Bin schon gespannt. Heißt: will hören / lesen!
Wie ist man von Weißenhorn nach Penzing gekommen? Man nehme zweimal den Bus und zweimal die Bahn!
Damals gab es noch die alte Bahnbuslinie nach Ulm. Wie bereits erwähnt, nun nicht mehr.
Von dort aus ging es erstmal ganz gechillt in den HBF, einem Betonbau aus den 60er-Jahren. Man muss ja schließlich noch auf den Zug warten.
Als GWDL hatte man ein besonderes Zugticket, mit dem man auf allen Strecken und in allen Zügen zweiter Klasse zum Bestimmungsort fahren konnte. Rückblickend kann man sagen, ein Privileg, welches ich heute nicht unbedingt mehr benötige.
Eingestiegen wurde also in Ulm entweder in einem ICE 1, wenn ich mich nicht täusche waren es die, die
keine Anschlussbuchsen fürs Radio haben (ICE 2 fahren in Ulm nicht, und ICE 3 müsste dann tatsächlich so modern ausgestattet sein), oder in einem TGV.
Bevorzugt wurde der TGV gefahren. Nächste Station war immer: Augsburg.
Die TGVs waren schön eingerichtet. Vor allem nostalgisch! Holzverkleidung oder Attrape (Laminat) waren die Standard-Wandverkleidung, dazu immer gepflegte Teppiche, und mehrsprachiges Personal. Und vor allem: Kein
"Sänk ju for trevelling wis Deutsche Bahn."
In die TGVs wollte ich auch immer hinein, weil es Orangina zum Trinken gab. Ich wollte unbedingt diese Dosen haben mit den erotisch angehauchten Tieren, einer Werbekampagne, welche mir zumindest sehr gefallen hat!
Außer, dass man sogar Pflanzen ebenfalls Reizwäsche verpasste.
Die Wagenanzeige im Außenbereich war eine Art Taschenrechner-Display mit der Überschrift "Voiture". Im Innenbereich war so etwas wohl schnickschnack, jedenfalls habe ich derartiges nicht gefunden. Nichtmal ne Uhr oder sowas. Nur, dass Hunde verboten sind (dann nehme ich halt ne Katze mit, weil ich ja rebellisch bin), und in welcher Klasse man sich befindet. Aber wer braucht das schon, wenn quasi jeder Sitzplatz einen Stecker hat?
Irgendwann bin ich in Augsburg angekommen. Vorbei an den böhmischen Dörfern, die imo keinen Haltepunkt benötigen, noch nichtmal von der Regionalbahn. Freihalden, lol.... Mindelaltheim, rofl....
In Augsburg angekommen, musste man erstmal 1½ Stunden auf die vermarktete "Kneipp-Lechfeld-Bahn" warten. Zu 99% verkehrten auf der Relation Augsburg - Bobingen - Kaufering - Landsberg VT642 von Siemens.
Für Busbilder wars zu dunkel, ich bin immer gegen Sonntag Abends angereist, und sonst hatte ich nicht Lust, die Zeit mit Herumlaufen zu überbrücken. Also nahm ich meinen bereits nicht mehr existenten Nintendo DSi mit Wifi mit.
Neben dem Hauptbahnhof existiert ein Einkaufszentrum mit Kino und Bowling-Bahn. Die Supermärkte und anderen Läden waren aber logischerweise zu. Also setzte ich mich in den Burger-King rein, und genoss ein unverschlüsseltes WLAN-Angebot. Keinen Code, den man eingeben musste, garnichts!
Ganz in aller Seelenruhe, und mit wenig Leuten in meiner Umgebung, surfte ich mit dem kleinen Nintendo DSi durchs Netz. Als Betriebssystem wurde Opera 9 verwendet - welch raffiniertes System, und völlig absturzfrei. Für so kleine Geräte war Opera perfekt zugeschnitten. Sogar japanische Schriftzeichen (okay, Nintendo) konnten per Bildschirmtastatur eingegeben werden.
Das war gegen Sommer 2010. Wer hätte es jemals für möglich gehalten, dass nur ein paar Monate später eine Serie an den Start geht, welche mein Leben für immer veränderten...?
Irgendwann hieß es, quer durch die Unterführung zu laufen. Bis ans allerhinterste Gleis 9. 15 Minuten vor Abfahrt waren die Bahnen meist schon da. Das WLAN-Signal war zu weit weg, also hieß es: Musik hören! Und in einer diesen VT642 sollte sich ebenfalls etwas gravierendes in meinem Leben verändern: Mein Musikgeschmack.
