(13.01.2016)BlackT0rnado schrieb: [ -> ]Doch die Vereine ließen die Medien ran
In wenigen Ausnahmefällen, ja. Aber Cuddly hat mir mal erzählt, daß der Berliner Verein damals Anfragen von RTL im Wochentakt bekam. Und wohl nicht nur von RTL.
(13.01.2016)Ayu schrieb: [ -> ] (13.01.2016)Pulse Wave schrieb: [ -> ]Gerade in Deutschland ist die ein Problem, weil im Gegensatz etwa zu den USA – von Japan ganz zu schweigen – hierzulande in den Medien und in der Allgemeinheit immer noch die Einstellung vorherrscht, daß Animation, Comics usw. nur was für kleine Kinder sind. So werden Bronies doppelt nicht für voll genommen.
Stimmt nicht, ist in den USA und Japan nicht anders. Bei Letzterem vor allem weil überwiegend dass, was "wir" als Anime kennen, dort Late Night Serien sind und alles ausserhalb von dem, also die Mehrheit, ist auch für Kinder (so Sachen wie One Piece und Naruto werden sowieso auch als Kinderserien vermarktet, die haben es da nicht so mit Gewaltdarstellungen).
In Japan ist es schon insofern anders, als Manga da wirklich sowohl als Literatur als auch als Kunstform sehr weit anerkannt und etabliert ist. Und es konnte beispielsweise auch ein Studio Ghibli schon in den 80ern abendfüllende Anime drehen, die weder für Kinder (
Prinzessin Mononoke hat in Deutschland FSK 12) noch auf dem Niveau eines Ralph-Bakshi-Films (
Fritz The Cat,
Heavy Traffic) sind.
Die USA haben den Vorteil, außerhalb Japans sowohl fast die gesamte Comicgeschichte als auch fast die gesamte Trickgeschichte geschrieben zu haben. Die haben also alle Seiten aus erster Hand erlebt. Die frühen Anfänge des Cartoon, die für Erwachsene produziert wurden (nein,
Gallopin' Gaucho ist nichts für Kinder). Die ersten Zeitungs-Comicstrips – ein Genre, das Deutschland fast komplett importieren mußte. Die Goldene Ära der Animation. (Disneys
Schneewittchen und
Die alte Mühle, die dieses Jahr beide 79 Jahre alt werden, sind heute noch Animationssahne mit Haube und wären heutzutage gar nicht mehr finanzierbar.) Die Worte Walt Disneys, daß man, wenn man direkt nur für Kinder produziert, schon verloren hat, sind den Amerikanern geläufiger als den Deutschen. Die mehr und mehr aufkommenden Krimi- und Superhelden-Comics, die ja mitnichten für Kinder gemacht wurden. Gerade im Superheldengenre entstand eine mächtige Maschinerie, die heute stärker läuft als je zuvor. Die Amis wissen ganz genau, daß
Spider-Man eine Comicverfilmung ist. Dann wissen die Amis,
warum Zeichentrick lange Zeit als Kinderkram erachtet wurde: weil sich die Kinos in der Fernsehära keine Cartoons mehr leisten konnten und die Cartoonmacher nun nicht mehr mit einem Budget für die Leinwand (Eintritt!), sondern einem fürs TV arbeiten mußten (Ergebnis: die krude Animation von Hanna-Barbera), und weil die Fernsehsender nicht wußten, wohin mit den Cartoons, und sie kurzerhand ins Kinderprogramm abschoben. Als in den 80ern Disney anfing, Trickserien zu machen (und gleichzeitig Don Bluth anfing, Trickfilme ohne Disney zu machen), wurden auch so manche junge Erwachsene darauf aufmerksam, daß da wieder Qualität produziert wurde. Die
Disney-Afternoon-Titel haben bis heute ihre treu ergebenen Fans. Und heute? Heute gibt's Graphic Novels, die weit überwiegend im englischsprachigen Raum gemacht werden, also in den USA nichts Unbekanntes sind. Und wenn es wieder eine neue geniale westliche Trickserie gibt, kriegen die Amis a) die Serie als erste und b) sogar eine dazu passende Promo-Maschine, von der hierzulande überhaupt nichts ankommt.
Entsprechend hast du gerade im englischsprachigen Raum
sehr viele erwachsene Fans westlicher Animation. Und zwar sowohl neuer computergenerierter Sachen als auch älterer Titel.
