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14.05.2024, 14:49



Der Kapitalismus als Gesellschaftsform
#21
07.07.2015
Malte279 Offline
Origamipony
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Beiträge: 2.063
Registriert seit: 16. Dez 2014

RE: Der Kapitalismus als Gesellschaftsform
Zitat:Sozialismus ist die Ideologie des Versagens. Hipster Man manchen einfach etwas weg um es anderen zu geben.

Kannst Du das etwas näher erklären?
So wie wir hier Kapitalismus nicht ausschließlich auf den Aspekt "Ausbeutung der Armen durch die Reichen" reduzieren sollte man auch andere Systeme nicht auf einen besonders beliebten oder unbeliebten Aspekt reduzieren, es sei denn man hat vernünftige Gründe dafür alles andere an einem System auszuklammern.
Lasst uns doch etwas mehr als nur Parolen und Schlagworte in die Diskussion bringen.

Bis April 2020 war mein Name hier Mike84.
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Ich freue mich sehr über Feedback und konstruktive Kritik zu meinen Projekten und meiner Fanfiction.
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#22
07.07.2015
MianArkin Offline
Wonderbolt
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Beiträge: 2.123
Registriert seit: 29. Sep 2012

RE: Der Kapitalismus als Gesellschaftsform
Die Kopplung der Managergehälter an die Arbeitergehälter ist Wünschenswert und der x12 Multiplikator ist ansich Gerecht.
Wäre das Risiko eines Managers größer (Finanzielle Haftung mithaftung) so könnte man villeicht über einen höheren Multiplikator nachdenken, jedoch liegt dies im Allgemeinen nicht vor (ausser der Manager hat Nachweißlich katastrophale Scheisse gebaut, die Juristisch relevant ist).

Ein Tragfähiges System wäre eines, das höhere Kapitalmengen aus den Oberen bereichen aufnimmt, und diese wieder nach Unten abgibt, aber auch solch etwas ist schwer zu bewerkstelligen.
Durch die weiter steigene Akkumulation von Mitteln alleine aufgrund, das eine Person bereits sehr viel Geld hat, ist ein Teufelskreis der leider dazu führt das solch eine Person faktisch immer Reicher wird (dies trifft nur auf Personen zu mit einem Kapital im Milliardenbereich).
Solche sich selbst verstärkenden Systeme dürfen Wirschaftlich gesehen nicht existieren, da sie ständig mehr Kapital aufsaugen als abgeben.
Der Zufluss muss wieder irgendwo her kommen, und dort kommt man leider wieder schnell an den Unteren bereichen an.

Eine Möglichkeit wäre eine an der Inflation gemessene Kapitalhöchstmenge für Natürliche Personen.
Was mich jedoch mehr Anspricht wäre eine Steuerliche Anpassung.
Momentan bin ich von der Freiwirtschaft angetan, das einzige das man bisher davon Verwirklicht hat, ist der Freihandel, wobei dieser ohne die Freiwirtschaft scheinbar wieder zerstörerische Eigenarten entwickelt  Do not want.

Zitat:Dr. Robert D. Hare:
Einmal war ich völlig entgeistert von der Logik eines Häftlings, der meinte, sein Mordopfer hätte von seiner Tat profitiert, indem es "eine harte Lektion über das Leben" gelernt hätte.

John H. Crowe, 1975:
Bedeutet dieses, dass sie „gestorben“ sind, während sie „tot“ waren?
[Bild: hkd77pc.jpg]  [Bild: 6a2105a96db8f66a1cc5b0e5add5f0efe8d5a37d]
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#23
07.07.2015
DE_Dashy Abwesend
Royal Guard
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Beiträge: 2.731
Registriert seit: 14. Aug 2011

