Hier stören mich drei Dinge an Facebook.
Punkt 1. Letztens bin ich über dieses Bild gestolpert. Und um das ganze noch etwas zu versüßen: Dieses Bild stammt aus Facebook.
Das Groteske ist ja, dass man dieses Beispiel ja nicht nur auf Facebook anwenden kann, sondern auf so vielen Online-Plattformen, Foren, und anderem Zeugs. Über das unwichtige Gelaber wird stunden- und seitenlang diskutiert, während man bei informativen Wall-of-Texts, Herzausschüttungen, Analysen und Klartexten ohne halbe Wahrheiten noch nicht mal eine Himbeere verdient.
Weil diese Dinge setzen Denken voraus. Eine Tugend, die heutzutage anstrengend ist. Man ist zu faul, sich informative Texte durchzulesen oder sich über irgendetwas Gedanken zu machen. Dadurch entstehen keine bis sehr wenige tiefgründige Diskussionen.
Einmal habe ich versucht, eine tiefgründige Diskussion auf Facebook zu starten. Das Thema war, warum ich es für gerechtfertigt halte, wenn Busfahrer für einen höheren Lohn streiken. 96(!!) User mit ihren hiesigen Kommentaren hetzten gegen mich, was mir nur einfällt, den Streik mit ausgefallenen Fahrten zu rechtfertigen. Ihre Egozentrik hat ein groteskes, geradezu kotzendes Level erreicht, wenn ihre Kommentare gefallen sind. "
Ich habe zur Arbeit gefahren zu werden!", waren keine Seltenheit.
Ich habe gelernt, dass viele Leute, welche auf Facebook angemeldet sind, sich für etwas halten, einen Chaffeur und einen Butler für alles haben zu wollen, extrem oberflächlich sind und keinen Funken Verstand besitzen.
Und was ist mit den anderen, den wenigen, den informativen, Leuten auf Facebook? Die beachtet keiner. Oder sie werden mit Füßen getreten.
Der nächste Punkt, der mich bei Facebook ankotzt, ist der neue elektronische Penis. Ihr kennt ja die Schuhgrößenplatten in Schuhläden. Mit der man die Schuhgröße ermitteln kann. Sowas gibt es nun auch in elektronischer Form, und nennt sich "Freundesliste".
Wer auf Facebook weniger als 200 Freunde hat, gilt als sozial abgeschottet. Und wer auf Facebook mehr als 1 Millionen Freunde hat, gilt als Superstar, und wird genauso gehuldigt wie Pappnasen à la Miley Cyrus, Kim Kardashian, Bruno Mars und Glööckler.
Alles dazwischen ist der feuchte Traum jedes Teenagers zwischen 11 und 47 Jahre, welcher leicht erreicht werden kann, wenn man nur naiv genug ist. Man muss nur einen finden, der genauso blöd ist. Man schickt eine Freundesanfrage, der andere schickt sie zurück, und beide haben ihren E-Penis vergrößert. Obwohl sie sich noch nie gesehen haben.
Und den dritten Punkt, den ich ansprechen werde, möchte ich mit einer Gebrauchsanleitung starten. Hier eine genaue Anleitung, wie man Datenkraken als Haustiere hält:
- Man muss sie mit Aktivitäten füttern, siehe weiter unten.
- Man muss viel mit der Datenkrake spielen; sie muss sich an Personen gewöhnen und will ja einen auch kennenlernen.
- Wasser brauchen Datenkraken nicht. Sie entziehen ihre benötigte Flüssigkeit aus der Steckdose.
- Wenn die hauseigene Datenkrake stirbt, hat man gegen die Nutzungsbedingungen verstoßen.
- Freunde der Datenkrake sind Lobbyisten, Politiker, die Regierung, die Bild-Zeitung und natürlich Facebook, Google, Youtube, Tumblr und Skype.
- Feinde der Datenkrake sind Piraten, Satiriker, Ponys, Bayern 2, Gunter Sachs und das Kabarett. Niemals in die Nähe lassen! Sonst missbildet sich die Datenkrake oder stirbt sogar!
- Datenkraken kann man verkaufen. Allerdings wird nur ihr Fleisch (Aktivitäten, Nutzerdaten) und ihre Innereien (tmp-Dateien, Logs, Konfigurationseinstellungen) verkauft. Fleisch und Innereien werden mit Maschinen in handgerechten, CD-ähnlichen Scheiben verarbeitet, und zum Verkauf angeboten. Abnehmer sind Verbraucherzentralen, Callcenter und andere aktive Werbefirmen.
Die Regierung bekommt immer kostenlose Probierhäppchen serviert, wie man sie aus der Fleischtheke kennt. Schmeckt der Regierung das Häppchen, so bekommen sie gratis viele Probierhäppchen zugesendet.
Automatisch erhält der Benutzer ein neues Haustier.
Ich weiß, das alles ist ziemlich unlustig und hat euch nicht zum schmunzeln gebracht. Aber der Kernpunkt ist die Datenkrake Facebook. Ja, hier in Schwaben dürfen wir "einzig" steigern und "Krake" besitzt ein weibliches Substantiv, also heißt es "die Krake". Das dürfen die Leute im Pott nicht.
Jedenfalls sehe ich Datensammlerei, Ausspähungen und Volksspionage als ethisch nicht korrekt an. Ja, ich nenne die Affäre, die gerade um Edward Snowden kursiert, Volksspionage. Ganze Menschenmassen aus unterschiedlichsten Ländern werden kontrolliert, überwacht und ausspioniert.
Aber das ist eine Dimension zu hoch für Facebook, und bedient sich lieber den Daten, die man so schön an Werbeplattformen verkaufen kann. Datenschutz? Pah! Datensammeln ist der neue Datenschutz! Damit diese wertvollen Informationen auch nie verloren gehen, muss man diese besonders vertraulichen Daten schützen.
Denen interessiert es sicherlich, wenn Martina Zeschke Schuhgröße 39 hat, und sie total auf den Nachbarsimker abfährt, weil sie selbst ja einen Fetisch auf Imkerkleidung hat.
Aber hey, Martina Zeschke hat alles richtig gemacht. Sie hat Facebook und seine Firmenpolitik, welche man unter "Datenschutz" bei Facebook nachlesen kann, unterstützt.