(18.04.2021)Conqi schrieb: [ -> ]Mal wieder wird zudem das Wort Blockchain eingeworfen. Eine zentral verwaltete Blockchain ist auch nichts anderes als eine aufwendige Datenbank.
Ich finde es nicht sinnvoll, Blockchain mit einer Datenbank gleichzusetzen. Da steckt so viel mehr dahinter, was bei dieser vereinfachten Sichtweise unterm Teppich gekehrt wird. Das wird dem nicht gerecht. Zumal der Vorwurf einer zentralen Verwaltung ja auch nur eine Vermutung ist, bzw. zu kurz greift.
Das in dem FAZ-Artikel beschriebene Prinzip, dass nur die Zentralbank neues Geld drucken, bzw. digital neu in Umlauf bringen kann, wird natürlich mit Sicherheit weiterhin bestehen bleiben. Alles andere würde die Stabilität der Währung massiv gefährden. Aber diese Berechtigung zum Gelddrucken ist dann auch schon das einzige, was wirklich zwangsläufig zentral kontrolliert werden muss. Darüber hinaus spricht nichts dagegen, die Blockchain dezentral auf beliebig viele Server/Miner zu verteilen und damit die Kontrolle über die Transaktionen auch ein Stück weit aus der Hand zu geben.
Ich glaube, die Kontrolle von Transaktionen und ganz allgemein die Kontrolle bzw. Begrenzung von Zugriffsrechten ist der entscheidende Dreh- und Angelpunkt, an dem sich eine Blockchain fundamental von einem traditionellen Bankkonto unterscheidet.
Wenn du ein Bankkonto hast, hat deine Bank faktisch jederzeit die volle Kontrolle darüber. Eben weil das nur ein Eintrag in einer einfachen Datenbank ist, kann die Bank mühelos im Handumdrehen das Konto sperren, löschen, schließen, umschreiben oder sonst irgendwas damit machen. In der Praxis passiert das ja auch regelmäßig. Wenn man Schulden hat, ist es nicht ungewöhnlich, dass das Konto gepfändet wird. Und wenn die Bank "verdächtige" Transaktionen bemerkt, sind Sperrungen ebenfalls an der Tagesordnung.
Bei Kryptowährungen ist das anders. Wenn du in der Blockchain ein Konto (= "Wallet") mit deinen eigenen privaten Keys hast, kannst auch tatsächlich wirklich nur du ganz alleine darüber bestimmen, was mit dem Geld passiert, ohne dass dir jemand den Zugriff darauf sperren könnte. Dabei ist auch völlig egal, ob du dir irgendwas zu Schulden kommen lässt, dich verdächtig verhältst oder sonst irgendwas unerwünschtes machst. Du könntest rein theoretisch hochverschuldet, schwerkriminell und bei allen Banken auf einer schwarzen Liste stehen. Das alles würde nichts daran ändern, dass du weiterhin die volle, uneingeschränkte Kontrolle über dein Kryptogeld behältst. Niemand, keine Bank, keine andere Institution und auch nicht der Staat kann dir das auf digitalem Wege pfänden, beschlagnahmen oder anderweitig wegnehmen / beschränken. Der einzige Weg, das zu beschlagnahmen, zu pfänden oder zu stehlen, ist der direkte Zugriff auf die privaten Keys.
Daher auch die Parallele zu Bargeld. Dort ist es auch so, dass du allein die (physische) Kontrolle darüber hast. Wenn du ein sogenanntes "paper wallet" korrekt benutzt (das bedeutet, die privaten Keys werden auf Papier gedruckt und aus Sicherheitsgründen bewusst
nicht digital gespeichert) oder du deine Keys anderweitig offline auf einem externen Datenträger speicherst, hast du damit faktisch Bargeld in der Hand. Mit allen Vor- und Nachteilen. Du kannst das dann wahlweise in einen Tresor, ein Bankschließfach oder unters Kopfkissen legen. So lange der Ausdruck in deinem Besitz ist, kannst du ihn nutzen. Wenn du den Ausdruck aber verlierst oder er dir geklaut wird, ist auch dein Geld weg. Ganz so, wie bei echtem Bargeld eben auch (mit dem kleinen Unterschied, dass du durch das Erstellen von Kopien Backups anlegen kannst).