Versuchen wir diesen Thread mal wieder zu reanimieren, schade das die Thematik schon so lange nicht mehr angesprochen worden ist.
Fakt ist:Schule macht nicht dumm, aber sie verhindert das natürliche Lernen.
Die Realität: Wir sperren fünfundzwanzig gleichaltrige Kinder in einen Raum. Dort findet das unnatürlichste Lernen statt, das man sich nur vorstellen kann. Alle Schüler sind gezwungen sich zur selben Zeit mit einem - nicht frei gewählten - Thema zu beschäftigen. Ganz egal, ob sie das Thema gerade jetzt interessiert. Im schlimmsten Fall auch noch in Form von Frontalunterricht. Jemand hat das mal in dem schönen Satz zusammengefasst: "Wir geben den Kindern Antworten auf Fragen, die sie nie gestellt haben." Dieses Zusammenpferchen von Gleichaltrigen, findet ausserhalb von Schule nicht statt. So lernen Menschen einfach nicht. Das Leben spielt sich nicht in homogenen (gleichaltrig) Gruppen ab, sondern in heterogenen (Familien, Arbeitsgruppen). Es gibt an Volkshochschulen keine Kurse für Fünfundvierzigjährige. Die Kurse sind themenbezogen, nicht altersbezogen. Ich habe noch von keinem Chor gehört, bei dem die Mitglieder alle in einem Alter gewesen wären. Die Übereinstimmung ist das Interesse am Singen, nicht das Alter.
Sollte sich zufällig doch ein Schüler mit Hingabe dem Thema widmen, dann aber bitte nur bis zum nächsten Pausenklingeln. Jetzt das Gelernte schnell wieder vergessen. Die nächsten 45 min ist ein anderes Thema wichtig. Selbstverständlich wieder nicht frei gewählt. Mir soll mal jemand erklären, warum das Lernen, etwa zwischen dem 6. bis 18. Lebensjahr, so anders vonstatten gehen muss, als davor und danach. Ich darf mich als Kleinkind frei entscheiden Laufen zu lernen. Es ist nicht in Raten von jeweils 45 Minuten eingeteilt; begrenzt durch ein Klingelzeichen. Wenn die Eltern nicht geistesgestört sind, sprechen sie mit dem Kind auch nicht über das Laufen. Das Kind tut es einfach. Kinder sind die absolute Experten im Sprachenlernen. Sowohl bei der Mutter- als auch bei einer Fremdsprache. Und das lange bevor sie auch nur in die Nähe einer Schule kommen.
Wer weiss schon, dass Deutschland, bis auf wenige Ausnahmen, das einzige demokratische Land ist, in welchem ein SchulZWANG herrscht? Also die Weigerung zur Schule zu gehen strafbar ist. Dabei war bei Einführung der SchulPFLICHT doch etwas ganz anderes gemeint: Die Verpflichtung, das möglichst jeder schreiben, lesen und rechnen lernt. Das musste nicht zwangsläufig an einem Ort stattfinden, der sich Schule nennt. Nach einem ersten Versuch in Preussen, haben erst die Nazis, in ihrem Reichsschulgesetz von 1938, den Schulbesuch zum ZWANG gemacht. Dieser Schulzwang wird heute mit der sehr zweifelhafter Anmaßung verteidigt, dass der Staat einen Bildungs-/Erziehungsauftrag habe. Man könnte fragen, wer hat ihm den Auftrag erteilt? Gut, er steht im Grundgesetz. Wer hat ein Interesse so etwas ins Grundgesetz zu schreiben? Ich unterstelle mal, dass es gut gemeint war. Da steht aber nichts von Schulzwang. Ich könnte mit diesem Anspruch mitgehen, wenn er seinem Namen gerecht würde. Der Staat - von mir aus auch die Länder - schaffen Voraussetzungen, dass sich jeder bilden kann. Aber es läuft etwas schief, wenn sich ein deutsches Gericht auf diesen Passus im Grundgesetz beruft um eine Schülerin gegen Ihren Willen zur Teilnahme am Schwimmunterricht zu zwingen. Dabei will man sie nicht etwa zwingen, das Schwimmen zu erlernen. Es geht nur um den Zwang, am Unterricht teilzunehmen. Was sie da lernt, ist nebensächlich.
http://www.focus.de/politik/diverses/religionsfreiheit-gegen-bildungsauftrag-jun...
Es muss doch einem Menschen selbst überlassen sein, auf welchem Wege er schwimmen lernt. Ich hatte von der ersten Klasse an, neben dem Sportunterricht, auch Schwimmunterricht. Die Schule verfügte über eine eigene Schwimmhalle. Bezeichnenderweise habe ich aber erst in den Ferien zwischen der vierten und Fünften Klasse schwimmen gelernt. Dort waren die Bedingungen so, dass ich, trotz meiner Angst, schwimmen lernen konnte.
Schule tut heute noch genau das, wofür sie mal gegründet wurde: Menschen zu erziehen, die möglichst widerspruchslos der Obrigkeit folgen. Wir sollen die veröffentliche Meinung akzeptieren und glückliche Konsumenten werden. Das sagt heute natürlich niemand mehr. Aber man tut schon bei den Jüngsten alles dafür, dass dies eintritt. Zum Beispiel: in dem bei einer gestellten Rechenaufgabe nicht nur das richtige Ergebnis zählt. Nein, die Aufgabe wird erst dann mit einer guten Note belohnt, wenn auch der vom Lehrer vorgegebene Weg gewählt wird. Von eigenständigem Lernen keine Spur.
Womit wir beim nächsten Problem wären: den Schulnoten. Wir vergessen, dass das Lernen die natürlichste Sache der Welt ist. Deshalb tun wir das ja auch jeden Tag. Wir beginnen damit, das wir - wie oben bereits erwähnt - Laufen und Sprechen lernen. Keiner käme auf die Idee, uns dafür Zensuren zu geben. Nur in der Schule muss man so vorgehen, weil - ich wiederhole mich - kein freies Lernen stattfindet.