dein letzter Satz ist übrigens auch nur eine wage Behauptung.


(14.06.2015)Beaumaris schrieb:  Nope. Das ist Definitonssache. Ich sehe Free Jazz, Field Recording, Noise oder Musique concrète genauso als Musik an wie jede andere. Eine Klangstruktur muss sich auf keine bereits existenten Vorgaben berufen. Nur weil du eher traditionelle Hörgewohnheiten hast, heißt das keinesfalls, dass alles, was diesen widerspricht, für keinen Ästhetisch sein darf oder kann.

Selbst dort hat man einen genormten Kammerton und vorgegebene Noten. Es geht nicht nur um deren Abfolge.


(14.06.2015)Beaumaris schrieb:  Nur weil eine Aussage meine Meinung ist, wird sie leider nicht allgemeingültig. RD wink Naja, ich würde eine Sinfonie jederzeit einer Oper vorziehen.

Dann solltest du dich auch entsprechend ausdrücken. Die schriebst zu erst eine allgemein gültige Aussage, auf die der alleinige Bezug zu dir hätte folgen müssen. Aber es kam "auch bei mir". Also trifft es auf alle zu und auf dich.

Daher hat Instrumental-Musik schon mal einen ästhetischen Vorrang ist einfach falsch! Außer du kannst sinnvoll begründen, warum vokale Musik unter instrumentaler Musik steht.


(14.06.2015)Beaumaris schrieb:  Der Komponist muss übrigens nicht selbst alle Instrumente spielen können, für die er Musik komponiert. Zudem hängt die Ästhetik nicht vom Orchester ab, sondern von der vorgetragenen Komposition.

1. Ohne Musiker keine Musik.
2. Ohne Orchester keine Komposition.


(14.06.2015)Beaumaris schrieb:  Musik die als besonders Ästhetisch gilt, sollte m.M.n. unabhängig von einem Film existieren können und auch für den dasselbe leisten, der den Film nicht gesehen hat und dem die Szene dazu gänzlich unbekannt ist.

Wie so muss man das trennen können?
Der Mensch hat schon immer nach Mediatisierung gestrebt. Das ist ein Metaprozess, der so alt ist wie die Gesellschaft selbst. Die Konvergenz verschiedener Medien ist ein Teil davon und von jedem Menschen gewünscht.
Man strebt nach immer mehr Einflüssen, denn erst wenn man medial auf allen Ebenen die menschliche Wahrnehmung anspricht, kann man die Natur künstlich abbilden, denn genau das tut sie auch. Ansonsten müssen diese Lücken durch eigene Vorstellungskraft gefüllt werden. Man lügt sich also, hart ausgedrückt, selbst etwas vor.
Ein passendes Bild der Musik wird immer intensivere Reaktionen auslösen als wenn diese Wahrnehmung gänzlich ausgelassen wird, denn unser Gehirn strebt danach die Sinne aus allen Reizen zu verbinden. Das ist biologisch und sozialwissenschaftlich einfach Gesetz.


(14.06.2015)Beaumaris schrieb:  Die technische Komponente ist hier völlig irrelevant. Ich höre einen Klang, ob ich ihn als "natürlich" oder "synthetisch" bewerte, ist vollkommen willkürlich. Es zählt nur der wahrgenommene Klang, seine Herkunft ist für den ästhetischen Gesamteindruck so unbedeutend, wie es für den ästhetischen Gesamteindruck unbedeutend ist, aus welchen Stoffen eine Farbe besteht, die in einem Bild verwendet wurde - ich sehe die Farbe, nicht ihren Herstellungsprozess. Versuchen wir mal einen Objektiven Standpunkt und fragen uns: Was wäre, wenn der Synthesizer vor der Geige erfunden worden wäre? Wäre die Geige dann für dich kein "echtes Instrument" mehr?

Jetzt wirst du aber persönlich!

Die Bewertung ist eben nicht willkürlich. Denn um Musik zu bewerten, greift das Gehirn auf bekannte Signale oder Geräusche, die sich über den Zeitraum der Evolution des Menschen in unsere Instinkte eingebrannt haben, zurück. Genau wie bestimmte Formen, Farben oder Gerüche bei uns bestimmte Reaktionen auslösen.
Da der wahrgenommene Ton nicht mit bekannten Geräuschen übereinstimmt oder diesen ähnelt, empfinden wir sie als unnatürlich.
Es geht nicht darum, dass wir den Klang eines Pianos oder eines Chellos schon aus der Natur kennen. Aber wir wissen, wie sich schwingende Bänder harmonisch verhalten (Oberwellen). Da selbst Dashy's angesproche PMS' eine Redundanzreduktion durchführen, die lange nicht ausreicht um unser Hörvermögen zu täuschen. Und selbst wenn dieser Punkt erreicht ist, werden noch über einen langen, langen Zeitraum nicht alle Komponisten diese verwenden können, denn sie sind schlechtweg zu aufwendig.

Zur letzten Frage: Der Zeitpunkt der Entdeckung/Erfindung ist irrelevant. Wenn ich jetzt mit meinem Tacker rythmische Töne erzeuge, ist er ein natürliches Instrument (wenn auch bestimmt kein schönes). Wenn ich am PC mir eine neue Waveform generiere und diese wiedergebe, ist sie nicht natürlich.

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14.06.2015
Pulse Wave Offline
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Beiträge: 3.914
Registriert seit: 13. Jul 2011

RE: Abneigung gegenüber elektronischer Tanzmusik
(14.06.2015)zer0x schrieb:  
(13.06.2015)DE_Dashy schrieb:  Auch damals gab es grottenschlechte Musik, die wurde nur vollkommen zurecht im Laufe der Zeit vergessen. Genauso, wie es mit der Musik dieser Generation auch wieder passieren wird.

ff.