RE: Der Kapitalismus als Gesellschaftsform
(07.07.2015)Smash Cory schrieb:  @DE_DASHY: Ich wollte hier nie die Sinnhaftigkeit solcher Entscheidungen in Frage stellen. Das habe ich ausschließlich angeführt, um die Behauptung, Arbeitgeber würden zum Wohle ihrer Arbeitnehmer agieren, zu entkräften.
Tatsächlich kann ein Arbeitgeber aber durchaus Interesse daran haben, dass es es seinen Arbeitnehmern gut geht. Gerade bei Berufen, in denen Vorwissen vorausgesetzt wird und/oder lange angelehrt werden muss, bevor man sich zurechtfindet, ist es für einen Arbeitgeber sinnvoller, wenn seine Arbeitnehmer durch angemessene Löhne und ein ansprechendes Arbeitsklima bei Laune gehalten werden und nicht zur Konkurrenz wechseln. Unzuverlässigkeit, Unzufriedenheit und Fluktuation sind Faktoren, die man auch bei profitorientierten Unternehmen minimieren will, weil es sich eben negativ auf die Produktivität auswirkt.

(Wer sich mehr dafür interessiert, kann sich mal über den "five-dollar workday" von Henry Ford schlau machen, ein historisches Beispiel dafür, dass eine Verdopplung(!) des Lohns durchaus im Interesse des Unternehmens war. Ganz so drastisch ist das heute vielleicht nicht mehr, aber die grundlegenden Ideen haben durchaus immer noch Gewicht.)

Kommt natürlich auch stark auf den Beruf an. Bei einfachen Tätigkeiten sind Lohnniveau und Arbeitsplatz-Sicherheit deutlich niedriger als bei komplexeren Jobs.

(07.07.2015)Smash Cory schrieb:  Ich hatte mir ehrlich gesagt eine Auseinandersetzung mit den Alternativen zum Kapitalismus gewünscht. Aber das ist jetzt zu spät FS sad
Naja, stellenweise ging es ja in die Richtung, wenn erwähnt wird, dass die genannten Probleme nicht unbedingt charakteristisch für den Kapitalismus sind, sondern in anderen Systemen durchaus auch auftreten.

(07.07.2015)Mike84 schrieb:  Wie ist es beispielsweise in den nicht hypothetischen Fällen in denen große Werke die tiefschwarze Zahlen schreiben in in Länder mit geringeren Schutzauflagen / Löhnen für Arbeiter verlagert werden weil dort die ohnehin schon finanziel mehr als abgesicherten Besitzer des Unternehmens und Aktionäre einen etwas höheren Gewinn ein? Angesichts des Schadens der durch die vielen verlorenen Arbeitsplätze mit den wahrscheinlichen Konsequenzen (u.a. Schwinden der Kaufkraft in der betroffenen Region, Zunahme der Kriminalität, Suizide etc.) ist dies wirtschaftlich nahezu ausschließlich für die kleine Minderheit sinnvoll die dadurch noch größere Gewinne einfährt als ohnehin schon.
Schwarze Zahlen müssen nicht unbedingt ein Garant dafür sein, dass ein Unternehmen in allen Bereichen auf lange Sicht profitabel arbeitet. Wenn eine Fabrik Verlust macht und die andere Gewinn, dann können sich schwarze Zahlen ergeben, obwohl an einer Stelle offensichtlich nicht profitabel gearbeitet wird.

Dazu kommt, dass sich Kosten und damit letzten Endes auch Gewinne oder Verluste je nach Buchführung (und wir reden hier nicht von irgendwelchen halblegalen Tricks, sondern von den absoluten Grundlagen) auch in die Zukunft verlegen oder über Jahre aufteilen lassen, je nachdem, was für Zahlen man präsentieren möchte.

Wenn man nur liest, dass Unternehmen X in einem Jahr die Summe Y Umsatz/Gewinn gemacht hat, dann sagt das wenig darüber aus, wie es dem Unternehmen eigentlich geht. Dafür müsste man einen deutlich tieferen Blick in die Bilanz werfen.

