21.08.2018
HeavyMetalNeverDies schrieb:Wäre ja schon ein Anfang wenn es mal auf EU-Ebene eingeführt würde. Dann wären da 28 Staaten mit drin und über die Grenze rollende Autos würden nicht die Klimabilanz der Nachbarländer verfälschen.
Wenn die Mitgliedsstaaten ein solches System wollen würden, dann kriegt man das auf europäischer Ebene vielleicht schon irgendwann hin. Nur warum? Welchen Vorzug haben wir dadurch? Runter ist runter und da macht die EU seit Jahren konsequent Fortschritte. Sicher, ein Land wie Luxemburg bekommt seine Werte von Deutschen Tanktouristen verfälscht. Aber wir wissen das. Daher kein großes Problem.
Zitat:Ich sehe zwar warum man an dem aktuellen System festhält, nur solange das ganze nicht in einer Art und Weise umgebaut wird, dass "dreckige Produkte" teurer sind als "saubere", wird die Klimapolitik mMn. nicht viel erreichen können.
Ok, aber das ist ein anderes Problem. Denn hier können wir im Zweifel auch mit einfacheren Konzepten zum Ziel kommen. Beispielsweise durch BEsteuerung bestimmter Rohstoffe, die sehr energieintensiv sind, oder indem wir den gesamten CO2 Wert des Herkunftlandes nehmen würden. Das hat alles seine eigenen Probleme, daher verstehe dies jetzt nicht als konkreten Vorschlag, sondern als Denkanstoß. Bevor man auf ein globales Überwachungssystem von überschaubarem Nutzen und unrealistischen Vorraussetzungen wartet, arbeitet man vielleicht lieber mit dem was man hat.
Zitat:Ja, mag sein dass es die Diskussionen gibt. Dennoch. Sie sind ein Tropfen am heißen Stein, weil das eigentliche Problem - die Verschwendungskultur, bleibt ja unangetastet, weil die ja auch gebraucht wird um das heilige Wirtschaftswachstum aufrecht zu erhalten.
Und diese "Tropfen auf den heißen Stein", wie du sie nennst, haben uns als Gesellschaften in Europa schon wesentlich weiter gebracht als jeder noch so eloquente Appell den Verbrauch zu reduzieren.
Zitat:Wenn man allerdings weiß, dass viel zu viel konsumiert und das Zeug auch viel zu schnell wieder weggeschmissen wird, muss es doch bessere Lösungen geben als einfach nur zu versuchen den viel zu hohen Warenstrom durch neue Materialien oder bessere Recyclingverfahren umweltfreundlicher zu gestalten.
Erzähl das nicht den Politikern da draußen, sondern den Wählern. Die Politiker wissen, dass sie nur begrenzt politisches Kapital haben, wie weit sie Menschen durch Reformen direkt schädigen können und diese Reformen treffen grundsätzlich zuerst die Ärmsten der Gesellschaft. Wir befinden uns in dem extrem schwierig zu manövrierenden Gewässer, dass wir versuchen mehrere, eigentlich konträre Ziele gleichzeitig zu verfolgen. Und aktuell werden politische Parteien erfolgreicher, die den Klimawandel garnicht mehr beachten wollen, sondern die bisherigen Reformen am liebsten zurückdrehen möchten.
Ernsthaft, beschaff' mir die stabile Mehrheit in der Bevölkerung, die bereit ist im Sinne des Klimaschutzes persönliche Einschnitte hinzunehmen und ich verspreche dir, ich mache persönlich den Rest, oder, falls ich das nicht schaffe, macht es ein anderer, denn am Ende des Tages sind Politiker auch nur Dienstleister und werden sich ein solcher Meinung anpassen. So lange die Menschen aber nicht vor allem anderen einen Klimaschutz fordern, sondern gleichzeitig auchnoch Jobs, Lebensqualität etc. wirst du deine radikalen Ideen nicht umsetzen können.
Zitat:Warum macht man nicht eine Anhebung der gesetzlichen Gewährleistung um der geplanten Obsoleszenz entgegenzuwirken? Oder Werbeverbot?
Warum fragst du mich das und nicht deinen Abgeordneten? Das sind nämlich tatsächlich vernünftige, ernsthaft diskutierbare Vorschläge. Tatsächlich würde mich sogar wundern, wenn du ähnliche Forderungen nicht bei irgendwelchen Randparteien im Program finden würdest, die sich bei der nächsten Wahl garantiert über deine Stimme freuen würden.
Zitat:Also ich finde ja dass die Politik die Schwierigkeiten ignoriert.
