Seit wann bist du Brony?
Ich bin in der Pause zwischen Staffel 1 und 2 zum MLP-Fan geworden.
Seit wann bist du im Forum?
Seitdem Maze hier seine Geschichte Miracle Amber Dream veröffentlichte. Registriert habe ich mich etwas später.
Wie bist du zum Brony geworden?
Maze fragte mich, ob ich nicht MLP schauen wollte, aber nach den ersten drei Folgen von Staffel 1 hatte ich genug: Dass Nightmare Moon sich nach ihrer eindrucksvollen Hintergrundsgeschichte/Einführung als manisch lachender, sofort besiegter Depp entpuppt hat, fand ich sehr abschreckend und “The Ticket Master” hatte mich auch nicht gerade überzeugt, dass es besser würde.
Als Maze mir dann aber sagte, es spiele ein Zebra mit (ich mag Zebras), habe ich mir “Bridle Gossip” doch noch angetan - und war begeistert. Es folgte “Winter Wrap up” und dann war es endgültig vorbei: Hier wird ja gesungen, wie in Disney-Filmen!
Beim Recherchieren bin ich dann über Equestria Daily gestolpert und habe gesehen, was die Fans alles an Kreativem geschaffen haben.
Das deutsche Fandom habe ich erst spät aufgesucht.
Wie bist du zum Schreiben gekommen?
Ich würde sagen, es fing mit folgender Art Hausaufgabe in der Grundschule an: “Hier hast du zehn Wörter. Schreib zu jedem Wort einen Satz. Wenn du magst, kannst du auch eine Geschichte daraus machen.” - natürlich wurde da die Geschichte geschrieben!
Im Jugendalter ging es dann so richtig los, als ich einem Charakter, den ich in mündlichen Geschichten mit Maze entworfen hatte, einen Hintergrund geben wollte. Habe einfach drauf los gelegt und hatte Spaß daran, einen “Roman zu schreiben”. Die Geschichte ist nie vollendet worden, aber ich habe viel bei gelernt.
Was war die erste Fanfic die du je gelesen hast?
Ich denke “Pakt von Bakura” von Kathy Tyers (Star Wars) könnte da zählen, auch wenn diese professionell vertrieben wurde. Ich habe einige von diesen Star Wars-Romanen als Jugendlicher gelesen und kannte den Begriff Fanfiction da noch gar nicht.
Die erste wirkliche Fanfiction war “die einzig wahren Aufzeichnungen der Abenteuer von Arkahov, Jack und Golie” von Maze zu Diablo 2.
Die erste richtige Fanfiction, die ich außerhalb der Familienbanden las, war “Past Sins” von Pen Stroke (mlp natürlich - wer kennt sie nicht?
).
Was ist deine Lieblingsfanfic?
Schwere Frage.
Die Geschichte, die mich am meisten berührt hat, war
Past Sins: Die ersten 10 Kapitel habe ich beständig gelacht, danach in jedem Kapitel geweint. Das hat sonst noch keine Geschichte geschafft.
Die dunkelste, härteste (und langatmigste) Geschichte, die ich je gelesen habe, war
End of Ponies von [i]short skirts and explosions[/i ], mit einem beeindruckenden, weit mehr als hundert Seiten (!) umfassenden Höhepunkt des Pinkie-Pie-Story-Arks.
Seitdem weiß ich, was ich mir unter [Grimdark] vorzustellen habe und meide dieses Genre ;D
Die schönste Geschichte im Bronies.de-Forum finde ich nach wie vor Mazes Kurzgeschichte
das Wasser des Lebens.
Ebenfalls empfehlen möchte ich auch seine
Geschichte von Miracle Amber Dream und hagis
Dreamcatcher.
Hohe Qualität, tolle Charaktere, gute Handlungen.
Go, read!
Wie hat das Schreiben deine Sicht auf andere Fanfics verändert?
Es hat mich großzügiger werden lassen: Ich nehme bei anderen Geschichten mehr Schwächen hin als zuvor.
Was meine Ansicht zu Fanfics allerdings massiv verändert hat, waren die ersten paar englischen Geschichten, die ich über Equestria Daily gelesen habe: Die haben meine anfängliche Skepsis über die Qualität von Fanfics eines besseren belehrt.
Da bin ich auch ehrlicherweise froh, mit den besonders guten “5/6-Sterne-Geschichten” von Equestria Daily angefangen und alles unterhalb von 5 Sternen gar nicht erst angelesen zu haben. Das hätte mich vermutlich schlicht verschreckt.
