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19.04.2024, 03:31



Wie geht man am besten das Lernen einer Sprache an?
#1
07.09.2015
Yoraiko Offline
Wonderbolt
*


Beiträge: 2.187
Registriert seit: 03. Dez 2012

Wie geht man am besten das Lernen einer Sprache an?
Ho'!

Sagt mal, an diejenigen von euch, die noch andere Sprachen außer Deutsch und Englisch, und eventuell Französisch sprechen, also wirklich annähernd fließend verstehen - Wie habt ihrs gemacht?

Die Sache ist, ich habe eine Freundin in Italien, die Anfang nächsten Jahres nach Leipzig zieht, und ich versuche seit einiger Zeit damit anzufangen, Italienisch zu lernen. Einfach auch weil es eine faszinierende Sprache ist. Englisch und teilweise Französisch lernt man eben in den Grundlagen in der Schule und kann, wenn Interesse besteht, dann privat auf diesen Grundlagen aufbauen. (War bei mir in Englisch so.) Alles andere muss man aber im Eigenstudium angehen, aber wie am Besten? Zum Anfang habe ich mir ein Deutsch-Italienisch-Wörterbuch geholt und scheinbar wichtige Vokabeln gelernt, aber das bringt nichts, wenn man noch nichtmal ein Mindestverständnis für die Grammatik einer Sprache hat. Außerdem vergisst man die Vokabeln nach zwei Tagen wieder. Diverse Videos/Sprachtrainer mit zich Aussagen in der jeweiligen Sprache sind demnach auch nicht hilfreich, weil sie einem nur übersetztes Material zum Lernen liefern, nicht aber die Sprache selbst, und man das demnach alles wieder vergisst, ehe sich irgendwas festgesetzt hat. Gerade Italienisch hat eben auch eine viel schwerere Grammatik als Deutsch und Englisch, wenn ich das richtig mitbekommen habe.

Ich könnte in meiner Stadt wahrscheinlich irgendwo einen teuren Sprachkurs belegen, aber muss das wirklich sein? Gibt es evntl. unter den Fremdsprachen-Sprechern von euch welche, die es mit einer empehlenswerten Seite/Software von den Grundlagen bis zum fließend-sprechen gepackt haben? Oder sollte ich lieber warten, bis meine Freundin hier wohnt und versuchen, mir die Sprache von ihr beibringen zu lassen? Immerhin ist sie Muttersprachlerin. Aber eben keine qualifizierte Lehrerin.

Also, wie habt ihr eure Sprachen gelernt? Wo habt ihr angefangen? Bei der Grundgrammatik oder doch beim stoischen Lernen bestimmter Aussagen? Würde mich interessieren, was Sinn macht und was nicht.
Englisch habe ich übrigens wie schon angedeutet selbst gelernt. Zwar hatte ich die wichtigsten Grundlagen in der Schule, 80 % der Sprache habe ich mir aber durch Spiele, amerikanische Filme/Serien, englische Bücher usw. beigebracht. Das ist glaube ich auch der beste Weg, aber dafür brauchts eben erstmal das Grundverständnis.

Ich bin gespannt.

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#2
07.09.2015
Meganium Offline
Busfahrerpony
*


Beiträge: 11.175
Registriert seit: 15. Jan 2012

RE: Wie geht man am besten das Lernen einer Sprache an?
Was im Italienischen (aber auch im Französischen oder Spanischen) scheinbar befremdlich wirkt, sind die Flexionen nach Geschlecht und/oder der Zeit. Es gibt die Mehrzahl von "ein/eine" (franz.: un/une → des), es gibt mehrere Artikel "der" (ital.: il, lo) und weitere Perlen.

Auch die Verben wirken erstmal befremdlich. Man hat den Wortstamm, und alles darüber hinaus entscheidet, ob es Zukunft, Gegenwart oder Vergangenheit ist. Aus tornare wird torneró, die letzten drei Buchstaben symbolisieren einen Futur (aus ...are wird ...eró). Zusätzlich wird es erschwert, welche Person bezogen wird. tornare ist die erste Person Singular, torneró somit erste Person Singular Futur, und tornerai die zweite Person Singular Futur. "Tu tornerai" wird sowieso nie ausgesprochen, wenn, dann nur tornerai, das machen sonst nur Touris.

