25 Jahre Deutsche Einheit - Was denkt ihr?

[Blue Sparkle]

Bin wohl wie die meisten erst im wiedervereinigten Deutschland geboren worden, daher kann ich zu der DDR nur das sagen, was ich aus dem Geschichtsunterricht und aus anderen Medien weiß.
Ich selbst war bisher nur zum Urlaub oder für Kurztrips in den östlichen Bundesländern und wenn ich nicht gewusst hätte, dass dort mal ein anderer Staat gewesen wäre, wäre es mir ehrlich gesagt auch nicht aufgefallen.




Außer in Sachsen. Die reden so seltsam dort.

[Railway Dash]

(04.10.2015)J-C schrieb:  Im Unterricht hatten wir das nur ganz kurz angeschnitten - aber ich glaube etwas länger als die NS-Zeit

Na immerhin.

Was ich von meinen Azubis so ab und zu bislang mitbekommen habe: Hellenistische und römische Antike bis zum Gehtnichtmehr, sämtliche Daten der Alexandrinischen Feldzüge, Punischen Kriege oder die Reformen des Kleisthenes müssen felsenfest sitzen, aber Geschichte des 20. Jahrhunderts, die, die uns ja betrifft!, wird allenfalls mal halbherzig am Rande erwähnt

Und was ich bisher so lese, ist nicht eben dazu angetan, mir da ein anderes Bild zu vermitteln.

Zitat:Am meisten Infos bekam ich, als wir im unterricht den Film "Das Leben des Anderen" sahen

Den habt ihr im Unterricht geguckt? Sieh an... gar nicht mal schlecht. - Im Film selber ist manches zwar arg konstruiert und das Leitmotiv des Stasi-Oberst, aus Karrieregründen, weil der Minister scharf auf die eine Tussi ist, die Operation durchzuziehen, zwar nicht unbedingt realistisch; außerdem sind viele der verwendeten Geräte und Fahrzeuge für das Film-Jahr 1983 einfach zu neu (die gab es damals schlicht noch nicht); insgesamt werden die subversiven Methoden aber recht gut dargestellt. Den Film kann ich abzüglich genannter Schwächen durchaus empfehlen.

Zitat:Aber gut zu wissen, dass man auch Ruhe bekam,
wenn man Ruhe wollte.

Man brauchte nur nicht in die Opposition gehen - ein "neutral" reichte schon aus, um Ruhe zu haben. - Zur "Wahl" (einfach nur Zettel einwerfen) mußte man aber trotzdem erscheinen, das wurde bei jedem registriert. Aber gut - das war eine kleine Mühe.

(04.10.2015)Meganium schrieb:  Wann war denn dieses "andere Mal", als dein Vater sich in St. Pauli eingedeckt hat? Wenn es ab 1985 war, könnte dieses lockere Verfahren der Grenzwächter durch Glasnost und Perestroika begründet werden. Soviel ich weiß, war die SED anfangs gegen Gorbatschows Politik, man tolerierte dies aber schnell.

Gute Frage - weiß ich nicht, aber ich werd ihn mal fragen

An der Grenze wurden das Heft und der Versandhauskatalog natürlich direkt einkassiert - klar. Aber eben im Jahr darauf, als es wieder an die Beantragung der Genehmigungen und Visa ging und mein Vater eben wegen dieser Geschichte aus dem Vorjahr fest mit einer Ablehnung rechnete, wurde er davon, daß die St.-Pauli-Nachrichten offenbar kein Hinderungsgrund waren, doch einigermaßen überrascht.

Zitat:Kurz vor dem Mauerfall war den Grenzsoldaten sowieso alles egal, durch die emotional geprägte Reisefreiheit.

Naja, 1988/89 wurde schon noch "ordentlich" kontrolliert Übrigens hatte der Zug am Grenzübergang Oebisfelde zwar 45 Minuten PLAN-Aufenthalt - aber die wurden fast immer überschritten; Verspätungen von 1, 2 Stunden waren da eher die Regel als die Ausnahme - weil man es mit den Kontrollen eben SEHR genau nahm und der Zug, bevor die Kontrollen nicht fertig waren, schlicht keine Zustimmung zur Weiterfahrt bekam.

Da wurden auch nicht nur die Fahrgäste kontrolliert, sondern auch die Fahrzeuge: mit Hunden am Zug lang, daß sich niemand in den Drehgestellen oder Bremsgestängen versteckt hielt; alle über Klappen irgendwie zugänglichen Hohlräume wurden aufgemacht und hineingesehen, auch hinter die Deckenverkleidungen (da gibt es bei vielen Reisezugwagen ein wenig leeren Raum zwischen Deckenverkleidung innen und Wassertank oder Wagendach) - da wurde gründlich vorgegangen, und es dauerte, so lange es dauerte - der Fahrplan genoß da nur eine ziemlich untergeordnete Priorität.