Heute lese ich rein und wenn es eben nichts ist, gehe ich weiter - ich weiß aber, dass es auch gute, meine Geschmack treffende Geschichten gibt und dass sich das Stöbern lohnen kann.
Was ist dein Lieblingsgenre?
Humor und pfiffige Ideen, sympathische und angenehme Charaktere. Schmunzel-Comedy (kein Slapstick) mag ich, [SoL], [sad], [Dark] sind mir einen Blick wert, wenn die Synopsis eine interessante Handlung und Charaktere verspricht.
Mir ist auch die handwerkliche Qualität der Geschichte wichtig, abseits vom [Tag].
Was mir nicht so zusagt ist [Grimdark] und alles in Richtung hirnfreies Actiongeballer und [Gore].
Planst du deine Geschichten im Vorfeld oder schreibst du einfach drauf los?
Beides.
Ich habe ein paar Szenen im Kopf, meistens bedeutende Stellen in der Geschichte, und eine grobe Ahnung, wie es zu diesen Szenen kommt. Alles dazwischen entsteht während des Schreibens und oft kommen neue Szenen/Ideen/Handlungsbögen hinzu, welche die Kernhandlung bereichern.
Ich brauche auch erst ein paar Kapitel, um meine Charaktere richtig “kennen zu lernen”; wie sie sich anfühlen, wie sie miteinander umgehen, was sie für (liebenswerte) Macken, Fehler und Vorzüge haben. Erst nach dieser (Selbsterfahrungs-)Exposition fühle ich mich bereit, die Charaktere auch aus ihren Alltag hinaus in das große Abenteuer zu werfen.
Meist ändert sich die Geschichte dabei während des Schreibens. Lioht aus Celestias Licht war ursprünglich als Antagonistin zu Tintessa geplant. Aber sie ist mir dann so sympathisch geworden, dass sie jetzt [spoiler]
- was in meinen Augen die Geschichte deutlich besser gemacht hat, als in der ursprünglichen Variante.
Schreibst du außer Pony-Fanfics noch anderes?
Kurzgeschichten und Handouts für meine Rollenspielgruppe (bei der ich Meister bin; was auch eine Form von Geschichten erzählen ist). Gerade habe ich ein paar Seiten eines Buches, welches die Charaktere meiner Spieler finden werden, zu Ende geschrieben.
Ist immerhin viel cooler, wenn der Spieler es selbst nachlesen kann, als wenn ich ihm langweilig erzählen muss “also in dem Buch steht X, Y, Z.”
Auch kann ich so die Geschichte zwischen unseren wöchentlichen Sitzungen aus einer anderen Perspektive beleuchten und weiter spinnen. Indem ich zum Beispiel eine kleine Szene aus Sicht der Antagonisten schreibe.
Was ist für dich der schwerste Teil beim Schreiben?
Einmal das Anfangen und als Zweites die Momente, wenn ich Szenen schreiben/überarbeiten muss, auf die ich überhaupt keine Lust habe. Aufschieben geht nicht immer - da muss man eben in den sauren Apfel beißen und doch über Charakter X in Situation Y schreiben, anstatt über B in C.
Bei Celestias Licht konnte ich mich ein wenig um das zweite Problem herum schummeln, weil ich es nicht live veröffentlichte - da habe ich stellenweise schon das halbe nächste Kapitel fertig gehabt, bevor ich eine Szene zu Ende schrieb. Bei Blaufell und Rabenschwarz geht das leider nicht.
Was ist dein Mittel gegen Schreibblockaden?
Wahlweise das bisher Geschriebene noch einmal durchlesen, oder auch mit ruhigem Gewissen Wochen/Monate Pause machen und mich mit anderen Dingen beschäftigen.
So wie ich zur Zeit eine Schreibpause mache und mich mehr anderen Hobbys widme. Irgendwann habe ich wieder Lust auf “Blaufell und Rabenschwarz” und dann schreibe ich dort weiter. War bei “Celestias Licht” auch so: Zwei Monate Pause mitten drin; nur hat das keiner außer meinen Betalesern bemerkt, weil ich sie zuerst zu Ende schrieb, bevor ich sie veröffentlichte
Was ist deine größte Inspirationsquelle?
Andere kreative Werke und Erfahrungen die ich mache.
