Bronies.de

DHX hat sich hier keine Blöße gegeben und vor allem auf die allgegenwärtige Kritik der Bronies reagiert – und das sogar richtig. Vorhersehbarkeit kann man der Doppelfolge wirklich nicht anlasten. Statt dessen gibt es jede Menge Twists & Turns und eine scheinbar ausweglosere Situation als je zuvor. Man hat es auch vermieden, schon wieder einen neuen Schurken einzuführen, und statt dessen eine unpersönliche Bedrohung auf Equestria losgelassen, die die Mane Six obendrein auch nicht einfach mit den Elements of Harmony wegballern konnten (was man ja schon bei King Sombra vermieden hat).

Twilight Sparkle: Wer jetzt kommt mit "Mimimi, sie ist immer noch eine Alicorn-Prinzessin", will unbedingt darüber whinen und hat die Folge nicht open-minded gesehen. Ja, Twilight ist eine Prinzessin. Ja, Twilight ist ein Alicorn. Und ja, wenn man genau hinsieht, wächst sie so ganz allmählich in die Statur einer Alicorn-Prinzessin hinein, was für so manche Bronies wohl wieder Anlaß genug für einen handfesten Shitstorm sein dürfte. Gerechtfertigt? Mitnichten.

Denn Twilight ist zum einen nicht nur tief in ihrem Inneren noch derselbe Eierkopf und so verplant wie immer und zum anderen mit den Attributen "Prinzessin" und "Alicorn" im Sinne von "kann fliegen" heillos überfordert. Wann genau die Folge spielt, d. h. wie lange Magical Mystery Cure zurückliegt, wird nicht spezifiziert, aber sie beginnt in Canterlot. Möglicherweise waren die Mane Six noch nicht wieder in Ponyville, und Twilight trainiert daher noch nicht so lange. Aber so ganz hat sie die Fliegerei noch nicht unter Kontrolle, speziell Landungen nicht. Im Grunde hat sie ja noch nicht mal verinnerlicht, daß sie jetzt Flügel hat und (ansatzweise) fliegen kann.

Daß sie jetzt Prinzessin ist, ist bei ihr auch noch nicht Normalzustand geworden. Sie verneigt sich immer noch vor Celestia, obwohl sie das gar nicht mehr müßte (dabei spielt es keine Rolle, daß Celestia eigentlich nie wollte, daß sich ihre Untertanen vor ihr verneigen). Kurz darauf dann ihre spontane Machtübertragung. Sie ist jetzt das viertranghöchste Pony in Equestria, und die Nummer 1, 2 und 3 der Rangliste sind allesamt aus unterschiedlichen Gründen nicht verfügbar (Cadance schmeißt das Crystal Empire, als wenn die das immer noch nicht selbst können, und Celestia und Luna sind ja verschwunden), und somit, so teilen ihr die Palastwachen mit, ist sie jetzt die Herrscherin über Equestria. Von jetzt auf gleich. Nix mit Einlesen vorher.

Ihr fällt dann doch was ein, was sie den Palastwachen, die auf Befehle warten, auftragen kann – weitersuchen. Aber so ganz umgehen kann sie damit nicht. Zum Glück trägt die Folge nicht so dick auf, daß ohne Celestia und Luna Equestria in die Anarchie gestürzt wird, aber angesichts der sich ausbreitenden Pflanzen ist das auch gar nicht nötig, und für die Pflanzen kann Twilight nichts.

Wenn man sich das vor Augen führt, versteht man auch, warum Twilight aus dem Everfree Forest zurückkehrt – wenn sie weg ist, ist Equestria führungslos, noch dazu zu einer Zeit, wo die Ponys eine Herrscherin brauchen, an die sie sich mit den akuten Pflanzenproblemen wenden können (und sei es, um sich auszuheulen oder zumindest zu hoffen, daß die Prinzessin, welche auch immer, was unternehmen wird), und noch dazu Discord wieder frei rumläuft. Wenn ihr was zustößt, dann bleibt Equestria auch führungslos, es sei denn, jemand hold Cadance zurück, aber die ist noch weniger geeignet, Equestria zu regieren, als Twilight.

Die anderen Mane Six: Über die ist eigentlich alles gesagt. Sie sind wieder hervorragend in character geschrieben worden. Pinkie ist random wie gehabt, aber eben nicht nur. Rarity ist am Anfang absolut darauf erpicht, daß Prinzessin Twilight auch wirklich wie eine Prinzessin rüberkommt, und bringt das auf die ihr eigene hammy Art zum Ausdruck. Sie ist auch schon lange genug Einhorn, um ihr durchdrehendes Horn unter Kontrolle halten zu können – nach einer Panikattacke, natürlich. Die anderen vier hängen mittlerweile so lange mit ihr (mit Einhörnern im allgemeinen) rum, daß sie sie fragen, ob sie nicht gegen dieses Unkraut irgendwas gegenanzaubern könnte. Kann sie natürlich nicht. Applejack ist nicht nur weiterhin der Archetyp des Erdponys und versucht, mit ihrer Familie die Erfahrung von Erdponys mit Pflanzen gegen das schwarze Unkraut einzusetzen, sondern tritt ungewohnt weise auf.

