(29.10.2020)BlackT0rnado schrieb: [ -> ] (29.10.2020)Meganium schrieb: [ -> ] (29.10.2020)Crash Override schrieb: [ -> ]Falsch. Die Bahn geht da bereits die Wege, bestimmte Strecken in NRW wieder zu reaktivieren. Und eben das sollte man da fördern.
Die Bahn ist aber auch ein profitorientiertes Unternehmen, welches seit 1994 (oder wann war die Privatisierung?) kontinuierlich sein Image verschlechtert. Keine Partei.
Und ein solches Unternehmen schaut sich erstmal Bahnstrecken an, und entscheidet auch über Kosten und Nutzen. Bahnstrecken, "die sich nicht lohnen" wieder zu reaktivieren (Was durchaus verständlich ist, man will ja schließlich die Bahnstrecke finanzieren) werden weniger oder keiner Beachtung geschenkt. Egal, ob die CDU, die Grünen oder eine Bahn-Partei (kein Unternehmen!) an der Macht steht.
Da muss ich Meggi beipflichten, die Fusionierung von DDR-Reichsbahn und Bundesbahn zu DB AG, war ein zwangsläufiger Schritt, da beides zuvor Staatsunternehmen waren, die nur noch rote Zahlen schrieben, man pumpte mehr Geld hinein (ca. 34 Milliarden Euro waren am Ende umgerechnet die Schulden), als das es was brachte.
Hier sehr gut nachzulesen: https://de.wikipedia.org/wiki/Bahnreform_(Deutschland)#Ausgangslage
Und ja, 1994 ist richtig.
Wenn man sich ansieht, welchen brutalen Schuldenberg seither allerdings die "Manager aus der freien Wirtschaft" für den DB-Konzern (welcher unverändert zu 100% im Staatsbesitz ist, auch wenn es eine AG ist) angehäuft haben... was genau ist dadurch nochmal besser geworden...? Die hat ja keiner gestoppt oder kontrolliert, gerade Mehdorn konnte ja tun und lassen, was er wollte. Busbetriebe in Großbritannien, LKW-Speditionen überall auf der Welt, alle möglichen Projekte in allen möglichen Ländern... der Betrieb der Eisenbahn in Deutschland war da fast schon Nebensache und wurde auch noch mit aller Gewalt "attraktiv für die Börse" getrimmt, allerdings nicht auf Nachhaltigkeit, schon gleich gar nicht aus Sicht der Eisenbahner, sondern nur auf kurzfristige Rendite. Thatcher und British Rails lassen grüßen. - Unstrittig ist, daß zwei Staatsbahnen in einem Staat Unsinn gewesen wären und zusammengeführt werden mußten; die "Privatisierung" war, und davon lasse ich mich auch nicht abbringen, aber der größte Fehler, der in Bezug auf die Eisenbahn überhaupt nur gemacht werden konnte.
Ging aber ja eigentlich um Reaktivierung stillgelegter Strecken. Naja, es steht nirgends, daß DB Netz ein Monopol auf Strecken hat. Will die Politik die Reaktivierung, steht es ihr frei, ein anderes Eisenbahninfrastrukturunternehmen damit zu beauftragen
Klar, auch dieses wird sagen "ohne Zuschüsse können wir das aber nicht". Und das ist die Nagelprobe für die Aussagen der Politik: will sie wirklich die Reaktivierung (oder auch Erhalt der bisherigen Strecke) und ist bereit, dafür als Teil der Daseinsvorsorge auch Geld zu investieren, oder ist es nur Bla-Bla, die üblichen Lippenbekenntnisse...?
DB Netz verabschiedet sich von Strecken, die sie unter den gegebenen politischen Rahmenbedingungen nicht mehr wirtschaftlich betreiben (d.h. instandhalten und den Betriebsablauf sicherstellen) kann, und wird ganz sicher nicht aus eigenem Antrieb heraus alte Strecken wiederbeleben. Nicht ganz umsonst fordert übrigens die GDL, u.a. DB Netz aus der Gewinnerzielungspflicht des Konzerns herauszunehmen und in eine gemeinnützige GmbH zu überführen
Ansonsten können das auch andere EIU, aber wie gesagt: ohne Moos nix los, da kann allerdings "die Bahn" (die es, wie im Link auch beschrieben wird, seit 1994 nicht mehr gibt) nichts dafür - das sind politische Rahmenbedingungen.
Beispiel für eine ex-Staatsbahn-Strecke, die jetzt von einem anderen EIU bewirtschaftet wird? Niederwiesa - Frankenberg (Sachs.) - Hainichen. DR, dann DB bis Ende der 90er, Netz wollte nicht mehr. Allerdings war politisch der Weiterbetrieb der Strecke gewünscht, also ging sie über auf die Regio Infra Sachsen. Mit Zuschüssen wurde die Strecke für 80 km/h ertüchtigt (vorher max. 60), komplett auf Zugleitbetrieb ZLB umgebaut und komplett durchgearbeitet. Heute fährt dort die Chemnitz-Bahn (ex CityBahn) im Stundentakt mit Vossloh City-Link, über Niederwiesa hinaus auf der Strecke der DB Netz bis Chemnitz Hbf, ab Chemnitz Hbf im Rahmen des "Chemnitzer Modells" weiter als Straßenbahn über Chemnitz Zentralhaltestelle bis Chemnitz Technopark; Verlängerung Richtung Hutholz ist in Planung. Siehe da. Und das, obwohl auf der Eisenbahnstrecke paar Jahre totale Ruhe war... aber es war politisch gewollt und entsprechend finanziert.
