(03.02.2016)Knäuel schrieb: [ -> ]Ich versteh nicht, warum jedes "ich hab kein Interesse" gleich an der Selbstachtung und dem Selbstvertrauen knabbert.
Ne jetzt mal ehrlich, geht mir nicht unter die Schädelplatte.
"Hey du, darf ich mich dazu setzen?"
"Tschuldige, nein, ich sitz lieber allein."
"Ok geht klar"
- in einem Knäuel-Paralleluniversum : " Warum?! Was stimmt mit mir nicht?! Stink ich? Findet sie mich zu hässlich um mich in ihrem Umfeld zu ertragen? Vielleicht hab ich Mundgeruch. Ich bin so eklig! Ich sollte nie wieder vor die Tür gehen! Jemand der so dämlich und widerlich ist wie ich, sollte gar nicht leben! Suizid".
Oder aber halt... : "Ok. Geht klar". Weil das eben kein großes Ding ist. Egal aus welchem Grund die hypothetische Madame alleine bleiben wollen würde...
Zitat:Das ist ein großes Ding für Menschen wie mich. Es gibt immer ein Warum.
Und ja, es ist immer schwer sich das vorzustellen, aber es ist genauso wie du es beschrieben hast.
Ja und da kommen wir dann zu einem Punkt, den viele von den einsamen Herzchen hier bestreiten werden, der aber gar nicht mal so fern der Realität.
Menschen mit wenig Selbstbewusstsein glauben ständig, die Welt drehe sich nur um sie. Ich glaube das ist eine ganz spezielle Form des Narzismus, geprägt durch einen ganzen Haufen Symptomen.
Angefangen beim:
"I am the nice guy"-Syndrom. Der stete Glaube, man selber sei der Gute, während alle anderen Männchen, besonders die stärkere Konkurrenz (der jeder 3-Dimensionale, tiefere Charakter eh abgesprochen wird, sie sind schlicht nur "Arschloch"), einfach nur a) mit dem Schwanz denkt b) Frauen verletzen möchte c) eh so arrogant ist, dass sie 'nen Tritt in die Fresse aus Prinzip verdienen.
Lässt man den Nice Guy dann aber einmal zum Zuge kommen, reagiert er oftmals nicht einen Deut besser als der oft diffamierte Macho-Typ. Nein, sogar oftmals noch schlimmer.
Über das:
Morbus Snowflake.
Der einsame Typ hat Probleme. Gewaltige Probleme, denn er wird in seiner Schule gemobbt. Schlimm gemobbt. Dies verletzt den einsamen Typen so sehr, dass er sich zurück zieht, weiter vereinsamt, sich ein seltsames Ersatzleben zulegt und noch trauriger wird. Keiner mag ihn, keiner versteht ihn und vor allem: Nobody feels his pain. Diese soziale Paralyse kennen viele Teenager die verunsichert sind, doch Betroffene des Morbus Snowflake sind der festen Überzeugung: So schlimm wie sie, hat es keinen getroffen und jeder der behauptet "man kommt da raus, wenn man sich folgendermaßen verhält" hat ja keine Ahnung, denn bei den Kinderkackeproblemen des Ratgebenden kann sowas blödsinniges, einfaches vielleicht geholfen haben, aber die Seele des Einsamen ist schon restlos ausgehungert, das Schicksal geschmiedet und sein Fall aussichtslos!
Und zuletzt, eine Wahrnehmungsstörung der ganz besonderen Art, aka. "Der Superheld".
Die Unsichtbare Zielscheibe!
Viele der unter besagtem Forever-Alone-Narzismus leidenden Menschen haben nämlich offenbar eine paradoxe Fehlverschaltung in ihrem Synapsensalat, die immer dann munter hin und her springt, wenn es sich gerade eigentlich NICHT anbietet. Sie fühlen sich ungesehen, unbeachtet, ungeliebt - einfach unsichtbar und unbedeutend für die Welt, realisieren Unterstützung und Zuspruch als solchen nach einiger Zeit nicht mehr lassen positive Bestärkung unter den Tisch fallen und gerne geht es so weit, dass sie sich einreden "Sie seien den Menschen so egal, dass es doch auch keinen Unterschied macht, wenn sie weg wären".
Und dann - glockenklares Lachen, lokalisiert zwei Tischreihen hinter einem! Brünettes Mädchen, durchschnittlich hübsch, aber bestimmt hübsch genug um eine arrogante Bitch zu sein! Worüber hat sie gelacht? Ihr Blick streift den Forever-Alone und er ist sich sicher: Über ihn! Schlag ins Selbstwertgefühl. Miststück! Der Forever Alone weiß, dass er 10 Kilo verlieren muss, aber das ist kein Grund sich über ihn lustig zu machen. Wieder lacht sie und beugt sich zu ihrer Freundin am Tisch rüber tuschelt irgendwas. Gott können die gerade froh sein, dass unser Subjekt gerade keine Waffe bei hat. Das würde in einem Blutband enden, dass endlich mal allen zeigen würde, was er von ihnen hält.
Brünetti I nimmt derweil ihr Smartphone wieder vom Tisch, scrollt das lustige Katzenbild das sie ihrer Freundin gezeigt hat von ihrem Display und schaut noch einmal über die anderen Tische hinweg, ob die Toilette denn jetzt eeeendlich wieder frei ist.
Nein kleiner Forever Alone. Nicht alles dreht sich um dich. Nicht jeder will dir böses. Den meisten Fremden bist du tatsächlich schnurzegal und selbst wenn du es schaffst (so wie ich heute) vor einem süßen Typen aus dem Bus zu fallen (jap. Ich lag auf allen vieren, weil ich beim aussteigen das Gleichgewicht verloren habe), dann geißel dich nicht unnötig selbst, weil dies nicht den geringsten Einfluss auf dein weiteres Leben haben wird. Sie wird sich entweder a) Niemals länger als die nächsten 2 Minuten überhaupt daran erinnern, oder b) selbst wenn sie zuhause ankommt und ihrer kleinen Schwester erzählt "Ey, da ist gerade irgendein Depp im Bus auf die Fresse geflogen", dann bekommst du das nicht einmal in der entferntesten Weise mit und es wird dein weiteres Leben auch zukünftig nicht tangieren.
Also Mach. Dich. Mal. Locker!