(05.02.2013)CharlesErnestBarron schrieb: [ -> ]Bezüglich der Frage ob das Christentum eine gute Kernmoral hat:
Je nach Härte der Auslegung möglicherweise gar nicht. Jesus Christus sei für unsere Sünden gestorben. Was Sünde ist und was nicht hat dabei eben jener Gott selbst festgelegt. Somit opfert er sich an sich selbst (Vater und Sohn sind Eins) und das besänftigt ihn irgendwie. Dabei sollte man Blutopfer generell als zutiefst unmoralisch verurteilen. Wie es dann auch noch möglich sein soll, dass dieser Gott unsere Sünden auf sich nimmt erschließt sich mir nicht. Wie soll das möglich sein? Und wo bleibt dann die Konsequenz? Irgendwie ist sündigen ja immer noch nicht OK, obwohl Jesus angeblich dieses ultimative Opfer gebracht hat. Eigentlich sollten wir in absoluter Anarchie leben dürfen und alles wäre OK. Gott (in Form von Jesus) nimmt das alles auf sich. Du musst nur daran glauben. Mit Logik kommen wir an dieser Stelle nicht weiter. Viele Gläubige - vor allem die Theologen - wissen das und arbeiten hart daran, durch mentale Gymnastik und rhetorische Sprachmittel und Verklärung vom Offensichtlichen abzulenken. Die Sinnfreiheit des Systems Sünde ist so evident, dass es mir Kopfschmerzen bereitet, wie man dies entweder theologisch hinfortlügen oder einfach nicht erkennnen kann.
Es sei denn man sagt, man glaube nicht an Sünde. Doch was ist dann mit der Geschichte von Jesus? Warum diese abscheuliche Kreuzigung? Wozu war das alles gut? Er hätte auch einfach ein "normaler" spiritueller Lehrer sein können und Liebe und Gemeinschaft predigen. Hat er aber nicht. Das Opfer steht im Mittelpunkt. Keine Lebensbejahende Philosophie.
Wenn Jesus erleuchtet war, dann hätte die Kreuzigung für ihn kein Leiden verursacht denn Spiritualität trennt Körper von Geist, so dass der Körper zu einem einfachen Objekt werden kann - zumindest laut Hawkins aussagen. Wenn man sich überlegt dass es indogene Völker gibt, die sich aufgrund ihres Glaubens lange Nadeln durch ihre Wangen usw. stecken, dann wird klar, dass Schmerz eine Interpretationssache ist, welche mit viel gesitiger Konsequenz neutralisiert werden kann. Jesus sah sich als Teil eines ganzen und war sich wohl der Botschaft seines 'Leidens' bewusst, so dass er seinen Körper für sein Ziel aufgeben konnte.
Die wahre Bestrafung erfahren die Menschen durch ihr (rückwirkendes) Unterbewusstsein und nicht durch Gott. Oftmals sogar so, dass sie das Bestraft sein nicht erkennen, weil der Zustand der Erlösung dessen, nicht bekannt ist. However, ich schätze mal dass sich die Menschen die da zusahen erstmals selbst vergeben konnten, weil sie glaubten die Sünde wäre von ihnen genommen. Im folgenden steigt deren Bewusstsein für die eigenen Fehler wodurch sie aufmerksamer dafür wurden. Weiters hebt das die Lebensqualität von vielen, vielen Menschen an, welche dachten dieser Wandel stamme von der Hand Gottes, obgleich sich in deren Unterbewusstsein lediglich ein Schalter umgelegt hatte. Jedoch ging die Botschaft um die Welt. Ich glaube, dass Jesus nicht viel anders war als Ghandi, welcher ebenfalls durch seine besondere Handlungsweise viel bewirkt hatte.
(05.02.2013)Ianus schrieb: [ -> ]Ich nehme mal an, du meinst die Freheit von menschlichen Schwächen...?
Ich glaube dir vollkommen, dass eine solche Einstellungen für manche Menschen "das Richtige" ist und sie nicht zwingend mit "Unvernunft" einhergeht.