Von Adjektiven möchte ich nicht sprechen. Flexionen nach Mehrzahl und Geschlecht spielen dort eine Rolle. Doch unterm Strich kann man sagen: So funktioniert auch die deutsche Sprache! Ich rolle → Ich rollte, Er rollte, Wir rollten. Nichts anderes findet man im Italienischen wieder, oder auch im Französischen.

Ich selbst nähere mich einer neuen Sprache natürlich mit Übung und Auswendiglernen. Doch um diesen Übungen einen Reiz zu verschaffen, damit man das Gelernte auch im Kopf behält, mache ich auch Dinge, die mir Spaß machen.
Das ist dann was individuelles. Bei dir sind es, wie du schon beschrieben hast, Lektüren und Serien. Bei mir wäre es die Musik. Nicht, um mich abzulenken, sondern um zu lernen: Lyrics lesen, sie mitsingen, sie übersetzen, sie verstehen. Ich bin selbst auch großer Fan von Sänger/innen, wie Gianna Nannini oder Toto Cotugno, und lese mir gerne mal deren Lyrics.
Auf italienischen Straßen, berufsmäßig bin ich nunmal manchmal dort unterwegs, findet man manchmal Begriffe, wie "Lavori" (Baustellen), "Pioggia" (Regen, Nässe) oder "Tangenziale" (Umfahrung). So sammelt man sich Vokabeln. Und bin ich erstmal dort, sammele ich bspw. über Speisekarten Vokabeln. "Scampi" (Meeresfrüchte, Garnelen), "Formaggio" (Käse), "Delfino" (Delfin), "Verdura" (Gemüse). Und wenn ich MLP-Zeugs suchen will, ebenfalls etwas was mir Spaß macht, fallen die Vokabeln ebenfalls vom Himmel: "Giocattoli" (Spielzeug nur Plural).
Ein letzter Punkt, welcher mir beim Sprachenlernen behilflich ist, sind andere Fremdsprachen. Da ich Französisch einigermaßen beherrsche, muss ich nicht viel nachblättern, wenn ich das Wort "grande" höre. Im Französischen heißt "grande" nämlich "grand", also groß.

Da ich Italienisch auch nach und nach erst lernen will, lerne ich erstmal ein paar Grundvokabeln, und mit späterer Zeit die Grammatik (obige Beispiele implizieren bei mir zwar Italienischkenntnisse, jedoch sind diese nur die Theorie).
Es ist auch von Vorteil, erst die Grammatik zu lernen, und danach die Vokabeln, das Problem ist dabei einfach, dass jeder Mensch eine unterschiedliche Vorangehensweise beim Lernen hat, und es somit keinen heiligen Gral gibt. Ähnlich verfahre ich mit Spanisch, wobei ich Italienisch doch eher bevorzuge. Für mich reichen nunmal drei Fremdsprachen aus (Englisch, Französisch, Italienisch).

...
[Bild: bug.gif]
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#3
07.09.2015
DrDerrek Offline
Ciderpony Hat an der UN geleckt
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Beiträge: 2.557
Registriert seit: 20. Jul 2014

RE: Wie geht man am besten das Lernen einer Sprache an?
Es müsen nicht immer teure Sprachkurse sein. Es gibt zum Beispiel in der Volkshochschule im Umkreis fast immer Sprachkurse, und zu 90% ist auch einer für Italienisch dabei. Eine Sprache komplett autodidaktisch zu lernen halte ich für sehr umständlich bis fast unmöglich, da ja niemand da ist, der dir konkrete Fragen einfach beantworten kann und du dann in diesen Fällen die Sicherheit hast, dass es auch so gemacht wird wie du es gelernt hast. Wichtige Vokabeln lernen halte ich für einen gute Anfang, wenn man dann mal einen Wortschatz von ein paar Hundert Wörtern hat tut man sich in der VHS auch viel leichert. Sobald du angefangen hast dort zu lernen hilft am besten lesen lesen und lesen - und auch Filme oder Serien auf italienisch. Oder auch das Handy oder andere digitale Alltagsgegenstände auf Italienisch umzustellen. Damit lernst du das alltägliche Italienisch etwas besser.

