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Coronavirus - Pandemie - Druckversion

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RE: Coronavirus - Pandemie - Herrmannsegerman - 13.12.2020, 19:34

(13.12.2020)Malte279 schrieb:  Wir müssen aufpassen, dass wir uns die Situation nicht rückblickend schlimmer und unerträglicher Reden als sie war. Selbst wenn man die teilweise öffnungen ab dem 20. April (fünf Wochen nach Beginn des Lockdowns) nicht zählt kommt man beim 6. Mai auf rund sieben Wochen statt drei Monate. Es mag sich für viele nach mehr angefühlt haben, aber wir sollten aufpassen aus "gefühlten Fakten" keine Fakten zu machen.

Kommt auf deine Definition von Lockdown an. Die Geschäfte hatten in der Tat nach gut einem Monat wieder geöffnet, aber ich hatte jetzt mehr das Ende des Kontaktverbotes im Sinn. Das war halt erst im Juni der Fall.


RE: Coronavirus - Pandemie - Leon - 13.12.2020, 20:23

Man sollte zumindest die Öffnung von Restaurants dazuzählen. Diese durften erst ab 18. Mai öffnen. Das waren 2 Monate. (In Bayern Restaurants innen erst ab 25.5., Hotels ab dem 30.5., bei letzteren also 2 1/2 Monate.). Aktuell sind wir, wenn man den 10. Januar als Ende rechnet, bereits bei 10 Wochen bzw. 2 1/2 Monaten, länger als beim ersten Lockdown und es ist ungewiss, wie lange das noch so bleibt. Sicher ist nur, dass die Gastrobetriebe und Hotels ab Januar lediglich noch laufende Kosten erstattet bekommen. Die Mehrwertsteuerreduktion soll übrigens auch nicht verlängert werden, dadurch war die Idee nichts weiteres als ein teurer Griff ins Klo.


RE: Coronavirus - Pandemie - Basinator - 13.12.2020, 21:31

Kirhcen:
Soweit ich weiß, müssen diese, wenn überhaupt, doch nur spärlich gefüllt sein und haben sich auch teilweise auf digital verlegt.
Ich denke, man darf auch nicht vergessen, dass durchaus die Situation auch soziale, emotionale und seelische Probleme verstärkt hat. Ich denke, dass die Kirche *prinzipiell* dort entgegenwirken und Trost spenden kann - die Frage ist aber durchaus, ob dies Gottesdienste erfüllen oder doch eher andere Veranstaltungen dort Effekt üben - Beratungen, Zuflüchte, Beichten, und im Allgemeinen das Teilen von Sorgen und weniger das einer spricht und sich alle anschließen.
Dies wäre nur mein eigener Vorschlag an Kirchen: Überdenken, Gottesdienste zurückzufahren und andere Angebote (eben ggf. digital) hoch.

Der Thübinger Sonderweg
Die Stadt Tübingen hat das Virus sehr gut in den Begriff bekommen durch eigene Maßnahmen.
Es gab nur einen Coronafall in Pflegeheimen, und keinen tödlichen. (AFAIK, ich habe nicht den Zeitraum im Kopf)
Sonderwege sind Testungen (?) vor Heimbesuchen, unabhängige Beschaffung von Tests und/oder Schutzkleidung von Bund und Land, Trennung der Einkaufszeiten der Geschäfte für Jung & Alt, und besonders hervorzuheben: Preiswerte Taxifahrten. Wer über 60 ist, kann ein Taxi zum Buspreis nehmen, den Restbetrag bezahlt die Stadt.

Zitat: Oder als billigere Antwort: Jedes Jahr sterben in Deutschland knapp 1 Million Menschen. Warum hat diese niemand gerettet?
Nicht, dass nicht würdig sei, zu erwähnen oder hinzuweisen, ja, sogar eigentlich Änderungsbedarf ansteht. Aber: Versagen auf einer Ebene ist keine Rechtfertigung für Versagen auf einer anderen Ebene.

(13.12.2020)Magic Twilight schrieb:  Jetzt müsste man wissen, was man noch bis zum 10. Januar benötigt.