“Wenn gut geklaut halb gewonnen ist, ist die andere Hälfte Poesie” - der Spruch stammt von mir, zu Hälfte jedenfalls ;D
Um ein paar Beispiele zu nennen:
Tintessa und Erik, zwei von den drei Hauptcharakteren aus meinem Celestias Licht, sind unmittelbar von Eric und Inkessa aus End of Ponies inspiriert: Ich habe sie dort gemocht und mir gedacht: “Da kann man doch was draus machen.”
Der grundsätzliche Aufbau von Celestias Licht ist auf technischer Seite an Past Sins angelehnt: Was Pen Stroke sich in der Mitte seiner Geschichte traut, hat mich tief beeindruckt. Und die Wirkung desselbigen, die ich mir persönlich so erklärt habe, dass er sich in den ersten Kapitelns in wunderbares, festes Fundament erschaffen hat, auf dem er dies aufbauen konnte. Da habe ich mir gesagt: “So soll deine Geschichte auch aussehen: Erst ein ordentliches Fundament aufbauen und dann [spoiler]!”
Aus John Miltons “Paradise Lost” habe ich genauso Ideen für moralische Perspektiven herbei gezogen wie aus Nietzsches “Jenseits von Gut und Böse”.
Das Artefakt in Celestias Licht ist sehr an den Obsidiankugeln der D&D-Welt “Dark Sun” und dessen Art der Drachenmagie angelehnt. Leider konnte ich keine Szene realisieren, in der Lioht Vimbert einen “Hexerkönig” nennen konnte - wäre ein zu schöner Insider für “Dark Sun”-Kenner gewesen ;D
Metristan stammt aus Mazes Phantasie.
Caeline aus dem Klischee des “strahlend weißen Ritters”, Tintessas familiäre Situation aus den Schilderungen von realen Menschen, die ich getroffen habe, dazu eine Portion aus meinem Psychologie-Studium.
Die Idee, dass Tintessa und Erik gemeinsam ein Piano-Violin-Duett spielen, aus diversen Youtube-Filmen wie zum Beispiel
diesem Skyrim Duett. So etwas finde ich einfach
Ich sehe/erfahre irgendwo irgend etwas und denke mir: “Das ist cool/interessant/beeindruckend/bewegend. Das will ich auch für meine Geschichte haben!”
Wie sieht deine Schreibatmosphäre aus? Musik oder Stille, oder was anderes?
Meist Musik, manchmal auch komplette Stille.
Ich muss aber dabei alleine sein - sobald jemand anderes im Raum ist, “funktioniert es einfach nicht”. Der Schreibprozess ist für mich etwas sehr intimes und wenn ich beim Schreiben einer Szene grinse, lache, sauer bin oder weine, dann geht das nur mich etwas an.
Gab es einen typischen Anfängerfehler, den du gemacht hast?
Klar: Einfach drauf los geschrieben, nur für mich geschrieben (ohne das Wissen des Lesers zu berücksichtigen), wild den Stil gemixt, den Fokus der Geschichte regelmäßig verändert, “sinnlose Charaktere” hinzu gefügt, obercoole Actionszenen ohne inhaltliche Substanz eingefügt und mehr.
Was ich allerdings, wie Maze auch, zum Glück
nicht gemacht habe, war, diese ersten Gehversuche der Öffentlichkeit zu präsentieren. Ich habe die ersten Jahre für mich allein, oder höchstens für einen “Betaleser”, wie man es heutzutage nennt, geschrieben.
Wer ist dein Lieblingsautor außerhalb des Fanfic Genres?
Der in meinem Bücherregal am häufigst vertretene Autor ist wohl Terry Pratchett (meine Lieblingsreihe: Die um die Nachtwache) und Wolfgang Hohlbein.
Heraus ragende Einzelstücke wären:
Der Zorn der Wölfe von Jian Rong.
Silberauge von Michael A. Stackpole.
Das verlorene Paradies von John Milton.
Das letzte Einhorn von Peter S. Beagle.
Als die Tiere den Wald verließen von Colin Dann.
Bei Celestias Licht schneidest du auch nicht unwesentlich tief in das Thema Religion/Fanatismus. Hat dieses Thema eine besondere Bedeutung für dich?
Es ist für mich ein interessantes Thema. Egal ob es Religion oder etwas anderes ist: Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ein jeder Mensch von etwas überzeugt ist, Ideale hat, sich an einer wie auch immer gearteten Messlatte misst. Zum Guten wie zum Schlechten, oftmals beides zugleich; in verschiedenen Zeiten unterschiedlich gewichtet.