So oder ähnlich habe ich Spanisch gelernt. Mangels Anwendung kann ich aber eigentlich nur noch lesen und hören, aber keine vernünftigen längeren Gespräche führen.

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#4
07.09.2015
Tomoko Offline
Enchantress
*


Beiträge: 718
Registriert seit: 26. Mai 2012

RE: Wie geht man am besten das Lernen einer Sprache an?
Ich kann zwar nur die oben genannten Sprachen Englisch, Deutsch und Französisch, jedoch hab ich erst angefangen Italienisch (Nachdem ich es so lange geplant habe) zu lernen und dachte ich schreib mal meine bisherigen Erfahrungen. Ich selber lerne die Sprache, weil Italienisch hier die meistgesprochene Fremdsprache ist und sie mir im Beruf sehr viel nützen wird. Dazu find ich sie wirklich schön.

Praktisch ist jedenfalls ein Vokabelheft (Am besten ein kleines). Vokabeln, wichtige Anmerkungen (z.B Ausnahmen, Zahlen etc.) dort reinschreiben und in der Tasche dabei haben. Dann kann man z.B im Zug mal anstatt auf dem Handy was zu machen Wörtchen wiederholen. So vergisst man es weniger.

Für die Grammatik sind Kursbücher (Level A1 für Anfänger) gut. Kosten natürlich was, sind aber billiger als Sprachkurse. Unser Lehrbuch z.B kostet um die 30 Euro. Dazu hab ich noch ein Pons Standartwörterbuch und ein Langenscheidt Sprachführer, beide sind für die Erweiterung des Wortschatz während das Buch für die Grammatik ist.Am besten wäre noch ein Muttersprachler dazu der die Aussprache und anderes korrigieren kann.
Im Buch gibts Grammatik-Übungen, Lern-CD's und Lösungen. Jedoch ist das Buch für mehrere Personen ausgelegt, da es viele Partnerübungen gibt. Aber sicher gibts auch viele andere Lehrbücher die sicher auch billiger sind. Man muss nur ein wenig googlen.
Lehrbücher haben eben auch den Vorteil da man viel schreiben muss und durchs schreiben lernt man besser.

Vor allem die Aussprache ist wichtig, da es einige Wörter gibt die mehrere Bedeutungen haben, je nachdem wie sie ausgesprochen werde. Eines meiner Lieblingsbeispiele wäre wohl "pagano". Wird das erste "a" betont heisst es "sie bezahlen" und wird das zweite "a" betont wird es zu "Heide". Auch sind vor allem die Endungen der Wörter sehr wichtig, da man von ihnen die Geschlechter und Anzahl der Personen ableitet. Da wäre ist dann der Muttersprachler sehr praktisch.

Falls du bereits Französisch kannst, wirst du vieles ableiten können. Vor allem Verben sind sich sehr ähnlich. Wenn nicht ist es natürlich ein wenig schwerer, aber mit Auswendig lernen kommts.

Ich denke am meisten Erfolg würdest du haben wenn du dir die Grundkenntnisse aneignest (Wichtigsten Verben, Basis Grammatik) und diese dann mit deiner Italienischen Freundin ausbaust (Vor allem mit Gesprächen).

Ich wünsch dir jedenfalls sehr viel Spass mit Italienisch, denn es ist eine unglaublich schöne Sprache.

[Bild: pBMbyuK.gif]
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(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 07.09.2015 von Tomoko.)
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#5
10.02.2022
Wuschelmähne Offline
Ponyville Pony
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Beiträge: 128
Registriert seit: 12. Jan 2022

RE: Wie geht man am besten das Lernen einer Sprache an?
Ein sehr schöner Thread, den ich gerade eben entdeckt habe und zu dem ich jetzt auch etwas schreiben werde.

Ich habe viele Jahre lang in ganz Deutschland einen Workshop mit dem Titel „Sprachen lernen auf leichte Art“ gehalten. Es handelte sich dabei nicht um einen Sprachkurs, sondern es wurde eine Methode vorgestellt, die es den Menschen ermöglichte, eine fremde Sprache schneller und leichter zu lernen als auf herkömmliche Art und Weise (wie z. B. in der Schule).