Ich mag aber den damaligen Musikstil, als es noch keine Elektronischen Klangerzeuger gab oder diese nur sporadisch verwendet wurden, besser als die heutigen erfolgreichen Genres.
Tja, 1980 fiel aber der Startschuß fürs Durchelektronisieren der Musik.

In den 70ern gab's ja schon viel. Die Urgesteine der elektronischen Musik sowieso (Kraftwerk, Jarre, die ersten Soundtracks von Vangelis usw.). Dann die britischen Synthpopper, die auf der Suche nach einer neuen musikalischen Identität für England ohne amerikanische Vorlage bei Kraftwerk hängenblieben. Giorgio Moroder, der 1977 mal eben die EDM aus dem Boden stampfte. Gary Numan, den ersten Popstar des Synthpop.

Vor allem kamen Ende der 70er zum einen die ersten großen Polysynths mit Presets (Yamaha CS80) oder gar überschreibbarem Speicher (Sequential Circuits Prophet-5, Oberheim OB-X) raus, und gleichzeitig überflutete besonders Korg den Markt mit Billigsynths für den Synthpop-Nachwuchs (MS-20, MS-10, Mini-Korg, Micro-Preset usw.).

1980 kam die Linn LM-1. Die erste samplebasierte Drummachine. Zum ersten Mal klangen elektronische Drums nicht mehr scheiße (auch wenn z. B. Blondie, Phil Collins und Sly Stone das anders sahen, diverse Elektroniker erst recht). Jetzt erst recht war es möglich, auch Popmusik vollelektronisch zu machen ohne rumpeligen Analogklopfgeist.

Die Riesenpolysynths wurden mehr (Roland Jupiter-8, Oberheim OB-Xa, Elka Synthex), aber 1981 kam mit dem Korg Polysix der erste bezahlbare Polysynth, nachdem die breite Masse mit Multikeyboards oder Overdubbing rumhantieren mußte. 1982 folgten Roland Juno-6 und Juno-60.

Was da im Gegensatz zu ca. Mitte der 70er aus kreativer Sicht problematisch war: Die meisten schraubten nur noch selten Sounds, sondern spielten einfach die Presets.

1983 kam MIDI. Und der Yamaha DX7. Der war technologisch eine ganz neue Kiste, der war volldigital (kannte man bis dahin nur von Fairlight, Synclavier und ein paar Exoten – selbst PPG hatte noch Analogfilter), der war selbst den dicksten analogen Polysynths zahlenmäßig haushoch überlegen, und der kostete trotzdem nur $2000. Einige sagen, der DX7 hat den Analogsynth gekillt. Stimmte nicht ganz, aber die Tendenz war da, und er hat das E-Piano gekillt (mit Ausnahme des E-Flügel, wo Yamaha gerade CP70 & Co. auf den Markt geschoben hatte). Auf dem DX7 haben gefühlt nur noch die geschraubt, die ihre Sounds dann verkauft haben; alle anderen haben aus der Dose gespielt.

Durch MIDI (und die aufkommenden passenden Sequencer), den DX7 und die Digitalisierung von Analogsynths dürfte der Synthpop endgültig erwachsen geworden sein. Die Jugendjahre waren vorbei; jetzt kamen erst Modern Talking, dann die zum Pop konvertierten Genesis und Stock-Aitken-Waterman. Okay, es gab auch noch die ganze New-Romantic-Schiene, Depeche Mode, a-ha, die Pet Shop Boys, aber die betonten streckenweise mehr das "Pop" als das "Synth". Aber selbst Queen verwendeten nun Synthesizer und ZZ Top eine Drummachine. Sogar der R&B war nun durchelektronisiert.

So um 1988 kamen
  • die ersten Ressentiments gegen den Synthesizer und daraus resultierend Britpop
  • mit der Korg M1 die erste Workstation; die sollte nicht nur bei zahllosen Livemuckern und Homeproducern landen, sondern sich allmählich im House ausbreiten
  • Acid House und früher Techno; die EDM marschierte gegen die Entwicklungen der großen japanischen Hersteller an, einzig die House-Richtungen profitierten vom Sampler-Wettrüsten
  • die ersten Depeche-Mode-Songs, wegen derer alle glauben, Synthpop sei Goth-Musik
  • und Drumsampler, mit denen der Hip-Hop umgekrempelt wurde

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(Originalzeichnung von Durpy)
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16.06.2015
DE_Dashy Abwesend
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Registriert seit: 14. Aug 2011

RE: Abneigung gegenüber elektronischer Tanzmusik
(14.06.2015)zer0x schrieb:  Ich mag aber den damaligen Musikstil, als es noch keine Elektronischen Klangerzeuger gab oder diese nur sporadisch verwendet wurden, besser als die heutigen erfolgreichen Genres.
Außerdem machen es Computer einem heute sehr leicht überhaupt Musik produzieren zu können. Dadurch entsteht automatisch mehr Crap.
Du magst den Ausschnitt der damaligen Musikstile, den du kennst, lieber. Mit elektromechanischen oder akustischen Instrumenten wurde auch schon genug schlechte Musik gemacht und auf Vinyl gepresst. Wenn du auf eBay oder Flohmärkten random ein paar Platten aus der Zeit zusammensuchst, die nicht von erfolgreichen/bekannten Musikern sind, bin ich mir ziemlich sicher, dass da auch genug Schund dabei ist, wegen dem du die damalige Musik sicherlich nicht mögen würdest.
Eigentlich müssen es nicht einmal unbekannte Künstler sein. Selbst verhältnismäßig erfolgreiche Musik aus der Ära bevor Synths die Musikszene dominierten (sagen wir mal vor ~1980) kann schon ausreichen. Gerade Schlager und Volksmusik aus der Zeit schafft es, auch ohne elektronische Klangerzeuger lyrisch wie musikalisch belanglose Werke zu fabrizieren. Katja Ebstein und Heino seien da mal als Paradebeispiel dafür genannt, dass das Fehlen von Synthesizern und ein Releasedatum aus dieser Zeit keineswegs dazu führt, dass ein Lied besser wird. Und das war bei weitem nicht nur auf die deutsche Populärmusik der Zeit beschränkt, in anderen Ländern spielte sich Ähnliches ab.
Es wurde viel Musik produziert, folglich war auch viel schlechte Musik dabei, die aber - wie in meinem letzten Post schon beschrieben - vollkommen zurecht in der Versenkung verschwunden ist.

