(04.09.2012)92JuRe schrieb: [ -> ]Windows ist auch einfacher.
Wenn man nichts anderes als Windows kennt und "Computerbenutzung" == "Windows" setzt, dann ja. Das gefühlt Schwierige ist das Ungewöhnliche, die Notwendigkeit des Umlernens. Aber es gibt auch für Standardanwender einen ganzen Haufen Sachen, die unter Linux (je nach Umgebung, oft genug auch generell) einfacher gehen.
So dermaßen viel zum Umgewöhnen gibt's eigentlich auch nicht. Okay, es gibt kein C:\ mehr, dafür gibt's so Sachen wie /usr/bin, /etc, /usr/share, /var usw. Das DVD-Laufwerk heißt nicht D:\, sondern /media/cdrom. Es gibt kein Notepad, geschweige denn Word, Excel, Powerpoint, Outlook, Internet Explorer usw., aber die Alternativen unter Linux gibt's (fast) alle auch für Windows. Man kauft sich seine Software auch nicht mehr im Laden oder lädt sie sich per Webbrowser irgendwo runter, sondern installiert alles zentral über die Paketverwaltung (deren Frontends App-Stores auch immer ähnlicher werden, nur daß Windows 7 eben nicht mal einen App Store hat).
Und man muß sich daran gewöhnen, daß es nicht einmal im Jahr einen Patchday für das System und gewisse wenige Anwendungen gibt, während man fast alles andere per händische Downloads aktuell halten muß, sondern daß alles, aber auch wirklich alles zentral über die Paketverwaltung aktualisiert wird, und zwar jederzeit. Patchday ist fast jeden Tag.
Was vielleicht für diejenigen, die mit Windows XP oder älter aufgewachsen sind, eine Umstellung ist, ist, daß der zuerst installierte Benutzer nicht alles darf. Windows legt zuerst immer ein Adminkonto mit vollen Zugriffsrechten auf alles an, und weil das gefährlich ist, hat man ab Vista eine zusätzliche Paßwortabfrage eingebaut. Linux legt
ausschließlich eingeschränkte Benutzerkonten an. Entweder es wird ein separates Root-Paßwort bei der Installation angegeben, oder – das gibt's bei mehr und mehr Distributionen – einzelne Befehle können vom Benutzer händisch mit Rootrechten ausgeführt werden mittels sudo, von dem M$ wahrscheinlich die Zusatzabfrage ab Vista abgekupfert hat, das ich aber schon Anfang 2006 benutzt hab.
Daß "die Linux-Oberfläche" so viel anders und damit schwieriger zu bedienen ist als die von Windows ab 95 oder ab XP, das kann man Linux nicht vorwerfen. Erstens: Während 99% aller Installationen einer Windowsversion sich auf den ersten Blick praktisch nur in den Icons auf dem Desktop und im Schnellstartbereich, im Zeugs im Taskbereich sowie im Hintergrundbild unterscheiden, auch weil man als Anwender kaum mehr als die Position der (einzigen) Leiste und das Farbschema ändern oder alles auf den Windows-2000-Look umschalten kann, gibt's für Linux a) etliche komplett unterschiedliche Fenstermanager und Desktopumgebungen (KDE, Gnome, MATE, Cinnamon, Unity, Xfce, LXDE, Openbox, Fluxbox, E16, E17, Trinity, Razor-Qt, IceWM, fvwm, awesome usw. usf. etc. pp.), die b) alle mehr oder weniger komplett umgepflügt werden können und mit etlichen Themen kommen – man kann meistens sogar die Bestückung der Fenstertitelleiste mit Buttons verändern –, c) gestaltet natürlich jede Distribution ihre Oberflächen individuell, d) kommen die meisten Fenstermanager/Desktopumgebungen nach ihrer Installation zunächst mal in Windows-95-bis-7-Anordnung (gut, einige können das gar nicht, z. B. Unity), und e) ist es schon mehrere Male gelungen, mit entsprechenden Themen oder gar auf der Basis einer ganzen Distribution das Look & Feel von Windows ziemlich gut bis täuschend echt nachzuahmen. Wenn's drauf ankommt, kann Linux das Aussehen von beispielsweise Windows 2000 zu 98% nachahmen. (Mit derselben Desktopumgebung kriegt man dann übrigens auch ein OS-X-mäßiges Aussehen hin.) Man kann Linux also schwerlich zum Vorwurf machen, daß es nicht immer wie Windows aussieht. Nicht mal, daß es nicht wie Windows aussehen kann.
