Gelegentlich höre ich mir Mittelwellensender an, seltener die Langwellensender. Manchmal kommt in der UKW-Landschaft einfach nur Rotz und Müll, weswegen man sich nach Alternativen umsehen muss.
Hat man gerade kein Internet-Radio zur Verfügung hat aber (berufsbedingt) immer ein Radio dabei, probiert man mal die Amplitudenmodulation aus. Zwar immer nur in Mono und die meisten Sender können nur von frühabends bis frühmorgens am klarsten empfangen werden, weil nachts die wenigsten atmosphärischen Störungen vorhanden sind, aber man erlebt individuelle Sender aus anderen Kulturen.
Gespeichert habe ich mir anfangs in meinem Fiesta "Absolute Radio" auf 1215 kHz. Da wird anstatt 5% Britpop 95% gespielt, Coldplay oder Oasis sind quasi 1x pro Stunde zu hören.
Dazu noch Bayern+ auf 801 kHz, welches man aber quasi wirklich nur innerhalb des Weißwurstäquators empfangen kann - sobald man über die Iller fährt ist das Signal weg. Kommt (leider) viel Schlager, aber ab und an mal auch tolle Evergreens von Frank Sinatra oder Elvis Presley.
Iirc auf 747 und auf 838 kHz kommen holländische Pendants zu SWR4 mit teils heimatlicher Musik, teils mit Evergreens.
Und bis vor zwei Jahren konnte man noch bis ca. 6 Uhr auf NDRinfo, auf 972 kHz, zeitgenössische, alternative und doch chartnahe Musik hören. Sagt euch Dennis Wilson etwas? Aber irgendwie empfängt man nur noch Gelaber und Geblubber.
In den Vereinigten Staaten ist AM immernoch Standard. Ich meine, die nächsten größeren Städte, die aber auch nicht mehr als 2000 Einwohner haben, sind z.T. mehrere dutzend Kilometer entfernt, womit man mit UKW (FM) eben fast keine Hörerschaft gewinnen kann, wegen der viel zu geringen Reichweite von UKW. Ich meine... für Donau3FM gibt es für den Raum Günzburg eine eigene Senderfrequenz, im 20km entfernten Ulm wieder eine andere, im 40km entfernten Biberach nochmal ne andere. Und
Piratensender Freie Radios, wie FreeFM, haben auch nur einen Aktionskreis von ein paar Kilometern.
Natürlich gibt es auch Ausnahmen - aber dafür müssten die Sendemasten Leistung haben und auf sehr hohen Bergen errichtet werden. Dies ist dann der Grund, warum man in Schwaben sogar schweiz-italienisches Radio oder den Alternative Sender FM4 so gut empfangen kann.
Anyways, jedenfalls werden z.T. tolle Sender in den USA gespielt, wie z.B. KJAA 1440, welches ich mir aber nur übers Webradio beziehen kann, und schöne Evergreens aus den 50ern bis 80ern spielt von Country bis Hardrock.
Langwelle bietet zumindest hier in meinem Raum fast keine tollen Sender. Hier wird fast nur gelabert. Auf 153 kHz hat man den Deutschlandfunk, bei dem man Glück haben muss, dass überhaupt Musik gespielt wird (damit meine ich jetzt keine ARD-Nachtkonzerte). Zumindest ein Exzert aus "E2E4" von Manuel Göttsching durfte ich auf Langwelle erleben. <3
Iirc gibt es auf 270 kHz einen italienischen oder slowenischen Sender, der zwar Mainstream-Musik spielt, aber immerhin Musik. Dieser Sender ist aber fast garnicht empfangbar - nicht mal mit meinem Busradio, bei dem man die Antennensensibilität erstmal umkonfigurieren muss (von LO auf DX), um überhaupt gescheite Sender reinzubekommen.
Mich wundert es übrigens, warum OP hier garnichts über die Kurzwelle gesagt hat. Okay, zugegeben, Kurzwelle ist nur bei sehr alten Radios, bei Weltempfängern oder bei Kässbohrer-Setras Baujahr 2003 und älter vorzufinden, wobei das Band aber auch nur zwischen 5500 und 7000 kHz (also 5,5 bis 7 MHz und UKW fängt bei 87,5 MHz an) herumtorkelt, es sei denn, man hat nen Weltempfänger, der auch übers Tropenband verfügt, und damit die Skala zwischen 2300 kHz (Mittelwelle hört bei 1610 kHz auf) und iirc irgendwas um die 26 000 kHz abdeckt.
Und mit Kurzwelle kann man wirklich auch einiges in der Landschaft überall auf der Welt vorfinden. Meistens handelt es sich ja um Informationssendungen für Menschen, die keinen Fernseher besitzen, über aktuelle Geschehnisse aber dennoch informiert werden wollen.
Selbst nordkoreanische Sender können, aber zeitlich für ein paar Stunden begrenzt, empfangen werden. Und dazu benötigt es nichtmal ein High-End-Gerät mit dem hochmodernsten Drehkondensator (dieses Ding wird gesteuert, wenn man das Rädchen am Sendersuchlauf verstellt), aber die Leistung des Senders ist dennoch schwach, nicht zuletzt deswegen, damit andere Länder garnicht die Möglichkeiten mehr haben, solche Sender zu empfangen.
Um es mal ein bisschen zu verkürzen:
- Kurzwelle - Hab ich nicht bei mir, damit hat man aber die größte Auswahl, weil man damit viele leistungsstarke Radiosender auf der ganzen Welt empfangen kann.
- Mittelwelle - alternative, abwechslungsreiche Sender, leider mit dem Nachteil, dass man diese nur in den Abend- und Nachtstunden empfangen kann. Wenn bei mir in der ersten Fahrt aber eh nur eine Person im Bus hockt, und das Nachtlicht bei mir eingeschaltet ist, wird dennoch gerne auf Mittelwelle gewechselt. Weils einfach ruhiger zugeht, als bei UKW, bei der dir mit Stereo und Bässen Popscheiße aus dem Jahre 2013 draufgehämmert wird.
- Langwelle - sehr uninteressant, weil nichts an gescheite Musik kommt, oder nur sehr selten.
PS: Wer meint, mit Ultrakurzwelle müsste man eine noch höhere Reichweite erzielen, als bei Kurzwelle: Nö! Dazu ist die Wellenstrahlung zu kurzwellig, um diese auf mehrere tausende Kilometer über die Erdatmosphäre zu "reflektieren". Das Prinzip, warum Amplitudenmodulation (AM - LW, MW, KW) viel höhere Reichweiten hat, als Frequenzmodulation (FM, UKW) könnt ihr auf
Wikipedia nachlesen.
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