Sogar Manga und Anime dürften in den Staaten populärer sein als in Deutschland. Drüben hast du teilweise mehrere jährliche Manga-/Anime-Conventions pro Bundesstaat, und ich rede nicht von einem Riesenstaat wie Texas oder einem mit einer derart großen Bevölkerung wie Kalifornien. Das paßt auch wieder zum Bronythema: Kalifornien hat in einem Jahr auch schon mal zwei Großconventions (Equestria LA, BABSCon) bei weniger Bevölkerung als Deutschland. Ich meine, das Vereinigte Königreich hat mittlerweile sogar
drei Cons: B.U.C.K., Great British Brony Convention und BronyScot – und das, obwohl es da noch weniger
MLP:FiM im Fernsehen gibt als in Deutschland.
Jetzt sehen wir uns mal Deutschland an. Hier denken viele Menschen bei Comics zunächst mal an die
Micky-Maus- und
Fix-&-Foxi-Hefte, die im Supermarkt als Quengelware ganz unten in den Zeitschriftenregalen liegen. Erschreckend viele Deutsche sagen ja auch "die Mickymaus" und meinen damit den Charakter, weil sie dazu genau null Bezug haben und haben wollen. Schon die LTB haben neben Kindern nur eine langjährige Stammfangemeinde als Zielgruppe. Und daß die großen Blockbuster-Comicverfilmungen Comicverfilmungen sind, hat die breite Masse spätestens zwei Wochen nach der Kinopremiere wieder vergessen – das schließt sogar
Superman ein.
Ich meine, es ist schon eine Leistung, daß das Land der Dichter und Denker, das bei jedem Comic erstmal Goethe, Schiller & Co. als Meßlatte angelegt hat, um eine Handhabe dagegen zu haben, endlich die "Alle Comics sind Schund!1!!"-Pauschalattitüde abgelegt hat. Aber vom Ernstgenommenwerden sind Comics in Deutschland noch weit entfernt, und "Bilder angucken ist nicht lesen" ist immer noch eine typisch deutsche Einstellung gegenüber Comics. Es gibt zwar viele Titel auf dem deutschen Markt, auch dank engagierter Verlage wie Carlsen und Panini, eigene Börsen und viele dedizierte Comichändler, aber nur recht kleine Zielgruppen für westliche Titel, sei es DC Comics, frankobelgische Produktionen abseits von
Astérix und
Lucky Luke oder Printausgaben von Webcomics, noch kein Versuch hat je gefruchtet, Graphic Novels abseits von Comic-Geeks zu etablieren (und Versuche gab es immer wieder), und viele Comichändler machen den wohl überwiegenden Teil ihres Umsatzes mit Manga. Herrje, jenseits der Otaku-Szene werden selbst Anime oft nicht ernstgenommen; schon zu oft hab ich in DVD-Regalen Anime-Titel neben westlichen Kinderproduktionen gesehen, quasi
Prinzessin Mononoke als in alphabetischer Reihenfolge nächstes Produkt nach
Prinzessin Lillifee. Und nur in wenigen ganz großen Märkten gibt es vollständig separate Anime-Regale, die nicht neben den Kindertrick-Regalen stehen.
Auch die Popularität westlicher Animation ist in Deutschland nicht annähernd so groß wie in den USA, auch nicht relativ zur Gesamtbevölkerung. Damit ergibt sich ein Teufelskreis, dessen gegenüberliegendes Ende sich darstellt als miserable, schwankende Programmslots und wenig bis null Promotion für Produktionen, die nicht als Quotengaranten bekannt sind (wie abendfüllende Disney-Meisterwerke, die meisten CGI-Filme, der zeitweise auf zwei Sendern gleichzeitig laufende
SpongeBob sowie alles von Matt Groening und Seth McFarlane –
South Park parkt man wie vor 17 Jahren weiterhin vorsichtshalber im Spätprogramm). Wenn überhaupt. Und man sehe sich mal in Fanforen für westliche Animation um. Jede Menge Amerikaner, auch aus dem Vereinigten Königreich, Kanada und Mexiko kommen viele, aber Deutschland ist da sehr mager vertreten – und das liegt nicht mal an dedizierten deutschsprachigen Fanforen, denn die gibt es oft genug gleich überhaupt nicht.