(14.06.2015)zer0x schrieb:  Tut es nicht. Warum sollte man sich auch selbst widersprechen?
Schönberg wäre weder die erste, noch die letzte Person, bei der zwischen eigenen Äußerungen und eigenen Taten eine Diskrepanz besteht. So etwas kommt oft genug vor.

(14.06.2015)zer0x schrieb:  Die Natur lässt sich über Mathematik beschreiben, dazu ist diese schließlich da.
Fortgeschrittene Mathematik sicherlich. Aber im Falle von Krebs, Umkehrung und Krebsumkehrung sowie Transposition in der Zwölftonmusik reden wir hier von einfacher Algebra auf einem Blatt Papier und nicht von einer Annäherung oder gar Beschreibung der Komplexität der Natur.

(14.06.2015)zer0x schrieb:  "kaum" ist aber kein Äquivalent zu "genau so". PMS (haha) benutzt Näherungsrechnungen, damit ist eine exakte Abbildung nicht möglich. Das Problem ist, dass man so unglaublich viele Variablen drin hat, dass es quasi unmöglich ist so etwas zu kopieren. Theoretisch ist es schon möglich eine perfekte Simulation dieser Welt zu erschaffen, aber ich glaube nicht, dass das noch zu unseren Lebzeiten passiert.
Wir reden hier von Nuancen. In der Theorie mag eine exakte Simulation eines akustischen Instruments unmöglich sein, in der Praxis werden aber bereits alle erdenklichen Einflüsse auf dessen Klang nachgebildet. Klanglich nimmt sich das nicht viel. Wenn du willst, dann ziehe ich das "kaum" zurück. Im Blindtest werden nur wenige Menschen in der Lage zu sein, das Imitat vom Original zu unterscheiden. Mit zunehmendem technischen Fortschritt wird diese Minderheit immer kleiner werden.
Der digitale Einfluss ist weniger spürbar, als man meinen mag. Prinzipiell lässt sich ein Kreis auch nicht mit kleinen Vierecken darstellen. In der Praxis wird aber jeder, der schon mal einen Bildschirm gesehen hat, bei einem .png oder .jpeg von einem Kreis nicht zuerst eine Masse aus tausenden Pixeln wahrnehmen, sondern einen Kreis.

(14.06.2015)zer0x schrieb:  Zu den anderen Sachen äußere ich mich nicht, da du meinen Post entweder nur sporadisch gelesen hast oder absichtlich Sätze aus dem Zusammenhang reißt. Ich wiederhole mich ungern, darum ist mir das zu doof.
Ich habe jeden der zitierten Beiträge durchgelesen und Zitate nur aus Gründen der Lesbarkeit, nicht aber der thematischen Verfremdung gekürzt. Aber wenn es dir angenehmer ist, das einfach auf diese Art und Weise abzutun, bitte.[Bild: aj-shrug.png]

(14.06.2015)zer0x schrieb:  Weil man sonst absolut nichts erreicht hat. Der Synthesizer wurde erfunden um andere Töne generieren zu können. Die ersten Synthesizer haben sich unglaublich extraterrestrisch und Sci-Fi haft angehört. Erst danach wurde versucht andere Instrumente nachzuahmen.
Das ist schlicht und ergreifend nicht wahr. Auf das Theremin und dessen Verwendung in 50er Jahre B-Movies mag das vielleicht zutreffen, aber davon abgesehen war es stets der Anspruch von Synthesizern, akustische Instrumente nachzubilden.

Bereits die elektromechanischen Vorläufer der Synthesizer waren in erster Linie dazu gedacht, mit möglichst wenig Kosten und Platzbedarf ein Instrument zu schaffen, dass einem Pianisten/Organisten die Möglichkeit gibt, akustische Instrumente zu imitieren, ohne tatsächlich auf entsprechende Musiker angewiesen zu sein. Die ab 1935 verkaufte Hammond-Orgel, die auf dem Prinzip der additiven Synthese basiert und zu einem der frühesten massengefertigten Synthesizer zählt, war für Kirchengemeinden gedacht, die sich eine traditionelle Orgel nicht leisten konnten. Schon damals wurden die Produkte damit beworben, dass sie "the entire range of tone coloring of a pipe organ" erzeugen können.

Die späteren, bis in die 80er größtenteils ebenfalls auf dem Prinzip der additiven Synthese beruhenden Heim- und Alleinunterhalter-Orgeln waren genauso darauf ausgelegt, einem einzigen Keyboarder Imitationen von Orgeln, Blechbläsern, Streichern, Klavieren und ähnlichen Instrumenten zu liefern. Dazu muss man sich nur einmal die damalige Produktpalette von Farfisa, Wurlitzer, RMI und Konsorten ansehen, die mehr oder weniger alle mit Transistoren und additiver Synthese gearbeitet haben, genauso wie so ziemlich alle String Machines, die - wie der Name schon andeutet - einzig und allein dafür da waren, Streicher und gelegentlich auch andere Instrumente zu imitieren.