Nach dieser Methode ist Vokabel pauken absolut verboten. Denn Vokabeln zu pauken ist eine absolute Qual fürs Gehirn. Vokabeln sind isolierte Daten. Und mit isolierten Daten kann unser Gehirn überhaupt nichts anfangen. Es muss alles in einem Zusammenhang stehen. Und wenn du dich mal erinnerst: wie hast du eigentlich deine Muttersprache gelernt? Hast du Vokabeln gepaukt? Nein, natürlich nicht. Aber wenn du das nicht getan hast, wieso kannst du denn dann heute deine Muttersprache sprechen?
Und die Frage, die sich daran anschließt: Wenn du keine Vokabeln gepaukt hast und die Sprache trotzdem sprechen kannst, dann muss es doch auch ohne Vokabel pauken funktionieren, oder?

Erinnere dich einmal daran, wie du deine Muttersprache gelernt hast. Du kamst auf die Welt und alle um dich herum haben gesprochen. Du konntest diesem unerträglichen Gesabbel gar nicht entgehen. Ständig und überall hast du deine Muttersprache gehört. Und du hast gaaaanz lange gehört, bevor du angefangen hast zu sprechen. Und deine ersten Worte waren auch nicht „Bundestagsabgeordneter“ oder „Gabelstaplerführerschein“. Du hast mit ganz einfachen Wörtern angefangen. „Mama“, „Auto“ etc.

Und wie läuft es in der Schule, wenn du eine neue Sprache lernst? Du bekommst den Lektionstext vorgespielt und wirst schon in der ersten Unterrichtsstunde gezwungen, die fremde Sprache zu sprechen. Das kann nicht funktionieren. Du musst erst ganz viel hören, bevor du mit dem Sprechen anfängst. Deshalb meinen so viele Menschen, dass sie kein Sprachtalent haben. Dabei ist das absoluter Quatsch. Man hat ihnen nur nie gezeigt, wie man gehirngerecht und mit Spaß Sprachen lernt. Aber das ist nicht die Schuld der Lehrer, denn denen hat man es auf die gleiche Art und Weise beigebracht, wie sie es unterrichten.

Verstehe mich nicht falsch: ohne Vokabeln zu lernen, funktioniert es natürlich nicht. Aber du lernst die Vokabeln auf eine neue Art und Weise, die nebenbei auch noch Spaß macht.

Noch ein Wort zur Grammatik: wer Grammatik mag, der darf sich gerne mit ihr beschäftigen. Wer Grammatik nicht ausstehen kann (zu diesen Personen gehöre ich auch), muss sich nicht extra mit ihr auseinandersetzen. Denn nach dieser Methode lernt man die Grammatik nebenbei mit.

Vielleicht bist du jetzt neugierig geworden, wie das ganze funktionieren soll. Das erzähle ich dir in meinem nächsten Post.
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#6
10.02.2022
Wuschelmähne Offline
Ponyville Pony
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Beiträge: 128
Registriert seit: 12. Jan 2022

RE: Wie geht man am besten das Lernen einer Sprache an?
Die Methode, die ich dir vorstellen möchte, besteht aus vier Schritten. Vor jedem Schritt ist noch eine Vorbereitung erforderlich (außer bei Schritt 4).

Als allererstes solltest du dir natürlich überlegen, welche Sprache du lernen möchtest. Hast du das herausgefunden, dann kaufst du dir ein Lehrbuch in dieser Sprache mit der dazugehörigen CD, auf der die Lektionstexte aufgesprochen sind.
Wichtig dabei ist, dass du darauf achtest, dass die Lektionstexte von Muttersprachlern besprochen worden sind. Es nützt dir nichts, wenn du Spanisch lernen willst und die Lektionstexte wurden von Schweden oder Italienern gesprochen. Es ist ganz wichtig, dass du auf dieses Detail achtest. Hast du dir das Lehrbuch und die CD besorgt, dann kannst du schon loslegen.