Aber zurück zum Thema Outsourcing. Wenn 1000 Arbeitsplätze von einem hoch entwickelten Land A (beispielsweise Deutschland) in ein niedriger entwickeltes Land B (beispielsweise Indien) verlagert werden, dann wird das in Land A natürlich negativ wahrgenommen, da das aus dieser Sicht nur Nachteile hat. 1000 Arbeitslose, Verlust von Wohlstand, meinetwegen höhere Kriminalitätsrate etc.
Betrachtet man das allerdings aus Sicht von Land B, dann ist das Ergebnis das genaue Gegenteil dessen, was in Land A passiert: 1000 neue Arbeitsplätze, Wohlstand wird generiert, Kriminalitätsrate geht zurück etc.
In Land B wird der Unterschied zwischen Arbeit und Arbeitslosigkeit allerdings vermutlich deutlich drastischer sein als in Land A. In Land B können sich die Einwohner ohne Arbeit unter Umständen weder ausreichende Nahrung, noch medizinische Versorgung, im schlimmsten Fall vielleicht nicht einmal sauberes Wasser leisten, anders als die inzwischen Arbeitslosen aus Land A, bei denen der Sozialstaat zumindest für die Grundbedürfnisse aufkommt.

Wenn man das Ganze von einem utlitaristischen Standpunkt betrachtet, gewinnt Land B dabei vielleicht mehr, als Land A verliert, zudem gleicht sich der Lebensstandard von Land B etwas näher dem ohnehin recht hohen von Land A an. Insofern stellt sich die Frage, ob diese Form der Arbeitsplatzumverteilung auf einer globalen Ebene nicht sogar fairer ist als die vorherige. AJ hmm

(07.07.2015)Mike84 schrieb:  Von Wahrscheinlichkeiten und Ideologien einmal abgesehen, wie denkt ihr persönlich über das grundsätzliche Prinzip einer Koppelung der Gehälter von Führungskräften an die Gehälter der am niedrigsten bezahlten Mitarbeiter? Wäre eine solche Koppelung gerecht? Wo sollte sie gegebenenfalls liegen (das 20fache, 30fache, 50fache, 100fache...?)? Oder ist es ungerecht und reiner Populismus und wenn ja, wodurch?
Das Konzept ist interessant, solidarisch, aber auch idealistisch und in der Realität nicht umsetzbar. Für die Personen, die von diesen Einschränkungen betroffen wären, werden eh mehrere Stellen in unterschiedlichen Firmen offen stehen, von denen sie sich vermutlich für die entscheiden werden, die ihnen (neben anderen Faktoren) am meisten Gehalt einbringt.
Wenn die Schweiz jetzt das Gehalt auf sagen wir mal 200.000 CHF/€ pro Jahr begrenzt, während es ansonsten bei 250.000 läge, dann ist es für Firmen im Ausland, in denen diese Begrenzung nicht gilt, ein Leichtes, diese Fachkräfte abzuwerben, in dem sie einfach beispielsweise 225.000 als Gehalt bieten. Damit würden die Firmen weniger als üblich zahlen und hätten damit ein Schnäppchen, während die Arbeiter dennoch eine bessere Alternative zu einem begrenzten Gehalt in der Schweiz hätten, für die sie sich wohl entscheiden würden.
Insofern würde so eine Begrenzung nur dazu führen, dass Fachkräfte aus der Schweiz verschwinden, obwohl sie dort auch ohne diese Begrenzung schon gesucht werden. Deswegen wird es zu dieser Koppelung nie kommen. [Bild: pc-dshrug.png]

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#24
07.07.2015
Meganium Offline
Busfahrerpony
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Registriert seit: 15. Jan 2012