Die Prinzessinnen: At their best, wirklich. Celestia wirkt ehrfürchtig gegenüber ihrer einstigen Schülerin. Schon bevor Twilight nach Ponyville kam, wußte Celestia, daß sie eine mächtige Zauberin sein könnte, aber jetzt ist Twilight schon sehr mächtig als Zauberin und obendrein selbst eine Alicorn-Prinzessin. Celestia weiß insgeheim, was noch aus Twilight werden wird. Sie ist seit Twilights Verwandlung nicht mehr nur ihre Lehrerin, sondern gleichermaßen ihre Schülerin, denn es ist die junge Twilight, die mit ihren Freundinnen loszieht und so einiges da draußen erlebt, während die alte, wenngleich nicht alternde Celestia fast nur zu diplomatischen Zwecken und anderen offiziellen Anlässen das Schloß verläßt, oder um Twilight in Ponyville zu besuchen. Was Twilight jetzt noch lernt, kann sie an die anderen Prinzessinnen weitergeben.

Der Grund, warum Celestia nach wie vor viel mehr Screentime hat als Luna, ist einfach der, daß sie es ist, die Twilights Lehrerin war und besonders mit den Mane Six verbunden ist. Luna kennt die sechs kaum, ihre Begegnungen mit ihnen waren nicht unbedingt immer so glücklich, und so besteht die Möglichkeit, daß sie insgeheim ein eher ambivalentes Verhältnis zu ihnen hat und sich immer noch etwas schwer tut, sie zu verstehen und so zu akzeptieren, wie sie sind.

Celestia zeigt sich auch wieder als die weise Prinzessin, die die Offensive meidet, solange es geht, und gütliche Lösungen bevorzugt, die in die Defensive gedrängt aber wahrlich nicht zu unterschätzen ist, ob sie nun sich selbst oder – was im Endeffekt immer der Fall ist – Equestria verteidigt.

Dem gegenüber steht Luna. Sie ist ja immer noch die jüngere von den beiden und zeigt sich wieder von ihrer impulsiven Seite. In der ersten Rückblende glaubt man als Zuschauer zunächst wirklich, daß Luna nun neidisch auf Twilight ist, weil sich alles um die dreht und sie selbst immer noch kaum beachtet wird, und sie nun Twilight und Celestia beseitigen will und wieder Nightmare Moon wurde – unter dem Einfluß des Pflanzenwachstums vermutlich, aber nicht ganz unglaubwürdig. Daß das eine Rückblende ist, erfährt man als Zuschauer erst zum selben Zeitpunkt wie Twilight.

Discord: Für Discord ist diese Doppelfolge die Redemption von der Redemption. Er ist immer noch ein Fiesling. Er liebt immer noch das Chaos. Er erweckt bei den Mane Six immer noch Mißtrauen. Aber zum einen bedeutet ihm seine Freundschaft mit Fluttershy und die eher einseitige mit den anderen Mane Six viel, auch wenn er das nicht offen zeigt. Und zum anderen kann man ihn so einiges nennen, aber nicht einen Lügner.


Absolut böse ist Discord nicht mehr. Das kann er sich nicht mehr leisten. Ein bißchen gut mitzuspielen und sich nicht mehr gegen die Prinzessinnen und vor allem die Mane Six zu stellen, ist allemal besser, als weiterhin das Chaos auszuleben, um dann zum dritten Mal in einem steinernen Gefängnis zu landen, denn das ist wirklich unangenehm. Aber er lotet immer noch gern die Grenzen aus, und er weiß, wie weit die gesteckt sind, solange er mit Fluttershy befreundet ist.

Andere Nebenfiguren: Big McIntosh gibt sich gewohnt einsilbig, ein bißchen unnötigerweise. Sweetie Belles Auftritt ist ein bißchen seltsam – eigentlich kann sie ihre Magie noch gar nicht einsetzen, aber trotzdem schaffen es diese Gewächse, die Kontrolle über ihr Horn zu übernehmen?

Die Elements of Harmony: Wie Perry schon sagte, es ist auf eine gewisse Weise zu begrüßen, daß die aus der Serie geschrieben wurden. Sie waren eine zu mächtige Universalwaffe gegen alles Mögliche und Unmögliche – so mächtig, daß die Mane Six in The Crystal Empire ohne sie in ebendieses geschickt wurden und das auch nicht mit dem Auftrag, Sombra selbst zu bekämpfen, sondern den Crystal Ponies zu helfen, Sombra zu besiegen.