Zitat:Wenn man sich die gesamte Geschichte der Eisenbahn anschaut, fing es am Anfang auch nur als Prestigeprojekt der damaligen Königshäuser in Deutschland an (wer eine Bahn besaß galt als modern in der Industralisierung), bis Unternehmen einstiegen, bis zur Reichsgründung als staatsfinanzierte Bahn, wo es noch einen großen Geldgeber als solches gab.
Ui-ui-ui. Einspruch... aber heftig.
Tatsächlich wollten viele Städte in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts unbedingt eine Schienenanbindung, denn nur über die Schiene war damals schneller Reiseverkehr und leistungsfähiger Güterverkehr möglich. Die Gründe, warum man das wollte, waren vielfältig, aber ganz sicher nicht nur ein "Prestigeprojekt". Nicht gerade wenige Strecken wurden auch gar nicht von den Staatsbahnen gebaut, sondern von Konsortien, die von den anliegenden Städten und Betrieben finanziert wurden. - Daß spätestens ab dem 1. Weltkrieg kaum noch eine der Strecken durch sich inzwischen völlig veränderte Kostenstrukturen (sowohl Material als auch Betriebsstoffe als auch Personalkosten), die nicht auf die Preise umgelegt werden konnten, rentabel war, ist wahr, deshalb wurden sie von den jeweiligen Länderbahnen (Nachfolger der Staatsbahnen der Königshäuser, wie KPEV, KBEV, Kgl.Sächs.StaatsEsb.) übernommen - im Auftrag der Länder (mithin der Politik) als Teil der Daseinsvorsorge.
Reichsgründung: die war 1871, die Deutsche Reichsbahn Gesellschaft war der letzte Schritt der Bismarckschen Reichseinigung und fand erst, von ihm selbst nicht mehr erlebt, 1920 statt. Bis dahin gab es ursprünglich ein Gemisch aus -zig privaten Bahngesellschaften, sowohl welche, die lokalen Fürsten gehörten, als auch "freie" Betriebe (erwähnte Betreiberkonsortien); als erster Konzentrations- und Vereinheitlichungsprozeß waren die nächsten Stufen die Länderbahnen, und erst die wurden 1923 zur DRG zusammengefaßt, wobei es unverändert noch Privatbahnen gab, d.h. Betriebe, die von privaten Konsortien, meist auf eigene Rechnung, betrieben wurden (Beispiel für Crash: SWEG).
Die DRG war Teil der staatlichen Daseinsvorsorge, weil Mobilität und leistungsfähiger Güterverkehr eben schon damals als essentiell angesehen wurden. Tatsächlich wurde sie natürlich vom Reich finanziert, freilich auch nicht ganz uneigennützig: Eisenbahnen dienten nie nur zivilen Zwecken, sondern immer auch der schnellen Truppenverlegung im Kriegsfalle...
- und das ließ man sich früher bekanntlich fast beliebig viel kosten.
Uff, reicht vermutlich als kleiner Geschichts-Exkurs... zumindest für heute nacht
(30.10.2020)Magic Twilight schrieb: [ -> ]Und wenn ich sie [die Grünen] wähle?
Das ist dein gutes Recht; aber deshalb muß ich sie ja nicht auf einmal gut finden oder sie gar selber wählen
Zitat:Ich wollte eine gute Politik
Das wollen wir hier alle
Nur gehen eben die Meinungen darüber, was eine gute Politik ist, auseinander - das ist aber nichts Neues, sondern schon seit Jahrtausenden, mindestens seit der hellenischen Antike (überliefert), so
Zitat:Und was ist, wenn es die Koalition als 2. stärkste Kraft mit der FDP gibt?
Die Grünen sind sehr weltoffen. Die CDU/CSU kann dafür einpacken.
FDP geht auch klar. Hauptsache...
Ähm, wie soll deine Regierungskoaltion aussehen?
CDU/CSU + FDP? Hatten wir schon mehrmals... hat in der Bonner Republik auch meist recht gut funktioniert, mit der inzwischen absolut neoliberalen FDP der Gegenwart funktioniert es leider nicht mehr ("Der freie Markt wirds schon richten", nein, tut er eben leider nicht bzw. frißt er alle, die nicht ausreichend Finanzstärke mitbringen). Oder meinst du etwa... Grüne + FDP?
Na,
das will ich sehen, daß ausgerechnet
die zusammengehen
Feuer + Wasser wäre da als Vergleich noch geschmeichelt... ich nehme Wetten an, daß so eine Koalition 2021 nicht zustande kommt, schon, weil die Ansichten dieser beiden Parteien in wesentlichen Punkten fundamental verschieden sind, da finden sich nicht ausreichend Gemeinsamkeiten, um eine Koalition zu schmieden.