Panik. Do not want
Du benötigst Klopapier und Nudeln, nicht Panik. :<


RE: Coronavirus - Pandemie - 404compliant - 14.12.2020, 00:49

(13.12.2020)Herrmannsegerman schrieb:  Ich glaube Deutschland hat den Entscheidendenden Vorteil das die Zahlen selbst bei niedrigen Infektionsquoten sehr hoch werden. Eine 7-Tages Inzidend von 1000 wie in Belgien wären halt knapp 80.000 Neuinfektionen im 7-Tage-SChnitt, was Wochenzahlen von über 100.000 impliziert.

Stimmt schon. Je kleiner das Land, desto eher kann sich das schnell hoch schaukeln. Große Länder können lokale Unterschiede ausgleichen. Sieht man auch in Deutschland: Während wir als Land bei 181 stehen, steht Sachsen bei 392, und der Landkreis Regen in Bayern (mit 77.000 Einwohnern eher klein) steht bei 604.

Das macht auch die Amerikanischen Zahlen tückisch: Der Schnitt ist 447 (uff), aber Rhode Island steht bei 825, während das 100km entfernte Vermont 117 hat.

(13.12.2020)Herrmannsegerman schrieb:  Ansonsten haben wir auch ewig zum lockern gebraucht, das hat sicherlich auch einen gewissen Vorsprung erarbeitet.

Hat es. Und wir haben den Fehler gemacht, uns auf dem Vorsprung auszuruhen. Wir hatten ja viel bessere Zahlen als alle anderen. Spätestens ab August hätte klar sein müssen, dass die zweite Welle irgendwann kommen wird, selbst wenn man nicht den Virologen glaubt, die das vorhergesagt haben. Hätten wir da angefangen, sinnvolle und vernünftige Konzepte zu erarbeiten und umzusetzen, wie wir mit moderaten Einschränkungen gegensteuern können, wär uns vielleicht jetzt der Lockdown erspart geblieben. Statt dessen haben wir immer noch kein brauchbares Konzept für Schulen, Arbeitsplätze oder Pflegeeinrichtungen, und nun fliegt es uns um die Ohren.


RE: Coronavirus - Pandemie - Leon - 14.12.2020, 03:03

(14.12.2020)404compliant schrieb:  Wir hatten ja viel bessere Zahlen als alle anderen.
Deutschland hat immer noch eine der besten Zahlen in Europa. Nur 9 Länder haben niedrigere Inzidenzen, 32 höhere, 9 davon mehr als doppelt so hoch, 5 davon über 3x so hoch. (Ohne Kleinstaaten.) Angesichts der sehr vielen Tests die Zahlen relativ gesehen in wären Deutschland vermutlich nochmal niedriger.
Zu sagen, in Deutschland seien die Zahlen "viel zu hoch", wie man es von manchen Politikern hört, ist einfach realitätsfremd und bestenfalls Wunschdenken.

Btw.: Für die geschlossenen Läden gibt es jetzt eine Überbrückungshilfe III, die aber nur auf laufende Kosten anwendbar ist und mit 11 Milliarden lächerlich wenig ist. Zum Vergleich: Für die Lufthansa-Rettung wurden 9 Milliarden locker gemacht.


RE: Coronavirus - Pandemie - Basinator - 14.12.2020, 03:24

(14.12.2020)Leon schrieb:  
(14.12.2020)404compliant schrieb:  Wir hatten ja viel bessere Zahlen als alle anderen.
Deutschland hat immer noch eine der besten Zahlen in Europa. Nur 9 Länder haben niedrigere Inzidenzen, 32 höhere, 9 davon mehr als doppelt so hoch, 5 davon über 3x so hoch. (Ohne Kleinstaaten.) Angesichts der sehr vielen Tests die Zahlen relativ gesehen in wären Deutschland vermutlich nochmal niedriger.
Zu sagen, in Deutschland seien die Zahlen "viel zu hoch", wie man es von manchen Politikern hört, ist einfach realitätsfremd und bestenfalls Wunschdenken.
Falsch. Denn du ziehst einen Vergleich mit anderen Ländern - und nicht mit einer günstigen Virusentwicklung

Wenn - hypothetischer Wert! - das Virus unter einem Inzidenzwert von 100 als unter Kontrolle gilt und Deutschland einen Wert von 200 hat, dann ist völlig egal, ob der Wert im EU-Ausland in jedem anderen Land bei 800 liegt - Weil 200 einfach schon zu hoch ist, um der Virusvebreitung entgegen zu wirken.