RE: Der Kapitalismus als Gesellschaftsform
Zitat:Aber zurück zum Thema Outsourcing. Wenn 1000 Arbeitsplätze von einem hoch entwickelten Land A (beispielsweise Deutschland) in ein niedriger entwickeltes Land B (beispielsweise Indien) verlagert werden, dann wird das in Land A natürlich negativ wahrgenommen, da das aus dieser Sicht nur Nachteile hat. 1000 Arbeitslose, Verlust von Wohlstand, meinetwegen höhere Kriminalitätsrate etc.
Betrachtet man das allerdings aus Sicht von Land B, dann ist das Ergebnis das genaue Gegenteil dessen, was in Land A passiert: 1000 neue Arbeitsplätze, Wohlstand wird generiert, Kriminalitätsrate geht zurück etc.
In Land B wird der Unterschied zwischen Arbeit und Arbeitslosigkeit allerdings vermutlich deutlich drastischer sein als in Land A. In Land B können sich die Einwohner ohne Arbeit unter Umständen weder ausreichende Nahrung, noch medizinische Versorgung, im schlimmsten Fall vielleicht nicht einmal sauberes Wasser leisten, anders als die inzwischen Arbeitslosen aus Land A, bei denen der Sozialstaat zumindest für die Grundbedürfnisse aufkommt.

Wenn man das Ganze von einem utlitaristischen Standpunkt betrachtet, gewinnt Land B dabei vielleicht mehr, als Land A verliert, zudem gleicht sich der Lebensstandard von Land B etwas näher dem ohnehin recht hohen von Land A an.
Aus dem kosmopolitischen Standpunkt aus betrachtet, gibt es beim Outsourcing weder Gewinner noch Verlierer. Es werden 1000 Arbeitsplätze auf der einen Seite fallen, dafür auf der anderen Seite entstehen. Die Distanzen sind groß, und die Kulturen unterschiedlich, doch insgesamt ist jeder der 7 Milliarden Einwohner des Planeten Mensch, was die scheinbaren Unterschiede relativiert.

Auch innerhalb eines Landes hat es sicherlich nicht nur Standorterweiterungen, sondern auch Standortverlagerungen gegeben, siehe Neoplan, der in Stuttgart seine Pforten dicht machen musste. Nur da beschwert sich halt kaum einer, wie in deinem Beispiel gerade mit den 1000 Arbeitsplätzen, die ins Ausland gehen. Nach einiger Zeit wurde aus dem inländischen Outsourcing (Plauen, Straubing, etc.) irgendwann mal doch ein richtiges Outsourcing in die Türkei.

Zugegeben, ein Chinese oder ein Türke braucht nicht zu viel, um das Existenzminimum zu erreichen. Tatsächlich ist es ja billiger, ein Produkt im fernen Osten zu produzieren, und teuer zu verschiffen, als es hier zu produzieren, und nur wenig Transportkosten zu verballern, nur weil der Arbeiter billiger ist. Mag sein, dass so auch die Qualität der Produkte leidet, doch offensichtlich ist das im Kapitalismus des 21, Jahrhunderts völlig egal geworden, sowohl für das Unternehmen, als auch für den Verbraucher.

Zitat:Insofern stellt sich die Frage, ob diese Form der Arbeitsplatzumverteilung auf einer globalen Ebene nicht sogar fairer ist als die vorherige.
Durchaus kann man dies als fairer betrachten. Outsourcing kann einem wirtschaftschwachen oder -aufschwingenden Land durchaus helfen.