[Shippou]

Ich bin froh das die Mauer weg ist, denn wenn sie es nicht wäre, hätte ich tolle Freunde nie kennengelernt.
Ich bin selber Bj. 1986 in Sachsen.

Und es gibt ja viele tolle Sachen die man hier (BaWü) mittlerweile kaufen kann, als da der erwähnte Bautz’ner Senf, Vita Cola oder die einzige und wahre "Exzellent Worcester Sauce - Dresdner Art"

Auf weitere 25 Jahre!

[Killbeat]

ich frage mich wie die DDR aussehen würde, wenn es sie heute noch geben würde. Vielleicht wie Nordkorea?

[Herr KaLeu]

Also wenn sich die DDR auch so abschotten würde, dann auf jeden Fall

[BlackT0rnado]

Mit Mauer hätte ich Spree nicht, kein Berlin eV, keine Lovemuffin und kein neues Zuhause (Berlin)

[Herr KaLeu]

Naja du hättest zumindest nur 50% von Berlin

[Odinsson]

(05.10.2015)Shippou schrieb:  Ich bin froh das die Mauer weg ist, denn wenn sie es nicht wäre, hätte ich tolle Freunde nie kennengelernt.
Ich bin selber Bj. 1986 in Sachsen.

Und es gibt ja viele tolle Sachen die man hier (BaWü) mittlerweile kaufen kann, als da der erwähnte Bautz’ner Senf, Vita Cola oder die einzige und wahre "Exzellent Worcester Sauce - Dresdner Art"

Auf weitere 25 Jahre!

Und Bautz'ner Senf ist dazu noch der beste den ich kenne. Er ist günstig und mit 23% Marktanteil Marktführer in Deutschland. Sogar vor Tomy Senf

Und wie sähe die DDR Heute aus. Wie Nordkorea könnte man warlich sagen. Das Geld wäre nichts wert und es gäbe kaum mehr Handelspartner. Sie könnte, bei der richtigen Politik aber auch ein Europäisches China sein.
Egal wie, es ist nicht.
Wenn auch, es einige im Osten gibt, welche sie gern wieder hätten.

[Killbeat]

(05.10.2015)Odinsson schrieb:  Und es gibt ja viele tolle Sachen die man hier (BaWü) mittlerweile kaufen kann, als da der erwähnte Bautz’ner Senf, Vita Cola oder die einzige und wahre "Exzellent Worcester Sauce - Dresdner Art"

und das DDR Jägerschnitzel nicht zu vergessen. Damals haben wohl viele blöd aus der Wäsche geschaut, wenn sie statt des erhofft Schnitzels panierte Jagtwurst bekommen haben. Die Ostpralinen Haloren Kugeln sind auch gut.
Der Bautz’ner ist nicht schlecht, kommt aber nicht gegen den Löwensenf Extra an.

ich würde auch gerne mal die DDR versionen des Hotdogs(Ketwurst) und des Hamburgers(Grilletta) probieren.

[Railway Dash]

Soso... wie sähe die DDR heute aus...?

Also eine Frage nach einer alternativen Realität, nach Alternativ-Geschichte? Wen eine mögliche Version, wie auch alles hätte kommen können, wirklich interessiert, dem empfehle ich diesen Roman:

Christian v. Ditfurth: Die Mauer steht am Rhein. Klar, es ist alles Fiktion, aber es hätte auch durchaus so kommen können, wie es darin beschrieben wird! - Vielleicht kommt der eine oder andere über eine Bibliothek da ran... ist ganz interessant.

Bitte nicht wundern, wenn dort zu lesen ist, daß man sich in der DRD (kein Buchstabendreher, das ist die am 3.10.1990 neu entstandene gesamtdeutsche Demokratische Republik Deutschland) auf den 10. Jahrestag der Einheit vorbereitet - das Buch kam 1999 raus, kann aber auch heute noch genauso gelesen werden wie vor 15 / 16 Jahren.

(05.10.2015)Railway Dash schrieb:  

(04.10.2015)Meganium schrieb:  Wann war denn dieses "andere Mal", als dein Vater sich in St. Pauli eingedeckt hat? Wenn es ab 1985 war, könnte dieses lockere Verfahren der Grenzwächter durch Glasnost und Perestroika begründet werden. Soviel ich weiß, war die SED anfangs gegen Gorbatschows Politik, man tolerierte dies aber schnell.

