06.09.2019
Lord Zymix schrieb:YT: Charles Krüger und Gunnar Kaiser.
Ok. Das sind tatsächlich keine objektiven Quellen. Dann habe ich keine weiteren Fragen. Bei derartigen Informationskanälen ist es kein Wunder, dass du keine Ahnung hast.
Zitat:Und trotzdem sind es alles Sozialisten, die den Staat und ihre Macht ausbauen wollen solange bis es nicht mehr geht.
Ich hätte hier jetzt eigentlich schreiben wollen, dass dies das dümmste ist, was ich heute so gelesen habe. Ich habe allerdings Twitterkommentare zum Brexit gelesen und, wie gesagt, mein Verwunderung über deine realitätsfernen Ansichten ist der Erkenntnis gewichen, dass ich dir wohl einfach nicht zumuten kann eine differenzierte Meinung zu entwickeln, wenn du dich mit unseriösen Quellen vollpumpst.
Zitat:Komisch, sonst lese ich immer das Parteiprogramme (z.B. das der AfD) nichts aussagen.
Nicht von mir. Klar. Parteiprogramme sind keine tiefgreifenden Auseinandersetzungen, sondern Öffentlichkeitsarbeit. Aber wenn du dich mit den Themen sinnvoll auseinandersetzt, kannst du trotzdem eine Menge da heraus holen.
Zitat:Oder eher die Planwirtschaft funktioniert solange, bis ein "unerwartetes" Ereignis eintrifft.
Nein... Mit Planwirtschaft hat das erstmal nichts zu tun.
Das ist ein im Grundsatz ein Problem aller so genannten "Rentierstaaten", auch als "Renten-Ökonomien" bezeichnet und kann grundsätzlich jede Marktwirtschaft befallen, welche bestimmten Faktoren ausgesetzt ist. Ganz grob zusammengefasst beschreibt das Problem eine Volkswirtschaft, welche die eigene Modernisierung nahezu eingestellt hat und ihren Fokus stattdessen auf der Verknappung eines bestimmten Gutes aufbaut. Im Falle von Venezuela konnte Chavez sein System eine Weile durch die steigenden Ölpreise stabilisieren. Das hatte aber nichts mit irgendeinem "Plan" zu tun. Deregulierte Marktwirtschaften rennen in Dritte-Welt Staaten regelmäßig in solche Probleme, weil entweder politische und/oder wirtschaftliche Eliten die Ausbeutung von Ressourcen samt damit leicht verfügbarer Einnahmen einer Wirtschaftsentwicklung vorziehen (Typische Beispiele: Öl, Diamanten, Seltene Erden...), oder die Volkswirtschaft komplett von einem Internationalen Privatunternehmen/Konglomerat abhängig wird. (Die berühmten "Bananenrepubliken" Mittelamerikas, die wirtschaftlich auf die Zahlungen der "United Fruit Company" und der "Standard Fruit Company" angewiesen waren. "Chiquita" und "Dole", für die Bananenesser unter den Anwesenden ).
Es ist zwar logisch, dass du sofort zu Planwirtschaftskritik springst. Du machst es dir aber zu einfach.
Zitat:Gut gemeint ist nicht gleich gut. Man sollte grundsätzlich eine Liberale Politik fahren. Was ich aber sehe sind immer höhere Steuern, die Regulierung des Wohnungsmarktes, "Planwirtschaft" (extra in ") in der Energieerzeugung, eine staatliche Altersvorsorge die bröckelt etc.
Ich kann da jetzt sehr schwer auf alle Punkte eingehen, weil es sich grundsätzlich um komplexere Sachverhalte handelt als "man sollte liberal/sozial/grün/rechts/violett gestreift) arbeiten. Deshalb konzentriere ich mich auf einen grundsätzlichen Punkt der mir bei deinen Ausführungen auffällt.
Du magst Planwirtschaft in Anführungszeichen gesetzt haben, aber das hilft nicht, wenn du mit jedem Satz den du schreibst deutlich machst, dass du da nur versuchst ein billiges Alibi aufzubauen um nicht darauf festgenagelt zu werden, dass du ein mindestens polemisches, in jedem Fall aber völlig falsches Vokabular verwendest. Das liefert dir unter normalen Umständen dann die Möglichkeit deine eigene Weltanschauung verbal für dich selbst zu verstärken, vielleicht sogar zu verbreiten, aber immer zu sagen, dass du es doch nicht so gemeint hast, wenn man dich mit dem Blödsinn konfrontiert. So leicht lasse ich dich da allerdings nicht raus, weil mir derartige Spiele schlicht zu doof sind. Es wird mir gegenüber ziemlich deutlich, dass es in deinem Kopf unter vollständiger Missachtung der Realität aktuel nur "liberale" Politik auf der einen Seite gibt und eine "Linke Politik" der du alles negative unterstellst, weil du dich erfolgreich dafür selbst indoktriniert hast. Das Problem vor dem ich jetzt stehe ist allerdings folgendes: Ich bin jederzeit gerne bereit mit Menschen und auch mit dir über Politik und Wirtschaft zu reden. Schließlich wollen wir ja alle die bestmöglichen Antworten auf Probleme finden. Ich weis allerdings nicht wie das möglich sein soll, weil ich, um es ganz brutal ehrlich zu sagen, im Moment nicht davon ausgehe, dass du überhaupt zur kritischen Reflektion fähig bist. Wenn alles bei dir auf: "Sozialisten wollen den Staat und die Macht ausbauen bis es nicht mehr geht," rausläuft, dann gibt es da keine Diskussionsgrundlage.