SCHRITT 1: DEKODIEREN
Vorbereitung: Du nimmst dir den ersten Lektionstext und kopierst ihn. Du kopierst ihn vergrößert. Und du kopierst ihn so groß, dass du zwischen die Zeilen des Lektionstextes etwas schreiben kannst. Hast du das getan, dann kannst du mit dem Dekodieren anfangen.

Dekodieren bedeutet Wort für Wort übersetzen. Da du am Anfang noch keine Wörter deiner Sprache, die du lernen möchtest, kennst, musst du alle Wörter dekodieren. Das ganze funktioniert folgendermaßen:
Du nimmst dir deine Kopie mit dem vergrößerten Lektionstext und schreibst die deutsche Übersetzung für jedes Wort unter das entsprechende Wort. Um herauszufinden, was die Wörter übersetzt bedeuten, darfst du jedes Hilfsmittel in Anspruch nehmen: die Vokabelliste am Ende des Buches, das Internet etc.
Anfangs wirst du dich wundern und vielleicht sogar grinsen oder lachen, denn bei einer Dekodierung kommen die witzigsten Ergebnisse raus. Wir machen mal ein Beispiel anhand eines englischen Satzes.

An old lady sits on a bench in front of a huge building.
Ein alt Dame sitzt auf ein Bank in Vorderseite von ein riesig Gebäude.

(Falls die Darstellung nicht funktioniert, stelle dir vor, dass jedes englische Wort über dem entsprechend dekodierten Wort steht, bzw. jedes deutsch übersetzte Wort unter dem entsprechenden englischen Wort.)

Und diese Dekodierung sieht merkwürdig aus und klingt auch so. Irgendwie sieht sie total falsch aus, denn die Dekodierung ist ja kein richtiger deutscher Satz. Das stimmt, aber du willst ja die fremde Sprache lernen und kein Deutsch. Deutsch kannst du ja bereits. Demzufolge ist es total egal, wie der deutsche Satz aussieht. Du verstehst den Sinn und darauf kommt es an. Zudem kommt bei vielen Dekodierungen solch ein Schwachsinn raus und das ist gut, denn Schwachsinn merkt sich unser Gehirn viel besser.

Anmerkung: „Dame“ ist doch weiblich, also müsste es doch eigentlich „eine alte Dame“ heißen. Wir gehen hier von der Sprache aus, die du lernen möchtest. Und im englischen gibt es keine Endungen (also kein „alter“ oder „altes“ oder „altem“). Old heißt alt. Fertig.

Und beim Dekodieren bekommt ihr Feinheiten der fremden Sprache mit, die ihr beim herkömmlichen Lernen, wie es z. B. in der Schule passiert, nicht mitbekommt. Ein Beispiel:

My cat only eat best quality food
Mein Katze nur essen beste Qualität Futter.

Bei einer Katze handelt es sich um ein Tier. Nahrungsaufnahme beim Tier bezeichnet man im deutschen als „fressen“. Aber im englischen gibt es dieses Wort nicht. Nahrungsaufnahme bei Mensch und Tier bedeutet das gleiche, nämlich „eat“ (= essen).

In eingen Sprachen gibt es Wörter, die man nicht dekodieren kann. Zum Beispiel in der chinesischen Sprache:

Ni hao ma?
Du gut …?

Ni bedeutet du, hao bedeutet gut. Und das ma? Das „ma“ ist ein sogenannter Partikel, der aussagt, dass es sich bei diesem Satz um einen Fragesatz handelt. „Ma“ kann man also nicht dekodieren. Aber trotzdem sollte man das „ma“ als Dekodierung kenntlich machen, denn sonst guckst du dir irgendwann mal die früheren Lektionen an und denkst dir: Whut, ich habe ja das „ma“ gar nicht dekodiert. Was bedeutet das denn?
Wir müssen also einen Partikel dekodieren, den man nicht dekodieren kann. Wie lösen wir das Problem? Du nimmst dir einen andersfarbigen Stift und dekodierst den Partikel als Partikel. Das „ma“ wird also mit „ma“ „dekodiert“. Und um wirklich klar zu machen, dass es sich nicht um eine Übersetzung handelt, setzt du das „ma“ in eckige Klammern.
Deine Dekodierung dieses Satzes sieht jetzt also so aus:

Ni hao ma?
Du gut [ma]?