Synthesizer wurden - sobald sie Presets hatten - immer daran gemessen, wie gut sie nun eine Trompete, Streicher oder ein Klavier imitieren können. Bei modularen Synths gab es noch keine Presets in dem Sinne, weswegen der Vergleich mit anderen Synths, wer denn nun am realistischsten klingt, schwerfällt. Dennoch wurden sie auch damals schon dazu genutzt, reale Instrumente zu imitieren; Wendy Carlos' Switched-On Bach (1968) ist ein Paradebeispiel für so ein Vorhaben und darüber hinaus der Startschuss für ausgiebigen Synthesizer-Gebrauch in populärer Musik. Oder hier ein aus heutiger Sicht kurios anmutender Clip über "music with a strictly electronic beat"...aus dem Jahr 1950. Synthesizer und Sequencer wurden dazu genutzt, "Camptown Races" mit einem elektronischen, aber deutlich an akustische Instrumente angelehnten Arrangement zu spielen. Mit Sci-Fi hat das nichts zu tun.

Sci-Fi-Soundeffekte mögen für Filmkomponisten und elektronische Avantgarde interessant gewesen sein, aber für Band-Keyboarder war das mehr eine Spielerei, wegen der man sich nicht einen entsetzlich teuren Synthesizer anschaffen würde. Realismus war das angestrebte Ziel. Flexibilität ein weiteres.
Deswegen hat ein RMI 368X (1970) Schalter zum Wechseln und Kombinieren von Klavier-, Cembalo-, Orgel- und Lauten-Sounds, deswegen hat ein Roland SH-2000 (1973) Schalter zum Umschalten zwischen den 30 gängigsten Instrumentensounds, deswegen hat ein Solina String Ensemble (1974) Schalter für Streicher- und Bläser-Klangfarben, deswegen hat ein Yamaha CS-80 (1976) Presets, die "Strings", "Flute", "Electric Piano" und ähnlich heißen, ebenso der Sequential Circuits Prophet-5 (1978) und Rolands Jupiter-8 (1981). Die Bezeichnungen der Klangfarben waren nicht zufällig gewählt, sondern hießen so, weil sie die entsprechenden Instrumente tatsächlich nachahmen wollten.
Yamahas DX7 (1983) ist dann vor allem deswegen populär geworden, weil er zu der Zeit die mit Abstand realistischsten Sounds alle auf Knopfdruck reproduzieren konnte, besonders Bläser und Glockiges. Er und alle folgenden digitalen Synths, die auf FM- oder Wavetable-Synthese basieren, haben die analogen Synthesizer jahrelang geradezu obsolet gemacht, weil sie einfach deutlich realistischer und weniger abstrakt klangen.
Neben den erwähnten, bekannteren Beispielen gab es natürlich noch unzählige Synths, die ich hier nicht alle auflisten werde. Auf Vintagesynth.com findet man genug andere, wenn man sich dafür interessiert.
Aber eines haben sie gemeinsam: das Streben nach realistischen Sounds. Aus heutiger Sicht mag es befremdlich wirken, aber damals galten die Nachbildung von Piano, Bläsern und Strings mit analoger Technik lange Zeit als Königsdiziplin, an der ein synthetisches Tasteninstrument gemessen wurde. Ob ein Synth abgefahrene Sounds produzieren konnte, war bestenfalls zweitrangig (und ohnehin mehr für experimentelle Musik relevant als für Pop, Rock, Top40 und Ähnliches); Realismus war das Hauptmerkmal, mit dem Synths beworben wurden. Und ein Prophet-5 Brass-Sound oder ein Solina-Streicher-Sound haben sich einfach bewährt, weil sie polyphon spielbar und realistischer als alles bisher mit einem Keyboard Realisierbare gewesen waren.
Als dann digitale Sampler aufkamen*, kam langsam die Arbeitsaufteilung in Geräte, die künstliche, halbwegs realistische Klänge erzeugen konnten (wie beispielsweise das Fairlight CMI und der E-mu Emulator) und absichtlich unnatürliche Sounds, wie sie nur Synthesizer erzeugen können; Arpeggiatoren und Sequencer, die in den 80ern populär wurden und teils bereits in die Instrumente eingebaut waren, hatten daran auch ihren Anteil.
Bis dahin war es aber die Hauptaufgabe von Synthesizern, Ersatz für akustische Instrumente zu liefern. Wer sich keinen Sampler leisten konnte, musste seine Synths dafür auch weiterhin verwenden, bis selbst Synthesizer gegen Ende der 80er mit Samples als Oszillatoren arbeiteten.
(*Gut, den analogen Sampler Mellotron gab es schon lange zuvor, der war aber schwer zu bewegen, fehleranfällig und bestenfalls zweifach multitimbral. Einfach mal die Bänder zwischendurch wechseln fällt daher weg und minimiert den Nutzen für den Live-Einsatz, das ging bei digitalen Samplern später deutlich einfacher und schneller. Andere analoge Sampler hatten ähnliche Probleme oder waren wie das Orchestron einfach zu obskur, als dass sie weitläufige Verwendung fanden.)