(04.09.2012)92JuRe schrieb: [ -> ]Der vorteil von Lnux ist halt das es Modular is, aber dafür muss man sich damit auskennen.
Wobei interessanterweise gerade Linux der häufig kritisierte monolithische Kernel ist.
Was aber stimmt, ist, daß Linux-Systeme der UNIX-Philosophie folgen und viele kleine Anwendungen und Libraries für einen oder einige wenige Zwecke haben statt einen dicken fetten Binary Blob, der alles kann, nur nicht zerlegt werden.
Viele Leute motzen ja darüber, daß Linux über kleine Konfigurationsdateien in Textform eingestellt werden muß. Dem habe ich nur zu entgegnen: Unter Linux gibt's nicht so viel weniger per Maus zu konfigurieren als unter Windows, im Gegenteil. Wichtige Anwendungen haben längst Konfigurations-GUIs, die Desktopumgebungen sowieso (außer diese Konfigurationen sind der Benutzerfreundlichkeit™ geopfert worden wie unter Gnome 3 und Unity, aber da wird an 3rd-Party-Einstell-GUIs gearbeitet). Und wo Linux noch Konfigurationsskripte hat (und zwar lauter kleine und nicht so kleine auf einem Haufen unter /etc statt über Installationsordner verteilt), hat Windows die Registry. Einen einzigen gigantischen Binärblob, der ausschließlich mit Spezialprogrammen bearbeitet werden kann, nicht aber mit einem Texteditor, und der, wenn irgendwas in die Wicken geht, das ganze System unbenutzbar machen kann.
(04.09.2012)92JuRe schrieb: [ -> ] (04.09.2012)bisty schrieb: [ -> ]Ist es nicht - z.B. wenn du unter Windows-Server die Logs in der SQL-Datenbank speichern willst, dann hast du schon ein riesiges Problem. Und unter Linux brauche ich ca. 30 Minuten Zeit, um die nötige Einstellungen zu machen. Das einzige, wozu Windows fähig ist, sind hardcore-Sex und Spielen. Und weil Valve schon Steam auf Linux portiert, bleibt es nur hardcore-Sex.
Windows ist ein monolithisches OS, also hat es alles was du brauchst. Es beinhaltet sofort alle Dienste und die Wichtigsten Treiber.
Linux aber ist modular und beinhaltet nach der Instillation nur den Kernel und möglicherweise die Treiber, aber dass ist dann schon ein Sonderfall. die ganzen Treiber, Dienste usw. muss man selber aufspielen und konfigurieren.
Wovon gehst du aus, wenn du von "Linux" sprichst? Den 90ern? Slackware? Arch? LFS?
Beispiele der Installation externer Hardware
Windows 7:
- Treiber-CD des Herstellers einlegen. Falls sie automatisch startet, weiter zu Schritt 4.
- Explorer öffnen.
- Installationsprogramm händisch starten.
- Gegebenenfalls Adminpaßwort eingeben.
- Durchs Installationsprogramm klicken.
- Windows neu starten.
- Browser öffnen.
- Auf Herstellerwebsite nach Updates für den Treiber suchen. Falls vorhanden, dieses herunterladen.
- Explorer öffnen.
- Treiberinstallationsprogramm händisch starten.
- Gegebenenfalls Adminpaßwort eingeben.
- Durchs Installationsprogramm klicken.
- Windows neu starten.