Diese andersfarbigen in Klammern gesetzten Dekodierungen kannst du auch bei Namen oder bei Orten etc. vornehmen.

Auf diese Weise dekodierst du den kompletten ersten Lektionstext. Jedes Wort. Und achte bitte darauf, dass deine Dekodierung unter dem jeweiligen fremdsprachigen Wort steht. Das ist sehr wichtig.

ANMERKUNG: Dekodieren ist eine Krücke. Eine Krücke benutzt man, wenn man sich das Bein gebrochen hat und wieder laufen lernen muss. Sobald man wieder laufen kann, stellt man die Krücke weg. Genauso gehst du bei der Dekodierung vor. Zuerst musst du alles dekodieren. Im Laufe der Zeit dekodierst du nur noch Wörter, die dir unbekannt sind oder Wörter, bei denen du dir noch unsicher bist. Alles andere weißt du schon und brauchst es daher nicht mehr zu dekodieren.

Im nächsten Post verrate ich dir die Schritte zwei und drei. Dann kommt deine CD mit den Lektionstexten ins Spiel.
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#7
10.02.2022
Wuschelmähne Offline
Ponyville Pony
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Beiträge: 128
Registriert seit: 12. Jan 2022

RE: Wie geht man am besten das Lernen einer Sprache an?
SCHRITT 2: AKTIV HÖREN
Vorbereitung: Bei den gesprochenen Lektionstexten ist es meist so, dass diese ziemlich schnell gesprochen werden. Man muss sie also verlangsamen. Du lädst dir also ein Programm auf deinen PC (z. B. Audacity (audacity.com), ist kostenlos) und verlangsamst damit deinen Lektionstext der ersten Lektion. Ich schlage vor, auf 75 % bis 80 %. Wenn du das erledigt hast, kannst du Schritt zwei in Angriff nehmen.

Du hörst jetzt den kompletten Lektionstext und liest die Dekodierung, die du in Schritt 1 vorgenommen hast, mit. Und zwar liest du genau das Wort, das gerade gesprochen wird. Im Umkehrschluss: das Wort, das du gerade liest, hörst du. Und du liest es leise mit, denn zum Sprechen kommen wir später. Wenn das gut klappt, dann erhöhst du die Geschwindigkeit des gesprochenen Textes etwas. So fährst du fort, bis du bei der Originalgeschwindigkeit des gesprochenen Lektionstextes angekommen bist.

Das ist Schritt zwei. Dieser Schritt ist beendet, wenn du den Lektionstext hörst und im Kopf nachvollziehen kannst, was gerade gesprochen wird, ohne die Dekodierung mitlesen zu müssen.

ANMERKUNG: Wer eine fremde Sprache nur verstehen will – nicht lesen, nicht sprechen, nicht schreiben – für den reichen die beiden Schritte 1 und 2 aus. Nach erfolgreicher Beendigung von Schritt 2 kannst du jetzt mit dem Dekodieren des zweiten Lektionstextes weitermachen.
Wer die fremde Sprache auch sprechen oder lesen will, der muss Schritt 3 und 4 noch mit dazu nehmen.


SCHRITT 3: PASSIV HÖREN
Dieser Schritt ist der wahnsinnigste, aber auch der faszinierendste von allen.
Vorbereitung: Du nimmst dir den kompletten gesprochenen Lektionstext und fertigst von ihm eine Endlosschleife an bzw. kopierst ihn fünftausend mal, so dass er automatisch immer und immer wieder abgespielt wird.

Im dritten Schritt schnappst du dir deinen vorbereiteten Lektionstext, setzt dir Kopfhörer auf und hörst ihn dir immer und immer wieder an. Dabei drehst du die Lautstärke so weit runter, dass du den Text gerade noch wahrnimmst. Und dann hörst du ihn nebenbei und machst andere Sachen: du räumst dein Zimmer auf, du wäscht Geschirr ab, du befüllst die Waschmaschine … du lässt den Text einfach nebenbei laufen, so wie du Musik nebenbei laufen lässt.