Ok. Du hast also vermutlich das ein oder andere Buch von libertären Autoren gelesen. Toll. Bin stolz auf dich. Damit hast du schonmal mehr gemacht als die meisten. Jetzt siehst du dir noch dazu sehr einseitige Youtuber an, die vor allem eine Meinung, im Zweifel aber wenig Ahnung haben. Seien wir ehrlich. Das trifft auf die meisten Youtuber zu, ist für sich selbst genommen aber auch nichts schlechtes, so lange man es unter Kontrolle behält und seine Filterblase im Auge behält.
Aber dir sollte klar sein, dass es absolut keine Möglichkeit gibt dich über diese Leute über Grüne, Linke und SPD zu informieren. Bisher gehe ich, nach deiner Wortwahl und der Art wie du schreibst davon aus, dass du bisher nicht aus deiner eigenen Komfortzone in Sachen gesellschaftspolitischer Ideen gegangen bist und deine Informationen dazu ausschließlich aus der Szene bekommst, mit der du ohnehin schon einverstanden bist. Liege ich damit falsch?
Zitat:Ich sagte das ich es bis jetzt nur vom Staat kenne.
Und genau das ist das große Problem. Diese Informationen sind nicht schwer zu bekommen und ich habe ja noch nicht einmal einen echten Überblick geliefert. Das Forum hier kommt ja naturgemäß kaum über das erwähnen von Sachverhalten raus.
Du kennst Zwangsabgaben nur vom Staat. Linke Politik assoziierst du mit Staatsausbau. Zwangsabgaben willst du nicht, kommt also alles irgendwie in den Topf wo "Planwirtschaft" in verblassten Anführungszeichen drauf steht. Dann kommt die Information, dass es nicht so ist wie du sagst, aber ich habe bisher meine Zweifel, dass du wirklich darüber reflektierst was diese Gegeninformationen bedeuten. Stattdessen habe ich eher das Gefühl, dass du den Verweis auf deine Unkenntnis, oder eben deine Wortwahl oder Formulierung als Schild verwendest um dein Weltbild nicht mit störenden Gegeninformationen zu konfrontieren. Frei nach dem Motto: "Das habe ich doch in Anführungszeichen gesetzt Und außerdem habe ich nur aus meiner Erfahrung gesprochen, also bleib mir mit deinen Fakten vom Leib!"
Das ist gerade das was ankommt. Und nur zu deiner Information. Das ist nicht genug, wenn du daraus allgemeine Erkenntnisse über Gesellschaften gewinnen willst. Ich bin selber beispielsweise auch von meinen Eltern mishandelt worden. Das ändert nichts daran, dass ein Blick über meinen eigenen Tellerrand mir sehr schnell zeigt, dass Menschen leiden, wenn sie in den falschen Familien alleine gelassen werden. Statt diesem Beispiel kannst du alle möglichen sonstigen Probleme benennen. Nur weil du es bisher nicht selbst erfahren oder kennengelernt hast, bekommst du keinen politischen Freifahrtsschein dich dann eben auch nicht mit den entsprechenden Problemen auseinanderzusetzen.
Und selbstverständlich. Ich kann und will dir nicht verbieten radikale libertäre Positionen zu vertreten. Aber du solltest immerhin erklären können, warum die Probleme dieser Welt besser mit deinen Ideen gelöst werden können, als auf den angeblichen Sozialismus der Gegenseite hinzuweisen, bei dem ich schwer verwundert wäre wenn du überhaupt in der Lage wärest eine sinnvolle Sozialismuskritik anzubringen, die über Floskeln hinaus geht.
Zitat:Schön, das ich alle 4 Jahre mir aussuchen darf wer mich beherrschen darf.
Willkommen in der Realität. Wenn du das System nicht mehr willst in dem die Machthaber dem Volk und dem Gesetz gegenüber verantwortlich sind und du eine tatsächliche Entscheidung treffen kannst. Bitte. Aber mach dir nicht vor, du entkommst damit dem Zustand beherrscht zu werden. Wenn der Staat keine Demokratie ist, dann kannst du eben nicht mehr widersprechen und wenn der Staat zu schwach ist überhaupt handeln zu können, dann holt sich jemand anderes die Herrschaft über dich ohne vorher zu fragen. Gerne auch eines der von dir so geschätzten Privatunternehmen. (Ernsthaft, wenn du dich über staatliche Abgaben ärgerst, was glaubst du passiert wenn der Staat durch finanzielle Austrocknung und ideologisch motivierten Abbau so schwach geworden ist, dass er keine Arbeitnehmerstandards mehr umsetzen kann?)
Als kleines Beispielszenario. Chiquita hat in den letzten zehn Jahre in Kolumbien im Schnitt drei Cent pro Bananenkiste an die rechtsgerichteten Paramilitärs der AUC gezahlt. Die gleiche AUC, die von USA und EU als Terrororganisation geführt wird. Dafür hatte Chiquita dann einen Ansprechpartner um ihnen die ganzen nervigen Kleinbauern, Indios und sonstige "Störenfriede" aus dem Weg zu schaffen. Ist zwar nicht ganz auf dem gleichen Niveau, wie damals als sie ihren Einfluss genutzt haben um eine Militärintervention der USA nach Nicaragua zu organisieren, aber immerhin.
Das ist so eine der potentiellen Alternativen dazu, dass du "alle vier Jahre wählen darfst von wem du beherrscht wirst". Aber nagut. Ich mache mich mal für den Moment auf den Weg ins Bett. Genießt eure Bananensmopothies Leute. Bananen sind gesund. Zumindest für uns Endverbraucher.