...
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#25
07.07.2015
Malte279 Offline
Origamipony
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RE: Der Kapitalismus als Gesellschaftsform
Zitat:Wenn die Schweiz jetzt das Gehalt auf sagen wir mal 200.000 CHF/€ pro Jahr begrenzt, während es ansonsten bei 250.000 läge, dann ist es für Firmen im Ausland, in denen diese Begrenzung nicht gilt, ein Leichtes, diese Fachkräfte abzuwerben, in dem sie einfach beispielsweise 225.000 als Gehalt bieten. Damit würden die Firmen weniger als üblich zahlen und hätten damit ein Schnäppchen, während die Arbeiter dennoch eine bessere Alternative zu einem begrenzten Gehalt in der Schweiz hätten, für die sie sich wohl entscheiden würden.
Insofern würde so eine Begrenzung nur dazu führen, dass Fachkräfte aus der Schweiz verschwinden, obwohl sie dort auch ohne diese Begrenzung schon gesucht werden. Deswegen wird es zu dieser Koppelung nie kommen. [Bild: pc-dshrug.png]
Aye, aus diesem Grund hatte ich auch geschrieben, "dass solche Koppelungen in einer globalisierten Welt nur dann erfolgversprechend sind wenn genügend Länder auf einmal dabei mitziehen würden". Ich stimme zu dass das extrem unwahrscheinlich ist, auch wenn ich nicht unbedingt auf ein endgültiges "nie" wetten würde bei der Geschwindigkeit mit der Situationen sich heutzutage verändern können.
Eigentlich könnte man den Gedanken einer Koppelung der Managergehälter an die Gehälter der Arbeiter fast als eine ideal-kapitalistische Vorstellung bezeichnen. Auch wenn es heute oft so dargestellt wird weil es leider sehr viele Beispiele in der Realität dafür gibt besteht das Ideal des Kapitalismus ja nicht darin möglichst viel Geld in den Händen von möglichst wenigen zu konzentrieren. In den Vorstellungen von Kapitalismus wie er in seiner "perfekten" Form seien sollte wird ja die Mühe und das Schaffen des Einzelnen belohnt. Wenn ein Manager ein Werk so gut leitet dass seine Arbeiter so gut arbeiten dass diesen das Gehalt erhöht werden kann dann hat der Manager sich durch die Arbeit in jedem Sinne des Wortes die Gehaltserhöhung verdient und die gesammtgesellschaft hätte ihren Nutzen davon.
So gesehen ist die Vorstellung von einer solchen Koppelung näher an manchen kapitalistischen Ideen als an manchen aus anderen Ideologien die zuweilen Gleichheit stärker als Leistung betonen.

In Bezug auf Outsourcing hast Du natürlich recht, dass es utilitaristisch betrachtet einen Nutzen für ärmere Länder haben kann, wenn Werke dort eröffnet werden. Allerdings sollten die Bedingungen unter denen die Arbeiter beschäftigt werden dabei nicht ausgeklammert werden. Wenn es darum geht in Ländern mit geringeren Sicherheitsbestimmungen und Arbeiterrechten die Arbeiter so gerade an der Überlebensschwelle unter unmenschlichen Bedingungen auszubeuten, dann verdient dieses Verhalten (von dem natürlich das reichere Land dadurch profitiert das Waren hier für Spottpreise angeboten werden die unter solchen Bedingungen produziert wurden) zumindest nicht unbedingt den impliziten Segen als große Verbesserung.
Natürlich könnte man immer argumentieren dass es "besser ist als zu verhungern", aber diese Argumentation muss sich angesichts der Ausmaße der Ausbeutung der Menschen in vielen ärmeren Ländern wohl schon den Vorwurf eines gewissen Zynismus gefallen lassen.
Davon abgesehen gibt es aber auch die Fälle in denen "outgesourcte" Werke von den Verantwortlichen anscheinend gar nicht als Dauerhafte Einrichtung geplant werden sondern vor allem der Abschöpfung staatlicher Förderungen dienen nach deren Reduzierung oder Einstellung das Werk geschlossen wird. Ein Beispiel hierfür wäre das Nokia Werk in Bochum das (mit vielen Millionen staatlicher Gelder gefördert) 2008 nach Rumänien outgesourct wurde wo dann 2011 (nach Erhalt von Millionen an Fördergeldern durch die Rumänische Regierung) die Outsourcung in Richtung Vietnam beschlossen wurde.
Angesichts solcher Praktiken ist die Frage berechtigt warum Unternehmer sich zwar einerseits möglichts jede Einmischung der Politik in die Wirtschaft als "kommunistisch" verbitten andererseits aber auf Förderungen, Subventionen etc. aus Steuergeldern bestehen. Wenn diese Leute nicht in der Lage sind betriebe aufzubauen und zu unterhalten ohne am Tropf der Steuergelder zu hängen, ist das dann inkompetenz oder schlicht und einfach Gier die jedes Jahr weitaus größere Summen verschlingt als alle Sozialleistungen in Deutschland zusammengenommen?