Wichtig ist, dass du dich nicht auf das gesprochene konzentrierst. Lasse es wirklich nebenbei laufen. Mädchen kriegen es leichter hin als Jungs, sich nicht auf das zu konzentrieren, mit dem sie vollgesülzt werden, aber auch Jungs können das irgendwann ausblenden.

Kontraproduktive Tätigkeiten sind natürlich solche, bei denen anderweitig gesprochen wird. Also Fernsehen mit Ton oder Radio hören oder telefonieren oder solche Sachen sollte man nicht parallel zum Schritt drei erledigen. Gegen Videospiele zocken ohne Ton ist aber nichts einzuwenden.

Wenn dir irgendwann das Gesabbel auf die Nerven gehen sollte, dann ist das ein Indiz dafür, dass du die Lautstärke zu hoch eingestellt hast. Also: noch leiser stellen.

In diesem Schritt passiert folgendes: du hörst den Lektionstext ohne auf ihn zu achten. Dadurch sickert er in dein Unterbewusstsein. Nachts, wenn du schläfst, wird er aus deinem Unterbewusstsein herausgeholt, verarbeitet und es werden Nervenbahnen für die fremde Sprache in deinem Gehirn angelegt.

Wie lange solltest du passiv hören? Je mehr du passiv hörst, umso besser ist es. Ich würde dir mindestens eine halbe Stunde pro Tag vorschlagen. Du darfst natürlich auch länger hören, aber eine halbe Stunde ist das Minimum. Es ist von Person zu Person unterschiedlich, wie lange sie Schritt drei durchlaufen muss. Der eine ist nach zweihundertmal hören soweit, der andere muss den Text vierhundertmal hören.

Und wann hast du diesen dritten Schritt, passiv hören, erfolgreich beendet? Die Antwort auf diese Frage hat einen Haken. Du weißt, dass du Schritt drei erfolgreich abgeschlossen hast, wenn dir Schritt vier keine Probleme bereitet. Da aber Schritt vier erst nach Schritt drei erfolgt … du verstehst das Problem, oder?
Also, lieber zuviel hören als zuwenig.

Im nächsten Post beschreibe ich dir ausführlich den vierten Schritt. Das heißt, ich muss ihn dir gar nicht beschreiben, aber ich gebe dir Anregungen, wie du Schritt vier abwechslungsreich und mit Spaß gestalten kannst.
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#8
22.03.2022
Wuschelmähne Offline
Ponyville Pony
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Beiträge: 128
Registriert seit: 12. Jan 2022

RE: Wie geht man am besten das Lernen einer Sprache an?
Huch, ich bin euch ja noch Schritt vier schuldig. Hier kommt er:

SCHRITT 4: AKTIVITÄTEN

Mit diesem Schritt könnt ihr jetzt endlich an die praktische Anwendung gehen. Natürlich könnt ihr die Übungsaufgaben erledigen, die in eurem Lehrbuch steheh. Nur sind diese verhältnismäßig langweilig. Ich gebe euch mal ein paar Anregungen für Aktivitäten, die viel mehr Spaß machen.

4.1.: RÜCK-DEKODIEREN
Im ersten Schritt habt ihr ja den Lektionstext dekodiert. Jetzt nehmt ihr euch diese Dekodierung vor und übersetzt die deutsche Dekodierung wieder zurück in die Sprache, die ihr lernen wollt. Da ihr euch ja schon bei Schritt eins bis drei sehr intensiv damit beschäftigt habt, garantiere ich euch, dass ihr ein mindestens 80prozentiges Erfolgserlebnis haben werdet.

4.2.: SONGTEXTE DEKODIEREN UND AKTIV/PASSIV HÖREN
Ihr sucht euch ein Lied heraus, das euch gefällt und das in der Sprache gesungen wird, die ihr lernen wollt. Dann nehmt ihr den Songtext, dekodiert ihn und hört das Lied aktiv und passiv. Ihr macht also Schritt eins bis drei, nur nehmt ihr statt eines Lektionstextes einen Liedtext. Lieder sind eine tolle Methode, um Sprachen zu lernen.