Die Entwicklung von analogen Drum Machines, die ebenso Synthesizer sind und für EDM eine zentrale Rolle spielen, lief in der Hinsicht sehr ähnlich ab, nur dass man dabei kein Streichorchester oder eine Brass Band imitieren wollte, sondern einen Drummer. Als Geräte für Alleinunterhalter und zum Proben konzipiert, wurden sie zunehmend ausgereifter, verloren dann aber Anfang der 80er langsam ihre Bedeutung, weil man mit digitaler Technik, in dem Fall Samples, noch realistischere Ergebnisse erzielen konnte. Rolands TR-808 beispielsweise wurde von der Fachpresse zerrissen, weil eine Linn LM-1 um Welten mehr nach einem richtigen Schlagzeug klang.

Da sie (ebenso wie analoge Synthesizer mit Tasten) durch den folgenden Preisverfall und die ohnehin simplere Technik recht günstig zu haben waren, waren sie für Underground- und Hobby-Musiker wieder erschwinglich, die sie dann ausgiebig für House, Electro, Hip-Hop, Techno und Ähnliches verwendeten. Mit der Zeit wurden diese Musikrichtungen populär und dann war eine künstliche und gänzlich unrealistische Klangästhetik auf einmal weitläufig nachgefragt, nachdem das Streben nach Realismus die Entwicklung von Synths über Jahrzehnte geprägt hat.

(14.06.2015)zer0x schrieb:  Erst mit den digitalen Synths war man wirklich in der Lage sich den Hüllkurven anderer Instrumente anzunähern.
Angenähert hat man sich, wie oben schon erläutert, bereits lange vor digitalen Synthesizern. Aus heutiger Sicht mögen digitale Synths vielleicht für manche als erste Geräte gerade so realistisch klingen, dass man ihnen zuordnen kann, was sie darstellen sollen. Aber aus damaliger Sicht war bereits alles davor realistisch und wollte auch so sein.

(14.06.2015)zer0x schrieb:  Aber welche Band, die es sich leisten kann, nimmt schon einen Synth, der ein Piano nachahmt, wenn sie auch ein echtes Piano benutzten kann? Genau keine.
Genau keine...außer den hunderten bis tausenden Bands, die in den 70ern und 80ern auf der Bühne standen und einen Keyboarder hatten. Selbst die größeren Künstler, die sich Konzertflügel und Techniker leisten könnten, hatten Synths auf der Bühne. Einfach, weil man damit flexibler ist. Ein Konzertflügel klingt wie ein Konzertflügel. Ein Synthesizer hingegen kann so ziemlich alles imitieren und ist für einen Pianisten/Organisten ohne Probleme spielbar, so dass man sich nicht um extra Musiker kümmern muss. Piano-Sounds, Streicher-Flächen, Synth-Chöre, Bläser-Fanfaren...das alles noch auf Knopfdruck. So kann man zusätzlich zur üblichen Band-Besetzung von Drums, Bass, Gitarre und Gesang noch so ziemlich alles andere einstreuen, um das Arrangement aufzufüllen. Und das sowohl live, als auch im Studio. Durchsetzungsfähig ohne weiteren Kompressor oder Equalizer sind diese Sounds zudem allemal, was es umso verführerischer macht, sie einzusetzen. Das war für damals beeindruckend genug, dass man es haben wollte und manch ein Keyboarder einen Synthpark auf der Bühne hatte, der sowohl teurer als auch wartungsintensiver als ein Klavier war.

(14.06.2015)zer0x schrieb:  Synthesizer haben die Aufgabe Töne zu erzeugen, die nicht natürlich klingen.
s.o.

(14.06.2015)zer0x schrieb:  2. Ein Synthesizer erzeugt immer den gleichen Ton (außer wenn er einen Zufallsgenerator integriert hat, welcher aber auch nur einem bestimmten Schema folge), ein nicht-elektronisches Instrument klingt jedes Mal anders.
Ich gehe mal davon aus, dass du dir nicht im Klaren darüber bist, wie ein Synthesizer funktioniert.[Bild: aj-shrug.png]

Synthesizer, gerade vor ~1983, sind dafür berüchtigt, dass sie nicht immer gleich klingen, weil ihre spannungsgesteuerten Oszillatoren von äußeren Einflüssen wie der Temperatur abhängig sind und ums Verrecken ihre Stimmung nicht halten können. Selbst die relativ stimmstabilen und nicht absichtlich alá Supersaw verstimmten Synths unter ihnen klingen nicht immer gleich, weil die Oszillatoren
  • a) freilaufend sind, also deren aktuelle Position im Durchlauf ihrer Wellenform nicht auf Knopfdruck resettet wird.
  • b) immer noch minimalen Schwankungen unterliegen.
Hat man nun auf einem Minimoog einen Sound mit zwei oder drei Sägezahn-Oszillatoren, so laufen diese Wellen in unterschiedlichen Phasenlagen, die aufgrund der minimalen Schwankungen der Frequenzen nie komplett synchron sein werden, wodurch ein schwebender, stets leicht unterschiedlicher Klang entsteht. Durch die freilaufenden Oszillatoren verändert sich zudem der Punkt der Wellenform, an dem der Ton erklingt, wenn man eine Taste drückt, was dazu führt, dass der Attack leicht härter oder weicher sein kann.
Dazu kommen ähnliche Schwankungen bei spannungsgesteuerten Filtern und spannungsgesteuerten Verstärkern sowie deren Hüllkurven, die nicht immer exakt gleich reagieren.
Unter anderem aus diesem Grund ist der Minimoog so erfolgreich geworden und wird - wie andere Analogsynths, die diese vermeintliche Imperfektion teilen - heute noch für den Preis eines Kleinwagens gehandelt.
Wenn ein professioneller Musiker zweimal den selben Ton in der selben Artikulation und Lautstärke auf einem Klavier oder einer Violine spielt, dann klingen beide Töne so ähnlich wie zwei nacheinander auf einem Minimoog oder ähnlichen Synth gespielte Noten. Für den Zuhörer entsteht kein großer Hörunterschied, obwohl jeweils minimale Variationen dabei sind. Egal, ob das nun das Schwingverhalten der Saiten oder die Position der Wellenform der Oszillatoren betrifft.