War mein Musikgeschmack doch sehr von 80s geprägt, kam etwas neuartiges hinzu. Aus Langeweile habe ich mal die Kopfhörer meines Handys mitgenommen. Meganium wollte Radio hören, und dazu braucht man bei Handys oftmals Kopfhörer. Normalerweise macht Meganium sowas nicht, dafür hat man einen MP3-Player, aber es hat sich gelohnt!
Beim Durchstöbern eines Senders fiel mir ein genial-schneller Rhythmus auf. Der Sender, der diesen Song gespielt hatte, war Bayern 2. Zuvor ein Sender, der immer nur gelabert und gelabert hat, und ich mich immer fragte, wie Bayern 2 mit so einem Konzept überhaupt überlebt. Das Abspielen des Tracks "She got me" von Masters of Reality brachte dann schließlich die Antwort.
Ein Interesse an Independent und Prog-Rock, weiter dann auch zu Krautrock, entwickelte sich. Es dauerte ein paar Jahre, bis Meganium den Slogan
"Kein Kommerz auf Megahertz" absolut gefiel.
Die Nachtfahrten runter nach Kaufering, vorbei an böhmischen Dörfern, wie Oberottmarshausen (boah, ein Bahnhof, der nicht der untersten Kategorie entsprach!), waren dank dieser beruhigenden und sehr interessanten Musik von Bayern 2 doch sehr entspannend.
Die Strecke war quasi ein Geradeausstück, dann ein Bogen kurz vor Kaufering, und dann die Stichstrecke der ehemaligen Fuchstalbahn, die nur noch bis Landsberg verkehren kann (bis nach Schongau ist kein regelmäßiger Personenverkehr mehr möglich).
Kaufering selbst ist ein Kreuzungsbahnhof - hier fahren regelmäßig Züge aus Richtung München und Memmingen/Lindau/Zürich ein. Der ALEX hat hier auch einen regulären Halt. Und auf diese besteht eine Wartepflicht. Erst dann geht es von Kaufering zum Endpunkt Landsberg, mit kurzem Zwischenhalt in Landsberg Schule.
Einmal bin ich mit so einem ALEX mitgefahren, weil ich unbedingt über Memmingen fahren wollte. Naja, diese ALEX sind wirklich tschechisch eingerichtet. Man könnte gleich überall in den Wagen Metallplatten mit Kreuzschraffur verschrauben - den Unterschied merkt man garnicht! Und die hohen Einstiegsstufen...! Ob es eine Baureihe 223 war, weiß ich garnicht mehr so genau.
Wenn ich mal in Landsberg angekommen bin, dann war es meist ~23:55 Uhr. Der Bus der BW-Fuhrpark (als die Busse noch oliv waren und von Setra stammen auch Y-Tours genannt), stand schon am Busbahnhof bereit, um die Leute zur Kaserne in Penzing zu befördern. Der Bus selbst war entweder ein Irisbus Crossway (Crossgay) oder ein MAN Lion's Regio. Wobei letztere besser waren, da die Nachtbeleuchtung immer an war.
Legte der Bus erstmal los, so ging es durchs, vor allem nachts, malerische Landsberg am Lech. Über den Fluss, durch die Innenstadt, den Berg hoch, raus aus der Stadt, knapp 10km Landstraße, bis zur Kaserne.
Und seitdem ich die Handy-Ohrstöpsel mitgenommen habe:
Immer Bayern 2! Und immer diese besänftigte Ruhe, während der ganzen Fahrt, von daheim bis hin zur Kaserne! Mit dem DSi zu surfen in Augsburg war schon eine Wohlfühlkur, aber mit VT642 zu fahren, und dann Musik zu hören - absolute Klasse! Laufruhige Wagen, indirekte Beleuchtung, sanftes Anfahren und stets gut beheizt. Die Fahrten waren teils so besänftigend, dass ich gleich eingeschlafen war, als ich mich ins Bett meiner Stube hingelegt hatte. Zugfahrten werden da nicht "verschlafen", erst wenn ein Meganium aus dem Zug/Bus hinaus geht, wird ein Meganium plötzlich ganz schwummerig und müde.
Einmal bin ich, weil ich unbedingt das Fahrrad mitnehmen wollte, von Landsberg bis Penzing 8km gelaufen. Und es hat in Strömen geregnet. Warum ich nicht aufgesattelt bin? Wegen eines schleichenden Plattfußes! Aber dazu ein anderes Mal in einen anderen Thread.