Gute Frage - weiß ich nicht, aber ich werd ihn mal fragen

An der Grenze wurden das Heft und der Versandhauskatalog natürlich direkt einkassiert - klar. Aber eben im Jahr darauf, als es wieder an die Beantragung der Genehmigungen und Visa ging und mein Vater eben wegen dieser Geschichte aus dem Vorjahr fest mit einer Ablehnung rechnete, wurde er davon, daß die St.-Pauli-Nachrichten offenbar kein Hinderungsgrund waren, doch einigermaßen überrascht.

Habe vorhin nachgefragt: das war Anfang der 80er, da war von Glasnost und Perestroika noch keine Rede und auch Gorbatschow noch nicht Generalsekretär der KPdSU. Umso erstaunlicher, daß das Vorhandensein und Einkassieren der vier westlichen Druckerzeugnisse (St.-Pauli-Nachrichten, Micky Maus, i-ein Versandhauskatalog und noch was, von dem mein Vater selber nicht mehr weiß, was es war - wahrscheinlich irgendeine Baumarkt-Werbung, jedenfalls keinerlei politische Zeitschrift) zwar natürlich registriert wurde (daher ja auch im Folgejahr der trockene Kommentar an meine Tante, daß sie ihrem Bruder ausrichten möge, er solle seine St.-Pauli-Nachrichten im Westen lesen), aber sonst keinerlei Auswirkungen hatte und eine erneute Reise nicht verhinderte

[Guardian]

Ein Volk was im Krieg unter einem Monarchen keinen Ruhm fand und in einer Demokratie unter einem Kanzler die ersten Schritte versuchte. Ein Volk welches durch Gewalt unterdrückt und verfolgt wurde. Ein Volk, dass unter einem Gewaltherrscher starb für einen Traum der Wahnsinn war. Zwei deutsche Völker die sich Einigkeit, Frieden und Freiheit wünschten, so sehr, dass keine Grenzen unüberwindbar erschienen. Ein Volk welches durch Leid, Verzweiflung und Unruhen getrennt und wiedervereint wurde. Dieses Volk, ist das Volk der Deutschen. Dieses Volk ging durch dunkle Zeiten und dennoch fand es Licht, welches ihnen den Weg weiste. Diese Nation die verdorben und zerüttet war, ist dennoch fruchtbar um zu wachsen und zu blühen im Glanze der Einigkeit, des Rechts und der Freiheit!

Deutschland ist am 3.10.2015, 25 Jahre wiedervereint. Es ist gut, dass es geschah, denn es ist zusammengewachsen was zusammen gehört! Und dies ist gut!

Meine kleine Rede für Deutschland~

[Shippou]

(05.10.2015)Killbeat schrieb:  

(05.10.2015)Shippou schrieb:  Und es gibt ja viele tolle Sachen die man hier (BaWü) mittlerweile kaufen kann, als da der erwähnte Bautz’ner Senf, Vita Cola oder die einzige und wahre "Exzellent Worcester Sauce - Dresdner Art"

und das DDR Jägerschnitzel nicht zu vergessen. Damals haben wohl viele blöd aus der Wäsche geschaut, wenn sie statt des erhofft Schnitzels panierte Jagtwurst bekommen haben. Die Ostpralinen Haloren Kugeln sind auch gut.
Der Bautz’ner ist nicht schlecht, kommt aber nicht gegen den Löwensenf Extra an.

ich würde auch gerne mal die DDR versionen des Hotdogs(Ketwurst) und des Hamburgers(Grilletta) probieren.

Oh ja, damals in der Schule mussten wir mittags immer nen Fußmarsch hinlegen zu ner kleinen Kantine, da die Schule selber keine Verpflegung hatte.
Damals gabs das dort auch oft mit Nudeln und Tomatensoße aus Ketchup, wobei mir Jägerschnitzel mit Rahm.- oder Jägersoße und Kartoffeln lieber sind.  

Die Ketchup-Soßen-Macke hat mir meine Mom angezüchtet als kleines Kiddie.
Manchmal muss das heute noch sein.  
Halloren Kugeln* hab ich neulich auch nach langer Zeit leer gehabt (klassische Sorte, dieser moderne Kram ist nix für mich... Gott, ich werd wohl echt alt). ^^
* Halloren-und-Halunken Kugeln wie mein Vater immer sagte. lol

Zum Senf: An Löwensenf Extra kommt auch echt nix ran, nur nen Dijon vielleicht, aber das muss echt nicht sein wenn einem das Hirn wegbrennt.

(05.10.2015)Killbeat schrieb:  ich frage mich wie die DDR aussehen würde, wenn es sie heute noch geben würde. Vielleicht wie Nordkorea?

Hab ich mir auch schon überlegt.
Wenn man damals die Mittel gehabt hätte welche laut Snowden heutzutage gebräuchlich sind, hätte man wohl nen schriftlichen Antrag stellen müssen wenn man nur gedenkt nen Furz zu lassen.