Bis April 2020 war mein Name hier Mike84.
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(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 07.07.2015 von Malte279.)
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#26
08.07.2015
Mc Timsy Offline
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RE: Der Kapitalismus als Gesellschaftsform
Mike84 schrieb:Wenn diese Leute nicht in der Lage sind betriebe aufzubauen und zu unterhalten ohne am Tropf der Steuergelder zu hängen, ist das dann inkompetenz oder schlicht und einfach Gier die jedes Jahr weitaus größere Summen verschlingt als alle Sozialleistungen in Deutschland zusammengenommen?

Kleine Nachfrage: Woher hast du das? Die Sozialausgaben machen zumindest in Deutschland den mit Abstand größten Teil des Hauhaltes aus. Woher kommen deine Informationen, dass Subventionen und Förderungen jedes Jahr mehr Geld kosten als der Sozialetat?

Den Wind können wir nicht bestimmen, aber die Segel richtig setzen.
- Lucius Annaeus Seneca -
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#27
08.07.2015
Malte279 Offline
Origamipony
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RE: Der Kapitalismus als Gesellschaftsform
Au weia, da habe ich wirklich Blödsinn verzapft.
Höher als alle Sozialleistungen zusammengenommen ist eine vollkommen falsche Behauptung und ich kann mir selber gerade nicht erklären wie ich dazu gekommen bin. Dafür Asche auf mein Haupt, meine Bitte um Entschuldigung und die Versicherung dass es nicht meine Absicht war durch bewusst verzapften Blödsinn etwas irgendwas zu beweisen (dafür ist Blödsinn denkbar ungeeignet).
Es ist mir wirklich peinlich da das Bild verzerrt zu haben und ich verspreche zukünftig noch mal einmal mehr nachzulesen bevor ich etwas poste (höher als die Sozialleistungen... wie bin ich dazu gekommen Facehoof).

Die Frage nach der Rolle von entweder wirtschaftlicher Inkompetenz oder Gier ist angesichts der trotzdem ennormen Steuererleichterungen (2014 rund 15,5 Mrd laut dem Subventionsbericht des Finanzministeriums) und Finanzhilfen (noch mal 6,3 Mrd) berechtigt. Wirklich verärgern tun solche Zahlungen mich vor allem wenn (wie im Fall Nokia in Bochum und den Folgeorten) offenbar die Tendenz dahin geht solche Zahlungen abzuschöpfen ohne das daran aber Bedingungen geknüpft sind die eine gewisse Sicherheit / Stabilität gewährleistet solange der Betrieb nicht wirklich wirtschaftliche Verluste einfährt statt nur etwas weniger als man unter den Bedingungen in Land X einfahren könnte.

Bis April 2020 war mein Name hier Mike84.
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(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 24.09.2015 von Malte279. Bearbeitungsgrund: Rechtschreibfehlerkorrektur )
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#28
08.07.2015
Mc Timsy Offline
Wonderbolt
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RE: Der Kapitalismus als Gesellschaftsform
Mike84 schrieb:Die Frage nach der Rolle von entweder wirtschaftlicher Inkompetenz oder Gier ist angesichts der trotzdem ennormen Steuererleichterungen (2014 rund 15,5 Mrd laut dem Subventionsbericht des Finanzministeriums) und Finanzhilfen (noch mal 6,3 Mrd) berechtigt.

