Zitat:Zeitreise
Dies ist wohl der größte Kritikpunkt an der gesamten Fanfiction. Glaub mir, ich habe Nächte lang wachgelegen und mir das Hirn zermartert wie ich das rechtfertigen und erklären soll. Wohlgemerkt "wie" und nicht "ob", denn die Option es einfach wegzulassen gab es nicht.
Ein Lanzenbruch für die Zeitreise: Die ist über die ersten Parts
derart penibel vorbereitet worden, dass man abseits ihrer bloßen Existenz bestenfalls die literarische Darstellung bemängeln kann (wenn man denn wollte). Ohne den Zeitsprüng würde narrativ alles auseinan
derfallen, ist praktisch je
der handlungsrelevante Umstand auf das Reisen in die Vergangenheit ausgerichtet.
Problematisch finde ich eher deine Eigenheit, Vieles stets zu komplex zu gestalten und dich zu selten in die Leserperspektive zu versetzen. Die ersten Schritte von Melody in Unicornia fand ich an und für sich z.B. extremst unterhaltsam, allein weil ihre Naivität an
der nackten, bitterkalten, hungergeprägten Realität
der Einhornstadt zerschellt. Doch das wurde bei mir schon damals überschattet, weil ich auf Teufel komm raus nicht verstehen konnte, warum z.B. Dan & Dauermysterium Rhythm unbedingt durch an
dere "Zeitlöcher" fallen müssen, statt in
der Nähe von Melody zu landen. Um als Trio die geringen Chancen eben zu erhöhen. Als ich dann auch noch lesen durfte, dass sich die Charaktere untereinan
der nicht einmal zu erkennen geben, weil ... darum! (siehe Wächter-Rhythm trifft Melody, kurz bevor diese Aura-Magie erlernt), wäre ich gerne ein Betaleser, nein, ein Editor gewesen, um das rigoros zusammenzustreichen. Und dich zu rütteln und zu schütteln, bis dir solche Flausen aus dem Kopfe vergangen wären. Wir sind hier doch nicht auf Deponia ...
Das ist kein angenehme Komplexitätserweiterung, wie deine ungeplanten, aber sehr bereichernden Facetten wie Spell Breaker & Cast Crusher, son
dern - zumindest für meinen ersten Blick (wir erinnern uns: Mir fehlen noch ein halbes Dutzend Kapitel) - unnötige Nebenschauplätze, die vom Eigentlichen ablenken. Insofern hat Freal schon recht, wenn er die fehlende (bzw. intransparente) Kohäsion angreift, denn die geht durch dein Vorgehen ordentlich flöten, braucht es doch recht lange, um allein die chronologische Reihenfolge deiner Figuren bzw. ihrer neuen (vorgetäuschten o
der mentalen) Charakterzüge sinnvoll zu ordnen.
Was alles nicht so schlimm wäre, wenn nicht nebenbei eintausend an
dere Dinge auf einen einprasseln. Angefangen bei dem absolut notwendigen (und mir gefallenen) Worldbuilding
der Vergangenheit bis hin zu
massivsten Stolpersteinen wie Rhythms ewig ausgeführter Ausbildung, die vertrackte politische Situation, die ganzen Nebengeschichten von Sekundär- o
der Tertiärcharakteren, die irgendwie mit hinein wollen und manchmal ganze Kapitel abbekommen und, und, und.
Für meinen Geschmack könnte man hier wirklich viel löschen. O
der besser ausgedrückt: Verschieben, zusammenschneiden, editieren. Inhalte wie die Bande rund um Toxi (die an
deren Namen sind mir entfallen) vollständig in ihre eigene Geschichte überführen und den "Klang
der Gefühle" für sich stehend verständlich
machen bleiben lassen. Bis zum Zeitsprung hat man den Narrativ und das Verhalten
der Charaktere (Ausnahme: Rhythm.
![RD laugh RD laugh]()
) immer nachvollziehen können. Selbst
der Sprung über vier Jahre hat daran nichts verän
dert und Kleinigkeiten wie die ersten Verweise auf die multiplen Persönlichkeiten konnte man handhaben, wie man wollte. Als zusätzliche Spannungs-Mystery-Faktoren o
der Beiwerk ohne astronomische Bedeutung (für den bis dato vorangeschrittenen Handlungsverlauf jedenfalls).
Wenn Freal als langjähriger, enger Beta-Leser jedenfalls solchen Unmut fährt, wäre eine Editor-Pause vielleicht wirklich angeraten. Bevor ich in ein paar Wochen eventuell genau das gleiche schreibe.
![Pinkie happy Pinkie happy]()
Immerhin sind wir hier alles Amateure und sich mit dem Editieren von Texten z.B. für Verlage zu üben, schadet nicht. Zumal man die meisten Inhalte
der letzten, auf dem Prüfstein stehenden Kapitel wohl relativ mühelos zu jeweils eigenen Geschichten zusammenfassen o
der um Redunanzien erleichtern könnte. Glaube ich zumindest. Habe bisher ja nur einen Bruchteil dessen gelesen.
PS:
Zitat:Ich wüsste aber nicht, wie ich die gleiche emotionale Tiefe und Story mit weniger ausdrücken könnte. Zu beschreiben wie ein Charakter sich fühlt oder wie dramatisch eine Situation ist, zu erklären welche mitunter komplizierten Handlungen stattfinden braucht nun mal viele Wörter. Zumindest bei mir.
Die Vorstellung, dass mehr Wörter automatisch besser sind, ist ein weitverbreiteter Trugschluss. Als Antithese verweise ich einfach auf deine früheren Kapitel, die, oh Wun
der, manchmal nur 5000 Wörter aufwiesen und
trotzdem funktionierten. Die emotionalen Zugang zu deinen Figuren (außer: Rhythm (
der Ulk wird einfach nie alt xD)), zu deiner Geschichte und
der zugrunde liegenden Welt ermöglichten. Glaube mir, je
der Editor würde tonnenweise Material bei dir finden, was man streichen könnte, ohne Abzüge in
der Wirkung zu erzielen. Das ist ganz normal im Schaffensrausch und
der steigenden Anspruchshaltung sich selbst gegenüber. Und dem Spaß am Schreiben. Aber nur wenige Leser werden dir dahingehend übereinstimmen, immerhin haben wir Menschen auch als Konsumenten eines Textes
Phantasie und
Empathie in Hülle und Fülle, um selbst nicht minutiös vorgestellten Charakteren und
deren Gedankengängen einen sinnvollen, befriedigenden Zusammenhalt zu verleihen.
Insofern bewahrheitet sich
der Spruch "Weniger ist mehr" durchaus, sobald man meint ständig auf Kapitel mit 15 bis 20.000 Wörtern zuzupreschen. Das sind immerhin schon jeweils ein Drittel eines typischen, dreihun
dert Seiten starken Taschenbuchs! Völlig irre. Sonst müsste 'Otherland' mit grob geschätzten 1,5 Mio Wörtern eine
der emotional ergreifensten und spannensten Geschichten sein: Ist sie aber nicht.
![Wink Wink]()