Dem Virus ist der europäische Vergleich absolut egal - Das Einzige, was für das Virus zählt, ist, ob günstige Bedingungen für seine Weiterverbreitung vorliegen oder nicht.
Das die Bedingungen im EU-Ausland günstiger sein mögen - das ändert nichts am Virusverhalten innerhalb Deutschlands. Das Virus in DE wandert ja nicht aus und macht Urlaub in Belgien. Nein, das Virus ist in jedem Fall hier.

Die Anforderungen sind nicht der internationale oder europäische Vergleich. Die Anforderung ist die Wissenschaft.


RE: Coronavirus - Pandemie - Herrmannsegerman - 14.12.2020, 11:59

(14.12.2020)404compliant schrieb:  Und wir haben den Fehler gemacht, uns auf dem Vorsprung auszuruhen. Wir hatten ja viel bessere Zahlen als alle anderen. Spätestens ab August hätte klar sein müssen, dass die zweite Welle irgendwann kommen wird, selbst wenn man nicht den Virologen glaubt, die das vorhergesagt haben. Hätten wir da angefangen, sinnvolle und vernünftige Konzepte zu erarbeiten und umzusetzen, wie wir mit moderaten Einschränkungen gegensteuern können, wär uns vielleicht jetzt der Lockdown erspart geblieben. Statt dessen haben wir immer noch kein brauchbares Konzept für Schulen, Arbeitsplätze oder Pflegeeinrichtungen, und nun fliegt es uns um die Ohren.

In der Tat.

Das ist auch etwas das mich wirklich echt nervt im Moment. Anstatt die eigenen Fehler und die eigene untätigkeit zuzugeben beschuldigt man jetzt die Bevölkerung der unvernunft und des "Schlendrians" und kommt nichtmal eine Sekunde auf die Idee auch nur im entferntesten zuzugeben das man untätig Monatelang steigenden Zahlen zugesehen hat.

Die Lösung dazu zeigt Söder auf: Jetzt mit maximalster Härte ohne Rücksicht auf Verluste zuschlagen und die Dreistigkeit zu besitzen das auch noch mit Wissenschaftlichen Meinungen zu rechtfertigen die man vorher Monatelang ignoriert hat.

Das ist wirklich nur noch die maximale Verarschung.


RE: Coronavirus - Pandemie - Leon - 14.12.2020, 12:49

(14.12.2020)Basinator schrieb:  Wenn - hypothetischer Wert! - das Virus unter einem Inzidenzwert von 100 als unter Kontrolle gilt und Deutschland einen Wert von 200 hat, dann ist völlig egal, ob der Wert im EU-Ausland in jedem anderen Land bei 800 liegt - Weil 200 einfach schon zu hoch ist, um der Virusvebreitung entgegen zu wirken.
Der Wert, wann das Virus "unter Kontrolle" gilt, ist eine rein politisch motivierte und beliebig gewählte Zahl. Mit Wissenschaft hat das überhaupt nichts zu tun, was auch mehrfach von zahlreiche Experten gesagt wurde. Was wir aktuell sehen, ist ein völlig normaler Verlauf von Atwmwegserkrankungen in der Wintersaison. Andere Länder zeigen eben, dass man auch mit deutlich höheren Werten nicht die Kontrolle verliert und die Ziele von Deutschland letztlich völlig überheblich und zu hoch gesetzt, bzw. einfach nicht erreichbar sind.


RE: Coronavirus - Pandemie - Meganium - 14.12.2020, 13:34

(14.12.2020)Leon schrieb:  Der Wert, wann das Virus "unter Kontrolle" gilt, ist eine rein politisch motivierte und beliebig gewählte Zahl. Mit Wissenschaft hat das überhaupt nichts zu tun, was auch mehrfach von zahlreiche Experten gesagt wurde.
R-Wert also Humbug? Exponentielle Funktionen nichts weiter als verschwendete Zeit von Mathematikern? Inzidenzwerte willkürkich?

Zitat:Was wir aktuell sehen, ist ein völlig normaler Verlauf von Atwmwegserkrankungen in der Wintersaison.
Oof. Hast du Einblicke, die du uns eventuell mit Belegen teilen möchtest? Zum Beispiel, dass die täglich über 20000 Neuinfizierten nichts weiter als Menschen sind, die auch 2019, 2018, 2017, ... mit normalen Atemwegserkrankungen hätten behandelt werden müssen? Weil hey, ist ja Wintersaison.