Da kann ich dir sogar zustimmen. Wobei man vorsichtig sein sollte Fälle wie das Nokia-Werk in Bochum voreilig zum Standard zu machen. Nicht jeder Fall von staatlicher Unterstützung lief so einseitig ab.
Aber es gibt durchaus strukturelle Probleme, die solche Dinge nicht zwingend, aber immerhin entsprechend möglich machen. Die einzelnen Regionen konkurrieren ja auch untereinander, unter anderem um Einrichtungen von Unternehmen. Lockere Finanzierungsbedingungen sind in so einem Fall ein Teil des Konkurrenzkampfes um die Zusage der Firma X. Beim Beispiel in Bochum haben die Akteure also sozusagen dieses Risiko mehr oder weniger bewusst in Kauf genommen um die Zusage zu erhalten und in ihrer Amtszeit von den Vorteilen des Standortes profitieren zu können.

Es gibt ein paar Probleme, gerade im Bereich der Wirtschaftspolitik, die allerdings nicht ganz so einfach angegangen werden können. Unter anderem auch, dass die anteilige Finanzierung des Bundes und der Europäischen Union in vielen Fällen mit den Gesamtkosten anwächst. Eine Stadt die eine neue Brücke bauen will hat also eine zusätzliche Motivation die Brücke gleich ein oder zwei Nummern größer einzuplanen, weil andere Akteure dann umso mehr Anteile an den Gesamtkosten übernehmen und was man hat das hat man.

Das Ganze ist aber gerade deshalb problematisch, weil dort Regeln pervertiert werden, die eigentlich mal ganz andere Ziele hatten. Die Finanzierung lokaler Projekte durch andere Akteure sollte finanzschwachen Kommunen helfen mit größeren und reicheren Regionen besser konkurrieren zu können. Die Idee dann aus Prinzip teurer zu bauen war nicht vorgesehen. Ebenso haben wir natürlich das Problem, dass ein Wegfall der Fördermaßnahmen die Regionen endgültig dem Konkurrenzkampf als einzigem Faktor überantworten würde und seien wir ehrlich. Die deutschen Autobauer werden nicht aus Süddeutschland wegziehen nur weil sie in Mecklenburg-Vorpommern 2% weniger Steuern zahlen müssten. Manche Länder in Deutschland müssten quasi versuchen zu Billiglohnländern zu werden um konkurrenzfähig zu bleiben, was sich mit der Idee beist gleichwertige Lebensverhältnisse in der Bundesrepublik zu gewährleisten.

Lange Rede kurzer Sinn: Wirtschaftsförderung ist ein sehr problematisches Politikfeld, ein Wegfall sollte allerdings nicht in Frage kommen, daher kann man wohl nur versuchen die übelsten Nachteile auszubessern. Andere soweit möglich hinzunehmen und zu versuchen den Nutzen zu optimieren. Ganz abstellen kann man solche Vorfälle aber bestimmt nicht.

Den Wind können wir nicht bestimmen, aber die Segel richtig setzen.
- Lucius Annaeus Seneca -
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#29
24.09.2015
Space Warrior Abwesend
Indigofohlen


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RE: Der Kapitalismus als Gesellschaftsform
https://www.youtube.com/watch?v=ipe6CMvW0Dg

"Das System" ist einfach nur krank und pervers. 90% der Menschen in den Industrienationen leben nicht wirklich, sie existieren nur noch, aber merken es nichtmal, wie armseelig ihre Existenzen sind.

Work - Buy - Be Silent - Consume - Then Die

"Wir" sind nur Schäfchen und Schlachtvieh für Die Mächte Die Sind.
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#30
24.09.2015
Conqi Offline
(K)ein Fag
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RE: Der Kapitalismus als Gesellschaftsform
(24.09.2015)Antanica schrieb:  "Das System" ist einfach nur krank und pervers. 90% der Menschen in den Industrienationen leben nicht wirklich, sie existieren nur noch, aber merken es nichtmal, wie armseelig ihre Existenzen sind.