Dadurch, dass manche Ponys in meiner Geschichte Celestia als Göttin verehren, konnte ich mein persönliches Wunsch-Gottesbild einbringen: Das eines gnädigen, weisen, gütigen Gottes. Und es hat mir die Möglichkeit gegeben, Celli so darzustellen, wie ich sie sehe - was eine gänzlich andere Person ist als die immer wieder auftauchenden Trollestia, Molestia, Tyrannin-Celestia oder Failbabs-Celestia.
Meine Celestia ist für ihre Ponys da; sowohl angemessen badass als auch weise und sanft, wie es die Situation erfordert. Weil sie way past awesome ist - und menschlich.
Ich konnte damit auch zugleich das Thema behandeln, wie Menschen/Ponys etwas übersteigern können, wie sie Stärke daraus ziehen können, wie sie es schädigend gebrauchen können.
Dabei male ich weder schwarz noch weiß.
Ich habe das Thema mit viel Respekt und Umsicht behandelt. Es ist ein Teil von Tintessa, wie vieles Andere auch. Es ist kein Fremdkörper, nichts Gekünsteltes. Es fügt sich natürlich ein, in ihr Handeln, in ihre Weltsicht - es vermengt sich mit anderen Überzeugungen, streitet mit ihnen, widerspricht sich.
Ganz so, wie es eine jede Überzeugung tut. Wie die anderen, nicht-religiösen Charaktere jeweils ihre Ideale haben und daraus Stärke ziehen und/oder darunter leiden.
Ein Vorteil von fiktiver Religion ist, dass jeder von uns eine intuitive Ahnung davon hat, was in einer positiven gesehenen Religion als “gut” und “menschlich” gilt.
Die Frage ist: Was bringt einen Menschen / ein Pony dazu, so zu handeln, wie er/es es tut? Wovon träumt man? Wie wünscht man sich die Welt, wie erklärt man sie sich?
Religion ist dabei eine Möglichkeit, Antworten zu finden. In meiner Geschichte gibt es mehrere Antworten - und keine ist besser oder schlechter.
Sie sind anders. Ganz so, wie es verschiedene Menschen/Ponys gibt.
Celestias Licht spielt ebenfalls im von dir und Maze erzeugten M&M Universum, wie schwer war es die bereits vorhandenen Vorgaben mit der Story zu verbinden?
Da ich mich mit Celestias Licht gut drum rum geschummelt habe, war es gar nicht so schwer ;D
Meine Geschichte spielt stellenweise zeitlich parallel zu Mazes Geschichten, aber ich habe meine an einen anderen Ort verlagert, so dass wir uns überwiegend nicht in die Quere kommen.
Wenn wir gegenseitig Charaktere auftreten lassen, ist dies zwar aufwändiger (z.B. durch gesondertes “Korrekturlesen” seitens Maze, ob ich seine OCs auch “in-character” habe agieren lassen), als würde ich alle OCs selbst erfinden, aber einerseits macht es auch viel Spaß, einen frischen Wind in der Geschichte zu haben.
Wir können auch mit den Ideen des Anderen spielen, sie erweitern, Orte/Charaktere aus der jeweilig anderen Geschichte noch einmal mit den eigenen Charakteren besuchen. Ich kann mich auf Geschehnisse in Mazes Geschichte berufen, zum Beispiel der Streit zwischen Hügelbrücken und Canterlot - und mir überlegen, wie dies meine Geschichte beeinflusst. Hätte Maze nicht den Anstoß für diesen Streit gegeben, wäre Celestias Licht um einige Facetten ärmer und Blaufell und Rabenschwarz fußt ganz enorm genau auf diesem Aspekt.
Da wir im Großen und Ganzen ähnliche Geschichten/-entwicklungen und Charaktere mögen, hat es bislang selten Reibungen gegeben.
Celli als Göttin ist, um mal Beispiel zu nennen, etwas, das Maze nicht gefällt. Aber da diese Religion nur von einer kleinen Sekte praktiziert wird, kann er sie in seinen Geschichten ignorieren. Im Gegenzug haben wir beide eine sehr ähnliche Auffassung von Celestia. Und diese Funktioniert ohne den Titel Göttin genauso gut wie mit (ohne eher noch besser).
Es ist toll, wenn die Geschichten Teil von einem größeren Universum sind.
Ich bedanke mich für das Interview