Zitat: Andere Länder zeigen eben, dass man auch mit deutlich höheren Werten nicht die Kontrolle verliert und die Ziele von Deutschland letztlich völlig überheblich und zu hoch gesetzt, bzw. einfach nicht erreichbar sind.
Nanu, jetzt die Werte wieder doch legitim? Klingt so, wie wenn die Werte nur dann legitim sind, wenn man ein positives Argument bringen kann, nur in Deutschland, da sind Werte politisch motiviert.


RE: Coronavirus - Pandemie - Leon - 14.12.2020, 14:05

(14.12.2020)Meganium schrieb:  R-Wert also Humbug? Exponentielle Funktionen nichts weiter als verschwendete Zeit von Mathematikern? Inzidenzwerte willkürkich?
Der R-Wert pendelt nahe um 1,0 (+/- 0,1). Im Oktober war er mit 1,4 deutlich höher. Die Infektionszahl folgt nicht einer Exponentialfunktion, sondern einer Sättigungsfunktion, die nur für einen sehr kurzen Abschnitt am Anfang mit einer Exponentialfunktion approximierbar ist.

(14.12.2020)Meganium schrieb:  Oof. Hast du Einblicke, die du uns eventuell mit Belegen teilen möchtest?
In den Vorjahren war das nicht viel anders, bzw. es gibt trotz Corona sogar weniger Atemwegsinfekte als letztes Jahr. Wir sind jetzt in genau der Zeit, in der normalerweise die Grippefälle ansteigen, was dieses Jahr aber (zu 95%) praktisch ausbleibt. (Siehe Wochenberichte Arbeitsgemeinschaft Influenza.)

(14.12.2020)Meganium schrieb:  Nanu, jetzt die Werte wieder doch legitim? Klingt so, wie wenn die Werte nur dann legitim sind, wenn man ein positives Argument bringen kann, nur in Deutschland, da sind Werte politisch motiviert.
Wie aussagekräftig die ermittelten Werte sind, ist nochmal ein anderes Thema. Ein paar Posts weiter vorne habe ich ja erwähnt, dass sie eben trotzdem im Vergleich mit ganz Europa deutlich unter dem Durchschnitt liegen. (Man könnte statt der Inzidenzen auch die Test-positivrate je Land vergleichen, was aber wieder andere verzerrende Einflussfaktoren hat.)


RE: Coronavirus - Pandemie - HeavyMetalNeverDies! - 14.12.2020, 14:59

Alles klar, ich habe behördlich angeordneten Hausarrest bis 20.12. Eeyup


RE: Coronavirus - Pandemie - Nic0 - 14.12.2020, 18:25

(14.12.2020)Leon schrieb:  Der R-Wert pendelt nahe um 1,0 (+/- 0,1). Im Oktober war er mit 1,4 deutlich höher. Die Infektionszahl folgt nicht einer Exponentialfunktion, sondern einer Sättigungsfunktion, die nur für einen sehr kurzen Abschnitt am Anfang mit einer Exponentialfunktion approximierbar ist.

Wodurch ging denn die Kurve Anfang November in die Sättigung über?


RE: Coronavirus - Pandemie - mowny - 14.12.2020, 18:41

(14.12.2020)Leon schrieb:  Die Infektionszahl folgt nicht einer Exponentialfunktion, sondern einer Sättigungsfunktion, die nur für einen sehr kurzen Abschnitt am Anfang mit einer Exponentialfunktion approximierbar ist.

Laß mich raten: Du hast Deine Meinung vom Homburg?

Der Abschnitt, in dem die Sättigungsfunktion, oder wenn Dir die lieber ist die Gompertz-Funktion, exponential wächst, reicht grob gesehen bis zu 1/3 der Sättigungsgrenze, so kurz ist der nicht. Leider legt https://science.orf.at/stories/3203458/ nahe, daß diese Sättigungsgrenze sehr hoch ist und wir noch so weit davon entfernt sind, daß wir uns durchaus noch im Bereich exponentiellen Wachstums befinden.

Zitat:In den Vorjahren war das nicht viel anders, bzw. es gibt trotz Corona sogar weniger Atemwegsinfekte als letztes Jahr. Wir sind jetzt in genau der Zeit, in der normalerweise die Grippefälle ansteigen, was dieses Jahr aber (zu 95%) praktisch ausbleibt. (Siehe Wochenberichte Arbeitsgemeinschaft Influenza.)

