B: Wie das war's schon? Das ist alles? Mann, ich habe selten so eine miese Geschichte gehört.
A: Was heißt hier mies? Es ist gar nicht so einfach eine Geschichte zu erzählen. Mach's erst mal besser, bevor du andere kritisierst!
B: Nichts leichter als das! Tritt zur Seite! Ich zeig dir jetzt mal wie das geht.
Als Twilight die Treppe hinaufkam, lag Spike schlafend in seinem Korb und schnarchte herzhaft. Der junge Drache war zu Anfang des Abends ihr Versuchskaninchen gewesen. Er hatte zwar protestiert, als er erfahren hatte worum es ging, aber Twilight hatte dafür gesorgt, dass er sich freiwillig meldete.
Nun wälzte er sich tief schlummernd in seinem Korb herum und murmelte im Schlaf: „Nein … Vorsicht! … Tu das … nicht!“
„Wovon er wohl träumt?“, fragte sich Twilight und ging herüber zu ihrem Bett. Auf halbem Weg dorthin kam ihr ein Gedanke. „Vielleicht hat der Zauber vorhin nicht funktioniert, weil sich Spike gesträubt hat ...“ Ein diebisches Grinsen breitete sich über Twilights Gesicht aus und sie näherte sich so leise sie konnte dem jungen Drachen.
„Vielleicht … wenn er sich nicht wehren kann ...“
Die violette Stute ging in Position. Langsam beschrieb sie mit ihrem Horn einen Kreis und zog eine glühende Spur arkaner Energie in die Luft. Dann trat sie einen Schritt zurück und betrachtete ihn kurz. Wenn sie genau hinsah konnte sie auf der Innenseite des Rings schemenhafte Formen erkennen. Abbilder von Gedanken, die der Ring auffing.
„Jetzt nur noch das Horn in den Ring halten und ich kann sehen, was Spike träumt ...“
Twilight trat vor und führte die Anweisungen des Buches aus. Im selben Augenblick, in dem ihr Horn die Ebene des Rings durchstach wurde der Raum von blendend weißem Licht durchflutet.
Twilight schrie. Es kam ihr vor, als ob sie fallen würde. In ihrem Kopf drehte sich alles und sie verlor die Orientierung. Sie versuchte die Augen zusammenzukneifen, doch es half nicht. Erst da bemerkte sie, dass das Licht gar nicht wirklich existierte. Auch fiel sie nicht wirklich.
„Der Zauber! Es funktioniert!“, rief sie verzückt.
Sie gewann ihre Selbstbeherrschung zurück und konzentrierte sich auf ihren Assistenten. Langsam schwand das grell weiße Licht und aus dem Nichts heraus wurde Spike sichtbar. Er stand in einer weiten grauen Ebene und rührte sich nicht. Twilight ging näher heran, um ihn zu betrachten. Da erkannte sie, dass er etwas anstarrte.
„Spike?“ Er reagierte nicht. „SPIKE?“
Erst jetzt folgte Twilight seinem Blick und erschrak fürchterlich. Etwa zehn Meter von den beiden Entfernt stand Discord auf seinem Chaosthron in mitten des umgewandelten Ponyville. Spike hatte einen Alptraum – und was für einen. Dieser Discord war um einiges größer als die reale Version.
„Nun, wo ich die Elemente der Harmonie in meiner Gewalt habe, wird in Equestria auf ewig das Chaos regieren.“
„NEIN!“, schrie Spike verzweifelt. Er sah zu Discords Klaue hinauf und Twilight sah, dass seine monströse Gestalt ihre fünf Freundinnen daran gefangen hielt. Auch sie selbst war dort bei ihnen.
„Bitte! Lass sie gehen! Sie sind keine Gefahr mehr für dich ...“
„Das ist mir egal! Hier regiert das Chaos und das Chaos kennt weder Gnade noch Mitleid!“
Er hob die andere Klaue und ließ sie über der ausgestreckten schweben, in der die sechs Ponys festsaßen.
„Nein! Nimm mich an ihrer Stelle! Ich ...“ Noch ehe er weitersprechen konnte ließ der Riesendiscord die Klauen aufeinander krachen. Es gab ein hässliches Geräusch und ein Knall wie Donner hallte durch die Traumwelt. „NEEEEEEIIIIIN!!!!“, schrie Spike und Twilight, die die Szene beobachtet hatte, wich schockiert zurück.
„Meine Güte! Spike bekommt keine Topase mehr zum Abendessen ...“
Sie wollte erneut auf ihn zugehen, als sich Discord ihm zuwandte und mit donnernder Stimme verkündete: „Du bist der nächste!“ Er riss sein Maul weit auf und stürzte auf Spike zu. Der schrie und versuchte wegzulaufen, doch er kam nicht von der Stelle. Schließlich erreichte ihn Discord und wie eine riesige Höhle verschluckte ihn der Schlund und es wurde schwarz um Twilight herum.
Zuerst sah sie sich verwirrt um, dann erkannte sie was passiert war. Spike musste aufgewacht sein.
„Hätte ich dann nicht zurück in die Realität geworfen werden müssen?“, fragte sich die Stute zögernd.
Sie probierte versuchsweise ihre Magie aus, doch nichts geschah. Sie saß fest.

A: So etwas verstehst du also unter einer Geschichte. Am Ende sind alle tot und der Protagonist auf ewig gefangen. Wo bleibt das Happy End?
B: Wer braucht denn bitte ein Happy End? Ich habe dir doch schon gesagt, dass der Hörer von heute düstere Themen bevorzugt.
A: Quatsch mit Soße! Der Hörer will mit gutem Gefühl nach Hause gehen und nicht tot unglücklich. Lass mich mal! Vielleicht kann ich die Geschichte noch retten.