- Gerät anschließen.
Ubuntu 12.04 "Precise Pangolin" LTS:
- Gerät anschließen.
- Paar Sekunden warten, bis das schon vorhandene Kernelmodul selbsttätig geladen ist.
Die Zeiten, wo man für jedes Stück Hardware den Kernel neu konfigurieren und backen mußte, und zwar jedes Mal neu, wenn ein Update für den Kernel kam, sind lange vorbei.
Und Dienste sind unter Linux nicht hersteller- oder hardwarespezifisch (außer vielleicht Frontends für professionelle Audiohardware, und die laufen mitnichten als Daemon), sondern standardisiert.
(09.09.2012)KeiserWiliem schrieb: [ -> ]Das ein oder andere Programm das ich brauche fehlt natürlich, da ich z.B. immer Opera benutze oder aufgrund mancher Leute Skype brauche.
Du weißt schon, daß Opera sein eigenes Repository für Debian hat, das auch unter *buntu geht, oder? Oder meinst du damit, daß Ubuntu Opera aus seinen eigenen Quellen rausgeschmissen hat? Früher™ war's ja noch dabei, da hatte ich aber trotzdem das Opera-Repository in den Quellen, weil das aktueller war.
(09.09.2012)KeiserWiliem schrieb: [ -> ]Aber es ist einfach unglaublich viel schon dabei. Mutli-Chat Client, IRC, Cleint, Office (inklusiver Organisations-Tools), Torrent Programm, Dokument Betrachter (für PDF und Office Dateien), Texteditor (mit Highlighting von so ziemlich jeder Programmier- und Skriptsprache) und vieles mehr.
Noch ein Punkt für die meisten Linux-Distributionen: Die können out of the box so ziemlich alles, wofür man als Benutzer ausschließlich proprietärer, kommerzieller Software erst noch ein paar Hunderter hinlegen muß – und generell als Windows-User einige Zeit mit Downloaden im Webbrowser. Und in der Paketverwaltung gibt's noch viel, viel mehr, was man ruckzuck installieren kann, ungefähr so einfach wie eine App auf dem iPhone.
(09.09.2012)emosewA schrieb: [ -> ] (09.09.2012)KeiserWiliem schrieb: [ -> ][...]
Bald bekomme ich auch auch ein Meego Gerät (Ist schon bestellt). Das Zähle ich auch mal mit, da es ein Vollwertiges Betriebssystem drauf hat, wozu ich Android und iOS nicht zähle.
Das N9 oder das Spark/Vivaldi? Beide finde ich recht interessant. Bei letzerem haperts, dass ich keine Mail von denen bekomme, und beim N9 fehlt mir doch die Tastatur. Da warte ich lieber und gucke was Jolla in den nächsten Monaten auf den Markt wirft.
Jolla hatte ja schon was angekündigt in zwei Ausführungen: mit eingeschränkten Rechten für Normaluser und hackbar für
Entwickler Geeks, aber ansonsten ein und dasselbe Modell. Sollte besser was Anständiges sein, ein Querformatslider, denn die N900s dieser Welt werden nicht jünger, besonders meins nicht, und seit der feindlichen Übernahme durch Microsoft in Form des MS-Statthalters Stephen Elop bringt Nokia eh nichts Brauchbares mehr zustande. Das N9 gibt's, ja, aber Elop scheint alles dafür zu tun, daß es nirgendwo erhältlich ist, damit auch ja keiner ein Linuxphone kauft. Außerdem hat Nokia da den Fehler gemacht, die Hardwaretastatur wegzuzüchten. Ich würde sogar sagen, deren Aktienkurs ginge es besser, wenn sie das N950 als reguläres Geekphone auf den Markt gebracht hätten, statt es nur an Entwickler zu verteilen.
Wenn Jolla es richtig macht, werden sie vom Fleck weg mehr Smartphones mit GNU/Linux draufen verkaufen als Nokia Windows-Phones und Gummistiefel zusammen.