Könnte das möglicherweise daran liegen, daß die Maßnahmen geeignet sind, Atemwegsinfekte zu vermeiden? Meinjanur.


RE: Coronavirus - Pandemie - Leon - 14.12.2020, 18:46

(14.12.2020)Nic0 schrieb:  Wodurch ging denn die Kurve Anfang November in die Sättigung über?
Nicht Anfang November. Der 7-Tage-R-Wert ging ab 20.10. (von 1,4) zurück. Ab 31.10., also genau gleizeitig mit der Schließung der Restaurants und Hotels, stagnierte er knapp über 1,0, sank danach langsamer bis knapp unter 1,0 und ab 9.11. stieg er sogar wieder, bzw. pendelt seitdem zwischen ca. 0,9 und 1,1.

(14.12.2020)mowny schrieb:  Laß mich raten: Du hast Deine Meinung vom Homburg?
Nein. Ich habe das vor längerer Zeit in einem englischsprachigen Artikel gelesen und vor kurzem wurde es auch von Prof. Streeck angesprochen. Du hast bei der Gompertz-Funktion die wichtige Eigenschaft vergessen, dass sie asymmetrisch ist und je nach Parameter sehr früh in einen linearen Bereich kommen kann.

(14.12.2020)mowny schrieb:  Leider legt https://science.orf.at/stories/3203458/ nahe, daß diese Sättigungsgrenze sehr hoch ist und wir noch so weit davon entfernt sind, daß wir uns durchaus noch im Bereich exponentiellen Wachstums befinden.
Die Manaus-Zahlen sind nicht auf ein ganzes Land übertragbar. Manaus ist eine Großstadt, die relativ stark vom restlichen Land abgetrennt ist. Dort sieht man zumindest, dass auch bei hoher Bevölkerungsdichte ab einer Infektionsrate von ca. 50% die Zahlen sinken. Betrachtet man ganze Länder, ist dieser Wert geringer, da es dort mehr bremsende Einflussfaktoren gibt. (Das wurde auch alles so in den verlinkten Studien erwähnt.) Je kleiner die beobachtete Gruppe ist, desto höher kann der Schwellenwert sein, der im Extremfall (z.B. ein einzelner Haushalt oder ein Pflegeheim) dann bis 100% betragen kann.

(14.12.2020)mowny schrieb:  Könnte das möglicherweise daran liegen, daß die Maßnahmen geeignet sind, Atemwegsinfekte zu vermeiden? Meinjanur.
Könnte man denken, wobei da dann die Frage ist, warum 95% der Grippefälle vermeintlich durch die Maßnahmen verhindert werden, Corona, was genau den selben Verbreitungsweg hat, aber nicht.


RE: Coronavirus - Pandemie - Nic0 - 14.12.2020, 19:24

(14.12.2020)Leon schrieb:  Nicht Anfang November. Der 7-Tage-R-Wert ging ab 20.10. (von 1,4) zurück. Ab 31.10., also genau gleizeitig mit der Schließung der Restaurants und Hotels, stagnierte er knapp über 1,0, sank danach langsamer bis knapp unter 1,0 und ab 9.11. stieg er sogar wieder, bzw. pendelt seitdem zwischen ca. 0,9 und 1,1.

Ja aber was waren denn nun die entscheidenenden Faktoren für diese Sättigung.


RE: Coronavirus - Pandemie - 404compliant - 14.12.2020, 19:44

(14.12.2020)Leon schrieb:  Ein paar Posts weiter vorne habe ich ja erwähnt, dass sie eben trotzdem im Vergleich mit ganz Europa deutlich unter dem Durchschnitt liegen.

Inzidenz Europa am 11.12.: 190 (aktuell unklar*)
Inzidenz Deutschland am 11.12.: 174 (aktuell 184)

(*) Türkei hat am Wochenende anscheinend tausende Fälle nachgemeldet, das versaut momentan die Statistik.


Ach ja, dein Lieblings-Musterland Schweden hat heute verkündet: Im November sind so viele Menschen gestorben, wie in keinem November zuvor seit 1918, dem Jahr der Spanischen Grippe. Die Übersterblichkeit liegt bei 10%.


