Okay, lassen wir die Kirche mal im Dorf, was den Altenpfleger betrifft. Das Gehalt ist grundsätzlich nicht soooo übel. Man bekommt für Nachtschichten, Wochenenden und Feiertage in der Regel auch Zuschläge, die diese unüblichen Arbeitszeiten etwas ausgleichen. Ich bin die Erste, die zugibt, dass es ein schwerer Job ist (ich arbeite ja zum Glück selbst kaum in der Pflege), aber die Horrorszenarien von dauerhaften 50 Stunden Wochen und davon, dass ständig alle in Frührente gehen ohne, dass sie eine Altersvorsorge machen konnten, sind dann doch ein wenig übertrieben. Wer 50 Stunden arbeitet hat doch keine Zeit Geld auszugeben!
Das Problem sind die Teilzeitverträge, befristete Arbeitsverträge und andere schlechte Arbeitsbedingen (unter Anderem durch Unterbesetzung). Im Gegensatz zu namenhaften Konzernen (VW fällt mir da immer als Beispiel ein, weil eine Produktionshalle direkt neben meiner Ausbildungsstelle war) können sich Sozialeinrichtungen relativ wenig für ihre Mitarbeiter leisten. Gesundheitsfürsorge durch Seminare (Rückenschonendes Arbeiten) oder auch Massageangebote für Mitarbeiter mit Rückenbeschwerden sollte es in Pflegeeinrichtungen regelmäßig geben, gibt es aber oft nicht. Genauso sind die Einrichtungen nicht immer optimal ausgestattet was Dinge, wie Pflegebetten, Lifter usw. angeht, weil der Bewilligungsprozess bei den Krankenkassen ewig dauert. Das geht dann natürlich in die Rücken der Mitarbeiter.
Sollte man Alten- und Krankenpfleger besser bezahlen? Sicherlich. Wird das passieren? Vermutlich nicht. Pflegeeinrichtungen erwirtschaften keinen Gewinn. Sie sind durch den Staat finanziert (oder die Krankenkassen im Falle des Krankepflegers). Und die wollen gerade da sparen. Ich kenne das Prozedere in Altenheimen nun nicht, aber in der Behindertenhilfe muss alle zwei Jahre (in der Regel) nachgewiesen werden, dass die Person weiterhin in einer bestimmten Hilfebedarfsgruppe ist. Diese bestimmt dann die Menge an Geld, die die Einrichtung für seine Versorgung erhält. Bei Menschen mit schweren Behinderungen ist das schon etwas lächerlich, weil der bestimmt nicht plötzlich gesundet ist. Bei fitteren Leuten ist es schon schwieriger. Da wird dann teilweise hart um die Leistungsgruppe gekämpft. Bei Pflegestufen ist das sogar noch schlimmer, habe ich gehört. Und Einrichtungen dürfen natürlich keine roten Zahlen schreiben.
Nebensatz dazu: Es ist ulkig. Wenn wir unseren Leuten viel beibringen und ihren Hilfebedarf mit pädagogischer Arbeit verringern, bekommen wir weniger Geld für diese Leute. Schon paradox.
Ich persönlich tue mich sehr schwer mit Verhältnismäßigkeiten in Lohnbereichen. 2000-2300€ erscheinen mir auch zu wenig, wenn ich bedenke, dass ich das selbe als Einstiegsgehalt habe. Bei 30 Stunden in der Woche... Ich komme damit wunderbar zurecht, aber bei 40 Stunden ist das defintiv nicht verhältnismäßig. Ich habe auch schon 40 Stunden in der Pflege gearbeitet, ich weiß wie hart das ist.
Das nur als kleiner Exkurs dazu.