Endlich wird es Zeit für meinen Kommentar.
Als ich die Folge letzte Woche bei der Jubiläumsfeier in München gesehen habe und auf einmal der Abspann lief, saß ich so da:
Was? Schon Schluß? Auf einmal, so plötzlich und ohne Vorwarnung?
- Nach inzwischen aber noch zweimaligem Sehen komme ich zu dem Schluß: doch, das paßt.
Sicher, aus der Folge hätte man locker einen Zweiteiler machen können - so aber war es 100%ige Ausnutzung der Sendezeit ohne irgendwelchen Leerlauf oder reine Füll-Szenen
Aber der Reihe nach. Geht schon hübsch anzusehen los mit dem "Spickzettel" an der Wand im Clubhaus der drei: nochmal ein kleiner gedanklicher Rundgang durch die Vergangenheit, bei welchen Aktivitäten wir die drei begleiten durften auf der Suche nach ihren Marks
Und wir bekommen direkt einen Song. Inzwischen hab ich mal ganz konzentriert hingehört: die Lieder sind wieder in bester Daniel-Ingram-Manier sehr komplex
Sie
klingen im ersten Moment vielleicht einfach, aber da sind Geschwindigkeitswechsel drin, Tonartenwechsel, da ist alles vertreten - die nachsingen zu wollen wird schwierig und ohne Übung unmöglich
Eben so, wie es sich für ein gutes Musical gehört. Und: ich mag Musicalfolgen!
Die Lieder dieser Folge sind aber dennoch ganz anders als die in
Magical Mystery Cure - andere Tonarten, anderer Rhythmus, eben speziell für diese Folge geschrieben.
Diamond Tiara benimmt sich erstmal nochmal richtig arschig - ein kaputtes Schulfenster wird natürlich nicht trivial mit einem baugleichen Fenster ersetzt, ach wo, wenn schon, dann ein Bleiglasfenster im Canterloter Stil mit ihrer Herrlichkeit
Und der Spielplatz mit seinen Geräten ist natürlich unwichtig, wer braucht den schon, wenn er eine Statue von ihr haben kann
SO macht man sich keine Freunde und gewinnt keine Wahlen - und das bekommt sie denn auch zu spüren. Noch besser: selbst ihr ewiges Gefolgspony serviert sie eiskalt ab, sehr gut!
Aha, ihre
Alte Mutter steckt also hinter ihrem arschigen Benehmen... nun ja, das Elternhaus kann schon sehr prägend sein. Verwunderlich allerdings, warum sie dann DT auf die öffentliche Ponyviller Schule schicken statt auf ein Elite-Internat in Canterlot?
Zumindest in unserer Welt wäre es so: Eltern mit derart "elitärem" Bewußtsein würden ihre Sprößlinge nie auf dieselbe Schule gehen lassen wie der "Pöbel" (was Spoiled Rich - äußerst treffender Name! - auch sehr deutlich zum Ausdruck bringt, was sie von den anderen Füllen hält), sondern auf irgendein Elite-Internat, wo sie unter ihresgleichen sind und zu genauso großen A....löchern erzogen werden, wie es ihre Eltern bereits sind
Dann aber wagt es DT erstmals, sich gegen die Mutter aufzulehnen und ihr zu widersprechen - damit hat diese wohl nicht gerechnet, wird völlig überrumpelt und trägt brav die Nachricht der Tochter zum Vater. Diese Szene wurde bisher hier in den Kommentaren noch kaum erwähnt, die ist aber wichtig: ein wichtiger Teil im Leben jedes Wirbeltiers, jedes Menschen und natürlich auch jedes Ponys ist die Emanzipation gegenüber den eigenen Eltern, der Zeitraum, in dem man sich seiner selbst bewußt wird, dessen, was man selber will, und das dann auch gegenüber den Eltern vertritt, auch wenn die eigentlich was anderes wollen - aber das ist der Zeitraum, in dem die Eltern einsehen müssen, daß aus Kindern irgendwann eigene Persönlichkeiten werden, die man eben nicht mehr einfach so umherkommandieren kann. Bei Tieren passiert das in der Regel umgedreht, mit dem Rauswerfen aus dem Nest (Entwöhnung), beim Menschen ist das ein Prozeß, der in beide Richtungen verläuft - sowohl Entwöhnung als auch Emanzipation gegenüber den Eltern. Jeder von uns, der bei seinen Eltern aufgewachsen ist, hat diesen Prozeß in der einen oder anderen Form hinter sich; bei manchen verläuft er glatter, bei manchen holpriger und härter. Und jeder von uns, der bereits selbst Kinder hat, steht irgendwann wieder vor derselben Situation - und sollte sich schon immer mal darauf vorbereiten
Genauso wichtig dann natürlich die zweite Schlüsselszene, in der die drei ihre CMs bekommen. Daß das etwas Besonderes, auch verglichen mit anderen Ponys, sein würde, war direkt zu erkennen, als sie ihre Hufe zusammenhauen und von blitzender und zischelnder Magie eingehüllt werden
Erinnert euch mal an an frühere CM-Erscheinungen, etwa aus den "Cutiemark Chronicles": die Zeichen erschienen einfach und gut war's, ohne großartigen Showeffekt drumherum (daß das Ereignis dann von den jeweiligen Ponys gefeiert wurde, ist natürlich eine andere Frage). Anders hier: die drei werden von starker equestrianischer Magie eingehüllt, allein das symbolisiert schon, daß diese CMs etwas ganz Besonderes sind und eben keine 08-15-CMs, und ich bin mir sicher, daß wir nach DIESER Ankündigung die drei nicht zum letzten Mal in ihrer Mission gesehen haben!
Da ist es dann auch verständlich, daß dieses Ereignis es wert ist, von Photo Finish festgehalten und als Brief an Celestia geschickt zu werden (die sitzt erstmal allein auf dem Thron, wie in Staffel 1, erst nach dem Eintreffen des Briefes kommt auch Luna angeflogen, die zu den dreien ja auch eine besondere Beziehung hat). Ich sehe diese Szene nicht als "bah, Intro recycelt, bliig!"
, sondern als Verbeugung, als Verneigung vor den verschiedenen Versionen des Intros über die Jahre hinweg - und nirgendwo bisher hätte das so gut hineingepaßt wie an dieser Stelle
Es zeigt auch, wie alle Charaktere miteinander verbunden sind und trotzdem ihre Entwicklung haben, wie eben nicht so gut wie alles nach jeder Folge wieder auf Null zurückgedreht wird, aber trotzdem auch nie aus den Augen gelassen wird, wie alles angefangen hat.
Eine würdigere Folge zum 5jährigen hätte es wohl kaum geben können