Aber manche Menschen betrachten das Ganze eben aus der umgekehrten Perspektive. Ich betrachte Selbstreflexion, Vernunft und Empathie als Weg zu moralischem Handeln und lebe eher nach dem Prinzip, mich auf mein Inneres zu konzentrieren. Das hat nichts mit Eskapismus oder Isolation zu tun, sondern eher mit der Auffassung, dass das wahre Potenzial des Menschen nicht in einer Form der Transzendenz liegt.
Für eine solche Perspektive muss man weder Wissenschaftler noch Rationalist sein. Kennst du vielleicht die Grundzüge der Philosophie Schopenhauers? May contains Metaphsysik, aber der Gegensatz zu deinem Denken ist sehr interessant.
Ich weiß jetzt wirklich nicht worauf du mit diesem Absatz hinaus willst.
Irgendwie scheinst du dir selbst zu widersprechen, jedenfalls widerspricht der Absatz nicht grundlegend meiner Ansicht weswegen mir nicht ganz klar ist warum du schreibst anderer Meinung zu sein.
Spiritualismus geht ja genau den 'inneren' weg, was erst zu einer Transzendenz führen kann. Ich bitte dich den Absatz nochmal etwas klarer zu strukturieren.
(05.02.2013)Ianus schrieb: [ -> ]... du aber vielleicht doch nicht. Welche Denkweisen genau?
Erklär mir bitte, warum das nicht ein Widerspruch ist. Erst kritisierst du "Weltverbesserer", dann ist deine Sicht fast absolut notwendig?
Der fundamentale Unterschied zwischen Weltverbesserern und Spirituell fortgeschrittenen Menschen ist jener, dass Weltverbesserer in erster Linie versuchen die Umstände zu ändern, wenn sie diese nicht als perfekt oder schlecht erachten. Da sich vorherrschende Kollektive Umstände aus Milliarden von Faktoren zusammenfügen kann keine absolute Kontrolle über die Umstände gewonnen werden. Wenn man sowas versucht, dann ist das reine Utopie und von vorn herein zum scheitern verurteilt, weil jeder Mensch innerhalb dieses Konstruktes seinen eigenen Kopf durchsetzen will.
Kurz gesagt, lassen sich die Fehler anderer Menschen nicht unterdrücken oder ausmerzen. Es lassen sich hingegen eigene Fehler korrigieren, womit man den Ursprung aller Probleme direkt an der Quelle bekämpft. Wenn das jetzt Millionen von Menschen so machen, dann wird automatisch die daraus resultierende Gesellschaft optimalisiert.
Bisher sah es ja so aus, dass man aufgrund steigender Bevölkerung die Infrastruktur erweitert hat. Da wir uns in einem endlichen Raum mit endlichen Ressourcen befinden, funktioniert dieses Konzept nur bis zu einem gewissen Punkt. Danach muss man die Bedürfnisse der Menschen minimalisieren, was durch ein gesellschaftliches Kontrollsystem zu Unzufriedenheit und Widerstand führen wird, insofern diese Menschen nicht freiwillig anfangen ihre Denkweise effizienter zu gestalten und genügsamer zu sein. Das Gesetz kann natürlich nicht vorschreiben genügsam und zufrieden zu sein. Das ist ein Prozess der nur durch den jeweiligen Menschen selbst durchgeführt werden kann. Desshalb werden viele Menschen die freiwillig umdenken mehr erreichen als ein einziger, der diesen vorgibt, was sie zu tun haben und diese nur widerwillig auf die Aufforderung reagieren.
Es gibt im Endeffekt dann zwei Möglichkeiten: Entweder wir machen so weiter wie bisher und vertrauen darauf dass wenige Leute in der Politik die Welt retten oder jeder beginnt damit vor seiner eigenen Haustür zu kehren weil ihm bewusst wird dass er Teil eines Ganzen ist und dass er geringfügigen Einfluss darauf hat, den er so gut wie möglich nutzen muss.