Bei digitalen Synthesizern und analogen, aber digital gesteuerten Oszillatoren waren diese Eigenheiten einige Zeit lang nicht gegeben und zwei Töne konnten tatsächlich identisch sein. Mit dem Aufkommen von virtuell-analogen und der Renaissance analoger Synths seit Ende der 90er sind das Aufheben der digitalen Phasenstarrheit und Simulieren von freilaufenden Oszillatoren samt Stimmungsschwankungen allerdings inzwischen wieder weit verbreitete Features in Hard- und Software-Synths, so dass auch diese auf Wunsch nie komplett identisch klingen. In der Hinsicht werden analoge Synthesizer sogar mit Physical Modelling nachgeahmt, Rolands AIRA-Serie (2014) wäre ein aktuelles und recht gefeiertes Beispiel für eine darauf basierende Hardware-Reihe.

(14.06.2015)zer0x schrieb:  3. Wie schon gesagt, klingen solche generierten Töne absichtlich unnatürlich. Es ist also eher ein Eingriff in die Natur.
Wie schon gesagt, s.o.

Ein Streich- oder Blasinstrument klingt allerdings so gesehen nicht weniger künstlich, da es meines Wissens nach kein natürliches Äquivalent zu diesen Instrumenten gibt und das kontrollierte Schwingen der Saiten oder der Luftströme in der Hinsicht genauso ein Eingriff in die Natur wäre.
Das einzige in der Hinsicht wirklich natürliche und weit verbreitete Instrument wäre wohl die Stimme, da für deren Verwendung keine Hilfsmittel notwendig sind und andere Tiere wie beispielsweise Vögel damit ebenfalls Musik machen.  AJ hmm

(14.06.2015)zer0x schrieb:  Selbst dort hat man einen genormten Kammerton und vorgegebene Noten. Es geht nicht nur um deren Abfolge.
Bezogen auf Beaumaris' "Free Jazz, Field Recording, Noise oder Musique concrète"? Dort hält man sich sicherlich nicht daran, dass ein A bei 440 Hz liegt.

Ein Blechblasinstrument oder bundloses Saiteninstrument wie ein Kontrabass ermöglicht es im Falle von Free Jazz, auf den Kammerton komplett zu verzichten und wild durcheinander zu spielen. Selbst auf einer an sich herkömmlich gestimmten Gitarre kann man mit Bending- und Slide-Techniken Noten spielen, die außerhalb traditioneller Tonleitern und Intervalle liegen. Von der ohnehin wenig tonal wahrgneommenen Stimmung eines Schlagzeugs ganz zu schweigen. Synthesizer erlauben es ebenfalls, sich von einem Kammerton zu entfernen; oben erwähnter Minimoog schafft es nicht einmal, über den Verlauf der Tastatur eine komplett schlüssige Stimmung zu bewahren, von absichtlichen Verstimmungen ganz zu schweigen.

Field Recording basiert darauf, Geräusche aus dem Alltag einzufangen, die sich in den wenigsten Fällen an einen Kammerton oder darauf basierende Noten halten. Musique Concrete ist in der Hinsicht ähnlich und entfernt sich mit seinen charakteristischen, nicht-diskreten Manipulationen der Abspielgeschwindigkeit von Tonbändern ebenfalls schnell von dem Ideal eines Kammertons oder einer Tonleiter.

Bei Noise ist sowieso alles erlaubt. Gestimmt, alternativ gestimmt, verstimmt, nicht selten so stark verzerrt, dass man ohnehin nicht mehr weiß, was für eine Note oder was für ein Akkord es eigentlich war. Feedback, Rauschen und Störgeräusche sind auch nicht gerade tonal im traditionellen Sinne.

Hinsichtlich dem Bezug auf einen Kammerton und davon ausgehende Noten würde ich nicht sagen, dass auch nur eines dieser Genres darauf all zu großen Wert legt, weder zwangsläufig, noch tendenziell.[Bild: aj-shrug.png]

(14.06.2015)zer0x schrieb:  2. Ohne Orchester keine Komposition.
Selbst klassische Komponisten haben ohne Orchester komponiert und ihre Ideen eher mit Tinte und Papier sowie unter Zuhilfenahme von Tasteninstrumenten wie Cembalo und Clavichord als Stütze aufgeschrieben.
Heute ist es auch bei orchestralen Stücken, beispielsweise für Hollywood-Soundtracks nicht viel anders, nur dass man sich dabei ein Klavier oder eine Workstation zur Unterstützung nimmt.
Von der Komposition ausgehend lassen sich auch andere Arrangements umsetzen, die dennoch eine ähnliche Grundstimmung und Ästhetik aufweisen.
Der grundlegende Charakter eines Stücks definiert sich meiner Auffassung nach nicht danach, auf welchem Instrument es gespielt wird, sondern mehr über Tempo, zugrunde liegende Harmonien und Tonleitern (oder ein Fehlen davon) so wie Dynamik. Ein Stück existiert auch unabhängig davon, ob und von welchen Musikern es gespielt wird. Zumal selbst eine getreue Interpretation nicht unbedingt der eigentlichen Vorstellung des Komponisten entsprechen muss.