RE: Coronavirus - Pandemie - Leon - 14.12.2020, 19:49

(14.12.2020)Nic0 schrieb:  Ja aber was waren denn nun die entscheidenenden Faktoren für diese Sättigung.
Ich halte es für möglich, dass die Stagnation vom R-Wert durch einen negativen Effekt der Maßnahmen zumindest mitverursacht wurde. Es kann sich aber auch um einen natürlichen Effekt handeln. Beim Lockdown im Frühjahr gab es einen sehr ähnlichen Verlauf. Die viel interessantere Frage ist, was sich um den 20.10. verändert hat, weil da genau die Trendwende eintrat, die man haben wollte.

(14.12.2020)404compliant schrieb:  Inzidenz Europa am 11.12.: 190 (aktuell unklar*)
Inzidenz Deutschland am 11.12.: 174 (aktuell 184)
Ich habe vereinfacht das Ranking der einzenen Länder (basierend auf der niedrigsten Inzidenz) verglichen. Da ist Deutschland weiterhin auf Platz 10 (von 43). Da einige Länder zahlenmäßig nahe beieinander liegen, kann es sein, dass der Abstand zum tatsächlichen Mittelwert geringer ist.

(14.12.2020)404compliant schrieb:  Ach ja, dein Lieblings-Musterland Schweden hat heute verkündet: Im November sind so viele Menschen gestorben, wie in keinem November zuvor seit 1918, dem Jahr der Spanischen Grippe. Die Übersterblichkeit liegt bei 10%.
Das habe ich gelesen, jedoch widerspricht sich das zumindest aktuell mit den Zahlen von Euromomo, wo für Schweden keine Übersterblichkeit sichtbar ist. Ggf. müssen da die neueren Daten noch eingefügt werden. Zumindest vor wenigen Tagen hieß es, dass Schweden 2020 die viertniedrigste Gesamtmortalität der letzten 11 Jahre hatte.


RE: Coronavirus - Pandemie - mowny - 15.12.2020, 02:45

(14.12.2020)Leon schrieb:  
(14.12.2020)mowny schrieb:  Laß mich raten: Du hast Deine Meinung vom Homburg?
Nein. Ich habe das vor längerer Zeit in einem englischsprachigen Artikel gelesen und vor kurzem wurde es auch von Prof. Streeck angesprochen. Du hast bei der Gompertz-Funktion die wichtige Eigenschaft vergessen, dass sie asymmetrisch ist und je nach Parameter sehr früh in einen linearen Bereich kommen kann.

Ja. Und man verändert diese Parameter, indem man die Ausbreitungsbedingungen ändert.
Weil man früh in den linearen Bereich kommen will. Wenn man das erst auf zu hohem Niveau schafft, muß man sehr viel mehr Aufwand treiben, um in den sublinearen Bereich, also ans andere Ende des linearen Bereiches, zu kommen.

Zitat:
(14.12.2020)mowny schrieb:  Könnte das möglicherweise daran liegen, daß die Maßnahmen geeignet sind, Atemwegsinfekte zu vermeiden? Meinjanur.
Könnte man denken, wobei da dann die Frage ist, warum 95% der Grippefälle vermeintlich durch die Maßnahmen verhindert werden, Corona, was genau den selben Verbreitungsweg hat, aber nicht.

Letzteres ist ja gerade der Punkt, wo wir unterschiedlicher Ansicht sind. Für Corona haben wir nun mal keine direkten Vergleichsdaten, wieviele Coronafälle wir ohne Maßnahmen gehabt hätten, und die aus Manaus willst Du ja nicht gelten lassen. Daher ist es schon etwas aromatisch, daß Du in dem Satz da oben Deine Ansicht, daß bei Corona nichts verhindert wird, als Fakt und Argumentationsgrundlage verwendest. Zirkelschluß fiel?