Wenn man es genau betrachtet, hätten die Elements of Harmony sowieso wieder zurückkehren müssen in die Palastruine zum Tree of Elements. Der Everfree Forest hat sich ja allmählich ausgebreitet, nachdem Celestia und Luna sie entnommen hatten, Eigenmacht des Tree of Elements hin oder her. Ich jedenfalls glaube nicht, daß die Prinzessinnen ihren Palast in den Everfree Forest haben bauen lassen; das Territorium, wo der steht, war mal equestrianisch.

Was eventuell problematisch werden könnte, ist Discord. Wie gesagt, der läuft frei rum und liebt das Chaos wie bisher. Ihn haben bisher nur die Elements of Harmony besiegen können. Jetzt sind die nicht nur zurück im Tree of Elements, sondern Discord weiß das auch. Equestria hat also aktuell keinerlei Waffe gegen ihn, und es wird sich zeigen, ob es je wieder eine haben wird, denn was sich in dieser sechseckigen Schatulle befindet, weiß noch keiner.

Die Rückblenden: Highlights der Folge. Das ist das, worauf die Bronies schon seit drei Staffeln warten: die Vergangenheit der Prinzessinnen. Wir sehen mit eigenen Augen, wie es war, als Luna zu Nightmare Moon wurde, und wie Celestia sie bekämpft hat. Es war nicht der Everfree Forest, der den Palast halb zerstört hat, es war Nightmare Moon beim Versuch, Celestia abzuservieren.

Kurz darauf sehen wir dann, wie Celestia und Luna mit den Elements of Harmony Discord besiegen. Dieser lacht noch über ihren Versuch, gegen ihn einzuschreiten. Das übrigens erklärt zum einen Discords Pose am Anfang der zweiten Staffel und zum anderen seine Reaktion, als die Mane Six die Elements of Harmony gegen ihn einsetzen: Diese haben ihn schon einmal besiegt und versteinert, aber er muß plötzlich erkennen, daß diese sechs jungen Stuten aus dem Volk mit den Dingern tatsächlich umgehen können. Und er weiß, was ihm blüht: Versteinerung bei lebendigem Leibe auf unbestimmte Zeit.

Drittens sehen wir, woher Celestia und Luna die Elements of Harmony überhaupt haben: Sie haben sie dem nur schwer zu erreichenden Tree of Elements eigens entnommen, um Discord schlagen zu können. Das hat geklappt, und daraufhin haben sie sie im Palast eingelagert, um im Notfall schnelleren Zugriff zu haben.

Wie ich schon weiter oben sagte: Daß die erste Rückblende eine Rückblende ist, ist noch nicht mal von Anfang an klar. Es könnte eine Art "was-wäre-wenn" sein, es könnte ein Blick in Lunas Seele sein, dem einer in die von Celestia folgen möge. Es könnte aber auch, wie ich schon sagte, die Realität sein, denn um Twilight gibt es tatsächlich einen ziemlichen Rummel, während sich für Luna keiner interessiert. Gemeinerweise ist genau an diese Stelle der Cliffhanger gesetzt worden, ein bißchen wie im Pilotzweiteiler. Erst als Celestia die Elements of Harmony aus dem Palastboden ausfahren läßt, begreift Twilight und begreifen wir, daß das nur eine Rückblende ist. Nightmare Moon ist nicht zurückgekehrt, um Twilight zu vernichten, das ist Nightmare Moons originale Inkarnation von vor (vermutlich) 1002 Jahren, die Celestia vernichten will. Twilight selbst ist da eigentlich auch überhaupt nicht anwesend, denn wenn sie das wäre, würde sie die Vergangenheit manipulieren. Nein, die anderen Prinzessinnen interagieren auch gar nicht mit ihr, auch wenn das manchmal so scheint. Das ist eher das Erleben der Vergangenheit auf Charles-Dickens-Art; Zecora fungiert gegenüber Twilight eher wie eine Art Geist der vergangenen Weihnacht.

Was wir nicht erfahren, ist die Zeitspanne zwischen dem Sieg über Discord und dem über Nightmare Moon. Der über Discord liegt gegenüber "heute" "tausende Monde" zurück. Ich meine, bitte, Granny Smith ist schon locker über 1000 "Monde" alt.

Die Animation: Selbst da hat DHX eine Schippe mehr aufgelegt. Gut, im Falle der Elements of Harmony und des Crockodilly ist offensichtliche 3D-CGI wieder offensichtlich, aber mal ehrlich, in Flash à la Season 1 animiert hätte das kacke ausgesehen. Und nachdem zu Season 2 und 3 die Animation verfeinert wurde, gibt's jetzt neu Highlights.