(05.05.2016)LightningGear schrieb: [ -> ]Linux hat einen Marktanteil von 1,43% wenn man alle Distributionen zusammenrechnet.
Gemessen wie?
An verkauften Systemen? Das ist Nonsens, denn auf eine verkaufte RHEL- oder SLES-Lizenz oder grüne SuSE-Schachtel kommen unzählige Downloads von Distributionen, die es für lau gibt.
An verkauften Rechnern mit vorinstalliertem GNU/Linux? Das ist auch Nonsens, denn die allermeisten Installationen laufen auf Rechnern, die entweder zuerst Windows oder immer noch nebenher Windows oder bei Erwerb gar kein OS hatten oder vom Betreiber selbst zusammengebaut wurden.
An Pagehits auf irgendeiner Website? Erst recht Blödsinn, denn die Website, bei der die Verteilung der Pagehits wirklich die Verteilung der verwendeten Systeme widerspiegelt, gibt es nicht.
(05.05.2016)LightningGear schrieb: [ -> ] (05.05.2016)Naito schrieb: [ -> ]Wenn ein Geheimdienst in Win eine Backdoor einbauen wollen würde, bliebe selbiges unbemerkt, da Win nicht Quelloffen ist
Das Windows-Backdoor-Argument gibt es seit Jahren und die Beweislast wurde bis heute nicht erfüllt. Glaub mir, wenn es eine Backdoor in Windows gäbe, hätte irgendjemand sie mittlerweile gefunden und ihre Existenz wäre Front-Page-News in jedem Klatschblatt, das auf diesem Planeten existiert. Wenige Firmen werden so stark unter die Lupe genommen wie Microsoft.
Aber zum einen gehört Microsoft Skype. Sie können das Nach-Hause-Telefonieren an NSA, GCHQ & Co. mit Skype-Technologie verschleiern.
Zum anderen: Selbst wenn sie gefunden wird, wird sie nicht unbedingt entfernt. Microsoft kann sagen: Nö, machen wir nicht.
Wenn so eine Backdoor in einem quelloffenen Bestandteil von GNU/Linux gefunden würde und der Maintainer beharrlich darüber schweigen würde (Gag Order), geschweige denn Anstalten machen würde, sie zu entfernen, werden als allererstes mal die Distributoren die Backdoor eigenmächtig rauspatchen. Der Code ist mit
diff schnell gefunden – man muß nicht Millionen Codezeilen durchgehen, sondern man vergleicht den kompromittierten Quellcode mit einer möglichst neuen sicheren Version und läßt sich nur die Zeilen ausgeben, die unterschiedlich sind. Patch schreiben, heute nachmittag noch auf Debian sid, spätestens Montag auf Debian testing, und an Canonical geht der Patch auch raus. Sogar Ubuntu LTS und Debian stable pflegen den Patch als Sicherheitsfix ein. Andere Distributionen sind ähnlich schnell.
Und als dauerhafte Lösung wird von der kompromittierten Software ein Fork erstellt, der sich von der ursprünglichen Software nur durch das Fehlen der Backdoor unterscheidet, aber anders heißt und von jemand anderem maintaint wird.
(05.05.2016)LightningGear schrieb: [ -> ] (05.05.2016)Naito schrieb: [ -> ]Windows ist mmn. sehr Störanfällig wenn man damit nur ein wenig rumexperimentiert
Ich möchte den sehen, der ein Linux nicht kaputt kriegt, wenn er ziellos am System herumspielt. Glaub mir, Windows hat zwar ständig irgendwelche Macken, aber solche wie die Möglichkeit, den System32-Ordner zu löschen, können heutzutage nicht einmal mehr Super-Administratoren.
Paradebeispiel: Windows Registry. Eine gigantische Konfigurationsdatei für alles, ausgeführt in einem proprietären Binärformat. Geht da irgendwas unglücklich kaputt, ist das ganze OS hin.
Dem gegenüber stehen die zahllosen kleinen und großen jeweils spezialisierten Text-Konfigurationsdateien, die jedes unixoide Betriebssystem (ja, sogar iOS) unter /etc geparkt hat. Klar kann man da auch Schaden anrichten, aber das Risiko ist geringer, und der Schaden ist leichter zu reparieren, weil man die Konfigurationsdateien mit jedem x-beliebigen Texteditor unter jedem x-beliebigen Livesystem – oder unter dem installierten System auf der Konsole mit vi, emacs, nano..., wenn nur der Grafikserver hin ist – reparieren kann.
(05.05.2016)LightningGear schrieb: [ -> ] (05.05.2016)Naito schrieb: [ -> ]Linux hat sehr viele Distributionen für verschiedene Arten von Benutzern, Windows versucht es allen Recht zu machen. (Wie bei Musik, Mainstreammusik bedient alle Mittelmäßig, kleinere spezielle Gruppen bedienen dafür die jeweiligen zuhörer perfekt.)
Kann ich bitte ein Argument hören, das jenseits dieser Aussage geht? Inwiefern ist Fragmentation für ein Betriebssystem gut?
Stell dir vor, es gäbe genau 1 GNU/Linux-Distribution: Ubuntu. Mit genau 1 Desktopumgebung: Unity.
