(02.03.2019)Crash Override schrieb: [ -> ]Aktuell beschreibst du es als Absoluten Notstand, aber wenn ich auf die Straße schaue und sehe, wie da der umgfang ist - scheint es kein Notstand zu sein, sondern höchstens ein First-World-Problem - und bequem leben kann ich auch noch (und andere sogar noch bequemer).
Joah. Die Betonung liegt auf
"Noch", weil wenn die Menschheit wartet bis sie das nicht mehr tun kann, dann ist der Zug längst abgefahren, da das Klimasystem ziemlich träge reagiert. D.h. dass wir die Auswirkungen der aktuellen Treibhausgasemission erst in 10-15 Jahren zu spüren bekommen.
Wenn man das also mal weiter denkt: Da werden wir zu 2018 noch deutliche Steigerungen erleben, weil damit es auf dem Niveau bliebe, hätte der Treibhausgasausstoß schon im Jahr 2008 oder noch früher gegen 0 gefahren werden müssen. Im Zeitraum von 2008 bis 2018 ist er aber nochmal deutlich gestiegen. Freuen wir uns also schon auf 2028+, wenn wir dann wissen werden was das Treibhausgas-Niveau von 2018 so alles anrichten kann.
Zitat:Genau dieses herumgemache von dir - fast schon wie "The End is near" - ist einfach unerträglich.
Wie gesagt, MIR braucht man gar nichts glauben. Ich habe schon etliche Vorträge zu dem Thema verlinkt, etwa von Hans Joachim Schellnhuber, Ernst Ulrich von Weizsäcker, Graeme Maxton, Harald Lesch, Mojib Latif usw. Zusätzlich sicher ein dutzend Dokus über Klimawandel. Auch wenn sich die Leute nicht richtig (oder gar nicht) zu dem Thema informieren und Hitzewellen, Waldbrände, Überflutungen, Hagelkörner groß wie Tennisbälle, Stürme,... - die wir JETZT schon erleben, beharrlich ignorieren, ändert das nichts an den Tatsachen dass wir mit Business as usual praktisch im Ar... sind.
Die Zeit arbeitet gegen uns, weil sich der Klimawandel aufgrund verschiedener Rückkopplungsschleifen selbst verstärkt. Was das genau bedeutet ist man gerade erst dabei zu erforschen. Aber Faktum ist dass schmelzender Permafrost und schmelzendes Gashydrat und brennende Wälder zusätzliches CO2 und CH4 in die Atmosphäre schleudern. Erst unlängst war zu lesen, dass durch die vielen Waldbrände in Kanada, die kanadischen Wälder seit 15 Jahren mehr CO2 freisetzen als sie aufnehmen.
Zitat:Da ist es einfach herausproletet, das man das ganze Land mit Windkraftanlagen und Stromtrassen zupflastern soll (oder aufzuhören, das ganze zu blockieren), damit man da mit erneuerbaren Energien besser davonkommt; viel wird sich da dennoch nicht bei rausholen lassen - erst recht nicht genug, das damit die Klimaziele erreicht werden können.
Das behauptet die Forschung auch gar nicht. Ich glaube es war Ernst Ulrich von Weizsäcker der sagte; die Hauptaufgabe des Klimaschutzes müsse in der Energieeinsparung bestehen. Graeme Maxton forderte überhaupt Spritpreise von 100 Eur den Liter. Niko Paech meint, dass wir wieder so wie früher leben müssten, mit selbst produzieren, alles hundert Mal reparieren, eine regionale Wirtschaft betreiben und uns vom Wachstumswahn befreien müssten.
Zitat:Dazu kommt eben noch die Herstellung von E-Autos; da sollte man sich eines Fragen: Woher die Akkus nehmen, da jene noch nicht in D produziert werden (es stehen Pläne für ein Werk für Akkus für E-autos, aber noch steht das Werk nicht und produziert auch noch keine Akkus)? Wenn wir die noch importieren müssen, bringt uns das ganze noch nicht so weit mit den E-autos - zumal spätestens dann Strom aus den Nachbarländern (und wohl auch die Notreserve - also die Betriebsbereiten AKWs, die man nur wieder einschalten muss) zugekauft werden muss, wenn man Flächendeckend dann auf E-Mobilität setzen will. Da wäre es fast einfacher, man baut einen Akku in's Auto und eine Art Pantograph auf die LKW wie auch die Autos, um den Strom z.b. auf Autobahnen entweder von Oberleitungen oder Stromschienen aus dem Boden aufzunehmen; ähnlich wie Straßenbahnen.
Dazu kommt, das eben der Bau jener E-autos noch nicht Co²-Frei ist
Richtig. Zur Mobilitätswende. Es gibt keine realistische Alternative bei der das aktuelle Mobilitätsverhalten der Industriestaaten beibehalten werden kann. Es geht bei der Mobilitätswende also nicht bloß darum jedes Auto durch ein E-Auto zu ersetzen, sondern den Individualverkehr generell extrem zu reduzieren und stattdessen Massentransportmittel auszubauen.
Die Politik hat die Karten diesbezüglich allerdings noch nicht auf den Tisch gelegt, so wie sie die Bevölkerung generell eher dumm hält, weil eine realistische Klimapolitik hätte massive Einschnitte in den Lebenswandel der Bürger. D.h. sobald sich die hinstellen und die Notlage ausrufen haben sie die Arschkarte gezogen, weil entweder sie tun dann so weiter wie bisher - dann handeln sie grob fahrlässig oder sie beschließen eine extrem restriktive Politik die wohl viele Wähler nicht begrüßen würden.
Daher also Business as usual und das nicht erst seit gestern.
Zitat: - also würden wir damit den Tod der Menschheit (den du ja fast schon vorhersagst) nur etwas verlangsamen, aber nicht das Klima komplett umkrempeln können
Es kann natürlich auch sein dass in absehbarer Zeit Yellowstone ausbricht oder ein Asteroid einschlägt oder sich das Erdmagnetfeld umpolt, wodurch es sich für einige Zeit fast vollständig auflöst. Eine Garantie zum überleben gibt es nicht. Die Frage sollte allerdings diese sein: Wenn besagte Naturkatastrophen in 30 bis 50 Jahren nicht eingetreten sind, wir den Planeten aber soweit an die Wand gefahren haben dass die Lebensqualität beim Teufel ist und vielleicht deutlich wird, dass wir das ganze nicht überleben werden, wollen wir uns dann vorwerfen müssen, dass wir es zumindest abmindern hätten können, aber uns stattdessen entschieden haben die Hände in den Schoß zu legen und zuzusehen?
Im schlimmsten Fall kann es auch passieren, dass das komplette Ökosystem aufgrund des Klimawandels kippen wird. Derzeit sehen wir ja schon Anzeichen vom Insektensterben über invasive Arten bishin zur Korallenbleiche.
Zitat:(zumal da ja u.a. die USA und Chaina nicht mitmachen, ergo es denen egal ist, ob das Klima vor die Hunde geht oder nicht - selbst wenn die Europäer jegliche Klimaziele schaffen könnten).
Siehs mal so: Der Klimaschutz ist die erste planetare demokratische Abstimmung. Entweder die Welt entscheidet sich mehrheitlich dafür und macht etwas oder sie entscheidet sich dagegen. Dass die EU alleine nicht viel machen kann ist klar, aber sie kann einen erheblichen Teil beitragen, dem politischen Willen vorausgesetzt. Solange Politiker im Dauer-Wahlkampfmodus sind, sind die Zukunftsaussichten ja eher triste.