[Bild: sheeple.png]

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#31
24.09.2015
HeavyMetalNeverDies! Offline
 
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RE: Der Kapitalismus als Gesellschaftsform
(24.09.2015)Antanica schrieb:  https://www.youtube.com/watch?v=ipe6CMvW0Dg

"Das System" ist einfach nur krank und pervers. 90% der Menschen in den Industrienationen leben nicht wirklich, sie existieren nur noch, aber merken es nichtmal, wie armseelig ihre Existenzen sind.

Work - Buy - Be Silent - Consume - Then Die

"Wir" sind nur Schäfchen und Schlachtvieh für Die Mächte Die Sind.

Ist richtig. Eeyup

Das Video hat ne geile Musik. Klingt so Hans-Zimmer-Mäßig. AJ hmm

(24.09.2015)Conqi schrieb:  [Bild: sheeple.png]

Ist auch richtig.  FS grins

Aber selbst wenn die Probleme bekannt sind, resignieren die meisten Menschen und leben einfach so vor sich hin. Ich bewundere jene, die das nicht tun und für ihre Prinzipien einstehen. Das sind leider nicht viele, aber selbst bei wenigen werden es immer mehr. Carsharing nimmt zu, Minimalismus nimmt zu, Gemeinschaftsgärten nehmen zu, Tauschringe nehmen zu, Die Tiny-Houses Bewegung nimmt, Veganismus nimmt zu usw. Alternative Lebensstile sind im kommen. Langsam aber stetig.

[Bild: 52538124312_f7739de9e0_o.jpg]
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#32
25.09.2015
Lethrael Offline
Enchantress
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RE: Der Kapitalismus als Gesellschaftsform
Ich glaube der Kapitalismus hat positive und negative Seiten.
Positiv ist, dass jeder sich seine Verwicklung in den Kreislauf aussuchen kann.
Ich muss nicht alles kaufen, ich muss keine Schulden aufnehmen.
Ich kann mit einem Job und einer Entscheidung meinen Lebensstil aussuchen.
In Gesellschaften davor war mir das nicht vergönnt. dort hätte ich werden müssen, was mein Vater war, hatte keine Chance "aufzusteigen" oder meinen Stand zu verbessern.
Wir leben in einer der besten Zeiten, ganz gleich was man von der Schere zwischen Arm und Reich auch hält.
Das Versprechen des Kapitalismus ist, dass jeder reich werden kann...
aber nicht alle.
Geld ist immer begrenzt und aus seiner Begrenztheit erwächst die Gier, oder der Neid auf jene die mehr haben.
Das ist Teil des Negativen. Es wird immer Menschen geben, die mehr haben wollen und alles tun, was sie können, um es zu erreichen.

Um in diesen Zeiten zu überleben ist es meiner Meinung nach entscheident sich bewusst zu machen, dass jeder Mensch die Wahl hat wieviel letzendlich genug ist. Ich brauche bestimmte Dinge nicht, um zufireden zu leben.

Kapitalismus ist nicht die Ursache der Probleme der Gesellschaft, es ist ein Symptom.

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#33
25.09.2015
Space Warrior Abwesend
Indigofohlen


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RE: Der Kapitalismus als Gesellschaftsform
(25.09.2015)Lethrael schrieb:  Geld ist immer begrenzt
Nein. Das Gegenteil ist der Fall. Alles Geld wird von Banken durch Schulden und Zinsen aus dem Nichts erschaffen.
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#34
25.09.2015
Lethrael Offline
Enchantress
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RE: Der Kapitalismus als Gesellschaftsform
Nichts desto weniger hat nicht jeder alles Geld zur Verfügung, sondern immer nur einen kleinen Teil.
Und auch die Banken "sollten" nicht unendlich Geld generieren können.
Sie obliegen bei dieser Schöpfung aufgrund der Entwertung bei großer Erschaffung, Hyperinflation dürfte seit der Weltwirtschaftskrise kein unbekannter Begriff mehr sein, einer "natürlichen Bremse.
Aber ich bin in der Wirtschaftstheorie zugegeben zu wenig bewandert um den genauen Prozeß wirklich zu verstehen.

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