(14.06.2015)zer0x schrieb:  Die Bewertung ist eben nicht willkürlich. Denn um Musik zu bewerten, greift das Gehirn auf bekannte Signale oder Geräusche, die sich über den Zeitraum der Evolution des Menschen in unsere Instinkte eingebrannt haben, zurück. Genau wie bestimmte Formen, Farben oder Gerüche bei uns bestimmte Reaktionen auslösen.
Da der wahrgenommene Ton nicht mit bekannten Geräuschen übereinstimmt oder diesen ähnelt, empfinden wir sie als unnatürlich.
Es geht nicht darum, dass wir den Klang eines Pianos oder eines Chellos schon aus der Natur kennen. Aber wir wissen, wie sich schwingende Bänder harmonisch verhalten (Oberwellen). Da selbst Dashy's angesproche PMS' eine Redundanzreduktion durchführen, die lange nicht ausreicht um unser Hörvermögen zu täuschen. Und selbst wenn dieser Punkt erreicht ist, werden noch über einen langen, langen Zeitraum nicht alle Komponisten diese verwenden können, denn sie sind schlechtweg zu aufwendig.
Wie weiter oben schon erwähnt, behaupte ich das Gegenteil.
Physical Modelling ist inzwischen ausgereift genug, um selbst Musiker täuschen zu können. Ein Waldorf Zarenbourg (2012) kann E-Pianos damit modellieren, ein Physis Piano (2013) schafft das selbe für akustische Klaviere. Beide sind fortgeschritten genug, dass die meisten Menschen nicht nur zuordnen können, was für ein Instrument es sein soll, sondern im A/B-Blindtest vermutlich nicht einmal zuverlässig Original von Imitat unterscheiden können. Ob da nun Saiten/Tines/Reeds angeschlagen werden oder nur simuliert werden, sind technische Details, die nur diejenigen interessieren, die im Vorfeld schon wissen, was was ist. Für einen reinen Zuhörer hingegen ist das irrelevant, er hört einfach nur einen Klang und nicht die Technik, die dahinter steckt.

Für den Komponisten sind beide Geräte nicht annähernd so aufwendig, wie du andeutest. Beide Geräte haben bereits genug gut klingende Presets, so dass man die Instrumente in Plug&Play-Manier nutzen kann. Es ist keine Programmierung notwendig, auch wenn sich dadurch natürlich - wenn gewünscht - noch weitere Einstellmöglichkeiten ergeben. So ein Instrument zu spielen oder dafür zu komponieren ist daher nicht schwieriger oder leichter als selbiges für ein Klavier zu tun.

(14.06.2015)zer0x schrieb:  Zur letzten Frage: Der Zeitpunkt der Entdeckung/Erfindung ist irrelevant. Wenn ich jetzt mit meinem Tacker rythmische Töne erzeuge, ist er ein natürliches Instrument (wenn auch bestimmt kein schönes). Wenn ich am PC mir eine neue Waveform generiere und diese wiedergebe, ist sie nicht natürlich.
Wie weiter oben schon erwähnt, lehne ich die Natürlichkeit von Instrumenten, die synthetisch hergestellt werden, ab. Das Geräusch von Metall auf Metall (oder gar Plastik) mit dem eventuellen Quietschen eines Scharniers, wie es ein Tacker erzeugt, entfernt sich meiner Auffassung nach zu sehr vom Klangbild der Natur, das für einen solchen Klang kein Äquivalent hat.
Wenn ein industrieller oder ausgiebiger handwerklicher Prozess nötig ist, um einen Gegenstand herzustellen, entfernt man sich meiner Ansicht nach in der Regel eher von der Natur, als eine Natürlichkeit zu erzeugen/beizubehalten.

Auf jemanden, der noch nie einen Tacker gehört hat (und durch die relativ junge Erfindung von Tackern sicherlich auch noch nicht evolutionär darauf eingestimmt wurde), wird intuitiv auch ein Tacker ungewohnt klingen. Genauso, wie für jemanden, der noch nie eine Violine gehört hat, eine Violine ungewohnt klingen wird. Was dann in deinem Modell zu folgender Reaktion führt:

(14.06.2015)zer0x schrieb:  Da der wahrgenommene Ton nicht mit bekannten Geräuschen übereinstimmt oder diesen ähnelt, empfinden wir sie als unnatürlich.

Andersrum wird jemand, der seit seiner Geburt ausgiebig Synthesizermusik gehört hat, dessen Klang mit einem bekannten Geräusch asoziieren und diesen als natürlich empfinden.

Die Unterscheidung in "unnatürlich" und "natürlich" ist, wenn sie auf der Unterteilung in "bekannte" und "nicht bekannte" Klänge basiert, rein subjektiv und von eigenen Erfahrungen in der eigenen Umwelt geprägt; von einem "wir", das gleichermaßen empfindet, kann keine Rede sein. [Bild: aj-shrug.png]

(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 16.06.2015 von DE_Dashy.)
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17.06.2015
JayB Offline
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RE: Abneigung gegenüber elektronischer Tanzmusik
Wow... Das artet ja ganz schön aus.

(13.06.2015)Meganium schrieb:  Alternativ ist auch das Musikprogramm Capella von Windoof von Nutzen. Capella benutzt die iirc 127 MIDI-Instrumente, die sich praktisch schon elektronisch anhören.

Vergleichst du grad eine vollwertige Musikproduktionsumgebung wie FL Studio mit einem Notensatzprogramm, das zur klanglichen Unterstützung einen MIDI-Treiber nutzt, dessen Klang wiederum davon abhängt, was am anderen Ende dran ist? Das ist ein bisschen wie der Versuch, ein Modellauto als Alternative zu einem richtigen Auto für das Zurücklegen langer Strecken vorzuschlagen.

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17.06.2015
OnkelMo Offline
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RE: Abneigung gegenüber elektronischer Tanzmusik
Geht das nicht etwas zu weit übers Topic hinaus? Die inhärente Aufgabe eines Synthies, Fehlstimmungen durch Temperaturschwankungen... das hat nichts mehr mit dem Thema zu tun.