Wenn Ubuntu scheiße ist, dann ist GNU/Linux als Ganzes scheiße. Wenn Unity scheiße ist, ist auch GNU/Linux als Ganzes scheiße. Denn die Alternativen wären Windows oder eins der BSDs.
Und wie sieht es in der Realität aus? Was machst du, wenn dir Unity nicht gefällt? Zurück zu Windows? Nein, du nimmst einfach eine andere Oberfläche. Xfce4 zum Beispiel (Xubuntu). Oder KDE SC 4 (Kubuntu). Oder Gnome 3 (Ubuntu Gnome). Denn du hast die Auswahl.
Oder *buntu geht dir generell gegen den Strich. Was machst du? Zurück zu Windows, weil es nur Ubuntu gibt? Nein, denn zum Glück gibt's nicht nur Ubuntu. Du kannst ja auch Debian nehmen. Zum Beispiel stable, wenn du es absolut zuverlässig brauchst. Oder testing, was fast schon ein Rolling Release ist und teilweise aktueller als die Halbjahresversionen von *buntu.
Vielleicht gefällt dir *buntu an sich schon, aber nicht die Geschäftsgebaren von Canonical, oder du willst unfreie Codecs vorinstalliert haben. Dann nimmst du Linux Mint.
Oder du brauchst aktuellere Treiber für deinen Laptop: Geh zu Fedora.
Oder du brauchst noch mehr Sicherheit: Geh zu CentOS.
Vielleicht willst du aber auch was Schlankes, Aktuelles, das aber nicht spartanisch ist. Dann nimmst du Arch. Hast du keine Lust, dir dein Arch per Hand zusammenzubauen, nimmst du Manjaro.
Absolute Vereinheitlichung auf nur noch ein einziges erhältliches Produkt ist schlimmer als der Automarkt in der DDR, wo man sogar aus inländischer Fertigung zumindest die Wahl zwischen Trabant und Wartburg hatte.
(05.05.2016)LightningGear schrieb: [ -> ] (05.05.2016)Naito schrieb: [ -> ]Ich liebe die Linux Paketverwaltung, und dass man nicht alles irgendwo downloaden muss, und dann beten muss keine Viren zu kriegen.
Cool. Gibt's auch in Windows, nennt sich Windows Store und läuft dort in einer Sandbox. Und in OS X, da nennt es sich Applikation. Runtergeladen aus dem Mac App Store laufen sie sogar ebenfalls in einer Sandbox.
Auf all meinen Linuxen habe ich vielleicht zwei, drei Programme, die nicht über die Paketverwaltung aktualisiert werden. Alles andere ist in der Paketverwaltung enthalten. Und ich meine
alles andere von Browsern und Mailclients über Office- und Grafikanwendungen und Schriftarten (!) bis hin zu Multimediasoftware und Spielen. Alles. Ausnahmen sind nur Exoten wie SimpleSysexxer und Squeezeplay, außerdem TeX Live, das sehr wohl in den Paketquellen ist, wo ich aber die aktuelleren Versionen direkt von der TUG bevorzuge – und TeX Live hat seine eigene Paketverwaltung.
Unter Windows bin ich bei einem Großteil der Software, die ich verwende, darauf angewiesen, aktuelle Versionen per Browser von der Projektwebsite herunterzuladen und dann händisch die gesamte Installationsroutine zu durchlaufen, um sie zu aktualisieren. Vielfach (GIMP, 7-Zip, Ghostscript, LilyPond, Frescobaldi, TeXStudio...) erfahre ich von neuen Versionen auch nur aus den GNU/Linux-Paketverwaltungen (außer wenn ich den jeweiligen RSS-Newsfeed abonniere, sofern es einen gibt). Auto-Updater haben nur die Browser und Mailclients, Java und Notepad++.
Die Paketverwaltung hat noch einen schönen Vorteil: Sie kümmert sich automatisch um Abhängigkeiten, installiert also für ein Programm notwendige Bibliotheken und andere Komponenten automatisch mit. Unter Windows muß man das entweder per Hand erledigen ("benötigt Microsoft .NET Framework 4.5", das du dir erstmal von Microsoft holen und installieren mußt), oder jedes Programm bringt all seine Dependencies mit – gerade Open-Source-Entwickler machen das häufig, um den Leuten nicht zumuten zu müssen, vorher Gtk+, Qt, Python usw. zu installieren, was dann aber dazu führt, daß du am Ende haufenweise veraltete Gtk+-, Qt-, Python- und andere freie Bibliotheken hast, die jeweils mit der Anwendung mitgekommen sind, für die sie gebraucht wurden.
Unter GNU/Linux hast du das alles genau einmal (oder höchstens Gtk+ 2 und 3, Qt4 und Qt5 oder Python 2 und Python 3 parallel) installiert und obendrein aktuell, weil vom Distributions-Maintainer, der die Versionen direkt von den Entwicklern bezieht. Wenn ein Programm die ImageMagick-Bibliotheken braucht, guckt die Paketverwaltung, ob sie schon installiert sind; wenn nicht, werden sie zum automatischen Installieren markiert und mitinstalliert. Die meisten Paketverwaltungssysteme unterscheiden nämlich auch zwischen manuell und automatisch installiert. Was automatisch installiert wurde, aber von keinem anderen Paket mehr gebraucht wird, kann und wird deinstalliert; so müllt sich das System wesentlich weniger zu.