RE: Coronavirus - Pandemie - Basinator - 15.12.2020, 04:00

(14.12.2020)Leon schrieb:  
(14.12.2020)Basinator schrieb:  Wenn - hypothetischer Wert! - das Virus unter einem Inzidenzwert von 100 als unter Kontrolle gilt und Deutschland einen Wert von 200 hat, dann ist völlig egal, ob der Wert im EU-Ausland in jedem anderen Land bei 800 liegt - Weil 200 einfach schon zu hoch ist, um der Virusvebreitung entgegen zu wirken.
Der Wert, wann das Virus "unter Kontrolle" gilt, ist eine rein politisch motivierte und beliebig gewählte Zahl. Mit Wissenschaft hat das überhaupt nichts zu tun, was auch mehrfach von zahlreiche Experten gesagt wurde. Was wir aktuell sehen, ist ein völlig normaler Verlauf von Atwmwegserkrankungen in der Wintersaison. Andere Länder zeigen eben, dass man auch mit deutlich höheren Werten nicht die Kontrolle verliert und die Ziele von Deutschland letztlich völlig überheblich und zu hoch gesetzt, bzw. einfach nicht erreichbar sind.
SMH, SMH.
Karl Lauterbach ist studierter Arzt und Epidomologe. Drosten ebenso.
Ich stelle jetzt die forsche Behauptung auf: Keiner von uns beiden.

Es stellt sich doch damit klar die Frage: Welche Credibility haben wir, solchen Experten im Allgemeinen in tiefster Sachkenntnis zu widersprechen?

Zitat: Was wir aktuell sehen, ist ein völlig normaler Verlauf von Atwmwegserkrankungen in der Wintersaison
"It isn't worse than the common flu..." ist schon langer klar widerlegt.

Zitat:Andere Länder zeigen eben, dass man auch mit deutlich höheren Werten nicht die Kontrolle verliert und die Ziele von Deutschland letztlich völlig überheblich und zu hoch gesetzt, bzw. einfach nicht erreichbar sind.
Beispiele.
US, Belgien, UK?

Zitat:Könnte das möglicherweise daran liegen, daß die Maßnahmen geeignet sind, Atemwegsinfekte zu vermeiden? Meinjanur.
Tru.
Denn was die Corona-Ausbreitung hemmt, hemmt natürlich auch die Verbreitung anderer Infektionskrankheiten.
Zitat: Könnte man denken, wobei da dann die Frage ist, warum 95% der Grippefälle vermeintlich durch die Maßnahmen verhindert werden, Corona, was genau den selben Verbreitungsweg hat, aber nicht.
Ich maße mir nicht an, zu behaupten, wie sehr die Verbreitung unterschiedlich oder gleich ist. Allerdings ist doch mit ziemlicher Sicherheit anzunehmen, dass Masken, Abstandhalten und Kontaktreduzierung
dennoch förderlich gegen die Verbreitung sein dürfte. Und ja - vielleicht könnten wir durchaus Gepflogenheiten aus Corona mitnehmen und daraus lernen.


RE: Coronavirus - Pandemie - Leon - 15.12.2020, 15:17

(15.12.2020)mowny schrieb:  Ja. Und man verändert diese Parameter, indem man die Ausbreitungsbedingungen ändert.
Das Wachstum ist bereits von Beginn an asymmetrisch, nicht weil währenddessen sich ein Einflussfaktor ändert. Durch äußeres Eingreifen kann sich das Wachstum natürlich zusätzlich verädern, jedoch wurde das nur im Zusammenhang mit den sehr frühen Maßnahmen im März beobachtet.

(14.12.2020)mowny schrieb:  Daher ist es schon etwas aromatisch, daß Du in dem Satz da oben Deine Ansicht, daß bei Corona nichts verhindert wird, als Fakt und Argumentationsgrundlage verwendest. Zirkelschluß fiel?
Vielleicht hast du das falsch verstanden, aber genau dieses Paradoxon wollte ich damit ansprechen. Wenn es 2 Infektionen mit sehr ähnlichen Eigenschaften gibt, aber nur eine von beiden verschwindet, die andere aber sogar mehr wird, klingt das nach einer statistischen Verzerrung bzw. fehlerhaften Daten.

(15.12.2020)Basinator schrieb:  Karl Lauterbach
Zumindest bei Lauterbach kann ich dir sagen, dass dieser regelmäßig keine Ahnung von dem hat, was er sagt. Auch von Fachleuten wird er praktisch durchgehend für seine Aussagen kritisiert.

(15.12.2020)Basinator schrieb:  "It isn't worse than the common flu..." ist schon langer klar widerlegt.
Das habe ich auch nicht gesagt. Es geht um das Auftreten und die Menge der Fälle. In wie weit eine Infektion, wenn man sie bekommt, gefährlicher oder harmloser als eine andere ist, ist wieder ein ganz anderes Thema.