Stolzer Gewinner des "Conqueror of Equestria" Wettbewerbs

[Bild: tzabtz6k.png]




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17.06.2015
Meganium Offline
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RE: Abneigung gegenüber elektronischer Tanzmusik
(17.06.2015)JayB schrieb:  Vergleichst du grad eine vollwertige Musikproduktionsumgebung wie FL Studio mit einem Notensatzprogramm, das zur klanglichen Unterstützung einen MIDI-Treiber nutzt, dessen Klang wiederum davon abhängt, was am anderen Ende dran ist? Das ist ein bisschen wie der Versuch, ein Modellauto als Alternative zu einem richtigen Auto für das Zurücklegen langer Strecken vorzuschlagen.
Auch mit dem Bobbycar kommt man theoretisch bis nach Rom. Es dauert halt sehr lange.^^

Aber ich bin mir sicher: So, wie es Leute gibt, die nur über Paint, aufgrund der Herausforderung, versuchen ein hochwertiges Bild zu machen (Pixel Art), so wird es Leute geben, die nur über Capella, versuchen hochwertige Musik zu machen.

...
[Bild: bug.gif]
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20.06.2015
J-C Abwesend
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RE: Abneigung gegenüber elektronischer Tanzmusik
Ich bin der Meinung, dass dieses Techno und Du step ein gutes Klangspiel sein können, aber keine gute Musik.

Für mich ist Musik etwas mit Harmonie, etwas mlt einer ausgeprägten melodie, wo man nicht ständig das selbe hört.

Und das trifft auf klassische Musik zu.

Mich wird zwar niemand dafür mögen, aber ich LIEBE klassische Musik. Für mich ist es einfach das einzig wahre. Das meiste danach ist keine Musik mehr, sondern nur moch Klangspiel, außer noch die Popkultur.

Wobei ich finde, dass der Pop meist soo... ziemlich schlechte Musik ist, zumindest derheutige. Früher hatte es noch Geschmack...
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22.06.2015
Pulse Wave Offline
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Registriert seit: 13. Jul 2011

RE: Abneigung gegenüber elektronischer Tanzmusik
Meines Erachtens fiel das Fohlen in den Brunnen, als Phuture 1987 den Grundstein für den Techno legten. Erstmals bestand Musik nur noch aus sich ständig wiederholenden und sich allenfalls klanglich verändernden kurzen Loops, denn die verwendeten Maschinen (vor allem Roland TB-303, die alles machte, was keine Drums waren) konnten keine längeren Sequenzen.

Was damals noch technische Beschränkung war, wurde letztlich zum System, wurde stildefinierend: Du brauchst nur eine Handvoll vier-, zwei- oder gar nur eintaktige Loops und kannst damit einen zehnminütigen Clubtrack bauen. Komposition über vier Takte hinaus und das gute alte Songwriting waren 1987 noch unumsetzbar, heute sind sie tabu. Ableton Live wurde genau um dieses Prinzip herumgebaut – du kannst mit Live keine durchkomponierten Musikstücke abfahren, oder zumindest ist das ein immenser Aufwand, denn Live ist auf das Abfahren kurzer Loops ausgelegt.

Entsprechend zieht loopbasierte EDM natürlich Newbies ohne jegliche Ahnung von Musik an wie nur was. Maximal 20 Sekunden an Material im Piano-Roll-Editor zusammenklicken, loopen, muten und unmuten, vielleicht ein bißchen am Filter drehen, fertig. Ein derart einfacher Einstieg praktisch ohne Grundvoraussetzungen und der relativ geringe Aufwand (den die Newbies noch weiter unterschätzen – wie ich immer wieder sage, innerhalb eines Nachmittags von null auf nächster Tombstone) erklärt auch, warum es gerade hier derartig viel Ausschuß gibt.

Das gibt's aber schon lange: Ende der 90er war es zum einen Magix Music Maker, wo man aus vorgefertigten Schnipseln seine Tracks zusammengestückelt hat. Zum anderen war das Hardware-Spielzeug jener Zeit die Groovebox Roland MC-303, die mehr Kreativität zuließ, aber auch die Illusion, man könne innerhalb vielleicht einer Stunde den nächsten geilen Rave-Track zusammenbauen. Wirklich Ahnung von Musik mußte man in beiden Fällen nicht haben, man mußte höchstens erkennen, wenn etwas absolut nicht paßte.

Gut, elektronische Musik setzt fast immer Sequenzen ein (sofern zur Produktion ein Sequencer zur Verfügung stand und man den auch verstanden hatte – dauerte bei Kraftwerk bis zur Mensch-Maschine). Aber klassischerweise dient der nur dem Rhythmusfundament und eventuell noch Arpeggien; darüber wurde in klassischer Pop-Manier oder auch mal ganz anders komponiert und arrangiert. Im poppigeren Bereich war es bis in die 80er – und ist es inzwischen wieder – sogar unüblich, daß Strophen und Refrain dieselbe Akkordfolge haben; das, in Verbindung mit einem durchgehend identischen Backing, bürgerte sich erst in den 90ern mit dem aufkommenden Eurodance ein.

Man vergleiche einfach mal – überspitzt ausgedrückt – so etwas wie "Flat Beat" von Mr. Oizo mit "Through The Barricades" von Spandau Ballet, "Sowing The Seeds Of Love" von Tears For Fears oder gar "Rendez-vous 2" von Jean Michel Jarre.

GNU/Linux – ja bitte! · Brony-Typologie
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(Originalzeichnung von Durpy)
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