Da liegst du aber schlicht daneben. Und jetzt muss ich das mal auf einer etwas anderen Ebene ansprechen. Was du hier machst ist letztlich nichts anderes als die Arbeit deines eigenen Teams schlecht zu machen. Da draußen arbeiten hundertausende Aktivisten, Politiker, Wissenschaftler, Ingenieure und Beamte Tag für Tag an Möglichkeiten, wie wir unser Klima besser schützen können. Diese Leute stehen allerdings in einem riesigen Geflecht aus unterschiedlichen Interessen, manche davon extrem mächtig, andere mindestens genau so legitim. Das ist harte Arbeit und auch wenn es dir nicht das geringste zu bedeuten scheint, die Fortschritte sind enorm. Innerhalb der letzten Jahrzehnte ist Umweltschutz ein ganz wesentlicher Bestandteil der globalen Politik geworden, etwas, dass Mitte des letzten Jahrhunderts noch unvorstellbar gewesen wäre. Heutzutage erntet ein Präsident Trump globale Kritik für seinen Ausstieg aus dem Klimaabkommen und in Europa werden die Treibhausgase reduziert, wird an Rohstoffen gespaart usw. Herrjeh, wir zwingend Stromkonzerne den elektrischen Strom aus Erneuerbaren Energieträgern oberhalb des Marktpreises von Privatleuten zu kaufen um den Ausbau dieser Energieform zu fördern. Da wir alle diesen erhöhten Kostenfaktor am Ende auf unserer Stromrechnung vorfinden bezahlen wir alle mit dem Strom den wir tagsüber verbrauchen automatisch den Ausbau der Erneuerbaren mit. Hert erkämpfte Kompromisse jeden einzelnen Tag. Immer wieder der Versuch das Klima in allen Entscheidungsprozessen zu berücksichtigen. Und nach all den harten politischen Kämpfen stellst du dich hin und sagst: "Meh, ihr seht doch garnicht was der Klimawandel für eine Bedrohung darstellt!"
Hey, die stehen morgen auch alle wieder auf und versuchen für dich das Klima zu retten, ob du ihre Arbeit nun würdigen willst oder nicht. Aber anstatt einfach pauschal auf alle zu schimpfen, solltest du dir immerhin bewusst machen, dass im Zeitalter aufstrebender Rechtspopulisten die Existenz von klimafreundlichen Stimmen im politischen Prozess wieder zur Debatte steht. Und auch wenn du nicht direkt an der Diskussion beteiligt sein willst, dann nimm dir wenigstens dir Zeit und suche dir politische Parteien zu den Wahlen heraus, die möglichst klimafreundliche Ziele haben. Andernfalls bist du selbst fürs Klima bestenfalls irrelevant, wenn nicht gar am Ende mit für das Scheitern jeglicher Klimabemühungen verantwortlich. Und ja, das schreibe und meine ich so direkt. Kein Problem wenn du die Arbeit nicht direkt machen willst, aber dann hilf wenigstens denen die es an deiner Stelle versuchen.
Zitat:Wenn es nach mir ginge würden heute noch die Katastrophensirenen aufheulen.
Und dann? Ok, ist nur eine Metapher, aber um mal dabei zu bleiben: Sirenen bringen nur etwas, wenn alle wissen was sie zu tun haben.
Wo du aber normalerweise mit deinen Ideen endest, ist ein Ort an dem du nicht wieder gewählt wirst und dich maximal durch Einrichtung einer Militärdiktatur im Amt halten könntest. Ein Weg den du so also nicht gehen kannst, es sei denn du willst, dass danach ein paar Rechtspopulisten übernehmen, die den Klimawandel einfach komplett leugnen, was dein kleines Sirenenintermezzo dann nicht nur sinnlos, sondern gemessen an der Gesamtentwicklung sogar schädlich für das Weltklima macht.
Und bevor du wieder mit irgendeinem Spruch kommst, vor dir bräuchte man das ja nicht zu rechtfertigen, die Natur würde das letztlich schon selber strafen. Doch, man muss es vor dir rechtfertigen, weil du derjenige bist der sich offensichtlich frustriert Luft verschaffen will. You do care! Das Problem ist viel mehr, dass du die Erklärungen garnicht hören willst.
Und naja, natürlich wird das Weltklima sich im Zweifel schon schlimm genug entwickeln. Nach aktuellem Stand ist deine gewünschte gesellschaftliche Panikattacke aber nichts als Selbstmord und wird keine Anhänger finden, während der langsame Weg tatsächlich messbare Erfolge erzielt. Ich stimme dir ja voll zu, dass dies schneller gehen müsste, aber das kann man in Berlin, Wien, oder auch Brüssel nicht alleine entscheiden, weil zu viele Menschen direkt davon betroffen sind und um es einfach auszudrücken. Zu wenige Menschen haben ein direktes Interesse daran sich mit dem Weltklima persönlich zu befassen. Die verlangen dann auch alle, so wie du, dass die Politik es schon irgendwie leistet, aber ohne sie persönlich einzuschränken, nur dieses andere Zeug, was ja sowieso "keiner" braucht.