4.3.: ORIGINALTEXT AKTIV HÖREN UND LESEN
Im zweiten Schritt haben wir ja den Originaltext gehört und unsere Dekodierung gelesen. Hier machen wir es so, dass wir beim Hören nicht die Dekodierung mitlesen, sondern den Originaltext. Ansonsten bleibt alles so, wie im Schritt zwei beschrieben.

4.4: SYNCHRONSPRECHEN
Ihr hört euch den Lektionstext an und sprecht ihn synchron mit. Dabei sorgt ihr anfangs dafür, dass die Sprecher lauter sprechen als ihr. Nach und nach regelt ihr dann die Lautstärke runter, bis ihr lauter sprecht als die Sprecher des Lektionstextes. (Natürlich dreht ihr nicht mitten im Text die Lautstärke runter. Immer erst beim Anfang des gesprochenen Lektionstextes die Lautstärke verringern.)

4.5.: INTERAKTION
Es ist wichtig, dass ihr die Sprache, die ihr lernen wollt, aktiv anwendet. Also sucht euch einen Brief- oder Mailpartner im Internet, der aus dem Land kommt, in dem die Sprache gesprochen wird, die ihr lernen wollt und kommuniziert mit ihm (schriftlich oder mündlich). Oder ihr guckt mal, ob es bei euch in der Stadt ein Kommunikationstreffen in der Sprache gibt, die ihr lernen wollt (z. B. ein Stammtisch).

4.6.: RADIOSENDER
Sucht euch im Internet Radiosender, die in der Sprache senden, die ihr lernen wollt und lasst diese im Hintergrund laufen. Auf diese Weise gewöhnt sich euer Ohr an den Klang der Sprache. Und je weiter fortgeschritten ihr in der Sprache seid, umso eher werdet ihr ein gesprochenes Wort hören, das ihr schon kennt. Das ist dann ein Erfolgserlebnis, über das ihr euch freuen werdet.

4.7.: POST-IT
Ihr kennt doch diese kleinen selbstklebenden Post-it-Notizzettel. Ihr sucht euch Gegenstände in eurer Wohung (Möbel, Elektrogeräte etc.), schreibt auf den Zettel, wie der Gegenstand in der Sprache heißt, die ihr lernen möchtet, und patscht den Zettel auf den Gegenstand. Wenn ihr dann an diesem Gegenstand vorbei lauft, dann entdeckt ihr sofort den Zettel. Dadurch lernt ihr diese Vokabel.

4.8.: MEMORY
Ihr nehmt euch mehrere Karteikarten oder Zettel, klebt ein Bild von einem Gegenstand (oder schreibt den Gegenstand) auf einen Zettel und auf einen zweiten Zettel schreibt ihr, wie der Gegenstand in der fremden Sprache heißt. So erstellt ihr euch Zettelpaare und könnt dann mit ihnen Memory spielen. Entweder alleine, mit Famile oder mit Freunden.
Das ist eine richtig gute Methode, um Wörter in einer fremden Sprache zu lernen.

Das waren nur ein paar Beispiele für Aktivitäten. Ihr könnt euch natürlich noch weitere ausdenken.

Parallel zu den Aktivitäten könnt ihr übrigens Schritt 1 (Dekodieren) vom nächsten Lektionstext erledigen.

Das war die Methode, wie ich sie in meinem Workshop den Teilnehmern erkläre. Wie schon gesagt, diese Methode ist nicht das Gelbe vom Ei und es gibt Leute, die lieber weiter nach der herkömmlichen Methode Sprachen lernen. Aber gebt ihr eine Chance. Probiert sie einfach mal aus und wenn ihr nach ein paar Wochen feststellt, dass es nichts für euch ist, dann könnt ihr immer noch zur alten Methode zurückkehren. Ist völlig in Ordnung.

Ich habe es mehrmals erlebt, dass frühere Teilnehmer auf mich zugekommen sind und mir gesagt haben, dass es ihnen mit dieser Methode leichter fällt zu lernen und dass sie schnellere Erfolge erzielen.

Falls noch Fragen bei euch offen sind, dürft ihr sie mir gerne stellen.
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